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eine Gemeinschaft wohltätiger Geister personifiziert, wird unter dem Namen Järsu, Erd-Wasser, verehrt. Diese Gemeinschaft wird gebildet durch die 17 Kane (Fürsten), von denen jeder über ein Quellgebiet des Landes waltet. Verschiedene Arten von bösen Mächten bewohnen die neun Schichten der Unterwelt. Ihr Herrscher ist Erlik Kan, der Mächtige, der furchtbare Feind der Menschheit. Darum hält man ihn in Ehren und sucht ihn durch Opferspenden sich geneigt zu machen. Jedermann hat zwei Begleiter, einen Schutz- und einen Rachegeist, welche ihn durch das Leben und nachher durch die verschiedenen Höllen und Himmel begleiten. Jedermann kann mit den Erdgottheiten unterhandeln, aber den Himmelsgottheiten ein Opfer darzubringen oder eine abgeschiedene Seele in die Unterwelt zu führen, das ist bloss einem Schamanen möglich. Dies wichtige Amt ist notwendigerweise erblich, da es von einer konstitutionellen Epilepsie abhängt, deren erster Anfall die Berufung zum Amte bildet. Die Besuche des Schamanen in der Ober- und Unterwelt werden mit Hilfe seiner Vorfahren ermöglicht, deren Geister er zuerst in seine Zaubertrommel beschwört. Diese Trommel ist ein wichtiges magisches Instrument, in dem die Kräfte der Geister wie in einem elektrischen Konduktor angehäuft werden. Das höchste Opfer wird dem im sechzehnten Himmel wohnenden Bai Uelgön gebracht, der oft als Hauptgott angesehen wird. Ein hellfarbiges Pferd (für Erlik aber ein schwarzes) wird zerdrückt und geschunden. Die Haut mitsamt dem Kopf und den Füssen, die nicht abgeschnitten werden, wird auf eine Stange als Opfer aufgehängt, das Fleisch dagegen gegessen. Kein Tropfen Blut darf vergossen, noch ein Knochen zerbrochen werden. Darauf führt der Schamane mit grossem dramatischen Talent, das durch seine Verzückung noch eine Steigerung erfährt, seinen erschütterten Zuhörern eine Auffahrt durch die verschiedenen Himmel vor, wo er Auskunft über alle gewünschten Angelegenheiten erlangt, und zuletzt bringt er das Opfer dem Uelgön dar. Um eine durch einen Toten verunreinigte Hütte wieder zu reinigen, muss der Schamane die Seele des Toten fangen und in die Unterwelt einführen.

Das Bild eines der Götter wird, von einem Holzreifen umrahmt, am Dach der Hütte frei aufgehängt, daneben ein Hasenfell, an welchem bunte Lappen mittelst einer Schnur befestigt sind. Verehrung des Feuers, von Steinen und Bäumen kommt häufig vor. Die Birke ist der heilige Baum, 9 die heilige Zahl, der Osten die heilige Himmelsrichtung. Ein Eid wird durch gemeinsames Trinken von Opferblut beschworen; später auch wohl dadurch, dass jede der beteiligten Personen aus dem Arm des andern Blut trinkt. Die Divination beruht

auf 1. der Lage der Eingeweide, oder der Risse im gerösteten Schulterblatt der Opfertiere; 2. den natürlichen Phänomenen, z. B. dem Aufsteigen des Rauches; 3. dem arithmetischen Spielen mit Kieselsteinen oder Schafmistkügelchen, und 4. den ekstatischen Visionen des Schamanen. Das alltägliche Leben dieser sibirischen Stämme ist, wie man aus SIEROSZEWSKIS Artikeln ersehen kann, von primitiven Vorstellungen und Gebräuchen umsponnen. Von der Zaubermacht der Steine, Bäume und Tiere ist der Yakute fest überzeugt und viele seiner Bräuche deuten auf eine von Totems und Tabu beherrschten Vorzeit.

