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Azteken geradezu frenetisch. Zuerst waren sie selbst noch stark genug, im Kampfe an den Grenzen des Landes die Feinde zu Gefangenen zu machen, deren tapferes Herz, mit dem Obsidianmesser der aufgeschlitzten Brust noch zuckend entrissen, als die den Göttern willkommenste Spende galt. Als aber die Not immer höher stieg und endlich die abgezehrten, hungernden Krieger weder den Strapazen eines Feldzuges gewachsen, noch als Opfer dienlich waren, da verfielen die vor dem Zorn der Götter zitternden Staatenlenker auf den in der Weltgeschichte wohl einzigen Gedanken, mit den kriegerischen, von der Hungersnot weniger verfolgten Stämmen des Ostens, den Tlazcalanern und Huexotzincos, einen förmlichen Vertrag abzuschliessen, demzufolge alljährlich auf einem bestimmten Kampfplatze zwischen einer gleichen Anzahl von Kriegern Scheinwettkämpfe stattfinden sollten, lediglich zu dem Zweck, die für den Dienst der Götter als Opfer unentbehrlichen Kriegsgefangenen zu beschaffen. Tatsächlich haben während der Hungerjahre einige Male solche Kämpfe stattgefunden; nachdem jene Zeit vorüber war, sorgte aber der kriegerische Sinn der Azteken bald dafür, dass wirkliche Siege die Scheinopfer überflüssig machten (bei HELMOLT, Weltgeschichte I 284). Bekanntlich war es der Nationalgott dieser höchst kriegerischen Stämme, Huitzilopoch tli, dem dieser schauerliche Kultus, zu dem auch die Spanier ihrer Zeit ihren widerwilligen Tribut entrichteten, geweiht wurde. Bezeichnend und völlig fetischhaft ist das Herausreissen des Herzens und das Darbieten desselben an die Sonne; mehr oder minder findet sich aber dieser Kannibalismus in ganz Mittel- und Südamerika, wenn auch manchmal nur zu harmlosen Symbolen verblasst. Alles in allem genommen bietet Amerika ein viel mannigfaltigeres Bild als Asien (soweit es eben für uns in Betracht kommt) und auch als der dunkle Erdteil.

§ 5. Die Völker der Südsee.

Literatur. Eine reiche, bis 1870 gehende Literatur in WAITZ-GERLAND, V und VI; diese grösstenteils durch GERLAND bearbeiteten Bände sind für die Ethnographie ergiebiger als die vorhergehenden von WAITZ selber, der mehr Anthropologe ist. Für das ganze Gebiet ist die ältere und neuere Reise- und Missionsliteratur von grossem Wert, über manche Inseln sind wir aber noch recht dürftig unterrichtet. Ueber die Polynesier im allgemeinen schrieb A. FORNANDER, An account of the Polynesian Race, its origin and migrations (2 vol. 1880), mit sehr gewagten Kombinationen. In den Werken von W. MARINER (Tonga), W. ELLIS Polynesian researches (4 vol. 1831); TURNER (Samoa 1884); JOHN WHITE (Neu-Seeland, 6 vol. 1876); DIEFFENBACH (Neu-Seeland 1843); RIENZI (Ozeanien 1837); AD. BASTIAN, Die heilige Sage der Polynesier (1881) findet man im allgemeinen gute Nachrichten über ein mehr oder weniger beschränktes Gebiet. Auch für diese Rasse haben wir eine Gruppierung der Sprachen von R. N. CUST (1887). Reisebeschreibungen von

MOERENHOUT (1837); HALE (1846). Für die Religion besonders interessant sind: SHORTLAND, Traditions and superstitions of the New Zealenders (1854). Speziell für Australien: CURR, The australian race (1888); BOVITT, Kamatua and Kurnai (1880). Ferner KUBARY, Die Karolinen (1885); TH. ACHELIS, Ueber Mythologie und Kultus von Hawaii (1895); G. GREY, Polynesian Mythology and ancient traditional history of the New-Zealand race (1855); C. SCHIRREN, Die Wandersagen der Neuseeländer und der Mauimythus (1856); W. W. GILL, Myths and Songs from the South Pacific, with preface by M. MÜLLER (1876), und R. H. CODRINGTON, The Melanesians (1891).

