ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

tiefe, d. i. unterirdischer Ozean, aus dem die Quellen durch die Erdrinde durchbrechen, erst auf die himmlische Welt übertragen ist. Von Ninive heisst es, dass ihr Grundriss von Anbeginn mit der Schrift des Himmels gezeichnet war. Im Weltschöpfungsbericht werden die irdischen Heiligtümer nach den gleichnamigen kosmischen Heiligtümern der grossen Götter geschaffen.

Der Ausgangspunkt aller kosmologischen Vorstellungen sind nicht Spekulationen über die Gestalt der Erde, sondern astronomische Beobachtungen: der Tierkreis. Im Weltschöpfungsepos wird die Erde nach dem Muster des Himmels gebaut. Der Tierkreis ist das himmlische Erdreich, auf dem die Götter wandeln und sich den Menschen in den sieben grossen Gestirnen offenbaren. Er heisst Himmelsdamm. Der siebenstufige Tempelturm ist sein Abbild. In sieben Sphären oder Stufen, konzentrischen Kreisen, entsprechend den parallelen Sphären der grossen Gestirne, die in verschiedenen Entfernungen den Tierkreis durchlaufen, baut sich der Tierkreis als ein himmlischer Turm auf zu dem Himmel des höchsten Gottes, Anu, der im Lichtglanz des obersten Himmels thront, am himmlischen Nibirupunkt, d. i. am Nordpol des Himmels. Die sieben Stufen des himmlischen Turms heissen die sieben Weltenräume.

Die drei Weltenreiche gehören den drei grossen Göttern Anu, Bel und Ea. Anu beherrscht die himmlische Welt. Bel gehört das Erdreich. Ea wohnt in der Wassertiefe, dem apsu, der die Erde wie einen Gürtel umschliesst und unter der Erde strömt. Aber wie die Dreiteilung auf Himmel und Erde übertragen ist, so haben die grossen Götter auch da ihr Herrschaftsgebiet. Anu regiert als Göttervater im Himmel, der obersten himmlischen Welt über dem Tierkreis. Ea gehört der Himmelsozean zu, auf dem der Himmelspalast gebaut ist und den er umströmt. Bel ist der Herr des Tierkreises. Die Inschriften reden von Anu-, Bel- und Ea-Sternen. Der Tierkreis ist das himmlische Festland, der Himmelsdamm. Er wird auch als Götter- und Weltberg dargestellt wie die Erde als Länderberg. Dieser Götterberg hat zwei Spitzen. Sie stellen die Sonnenwende dar: der höchste Punkt, den die Sonne am Tierkreis erreicht, wird als ein Engpass gedacht, durch den die Sonne hindurch muss, denn es ist der Höhepunkt der siegreich aufsteigenden Sonne und zugleich der Wendepunkt, von dem aus sie der Unterwelt zuschreitet. Anderseits bilden die beiden Spitzen des Weltbergs die beiden Sonnenwendpunkte, den Nord- und Südpunkt des Tierkreises, ab. Am Fundament des Himmelsdammes, der auf dem Ozean gegründet ist, erhebt sich die Sonne und sinkt sie ins Meer; dort ist der Berg des Ostens und Westens, die beiden

Himmelstore, aus denen die Sonne aus- und eingeht, von Skorpionmenschen bewacht, die halb aus der unteren Welt hervorragen und den Lauf der Sonne beobachten. Im Innern des Weltbergs ist das Heiligtum des Himmels, der Versammlungsraum der Götter, in welchem alljährlich die Schicksale der Götter und Menschen bestimmt werden. Unter dem Götterberg befindet sich die Unterwelt.

Die Unterwelt ist nur ein Ort im Reiche Eas, dessen Gebiet den Himmelsozean einschliesst, die untere himmlische Welt. Auch die Gefilde der Seligen gehören in Eas Bereich, man gelangt dahin, wenn man die Wasser des Todes überschritten hat.

Der Tierkreis selbst wird wiederum unter den drei grossen Göttern verteilt. Es ist oft von dem Wege Anu, Bel und Eas die Rede. Anu gehört das nördliche Gebiet, Bel die eigentliche Ekliptik, Ea die Wasserregion des Tierkreises.

Anu, Bel und Ea sind die grosse Trias, welche im Weltall herrscht. Sie haben das Regiment des Tierkreises den drei Hauptgestirnen Sin, Šamaš und Ištar, Sonne, Mond und Venus überlassen. In den Göttergenealogien spielt dieser Vorgang eine grosse Rolle. Sie müssen aus dem Astralsystem und nicht aus gnostischen Vorstellungen von einer allmählichen Entstehung und Differenzierung der Götterwelt, von der sich auch Spuren finden, hergeleitet werden. Anu ist der Vater Bels und Ea ist Bels Sohn. Anu, der Göttervater, ist auch der Vater der drei grossen Gestirngötter Sin, Šamaš und Ištar. Sofern sie in dem Bereich des Tierkreises, also im Bereich Bels, ihre Herrschaft ausüben, sind sie Kinder Bels. Unter den grossen Gestirnen steht nach altbabylonischer Anschauung Sin, der Mondgott, an erster Stelle. Treten die Götter der grossen Trias zurück, so ist Sin der Vater der Götter und der Beherrscher des Himmels, und Šamaš und Ištar sind seine Kinder und Geschwister. Erwähnt sei, dass in der Götterreihe Sin, Šamaš und Ištar an Stelle der Venusgottheit oft der Wettergott Adad (Ramman) gestellt wird, was mit der Verschiedenheit der lokalen Kulte zusammenhängt.

