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den Himmelsäquator im Frühling schneidet, so dass Tag und Nacht gleich sind, den ganzen Tierkreis rückläufig. Die Frühjahrssonne verweilt also in jedem der zwölf Tierkreisbilder über 2000 Jahre, wenn man eine genaue Einteilung des Tierkreises in zwölf gleiche Teile voraussetzt. Gleicherweise verhält es sich natürlich mit dem Frühjahrsvollmond. Die ältesten babylonischen Inschriften stellen den Mond an die Spitze der grossen Gestirngötter, er ist der Vater der Götter. Die Erinnerung an ein ursprüngliches Mondzeitalter ist auch geblieben, als der babylonische Marduk, der Gott der Frühjahrssonne, zum Götterherrn erhoben war. Das geschah in der Zeit des auf das Zwillingszeitalter folgenden Stierzeitalters, in welchem die Sonne im Zeichen des Stiers den Aequator durchschneidet, also bei der Frühlingstag- und Nachtgleiche im Bild des Stieres steht und mit dem Frühjahrsmond zusammentrifft. Das Stierzeitalter fällt in das 3. bis 1. Jahrtausend.

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Die Priesterweisheit verbindet nun die Beobachtung der Himmelserscheinungen mit dem täglichen Leben. Auf diesen Zusammenhang gehen die religiösen Lehren und die kultischen Vorschriften zurück. Von grösstem Interesse für das Verständnis ist eine Stelle bei Ptolemäus, welche den Schlüssel zu dem babylonischen Astralsystem gibt und die systematische Auffassung der inschriftlichen Nachrichten bestätigt. Ptolemäus schreibt in seinem Werke Ueber den Einfluss und den Charakter der Gestirne": was sich aus der Natur der Dinge begreifen lässt, kommt aus der Beobachtung der Konfiguration der verwandten Oerter. Zuerst beobachte man den Ort des Zodiakus, der dem vorgelegten Gegenstand verwandt oder angehörig ist (nach dem Grundsatz, dass die irdische Welt ein Abbild der himmlischen ist). Dann betrachte man die Gestirne, welche an seiner Stelle eine Macht oder Herrschaft besitzen (nach dem Grundsatz, dass die Gestirne in ihrem Lauf und ihren Konstellationen die Macht und den Willen der Götter offenbaren).

In erster Linie bezieht sich die Beobachtung auf den auch auf das Leben des einzelnen Menschen einwirkenden, Jahres- und Tageszeiten bestimmenden Lauf von Sonne und Mond. Auch die Venus ist, für den Orientalen zumal, von bestimmendem Einfluss, wenngleich mehr in ihrem Wechsel als Morgen- und Abendstern, als in ihrem Kreislauf. Für den Beduinen ist der Mond das herrschende Gestirn, wie für den Ackerbauer und Städtebewohner die Sonne. Das wird auch in der Entwicklung der babylonischen Religion und des babylonischen Pantheons eine Rolle gespielt haben. Mond und Sonne haben gleiche Beziehungen zum Tierkreis, deshalb kann von der Mond