Ueber den malaiischen Archipel ist die Literatur viel reicher. Die älteren englischen Werke von CRAWFURD (1820) und von RAFFLES (1817), besonders die über Java, haben noch ihren Wert. Für Java ist P. J. VETн, Java (2. Aufl.), für Borneo ebenfalls P. J. VETH, Borneos wester afdeeling (2 vol. 1854–1856), für Sumatra das Sammelwerk Midden-Sumatra (4 vol. 1880-1884), worin die Resultate der holländischen Expedition beschrieben sind; über die Atjeher von Nord-Sumatra besitzen wir ein paar höchst wichtige Werke von DR. SNOUCK-HURGRONJE --; für die Molukken J. R. F. RIEDEL, De Sluik- en Kroesharige rassen tusschen Selebes en Papua (1886) zu empfehlen. Ueber die Alfuren im Norden von Celebes (Minahassa) gibt die Missionsliteratur, über die Bewohner des Südens der Insel (Makassaren und Buginesen) mehrere Arbeiten von B. F. MATTHES Auskunft; über die Torodja auf Celebes zwei überaus wichtige Abhandlungen von A. C. KRUYT (verst. en meded. Ken. Ak. Amsterdam 1899 und 1903). Vieles für die Ethnographie und Religionsgeschichte Interessante enthalten auch die Verhandelingen und die Tijdschrift des seit 1778 bestehenden Bataviaasch Genootschap, ferner Bijdragen tot de Taal, Land- en Volkenkunde van Nederl. Indie (seit 1853); Indische Gids (seit 1879). In diesen Zeitschriften kommen besonders bedeutende Studien und Beiträge vor von P. A. TIELE über die Europäer im malaiischen Archipel, von C. SNOUCK-HURGRONJE über den Islam unter diesen Bevölkerungen, und besonders von G. A. WILKEN, der u. a. eine Abhandlung schrieb: Het animisme bij den volken van den indischen Archipel (Ind.-Gids 1884-1885), ferner über Ehe- und Erbrecht und sonstige Bräuche bei diesen Völkern. Nach WILKENS Tod gab C. M. PLEYTE seine Handleiding voor de volkenkunde van Nederlandsch-Indië (1893) heraus. Ferner: LING-ROTH, The natwes of Serawah and british North-Borneo (2 vol.); A. W. NIEUWENHUIS, In Zentral-Borneo (2 vol. 1900); W. W. SKEAT, Malog Magic.

Geographisch kann man die Inselwelt des grossen Ozeans in fünf Teile gruppieren. Asien am nächsten liegt der indische oder malaiische Archipel; nordöstlich davon Mikronesien, wozu die Marianen und Karolinen, die Marschall- und Gilbertinseln gehören; in der Mitte Melanesien, welches Neu-Guinea, die Neu-Hebriden, Neu-Caledonien, die Fidschi-Inseln und einige andere in sich begreift; südlich davon NeuHolland, oder das feste Land von Australien, mit Tasmanien; den grossen östlichen Teil bilden die zahlreichen Inselpruppen Polynesiens. Dieses Gebiet nun wird von mehreren Rassen bewohnt. Der Wahrheit am nächsten kommt vielleicht die Annahme von drei Rassen. Die erste ist die australische, welche Neu-Holland und Tasmanien inne hat, die zweite die Papuarasse, welche sich am reinsten in Neu-Guinea zeigt.

Man will bisweilen diese beiden dunkeln Rassen zu einer einzigen machen, allein die Unterschiede zwischen den kraushaarigen Papua und den schlichthaarigen Australiern dürften dafür zu gross sein. Die Papua sind in Melanesien und Mikronesien mit polynesischem und malaiischem Blut vermischt; dasselbe ist auch auf mehreren andern Inseln, wie den Philippinen, Molukken u. a., der Fall, wo im Innern und auf den Bergen Ueberbleibsel der dunkeln Rasse (Negrito), von malaiischen Immigranten, welche die Küste inne haben, zurückgedrängt, leben. Die Papua sollen ursprünglich den ganzen malaiischen Archipel inne gehabt und dort die Ureinwohner gebildet haben, die sich vor der malaiischen Einwanderung zurückgezogen hätten. Hiermit stünde im Einklang, dass, wie manche behaupten, die Mincopie der Andamaninseln zu den Papua gehörten. Die Hauptrasse in der Inselwelt ist aber die malaio-polynesische, an deren Einheit ebensowenig gezweifelt wird, wie an deren Herkunft aus Asien; wahrscheinlich ist ihre Urheimat auf der Halbinsel Malakka zu suchen.

Die Australier rechnet man gewöhnlich zu den hinsichtlich der Entwicklung am tiefsten stehenden Rassen, obgleich GERLAND auch bei ihnen Spuren des Verfalls von früheren besseren Zuständen zu finden meint. Sie scheinen aber zu den am wenigsten lebensfähigen Rassen zu gehören. Allem Anschein nach sind sie im Verschwinden begriffen. Ihre religiösen Vorstellungen und Handlungen sind fragmentarisch bekannt; was man davon weiss, stimmt zu den auch anderswo bei niederen Rassen vorkommenden Zuständen. Sie glauben an allerlei Geister und Gespenster, und ihre religiöse Praxis geht in Zauberei auf. Hier und dort ist der Glaube an einen wohltätigen Tagesgott und fürchterlichen Nachtgott nachgewiesen. Besonders beschäftigt sie der Gedanke an das Leben der Seele nach dem Tode; sie glauben, dass die weissen Menschen die zurückkehrenden Toten sind.

Die übrigen genannten Rassen haben viele Vorstellungen und Gebräuche gemein; gleichwohl unterscheiden sie sich auch wieder in manchen charakteristischen Zügen voneinander. Der Papua ist lebhaft und leidenschaftlich, reizbar und geräuschvoll, der Malaie zurückgezogen, von gemessenem Betragen, aber blutdürstig und grausam. Der Polynesier, obgleich von derselben Rasse wie die Malaien, hält ziemlich die Mitte zwischen diesen zwei Extremen. Allerdings ist die Uebereinstimmung zwischen den Malaien und Polynesiern sehr stark. Keine Rasse ist so durchgehends kannibalisch wie diese, obgleich jetzt vielfach die Anthropophagie durch Christentum und Islam beseitigt ist. Was aber sowohl den Malaien als den Polynesier noch immer charakterisiert, ist, dass beide auf Höflichkeitszeremonien und über

haupt auf den Anstand, die soziale Etikette, hohen Wert legen. In der äusseren Haltung und Sprachform bezeugt er seine Ehrfurcht nicht bloss den Fürsten, sondern allen Vorgesetzten gegenüber, gegen alle befleissigt er sich eines würdigen Betragens, oft redet er gegen Höhere eine andere Sprache als gegen Niedrigere.

Sowohl in Melanesien als in Polynesien haben Missionare und Beamte eifrig Sitten und Bräuche erforscht, Lieder und Mythen gesammelt. Ein Bild der Sprachen, des Glaubens und der Folklore Melanesiens gibt CODRINGTON. Besonders tritt hier hervor der Glaube an mana. Dies Wort bedeutet jede Art göttlicher Macht oder Eigenschaft, wodurch Gegenstände oder Personen sich fortwährend oder nur auf eine kürzere Zeit auszeichnen. Mana ist der Stein, von dem man etwas erwartet, mana das Zauberwort, mana der Geist eines Verstorbenen, der fortwirkt. Uebrigens weisen sehr viele Züge starke Aehnlichkeit mit den Polynesiern auf. Auch hier, in Melanesien, gibt es geheime Genossenschaften, auch hier treffen wir auf vielerlei gesellschaftliche Zeremonien und Tabu. In manchen Erzählungen sind dieselben Züge und sogar dieselben Namen wie auf den polynesischen Inselgruppen zu finden. Auch finden sich hier grössere Sonnenmythen, so vom Gott Quat und seinen Abenteuern (vgl. FROBENIUS, Weltanschauung der Naturvölker, Weimar 1898, S. 94), die an den polynesischen Maui erinnern), er wird aus einem Stein geboren, macht die Dämmerung und Nacht, für die Verkündigung des Morgens wird der Haushahn eingeführt, Bau des Kanoes-im Schiff wandern übrigens auch die Seelen ins Jenseits-, das Fortfahren im Kahn wird auch als Sonnenuntergang gedeutet, oder Quat wird mit seinen Brüdern von Quasavara, dem Feind des Tages, überwältigt und in eine Kiste gesteckt, beim Sieg des Tages (wenn die Brüder aus der Kiste, auch wohl aus einem Hauspfahl wichtiges Symbol in den Sonnenmythen schlüpfen) steigt die Sonne empor. Aehnlich wird in Mikronesien von einem Gott Olifat erzählt, Sohn des Himmels, der zu seinem Vater emporzufliegen versuchte, aber zu seinem Kummer herunterfiel. Da zündete er ein Feuer an und mit Hilfe des Rauchs stieg er in die Lüfte und gelangte in die Arme seines Vaters. In andern Versionen wird der blutrote Sonnenaufgang (ebenso beim Untergange, darauf folgt die schwarze Nacht) besonders betont; während der junge Gott im Meere trinkt die Sonne steigt empor, sieht er den Vater und läuft zu ihm empor. Daneben herrscht ein ausgebildeter Ahnenkult; auf den Palauinseln entsprechen die Kalid etwa den amerikanischen Totems (Kalid heisst heiliger Gegenstand, Priester). Jeder Eingeborene besitzt seinen Kalid; einem Reisenden wurde erzählt: Wir nennen Kalid alles, was im Meer und

im süssen Wasser lebt, aber auch alle Tiere, vor denen wir uns fürchten; wir glauben, dass unsere Vorfahren in ihnen leben. Deshalb hat jeder von uns einen andern Kalid. Sie leben als Ahnengeister im Himmel; von wo sie gelegentlich heruntersteigen, um für die Menschen zu sorgen. Es ist dies dann ein Mensch, dessen sich der Kalid als seines Sprachorgans bedient. Götterbilder und Tempel fehlen meist, weit verbreitet ist die Zauberei. Auf den Gilbertinseln erscheint der Gott Anith den Sehern und verkündet ihnen die Zukunft; während einer solchen, meist ein bis zwei Tage dauernden Erscheinung fasten sie, überhaupt verwenden sie niemals für ihren Gebrauch schon früher benutzte Gefässe. Die Töpfe sind, was beiläufig bemerkt sein mag, im Kultus sehr bedeutsam; bald stehen sie mit einer Pflanze zu Ehren der Verstorbenen auf den Dächern, bald befindet sich der Schädel oder ein Knochen oder sonst ein Ueberrest des Toten in ihnen, das Gefäss ist unmittelbar der Sitz der Seele, deshalb wird die Verwesungsflüssigkeit sorgfältig darin aufgefangen und aufbewahrt, oder es werden Knochen resp. Schädel in einem Kasten gesammelt (Körben oder Säcken), auch wohl in ausgehöhlten Baumstämmen, wo dann ein Bild mit mächtigem Kopf (bisweilen auch mit dem Schädel selbst) den Deckel abgibt. So suchen die Priester in Hawaii, wenn eine Seele umherschweift (es werden nämlich zwei unterschieden), dieselbe zu fangen und in einem Gefäss zu bannen. Stirbt auf den Marianen jemand, so wird die Seele inständig gebeten, in den daneben gestellten Korb zu fahren, weshalb auch die Töpfe Wohnsitze der Geister sind.

Die polynesische Religion steht unverkennbar in vielen Punkten in Uebereinstimmung mit den Religionen aller Wilden und Barbaren. Auch hier herrscht Animismus und Naturdienst, Zauberei und allerlei Aberglauben. Viele Götter werden verehrt; sie heissen Atua, ein Name, der verschieden erklärt wird, während die Geister, sowohl die Schutzgeister im allgemeinen, als die Seelen Gestorbener, Tiki heissen. Das Merkwürdige in Polynesien ist aber die starke Entwicklung der Mythologie, die nicht ohne poetischen Reiz ist und manche fremde Einflüsse vermuten lässt. Der Hauptgott in ganz Polynesien ist Tangaloa (Tangaroa, Taaroa), der meistens als Himmels- und als Meeresgott aufgefasst wird. Er ist der Schöpfer. Die Art, wie die Welt geschaffen wurde, stellt man sich sehr verschieden vor. Abgesehen noch von den symbolischen Bildern des Weltenvogels und des kosmogonischen Eies, welche man auch hier antrifft, wird die Schöpfung durch die höchste Gottheit auf folgende Weisen gedacht. Bald ist die Welt die Schale, der Leib des Tangaroa, bald kommt sie erst nach misslungenen Versuchen zu stande, bald wird sie aus dem Meere emporgefischt. Auch

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