Im Weltschöpfungsepos tritt die Verbindung von Kosmos und Pantheon deutlich hervor. Der Weltschöpfer Marduk hat das Chaosungeheuer getötet. Er spaltet es in zwei Teile und baut daraus den Kosmos. Er errichtet über dem Ozean den Himmelspalast mit dem siebenstufigen Tierkreis zur Wohnung für Anu, Bel und Ea. Er teilt den Tierkreis ein in Bilder und Abteilungen und errichtet den Standpunkt des Nibiru (als Endpunkt und Höhepunkt des siegreichen Sonnenlaufs). Dann heisst es: „Er öffnete Tore an beiden Seiten, machte einen festen Verschluss links und rechts." Darin findet A. JEREMIAS

die Festlegung der vier Weltpunkte, der Sonnenwenden und der Tagund Nachtgleichen. Im folgenden wird dann dem Monde seine Stellung gegeben und seine Bahn in den Phasen vom Neumond bis zum Neumond und sein Verhältnis zur Sonne angewiesen.

§ 8. Das babylonische Pantheon.

In der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends hat die Hammurabidynastie Nord- und Südbabylonien zu einem Reich geeinigt und Babel zur Weltmetropole erhoben. Mit der Einheit von Nord- und Südbabylonien ist das babylonische Pantheon einheitlich ausgestaltet worden. Der geschichtlichen Entwicklung entsprechend, welche mit der Erhebung Babels zur Hauptstadt endigt, wird das babylonische Göttersystem durch die Erhebung des Stadtgottes von Babel, Marduk, zum Herrn und König des Himmels und der Erde, der Götter und der Menschen gekrönt. An dieser Entwicklung hat ebenso die Staatenentwicklung und die politische Einigung der kleineren, religiös zentralisierten Landschaften, wie das babylonische Priestertum seinen Anteil. Wir können die Spuren der Entwicklung noch deutlich wahrnehmen, so an der Gestaltung des schon erwähnten Götterpantheons von Ur und Sirpurla, im Vergleich mit dem späteren Pantheon, an der Wanderung des Sinkults, an den Veränderungen in der Stellung Marduks unter den babylonischen Göttern. Es zeigen sich auch Spuren dieser Entwicklung in den verschiedenen Genealogien, die mit einer und derselben Gottheit verbunden werden, soweit sie nicht durch das Astralsystem begründet sind. Sie haben wohl ebenso oft ihren Grund in den lokalen Verhältnissen, wie in dem Wesen der betreffenden Gottheit gehabt. Aus dem staatlichen Wechselverkehr mag sich die nahe Verwandtschaft solcher Kulte, wie der von Agade und Uruk, erklären. Neben der offiziellen Religion der Priesterschaft und der babylonischen Monarchie werden die Lokalkulte in alter Kraft fortbestanden haben, so dass die betreffenden Städte ihren Stadtgott vor allen andern verehrten. Die nach Samarien verpflanzten Leute von Kutha bringen ihren Nergal dahin, und die Leute von Sepharwajim verbinden den Molochkult mit ihrem Sonnenkult. Anderseits wird aus der Stadtgeschichte von Babel besonders deutlich, welch nachdrücklichen und tiefgreifenden Einfluss die Priesterschaft auszuüben im stande war. Sie haben, nachdem der Frühlingspunkt in das Zeichen des Stiers vorgerückt war, ein neues Weltzeitalter inauguriert und die Erhebung Marduks zum obersten Gott für das ganze Staatsgebiet durchgesetzt in einer Zeit, wo die Rangordnung der Götter althergebracht war. Sie konnten ihren Lokalgott nicht mehr als Höchsten der Götter über alle setzen, aber sie

haben durch einen siegreich durchdringenden Kultus und eine Marduk verherrlichende, volkstümliche Mythologie ihn zum mächtigsten der Götter erhoben. Und Babylon ist bis in die neuchaldäische Zeit, auch in Zeiten des politischen Niedergangs, das anerkannte Kulturzentrum geblieben. Auch die assyrischen Weltherrscher krönen ihren Anspruch auf die Weltherrschaft damit, dass sie nach Babylon ziehen und die Hände Marduks ergreifen, um damit feierlich den Titel als König von Babylon anzunehmen. Der Götterkönig Marduk verleiht die Weltherrschaft.

