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mystischer Gefühle verstärkte Macht zu einer Art Schreckensherrschaft missbrauchten, die dann zu ihrer eigenen Zersetzung führen musste, indem die Häuptlinge und Könige an die Spitze der Gesellschaften traten, was auch wohl äusserlich insofern hervortrat, als ihre betreffenden Beamten dann altem Herkommen zufolge maskiert blieben. Auch die Kunst hat daraus reiche Anregungen erhalten, was schon durch die Aufzüge und Tänze nahegelegt war; die Schauspielmasken bei den Festen und Aufführungen sind auf diesem Untergrund erwachsen, ja es finden sich auch wohl innerhalb der Genossenschaften förmliche Spassmacher und öffentliche Tänzer, die um den Beifall des Publikums buhlen.

Südafrika bewohnen die Hottentotten (Koikoi), die Kaffern (Kâtir, ein Wort der arabischen Händler für Ungläubige, der eigentliche Name ist Bantu) und die überall gehetzten und stark verkümmerten Buschmänner (Saan). Bei den Hottentotten sind nur wenige religiösmythische Anschauungen konstatiert, vieles ist mit christlichen Vorstellungen versetzt und deshalb ethnologisch wertlos. Ein vielgefeierter Nationalheld ist Heitsi-Eibip, ein mächtiger Zauberer, der in immer neuer Gestalt wiederauflebte. Daher gibt es viele Gräber von ihm, auf die die Eingeborenen Steine werfen, indem sie dabei seinen Namen aussprechen. Im Anschluss daran wird, wie RATZEL berichtet, folgende Sage erzählt: „Im Anfang waren zwei. Der eine hatte eine grosse Grube in die Erde gemacht, sass dabei und befahl den Vorübergehenden, einen Stein an seine Stirn zu schleudern. Der Stein jedoch sprang zurück und tötete den Werfer, so dass er in die Grube fiel. Der andere aber, dem erzählt wurde, dass auf diese Weise viele Menschen umkämen, kam zu seinem Doppelgänger, schleuderte aber nicht den Stein, sondern lenkte die Aufmerksamkeit des Zauberers auf etwas, das seitwärts lag. Da schlug er jenen, dass er starb und in seine eigene Grube fiel. So ward Friede und die Menschen wurden glücklich. Wer verkennt hier, setzt der Berichterstatter hinzu, den tiefen Grundzug der Uebereinstimmung mit Oedipus und Siegfried, dem Drachentöter, sowie mit ähnlichen Figuren auf Fidschi und in Indien?" (Völkerkunde I 706.) Neben diesem kommt noch eine andere Gottheit vor, Tsui-Goap, Wundknie, der an den lahmen Vulkan, polynesisch Maui, erinnern könnte. Sodann wird der Neumond mit besonderen Tänzen gefeiert, während der Mondfinsternis werden Klagelieder angestimmt; ob aber ein eigentlicher Mondkultus besteht, ist noch zweifelhaft.

Mit der Ahnenverehrung ist natürlich Geisterglaube verbunden, Gespensterfurcht ist sehr verbreitet; endlich finden sich manche Züge von Tier- und Menschenverwandlungen, die stark an die entsprechen

den Werwolfssagen erinnern. Die Priester spielen als Zauberer begreiflicherweise eine sehr bedeutende Rolle, ganz besonders als Regenbeschwörer. Bei den Betschuanen (einem Kaffernstamm) heisst es: Modimo (auch Morimo oder Molimo), Gott, wohnt in einer Höhle, nach Nordosten gelegen, woraus alle Tiere hervorgegangen sind; es waren die Berge und Felsen damals noch weich, darum sind die Fussstapfen der Tiere in den Felsen bei jener Höhle zu sehen bis auf den heutigen Tag. Und in der Tat wurde einem Reisenden eine solche Höhle in Transvaal am Mooifluss gezeigt. Oder es heisst, Gott wohnt unter der Erde und hat nur ein Bein, was an den oben erwähnten Gott TsuiGoap der Hottentotten erinnert. Die Damara (ein südwestafrikanischer Stamm) wissen von der Erfindung des Feuers zu erzählen, wodurch die wilden Tiere erschreckt wären, während die Haustiere in der Gesellschaft der Menschen geblieben seien; auch sollen bei ihnen Jungfrauen das heilige Feuer hüten. Die Zulu erzählen von Ukulunkulu, dem Uralten oder Grössten, der die Menschen aus Morast geschaffen habe, woraus er selbst am Anfang der Dinge hervorgekommen. Er rief: Es kommen Menschen hervor. Da kamen hervor alle Dinge, Hunde und Vieh, Heuschrecken und Bäume, Gras und Korn. Er schenkte dem Menschen Schutzgeister, Zauberer und Arzneien, verbot, dass die Geschwister sich heirateten und setzte Könige ein. Will man die Kinder entfernen, so heisst es: Geht und ruft den Ukulunkulu und bittet ihn, dass er euch schöne Sachen gebe.

In verschiedener Fassung existiert in Südafrika eine Sage über den Ursprung des Todes. Bei den Hottentotten ist es der Mond, der den Hasen als Boten zum Menschen schickt mit dem Auftrage: Wie ich sterbe und wieder lebe, so wirst auch du (Mensch) sterben und wieder leben. Der Hase richtete aber seine Botschaft schlecht aus: Wie der Mond sterbe, so werde auch der (Mensch) sterben und nicht wiederkommen. Die Zulu berichten: Ukulunkulu sandte den Chamäleon zum Menschen mit der Botschaft, der Mensch werde nicht sterben; das Tier zögerte aber unterwegs, und unterdessen hatte der Gott seine Meinung geändert und den Salamander nachgeschickt, um dem Menschen den Tod anzukündigen. Da der letzte Bote schneller war, so trat von jetzt an der Tod in seine Rechte. Auch bei den verkümmerten Buschmännern finden wir religiöse Vorstellungen, ja deutliche Spuren von der Verehrung der Himmelskörper, wie BLEEK versichert, nur alles trümmerhaft, unzusammenhängend. Besonders entwickelt sind bei ihnen die Tiermythen.

Nicht selten lässt sich, was sehr bedeutsam ist, der Gegensatz einer grossen, mächtigen Gottheit, die als Weltherrscherin betrachtet

wird, und niederer Geister beobachten, an die sich der gemeine Mann wendet. Jene, unter verschiedenen Namen bekannt, Ukulunkulu, Nyankupong, Njambe usw., kann sich eben nicht um die gewöhnlichen Sorgen des Menschen bekümmern er wohnt zu weit weg, wie es häufig heisst, dafür treten dann die kleineren Götter ein. So bei den Mambunda (Sambesi-Becken), wo geradezu der Glaube an ein unsichtbares, allwissendes Wesen herrscht, das genau das Tun und Treiben der Menschen beaufsichtigt; stirbt jemand, so hat es Njambe aus der Mitte der Seinigen genommen. Beim Aussprechen dieses Namens (das nur selten geschieht, meist wird dafür ein Ersatzwort verwendet) erheben die Eingeborenen die Augen zum Himmel oder weisen mit den Händen nach oben. Die Bafiote (an der südlichen Guineaküste) glauben ebenfalls an einen guten Gott, der die Welt und die Menschen erschaffen und das Böse bekämpft. Dieser höchste Gott, bald als Schöpfer und Aeltester oder Urahn, bald als Glück oder Schicksal gedeutet, wird auch als Himmel oder Sonne gefasst. Bisweilen wird seine Schöpfungstätigkeit ganz abstrakt gefasst, so bei den Dinka (weisser Nil) im folgenden Lied:

Am Tage, als Gott alle Dinge schuf, | Schuf er die Sonne,

Und die Sonne geht auf und unter und kehrt wieder; | Schuf er den Mond,
Und der Mond geht auf und unter und kehrt wieder; | Schuf er die
Sterne,