gottheit dieselbe Vorstellung gelten, wie von der Sonnengottheit. Nur in ihrem Einfluss auf den Wechsel der Zeiten sind sie verschieden. Jährlich durchläuft die Sonne den Tierkreis in gleicher Weise wie der Mond in einem Monat. Die zwölf Tierkreisbilder sind die Sonnenhäuser und die Mondstationen, in welchen Sonne und Mond auf ihrer Wanderung ruhen. Die vier Punkte der Ekliptik, die beiden Sonnenwenden und die beiden Tag- und Nachtgleichen, sind die vier Weltecken. Der höchste Punkt heisst Nibiru'. Da die Hälfte des Tierkreises unterhalb des Himmelsäquators liegt, den der Tierkreis an zwei Stellen schneidet, so wohnt die Sonne eine Zeit des Jahres in der unteren Welt: 40 Tage nach der Vorstellung des astrologischen Systems, so lange sind die Plejaden unsichtbar; ein halbes Jahr nach dem Naturmythus von dem sterbenben und auferstehenden Tammuz. Zwölfmal im Jahre verschwindet der Mond (Neumond) in der Sonne, wenn er in seinem Monatslauf durch den Tierkreis mit der Sonne in einem Tierkreiszeichen zusammentrifft. Dann weilt der Mond in der Unterwelt, drei Tage lang. Ist das Zeichen der Frühjahrssonne, das Zeichen der Frühlingstag- und Nachtgleiche, zugleich das Zeichen, in welchem die Sonne ihren Siegeslauf in der oberen Welt antritt, nachdem sie die unter dem Himmelsäquator liegenden Tierkreisbilder durchlaufen hat, so ist das entgegengesetzt stehende Tierkreiszeichen der Herbsttag- und Nachtgleiche das Zeichen der Herrschaft des Mondes. Im Mondzeitalter gebührt dem Mond die herrschende Stellung am Nibiru; zu gleicher Zeit, wenn der Vollmond am Höchstpunkt der Ekliptik steht, ist die Sonne in Opposition am entgegengesetzten Tiefpunkt. Das Sonnenjahr beginnt im Frühling, das Mondjahr im Herbst. Ursprünglich wird der babylonische Jahresanfang im Herbst gewesen sein und mit dem Vollmond begonnen haben. Der Höhepunkt und der Tiefpunkt des Tierkreises bezeichnen auch den Höhepunkt und Tiefpunkt der Herrschaft der in ihnen verweilenden Gestirne. Je nach dem herrschenden Zeitalter gebührt der Höhepunkt, Nibiru, dem Mond oder der Sonne, umgekehrt der Tiefpunkt. Denn die Stellung am Nibiru bedeutet die Herrschaft über die himmlische und irdische Welt.

Die grossen Götter Sin, Samas und Istar, die in Mond, Sonne und Venus verkörpert sind, beherrschen den ganzen Tierkreis, den sie in Zyklen durchlaufen. Neben ihnen sind die vier übrigen Planeten

Nibiru heisst Pass. Es ist der Höhepunkt, den kein Planet überschreitet. Nach der Anschauung, welche den Nibirupunkt als kritischen Punkt für die nach seinem Ueberschreiten in die Unterwelt sinkenden Gestirne betrachtet (s. u)., wird er als Engpass vorgestellt.

Regenten des Tierkreises, in dem sie einem bestimmten Teil desselben zugeteilt werden nach den vier Jahreszeiten. Sie werden den vier Sonnengöttern gleichgesetzt, d. h. sie gelten als Offenbarungsstätten der Götter, denen nach ihrem besonderen Charakter die vier Weltpunkte (s. § 7), die vier bedeutenden Punkte des Tierkreises, gehören. Der Frühjahrssonnengott Marduk herrscht am Punkt der Frühjahrstagund Nachtgleiche, der Gott der verzehrenden glühenden Mittag- und Sommersonne Ninib beherrscht den Nibirupunkt, der Gott Nebo, der mit Marduk zusammen ein Zwillingspaar bildet wie Sonne und Mond, beherrscht als Herbstsonnengott den Punkt der Herbsttag- und Nachtgleiche, und der Unterwelts-, Pest- und Kriegsgott Nergal als Wintersonne den Tiefpunkt der Ekliptik. Der Planet Jupiter wird Marduk, Mars Ninib, Merkur Nebo und Saturn Nergal gleichgesetzt. Wie die Tageszeiten den Jahreszeiten entsprechen, so ist Marduk Morgensonne, Ninib Mittagsonne, Nebo Abendsonne, Nergal Nachtsonne. Diese Reihenfolge und Zusammengehörigkeit von Göttern und Planeten gilt für die Zeit der Herrschaft des Frühjahrssonnengottes Marduk im Stierzeitalter. Mit dem Systeme wechselt auch die Reihenfolge und die Beziehung der Planeten zu den Göttern, wie überhaupt die Rangordnung der grossen Götter. Ein besonders interessanter Fund aus Nippur ist eine merkwürdige Bestätigung des Astralsystems der alten Babylonier. Auf einer Tafel ist in einem Doppelkreis (Tierkreis) das Heptagramm eingezeichnet, wie es auch die mittelalterliche Astrologie zur Darstellung der sieben Planeten in einem Kreis verwandte. Und in den Omina, welchen astrologische Beobachtungen zu Grunde liegen, werden die vier Weltpunkte mit den Ziffern 1-4 bezeichnet und hervorgehoben.