Daneben bleiben die alten Kulte in hohem Ansehen, vor allem der Sinkult und Eakult. Obgleich seit der Vorherrschaft Babylons das Astralsystem nach dem Eintritt der Frühjahrssonne in das Zeichen des Stieres orientiert ist, bleibt doch bis in späte Zeit bezüglich der Identifikation der Götter mit Gestirnen und ihre Verteilung im Weltall ein beständiges Schwanken zu bemerken. Es kann nicht immer aus dem Wechsel der Weltzeitalter befriedigend erklärt werden, bei welchem selbstverständlich die Stellung der grossen Götter im Kosmos sich ändert. Eine der verschiedenen Rangordnungen der sieben grossen Götter und zwar nicht eine der inschriftlich bezeugten, hat sich bis auf unsere Zeit in den Namen unserer Wochentage vererbt: Šamaš die Sonne, Sin der Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn. Deutlicher noch treten die Beziehungen bei den französischen Namen der Wochentage hervor. Die Rangordnung der babylonischen Götter wird auch dadurch in gelehrten Priesterschulen festgestellt, dass die zwölf grossen Götter mit einer bestimmten Zahl bezeichnet werden. Ueber die Weltbildung und Weltordnung sind die Anschauungen nicht einheitlich. Marduk ist nicht allein im Besitz der Schicksalstafeln, welche die entscheidenden Insignien der göttlichen Königswürde sind. Er ist auch nicht der einzige Menschenschöpfer. Die Anerkennung der babylonischen Vorherrschaft und des künstlich geschaffenen Systems einer Marduk verherrlichenden Theologie hat ältere Vorstellungen nicht überwinden können. Ebensowenig ist die babylonische Mythenbildung z. B. in Bezug auf Weltschöpfung und Sintflut allgemein herrschend gewesen.

Neben dem legitimen Kultus hat sich in ungeminderter Kraft der Dämonenglaube erhalten. Schon Gudea eifert vergeblich gegen die mantischen Gebräuche. Die vielen liturgischen Stücke, welche Beschwörungszwecken dienen, sind weitaus zahlreicher als die übrige kultische Literatur. Dämonen- und Zauberglaube hat das Leben in seinen verschiedensten Erscheinungen beherrscht.

Von der Chaldäerbewegung um 1100 an werden die Quellen für die babylonische Religion recht spärlich. Einigen Ersatz bieten die assy

rischen Inschriften. Das Pantheon ist im grossen und ganzen unverändert geblieben. Aber je weiter wir in der Geschichte vordringen, um so mehr macht sich neben einer ins Ungemessene gehenden Erweiterung der Vielgötterei ein gesteigerter monarchischer Zug in der babylonischen Religion geltend. Er ist ebenso durch die liturgischen Bestandteile wie durch historische Dokumente bezeugt: es zeigt sich das Bestreben, das Pantheon monarchisch zu krönen. Was in Assyrien von vornherein durch die Staatsform gegeben war, die Suprematie des einen Gottes (Aššur), das ergibt sich bei den Babyloniern aus religiösen Erwägungen. Die Inkantationen lassen das ganze Pantheon mit seinen Unterscheidungen unbeachtet. Die andern Götter treten gewissermassen ausserhalb des Gesichtskreises des Dichters. Die angerufene Gottheit erscheint durch keine andere Macht in ihrer Machtentfaltung beschränkt, wenngleich die Genealogie derselben angegeben ist. Alle nur erdenklichen höchsten Attribute werden ihr zuerteilt. Keine andere Stadt, kein anderer Tempel ist so herrlich wie die Kultstätte des gepriesenen Gottes. Himmel und Erde und alle, die darin oder darunter wohnen, dienen dem Willen des Einen. Neben dem Herrschernamen wird deshalb der Schöpfertitel ihm zuerkannt, ebenso das Gericht, das Šamaš gebührt, und die Schicksalsbestimmung, die höchste Ehre Marduks. Wer ist im Himmel erhaben du allein bist erhaben, wer ist auf Erden erhaben, — du allein bist erhaben", mit diesen Worten oder in diesem Sinne schliessen gern die Hymnen. Dahin gehört auch die Tatsache, die aus den assyrischen Königsinschriften hervorgeht, dass in verschiedenen Perioden verschiedene Gottheiten ganz besonders Gegenstand der Verehrung waren. Eine Götterliste aus neubabylonischer Zeit enthält u. a. folgende Gleichungen für die sieben grossen Götter, bei welcher die Trias der Tierkreisregenten Sin, Samas, Adad (Ramman) steht und die vier Weltpunkte an Ninib und Nergal, Bel (für Marduk, den die Götterliste verherrlicht) und Nebo in Gegenpaaren verteilt sind:

Ninib ist Marduk der Kraft,

Nergal ist Marduk des Kampfes,

Bel ist Marduk der Herrschaft und des Regiments,

Nebo ist Marduk des Geschäfts (?),

Sin ist Marduk als Erleuchter der Nacht,

Šamaš ist Marduk des Rechts,

Ramman ist Marduk des Regens.

Hier sind auf den Götterkönig Marduk alle Funktionen der andern Hauptgötter übertragen, wenn auch nicht in der Wendung: Marduk ist Ninib der Kraft u. s. f. Marduk beherrscht den ganzen Kosmos als

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »