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Es ist trotz des Widerspruches KUENENS am wahrscheinlichsten, dass der Name der Sadduzäer abgeleitet ist von Zadok, dem Zeitgenossen und Priester Salomos, und demnach ursprünglich die nach Ezechiel als einzig für berechtigt angesehenen jerusalemischen Priester bezeichnete. Als das Priesterrecht später, wie aus dem PC erhellt, allen Söhnen Aarons" zufiel, blieben sie doch als die Priesteraristokratie, der die Leitung der Gemeinde auch in sozialpolitischen Angelegenheiten zukam, in bevorzugter Stellung. Dass sie mit der hellenistischen Richtung gingen, ist bekannt. Nach dem makkabäischen Kriege wurden sie faktisch entthront, und die hasmonäischen Fürsten traten an ihre Stelle. Doch scheinen diese mit Amt und Würde auch den Namen geerbt zu haben. Die Bezeichnung eines bestimmten Priestergeschlechtes wurde nun Bezeichnung der Priesteraristokratie überhaupt, und somit weiterhin ein allgemeiner Standes- oder Parteiname,

Dagegen tauchen in den unter Hyrkanus I. (135-105) zum ersten Male genannten Pharisäern die bereits erwähnten (8. o. S. 461) Chasidim wieder auf. Solange es sich in dem Makkabaerkriege um die Wiederherstellung der Religion handelte, hatten sie mit den Führern desselben gemeine Sache gemacht und den Kern, wenn auch nicht des aktiven, so doch des passiven Widerstandes gebildet. Als aber die Hasmonäer sich der Wiedereinsetzung des legitimen Hohepriesterhauses widersetzten, trennten sie sich von ihnen und traten als die strenggesetzliche Partei der von den hasmonäischen Sadduzäern geleiteten, allmählich mehr verweltlichenden nationalen Partei entgegen. Diese Trennung, welche unter Jannäus (104-78) zu einem offenen Bruche führte, gehört zu den in religiöser Beziehung wichtigsten Ereignissen der letzten vorchristlichen Zeit. Prinzipiell lässt sie sich in mancher Hinsicht mit dem Kampf zwischen Elia und Achab vergleichen.

Das Hauptmoment des Gegensatzes lag in der verschiedenen Betonung des Gesetzes. Die Sadduzäer waren weit davon entfernt, sich von dem Gesetze loszusagen. Dem geschriebenen Gesetz kam auch für sie absolute Autorität zu, und sie hielten sich im grossen und ganzen an seine Vorschriften. Doch trat es in der Praxis des Lebens bei ihnen in den Hintergrund; ihre Hauptbestrebungen lagen auf dem Gebiete des weltlichen, namentlich des politischen Lebens; sie wollten einen mächtigen Staat. Dagegen war für die Pharisäer das Gesetz alles. Was da draussen lag, das weltliche, politische Leben mit allem, was dasselbe mit sich brachte, fiel für sie nicht nur nicht ins Gewicht, sondern war ihnen sogar zuwider. Wie sie die Fremdherrschaft

1 Godsdienst van Israël II, S. 342 ff., Theol. Tjdschr. 1875, S. 369.

hassten, so auch das Streben der jüdischen Aristokratie nach Macht und Ehre und so auch das Königtum, das nach der Ansicht seiner Träger ihre eigene hohepriesterliche Würde in den Schatten stellte. Die Pharisäer wollten eine heilige Gemeinde, kein Reich. Nicht das Nationale, sondern das Religiöse hatte für sie Wert; sie waren keine Patrioten, sondern Fromme. So war ihnen nur Eines wichtig: die Erlangung der Gerechtigkeit durch Vollbringen des im Gesetze festgelegten göttlichen Willens. Das Leben sollte ein gesetzliches Leben, jede Handlung eine gesetzmässige sein. Dass dabei die Moral hinter einer äusserlich gefassten Heiligkeit zurücktrat, lag in der Natur der Sache; es war die Gefahr, welche seit Esras Zeiten gedroht hatte.

Dabei war es den Pharisäern nicht um das geschriebene Gesetz als solches, sondern um die Idee des Gesetzes zu tun. Während die Sadduzäer sich ausschliesslich an das Alte, d. h. an das Geschriebene hielten auch ihre Leugnung von Auferstehung, Engeln und Geistern (Act 23 8) steht mit dieser konservativen Haltung im Zusammenhang - und jede Erweiterung desselben als Beschränkung ihrer Freiheit abwiesen, strebten die Pharisäer hingegen nach einer ununterbrochenen, immer mehr auf das einzelne Bezug nehmenden Fortentwicklung des Gesetzes. Das Gesetzesstudium war daher eine unabweisbare Forderung. Waren auch nicht alle Schriftgelehrten Pharisäer und ebensowenig alle Pharisäer Schriftgelehrte, so bestand doch ein enges Band zwischen beiden, und man konnte ohne anhaltendes Studium den Gerechtigkeitsforderungen der Pharisäer nie Genüge tun. „Das Volk, das vom Gesetze nichts weiss, ist verflucht" Joh 7 49. Die Folgen davon waren einerseits Standeshochmut und Selbstgerechtigkeit, anderseits Gleichgültigkeit und Verzweiflung. Die Gerechtigkeit war nur für wenige erfüllbar und das Gesetz eine drückende Last geworden. Auch in dieser Hinsicht hatte das Judentum sein Ende erreicht.

Doch darf der Zusammenhang dieser Ansicht mit dem messianischen Glauben nicht unbeachtet bleiben. Während die Sadduzäer das davidische Reich mit den Waffen wiederherzustellen versuchten, erwarteten die Pharisäer das messianische Reich aus dem Himmel. Für jene lag das Ideal diesseits, für diese jenseits, wenn es auch auf Erden verwirklicht werden sollte. Nur ein Leben streng nach dem Gesetz konnte das Kommen desselben beschleunigen. So bildet im Psalter die treue Gesetzesbeobachtung das notwendige Korrelat zu den messianischen Hoffnungen. Wenn auch die Zeloten, welche im Anfang der christlichen Aera diese Hoffnung mit dem Schwerte in der Hand zu verwirklichen suchten, aus den Pharisäern hervorgingen, so stand doch ihr Streben mit dem Prinzip derselben in entschiedenem Widerspruch.

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. I.

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Ob auch die kleine Sekte der Essener, welche frühestens um die Mitte des 2. Jahrh. nachzuweisen sind, wie viele Gelehrten meinen, als Abzweigung der Pharisäer zu betrachten ist, lassen wir dahingestellt. Jedenfalls dürfen sie nicht als eine dritte Partei mit den Pharisäern und Sadduzäern in gleiche Linie gestellt werden. Vielmehr bildeten sie eine Art Mönchsorden, welcher bei völliger Verwerfung irdischen Wohllebens in einer fest organisierten Gemeinschaft, zu welcher man nur nach längerer Prüfung Zutritt bekam, einem hohen Ideal von Heiligkeit und Reinheit zustrebte. Dass bei ihnen Spuren fremden Einflusses wahrzunehmen sind, lässt sich nicht leugnen, doch gehen über die Frage, an welche Einflüsse zu denken sei, die Ansichten auseinander. Namentlich der Parsismus und der Pythagoreismus kommen dafür in Betracht. Wenn auch kein genetischer Zusammenhang nachzuweisen ist, so erinnern sie doch in ihrem von der menschlichen Gesellschaft sich abschliessenden und zu der Kultur ablehnend sich verhaltenden Leben an die Rechabiter der früheren Zeit. Die Behauptung, dass das Christentum aus dem Essenismus hervorgegangen sei, steht jedenfalls in der Luft; dagegen ist eine Einwirkung desselben auf das spätere Mönchstum nicht unwahrscheinlich.

Während das Judentum nach seiner gesetzlichen Seite in dem Pharisäismus zum Abschluss kam, zeigt es in der sog. „Weisheiteine ganz andere Physiognomie. Als das Hauptmerkmal dieser Richfung, die sich aus leicht verständlichen Gründen von Salomo herleitete, darf das Bestreben genannt werden, unter Beibehaltung des Gottesglaubens, jedoch unter teilweiser oder völliger Beiseitelassung des Gesetzes, wenigstens nach seiner zeremoniellen und kultischen Seite, mit dem bunten und mannigfaltigen Leben, wie es sich namentlich seit der griechischen Zeit in Palästina gestaltet hatte, einen Ausgleich zu finden. Doch gab es auch dabei verschiedene Kreise und Grade. Wenn auch die Weisheit ihren praktischen Charakter, Lebensweisheit zu sein, keinen Augenblick verleugnet, so fehlt es ihr doch auch nicht an Fragestellungen, welche nicht nur zu der religiösen Stimmung in engster Beziehung standen, sondern auch tief in die Lebensauffassung und Lebensführung eingriffen. Von den älteren, zu dieser Literatur gehörigen Schriften kommt in dieser Hinsicht namentlich das Buch Hiob, von den jüngeren namentlich das Buch Koheleth in Betracht; jenes ein Zeugnis gewaltigen Glaubenskampfes und -sieges, in welchem die Nähe des lebendigen Gottes trotz allen verwirrenden Leidens im tiefsten Herzen empfunden wird, und deshalb im höchsten Sinne optimistisch; dieses ebenso pessimistisch, Zeugnis der Resignation und des Verzichtens auf jede Gewissheit, in welchem

Gott fern ist und nur aus der Ferne regiert. Doch sind es zwischen diesen Extremen namentlich Bücher wie das kanonische Spruchbuch und die Sprüche des Jesus Sirach auf palästinensischem, und das Buch der Weisheit Salomos auf alexandrinischem Boden, aus welchen man das Wesen der Weisheit" kennen lernt.

Diese verrät ihren religiös-israelitischen Charakter hauptsächlich nur in ihrem Ausgangspunkt, dass die Furcht Jahves der Weisheit Anfang ist, zielt aber alsdann in einer Unzahl praktischer Ratschläge, die von höherem oder geringerem sittlichen Wert, meistens aber die Frucht reicher Lebenserfahrung und ernsten Nachdenkens sind, auf eine Durchschnittssittlichkeit ab, welche es möglich machen soll, unter allen Umständen glücklich zu sein.

Dabei fällt, während das Gesetz die Gemeinschaft ins Auge fasst und der einzelne nur als Glied derselben an die verschiedenen Vorschriften gebunden ist, der ausgesprochene Individualismus dieser Richtung auf. In dieser Beziehung schliesst sie sich an Propheten wie Ezechiel und Deuterojesaja an, welche bei dem Zusammensturz des Volkes auf persönliche Bekehrung und persönlichen Glauben drangen, stellt dabei aber die sittliche Lebensführung an die Stelle der, wenn auch bei Ezechiel ziemlich äusserlich gehaltenen, doch ebenfalls bei ihm in den Vordergrund tretenden religiösen. Eben dieser Individualismus bedeutet den grossen Vorzug dieser Weisheit". Als das Volk und bald auch die jüdische Gemeinde aufhörte und ausserdem das Gesetz sich für immer weniger Leute brauchbar erwies, lehrte sie sich auf die eigene Person zurückziehen und gab dieser inmitten der wachsenden Ungewissheit auf jedem Lebensgebiet, welche die letzten vorchristlichen Jahrhunderte kennzeichnete, einen zwar nicht sehr erhabenen, aber immerhin praktischen Leitfaden in die Hände. Für die in jeder Hinsicht individuell gehaltene Predigt des Evangeliums bildet sie dadurch eine wertvolle Vorbereitung.

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Die israelitische Religion hatte damit ihr Ende erreicht. Neben der messianischen Hoffnung stand das bis zum Tode andauernde sich Mühen um eine Gerechtigkeit, welche die Vorbedingung für das Kommen des Heils war, und neben diesem eine Durchschnittssittlichkeit, welche, wenn auch gut gemeint, doch bloss die Oberfläche berührte. Die Zeit war gekommen, dass die Gotteserkenntnis sich in der Person Jesu Christi in voller Herrlichkeit entfalten sollte zu dem: „Unser Vater, der du bist im Himmel". Zu der Geschichte der israelitischen Religion gehört das aber nicht mehr.

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Der Islam.

Von Prof. Dr. M. TH. HOUTSMA (Utrecht).

Literatur. H. RELANDI, De religione Mohammedanica libri duo (1704, 2. ed. 1717); R. Dozy, Het Islamisme (1863); französisch von CHAUVIN: Essai sur l'histoire de l'Islamisme (1879); Garcin de TASSY, L'islamisme d'après le Coran (3 éd. 1874); A. VON KREMER, Geschichte der herrschenden Ideen des Islams (1868); HUGHES, A dictionary of Islam (1885, 1896); SELL, The faith of Islam (2 ed. 1896); auch das grosse Werk von MOURADGEA D'OнSSON, Tableau de l'empire ottoman (deutsch von C. D. BECK), enthält eine ausführliche Beschreibung der mohammedanischen Glaubenssätze, Gebräuche usw.

§ 1. Religiöse Zustände in Arabien beim Auftreten Mohammeds.

Literatur. L. KREHL, Ueber die Religion der vorislamischen Araber (1863); E. Osiander, Studien über die vorislamische Religion der Araber (ZDMG VID; GLASER, Skizze der Geschichte und Geographie Arabiens usw.; O. WEBER, Arabien vor dem Islam (1901); FELL, Südarabische Studien (ZDMG LIV); NIELSEN, Die altarabische Mondreligion und die mosaische Ueberlieferung (1904); J. WELLHAUSEN, Reste arabischen Heidentums (in Skizzen und Vorarbeiten III, 1897); derselbe, Medina vor dem Islam (ibid. IV, 1889); derselbe, Die Ehe bei den Arabern (Nachrichten K. G. W. 1893); W. ROBERTSON SMITH, Kinship and marriage in early Arabia (1885); C. Snovek HURGRONJE, Het Mekkaansche feest (1880). — Für die Beziehungen zum Judentum und Christentum sind zu vergleichen: A. GEIGER, Was hat Mohammed aus dem Judentum aufgenommen? (1902) und W. FELL, Die Christenverfolgungen in Südarabien und die himjarisch-äthiopischen Kriege nach abessinischer Ueberlieferung (ZDMG XXXV).

Für die vormohammedanische Geschichte Arabiens stehen uns hauptsächlich drei sehr verschiedene Quellen zur Verfügung: die arabische Ueberlieferung, gelegentliche Notizen in den Keilinschriften und bei klassischen Autoren und die einheimischen Denkmäler. Diese letztgenannten sind die ergiebigsten und die zuverlässigsten, doch jetzt erst nur zum Teil zugänglich; nicht allein, insofern im Lande selbst noch viel zu untersuchen übrig bleibt, sondern auch weil die reichhaltigen von GLASER gesammelten Materialien mit geringen Ausnahmen noch immer nicht veröffentlicht sind. Wir werden uns also

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