Und die Sterne gehen auf und unter und kehren wieder; | Schuf er die
Menschen,

Und der Mensch kommt hervor, geht in die Erde und kehrt nicht wieder. Bei den Hereró (Bantuvölker) gibt es einen Gott Mukuru, der Uralte, dessen Grab sogar an verschiedenen Orten gezeigt wird; auf ihn werden alle abergläubischen Einrichtungen und Gebräuche zurückgeführt, er sendet Regen und Sonnenschein. Der Mawu der Eweer ist der Allesüberwindende, von ihm ist alles Materielle beseelt, er hat die Regierung der Welt den niederen Geistern übergeben, unter ihm stehen der Himmel als Segenspender, der Blitz und Donner als Vollstrecker göttlicher Gerichte. Die Odschi (Sudan) denken sich Gott als im Himmel wohnend, schreiben ihm die Schöpfung der Welt zu, auch die Naturerscheinungen, wie Donner, Blitz, Regen usw., legen ihm auch zuweilen höhere Eigenschaften bei, wie Güte, Allwissenheit und Allgegenwart, denken ihn aber sonst ausser aller unmittelbaren Beziehung zur Wirklichkeit, indem er diese eben den niederen Geistern (Bossom) überlassen hat und sich um die gewöhnlichen Angelegenheiten der Menschen nicht kümmert. Als Vermittler zwischen der eigentlichen Gottheit und den Menschen dienen meist die Seelen der Verstorbenen, und deshalb wird ihnen durchweg eine sogar ab und zu

ins Grauenhafte gesteigerte Verehrung gewidmet (so sind die bekannten. Massenschlächtereien in Dahomeh schliesslich auf diesem Grunde erwachsen). So fürchten die sonst so fortgeschrittenen Waganda (am Ukerewesee) einen Geist Mukusa, der wie ein Neptun über den See herrscht. Ab und zu verkörpert er in sich irgend eine Persönlichkeit, die in gefährlichen Krisen die Zukunft enthüllt und so einen weitreichenden Einfluss auf das ganze soziale Leben ausübt. Die Wanyika (Nordostafrika) sind sonst sehr skeptisch, indem sie aus der Unsichtbarkeit Gottes folgern, es gebe keinen, aber um so eifriger sind sie der Zauberei ergeben, wobei die Koma (Schatten der Verstorbenen) die Vermittler zwischen dem höchsten Wesen (Mulungu) und den Menschen abgeben.

Nicht minder verbreitet ist der Tierkultus, da eben die Gottheit in den sichtbaren Geschöpfen sich verkörpert; Schlangen, Elefanten, Leoparde, Krokodile, Affen u. a. gehören dahin. Nur unter sühnenden Zeremonien darf ein solches geheiligtes Tier erlegt werden, jedenfalls aber nicht von einem Europäer. Endlich kann man auch in Afrika (wie z. B. in Hawaii) eine eigentümliche Seelentheorie beobachten, nach der der Seele eine Präexistenz zukommt; bei der Geburt geht nur ein Teil derselben in den Körper des Menschen über, der andere begleitet ihn als Schutzgeist durch sein Erdenwallen. Bei den Eweern findet sich eine an die bekannte griechische Sage erinnernde Vorstellung, dass die Gottheit Mawu in dem Seelenlande (Nodsi) die ursprünglich doppeltgeschlechtliche Seele teilt und nur die eine Hälfte auf die Erde sendet, so dass sich diese nach der früheren Einheit zurücksehnt. Die Seele des Menschen ist überhaupt, ehe sie leibliche Form angenommen, ein Geist gewesen, und wie die ganze Welt von Geistern angefüllt ist, so hat auch jeder Mensch wieder seinen eigenen Schutzgeist; beim Tode wird die abgeschiedene Seele wiederum zum Geist (Noli), der dann auch als Gespenst umgehen oder in Neugeborene fahren kann.