Eine Fülle mythologischer Beziehungen und religiöser Vorstellungen ergibt sich aus der Verbindung des Astralsystems mit einer anf dem Wechsel der Jahreszeiten beruhenden Naturreligion, die in die älteste Zeit zurückreicht und die Grundzüge der westsemitischen Religionen bestimmt. Sonne, Mond und Venus als die grossen Regenten des Tierkreises bestimmen mit ihrem Auf- und Niedergang und in ihren Konstellationen die Tag- und Jahreszeiten. Damit hängt Aussaat, Wachstum und Ernte zusammen, Licht und Finsternis, Frost und Hitze, Leben und Tod. So offenbaren sich die Gestirngottheiten auch in den Naturkräften, im Aufleben und im Absterben der Welt. Der Zwiespalt des Naturlebens tritt auch in der Zwiespältigkeit der Natur der Astralgötter hervor. Die Himmelsgötter steigen zur Unterwelt hinab und die Unterweltsgötter steigen zum Himmel empor. Wie die blühende Erde unter Winter und Tod versinkt, so steigt aus dem

Grabe und aus der Unterwelt neues blühendes Leben auf. Die Götter der Unterwelt und des Verderbens werden zu Göttern der Fruchtbarkeit. Den Weltpunkten kommt im Natursystem eine andere Bedeutung zu als im Astralsystem. So wird der Nibirupunkt als Sommersonnenwende zu dem verhängnisvollen Punkte, von dem aus die Sonne allmählich der Unterwelt und die Natur dem Tode verfällt und der Tiefpunkt der Ekliptik als Wintersonnenwende der hoffnungsvolle Punkt, der auf das siegreiche Hervordringen der Sonne und auf das Wiedererwachen der Natur vorbereitet.

Wie die Vereinigung dieser beiden religiösen Betrachtungsweisen vom Kreislauf der Natur sich vollzogen hat, wird sich mit Sicherheit nicht entscheiden lassen (vgl. § 3), aber gerade die zwiespältige Anschauung von dem Nibirupunkt als dem Ort des himmlischen Regiments einerseits und als dem Todespunkt anderseits, wo man um den sterbenden Tammuz klagt, zeigt deutlich das Ineinandergreifen von zwei spezifisch verschiedenen Auffassungen, der astralen und der naturmythischen. Am innigsten ist die Verbindung von Astralreligion und Naturreligion in der Zwillingsvorstellung. Zunächst ist der Mond selbst der Zwilling und führt diesen Namen wie das ihm zugehörige Tierkreisbild. Der zunehmende und der abnehmende Mond sind in beständiger Flucht vor einander, sie begegnen sich nur, um sogleich wieder getrennt zu werden. Dann sind Sonne und Mond die Zwillinge, die getrennten oder feindlichen Brüder, die zwölfmal im Jahre in den zwölf Tierkreisbildern allmonatlich einander flüchtig begegnen. Das grosse Ereignis ist das Zusammentreffen von Sonne und Mond im Frühjahrsäquinoktialbild des Tierkreises und das Hervorgehen des von der Sonne drei Tage gehaltenen Mondes (Frühjahrsneumond) zum Frühjahrsvollmond. Herrscht der Mond am Nibirupunkt als Vollmond, so steht die Sonne in Opposition am Tiefpunkt und umgekehrt. In gleicher Weise sind Ninib und Nergal Zwillingsbrüder, die Sonne am Höhepunkt und am Tiefpunkt der Ekliptik.

Mit dem Astralsystem hängt aufs engste die Kalenderweisheit zusammen. Kalendersysteme gehören schon den ältesten Zeiten an. Ebenso liegt in der Astronomie der Ursprung der Mathematik in allen Zweigen. Religiöse Reformen sind zugleich Kalenderreformen. Wie der Sonnenlauf in der Ekliptik den Tageslauf und die Jahreszeiten herbeiführt, so hängt mit dem Lauf der Frühjahrssonne durch den Aequator, mit der Präzession des Aequinoktialpunktes auf dem Aequator, die Vorstellung von den Weltäonen zusammen. Die grosse Kunst und erstaunliche Weisheit der Kalenderwissenschaft war der Ausgleich zwischen Sonnen- und Mondjahr. Die mythologischen

Vorstellungen sind mit dem Astralsystem und der Kalenderwissenschaft unauflöslich verknüpft, wenn auch die Beziehungen bei dem noch mangelhaften Material nicht überall durchsichtig sind. Dass der Ursprung des Tierkreises, soweit unsere Kenntnis reicht, babylonisch ist, kann nicht mehr in Frage gestellt werden. Der astrologische Scharfsinn und die Beobachtungsgabe der sternkundigen Babylonier ist erstaunlich und der unwiderlegliche Beweis hoher Kultur. Doch darf die verblüffende Kunst der Beobachtung der Gestirne nicht dazu verleiten, die Fähigkeit wissenschaftlicher astronomischer Berechnung zu überschätzen.

7. Der Kosmos und das Pantheon.

Literatur siehe § 6.

Diodorus Siculus beschreibt die babylonische Vorstellung des Weltalls richtig: die Welt hat die Gestalt einer nach der unteren Seite ausgehöhlten, umgestülpten runden Barke. Die Höhlung gehört zum Reich Eas. Hier befindet sich auch die Unterwelt, das Totenreich. Das ganze Weltall wird vom Urmeer wie von einem Gürtel (oder einer Schlange) umgeben. Ueber dem Erdberg wölbt sich der Himmel, der durch den Himmelsozean von der oberirdischen Welt getrennt ist. Die Etanalegende gibt ein interessantes Bild davon, wie man sich das Erdreich als einen vom Ozean umströmten Länderberg dachte (s. § 23). Der Götterlehre und Astraltheologie entspricht die Dreiteilung: Himmel, Erde, Wassertiefe. Daneben besteht die vereinfachte volkstümliche Anschauung von Himmel, Erde und Unterwelt. Aber auch die Zweiteilung in Oberwelt und Unterwelt für Himmel und Erde ist bezeugt. Sie entspricht den beiden Jahreshälften. Die Sonnenwendpunkte, zwischen denen die Sonne im Jahreslauf hin- und herwandert, bezeichnen die Grenzpunkte der oberen und unteren Welt. Sie sind ein Hauptmoment in der kultischen Vorstellung aller Semiten; bei den Babyloniern werden sie vorgestellt in den beiden Spitzen des Weltund Länderbergs (Erde), den zwei Hauptsäulen der Tempel, bei den übrigen Semiten gleichfalls in den Tempeltorsäulen und in den paarweise aufgestellten Götterzeichen (Maşşeben). Es ist vorläufig aussichtslos, die ineinander übergehenden Vorstellungen zu einem völlig einheitlichen Weltbild zu vereinigen.

Der babylonischen Weltschöpfung liegt die Dreiteilung zu Grunde. Die drei grossen Weltregionen entsprechen einander. Das Erdbild ist eine in Einzelheiten dunkle Nachbildung des Himmelsbildes, wobei aber die der Beobachtung entsprechende Dreiteilung der sichtbaren Welt in Firmament, Erdoberes und unterirdische Welt als WasserChantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. I.

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