Wir können diese Darstellung, die, wie bereits bemerkt, nur spärliche Umrisse zu geben vermag (schon bei der Lückenhaftigkeit der Quellen), nicht schliessen, ohne mit einigen Worten auf die neueste und sorgfältigste Orientierung über die afrikanische Mythologie und Kultus hinzuweisen, die wir L. FROBENIUS verdanken (Die Weltanschauung der Naturvölker, Weimar 1898, und das grössere Werk: Der Ursprung der afrikanischen Kulturen, Berlin 1898). FROBENIUS kommt nach einer genauen psychologischen Prüfung des Materials zu dem Schluss, dass (von ganz geringen Ausnahmen abgesehen, so z. B. bei den Yoruba an der Westküste der Sonnengott Shango) die meisten

Mythen den Ahnenkult betreffen, oder, wie er sich ausdrückt, manistisch sind, hervorgerufen durch das für jeden Naturmenschen völlig unverständliche Rätsel des Todes als eines notwendigen Naturergebnisses. Damit hängt auch das Fehlen einer grossen Naturidee, etwa der solaren, wie sie in der arischen oder in der polynesischen Mythologie wirkungsvoll, fast dramatisch exponiert, hervortritt, zusammen, dafür herrscht das wild wuchernde Gestrüpp der sog. niederen Mythologie, die eben in der Hauptsache durch Zauberei bedingt ist. Diese Ahnenverehrung wächst dann ganz von selbst zu der oben geschilderten Tierverehrung (die sich im indianischen Totemismus ganz besonders scharf zugespitzt hat) aus, wo alle Familien bestimmte Tiernamen tragen, die Tiere Verkörperungen der Vorfahren sind, Schutzgeister des Hauses usw. Ausser den schon früher angeführten Tieren nehmen noch die Spinne und Eidechse eine besonders bevorzugte Stellung ein, sie werden kosmogonisch wohl verwertet als Schöpfer der Dinge oder wenigstens als Helfer eines mächtigeren Gottes. Wieviel aber auf fremdem Boden erwachsen ist, lässt sich leider nicht immer mit der wünschenswerten Sicherheit ermitteln; im Norden, insbesondere in Nordostafrika ist sicherlich manches auf nachweisbare semitische Einflüsse zu setzen, in Madagaskar und am Ostrande überhaupt nicht weniges malaiischer Berührung zuzuschreiben oder, wie z. B. RATZEL meint, auch polynesischer Befruchtung.

§ 4. Die amerikanischen Naturvölker.

Literatur. Zunächst ist die Orientierung bei WAITZ (Bd. III und IV) nachzusehen. Von älteren Reiseberichten etwa noch zu erwähnen: LAFITAU, Moeurs des Sauvages américains (2 Bde, Paris 1724), LoSKIEL, Geschichte der Mission der evangelischen Brüder (Barby 1789), der sich, abgesehen von den eigenen Ermittlungen, auch auf die vierzigjährige Tätigkeit seines Amtsbruders ZEISBERGER unter den nordamerikanischen Indianern stützt; Dobrizoffer, Geschichte der Abiponen (3 Bde, Wien 1783); ferner von geschichtlichen Darstellungen: BRASSEUR, Histoire de Mexique, PRESCOTT, Conquest of Mexico und Conquest of Peru, ROBERTSON, The history of America, GARCILLASSO DE LA VEGA, Historias des Incas (8 Bde); SCHERZER, Las Historias del Origen de los Indios de Guatemala por Franc. Ximenos (Wien 1856); religionsgeschichtlich von Bedeutung BRASSEUR, Le livre sacré des Quichés et les Mythes de l'antiquité américaine (1855); SCHOOLCRAFT, Indian Tribes Washington 1851-1859; HORATIO HALE, The Iroquois Book of Rites; BANCROFT, Native Races of the Pacific States of North America (5 vol. 1875); dann von neueren Werken TSCHUDI, Beiträge zur Kenntnis des alten Peru; MIDDENDORF, Keshua Wörterbuch; GATCHET, Migration Legend of the Creeks (Washington 1893), MALLERY, Pictury Writings of the American Indians und Israeliten und Indianer (Leipzig 1891). Für die Religionsgeschichte kommen besonders in Betracht das ältere, mit reichem Material versehene Werk von J. G. MÜLLER, Geschichte der amerikanischen Urreligionen (2. Aufl. 1867), wo leider ein gewisser Dogmatismus

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