Von den Ugro-Finnen sind alle Stämme in Sibirien und die Lappen in Russland noch immer Schamanisten, in engem Anschluss an die oben beschriebenen Turko-Tataren. Von den andern Stämmen in Russland, nämlich den Finnen, Esthen und Liven, sind die erstgenannten die hervorragendsten und als typisch bedeutsamsten. Die finnische Literatur ist überaus reich. In trefflicher Weise hat E. LÖNNKOTT, der jahrelang unter diesem Volke lebte, aus dem Munde des. Volkes die Runen (Lieder) aufzeichnete und zum Teil selbst die Sagen in poetischer Gestalt vollendete und zusammenfügte, die Literatur gesammelt. Die Frucht dieser Tätigkeit sind folgende Werke: Der Kalewala, welcher poetische Proben aller Gattungen enthält, 1849; Der Kanteletar, eine Sammlung von lyrischen Gedichten, 1840; und später Sammlungen von Sprüchwörtern, Rätseln und magischen Liedern.

Die Mythen der Finnen zeigen nur wenig Aehnlichkeit mit denen ihrer mongolischen Verwandten. Sie entstanden, nebst der metrischen. Form, zwischen 800 und 1000 n. Chr. teilweise unter dem Einfluss der benachbarten Skandinavier und Litauer.

Es gibt keine umfassende Kosmogonie, aber zahlreiche Mythen nennen für die einzelnen Dinge besondere Urheber. Unter diesen finden wir ein Vogelei, eine vom Wind schwangere Frau, und eine Gottheit, die ihre Hände oder Knie reibt. Die Gottheiten sind unbestimmte, steife Personifikationen von Natursphären; es fehlt ihnen die freie menschliche Entwicklung und sittliche Eigenschaften; auch vereinigen sie sich nicht zu Familien oder Gesellschaften. Ukko (der Alte), der Himmelsgott, hat den höchsten Rang, bloss weil seine Sphäre die oberste ist; eine Kontrolle über die andern Götter übt er jedoch nicht aus. Später wurden ihm Eigenschaften des Bibelgottes zugeschrieben. Seine Gattin ist Akka. Maan emä (Mutter der Erde) ist die Erdgöttin ohne einen bestimmten Eigennamen. Ahti und Wellamo sind der Gott und die Göttin des Wassers, Tapio und Mielikki Gott und Göttin des Waldes, Tuoni und Tuonetar Gott und Göttin der

Unterwelt. Pellerwoinen ist der Gott des Feldes. Gottheiten der Sonne, des Mondes, des grossen Bären und der Sterne tragen einfach den Namen der Sphäre, über welche sie herrschen. Jumala (das Donnerheim) war ursprünglich der Name eines Himmelsgottes, wurde jedoch später der Gattungsname für Gottheit. Neben diesen Jumala (Gottheiten), welche die Natursphären beherrschen, gibt es Haltia (freie Geister), welche Personen und Naturgegenstände oder Prozesse beleben. Der grösste unter den zahlreichen bösen Geistern ist Hiisi. Die frühere Ansicht von einer fortdauernden Existenz wurde durch die importierte Idee von der Hölle verdrängt. Die Finnen hatten heilige Orte, Götzenbilder, Opfer und Feste, die letzteren vorzugsweise in Verbindung mit der Landwirtschaft; eines derselben war jedoch den Vorfahren gewidmet. Die heiligen Zahlen sind 6, 7, 8 oder 1, 2, 3 und werden immer in Serien gebraucht.

Der Mensch steht in keiner Blutsverwandtschaft mit den Gottheiten. Der Held kämpft weniger mit den Waffen als mit Zauberliedern, er ist der alte Schamane, der bloss seine Trommel mit der Harfe vertauscht hat. Er ist der Loitsija (Zauberer), Tietäjä (Weise) und Lanlaja (Sänger). In der Verzückung beschwört er noch immer die Geister, und wenn er in Ohnmacht fällt, wird er ein Haltia und steigt in die Unterwelt hinab.

Die Interpretationen des Inhaltes des Kalewala sind zahlreich und sehr voneinander abweichend. D. COMPARETTI meint, dass der Kalewala sich nicht mit Kriegen, Völkern oder Häuptlingen beschäf tige, sondern einfach mit Individuen, die sich durch Zauberkünste auszeichnen. Die Hauptgestalten sind: Wäinamöinen, der Typus des intellektuellen Zauberers; Ilmarinen, der Typus des handwerksmässigen Zauberers oder des schlauen Mechanikers; Lemminkäinen, der typische Liebhaber, der auch Züge von Roheit aufweist. Das unwichtigere Motiv des Gedichtes ist eine Brautwerbung, wobei die Helden verschiedene Aufgaben lösen müssen. Das Hauptmotiv ist der Raub des Sampo, eines Gegenstandes, dessen Form auf verschiedene und dunkle Weise beschrieben wird. Er ist das Meisterstück der Zauberei und besitzt die Fähigkeit, alles andere hervorzubringen; daher heisst er Sam-po, Gemeindewohl oder Reichtümer, ist also die Symbolisierung dieser Dinge durch einen phantastischen Gegenstand.

Die Chinesen.

Von Professor Dr. J. J. M. DE GROOT (Leiden).

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Literatur: Die Bibliographie gibt H. CORDIER, Bibliotheca Sinica; derselbe schrieb auch Bulletins in R.H.R. Eine Ausgabe der heil. Literatur gab seit 1861 J. LEGGE, The Chinese Classics, with a translation, critical and exegetical notes, prolegomena and copious indexes. Uebersetzungen gab derselbe in S.B.E. III, XVI (Yi-king), XXVII, XXVIII, und von den taoistischen Schriften XXXIX, XL. Ferner E. BIOT, Le Tcheou-li'ou Rites des Tcheou (2 vol. 1851).

Von J. J. M. DE GROOT sind mehrere quellenmässig bearbeitete Schriften verfasst: Jaarlyksche feesten en gebruiken van de Emoy-Chineezen (1880); The Religious System of China (von diesem Werke sind bis jetzt 4 Bände erschienen, 1892-1901).

Wie aus unserer Darstellung hervorgehen wird, sind die drei Religionen Chinas, sowohl die beiden einheimischen, die sogar in wesentlichen Zügen identisch sind, wie der Buddhismus, der indessen mit dem chinesischen Volksleben vielfach verwachsen ist, nicht streng geschieden. Wir geben hier eine Uebersicht nach der gewöhnlichen Einteilung.

I. Der Confucianismus.

§ 1. Die klassische Literatur.

Zum richtigen Verständnis der chinesischen Religion müssen wir sie gleichzeitig in ihren ältesten und in ihren neuesten Formen betrachten. Das wegen seines Konservatismus weltbekannte chinesische Volk hat aus den ältesten Religionsformen, deren Dasein in den alten, als klassisch anerkannten Büchern nachzuweisen war, eine Staatsreligion gebildet. Neben dieser klassischen oder kanonischen, ursprünglichen und deshalb allein orthodoxen (tsching) und wahren Religion, bestehen etliche von dieser mehr oder weniger unabhängige Religionsformen: heterodoxe (sié), teilweise geduldete, prinzipiell vom Staate untersagte, ja sogar grausam verfolgte. Zu diesen ketzerischen Religionen gehört in erster Linie der Buddhismus, nebst allen andern ausländischen Religionen und aus ihnen entlehnten Elementen.

Unter der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 A.D) wurde die Staatsverfassung in allen Teilen, formell und systematisch, auf den Grundsätzen, Regeln und Antezedenten der alten Literatur aufgebaut und geordnet. Gleichzeitig wurden diese Bücher möglichst vollständig hergestellt, kommentiert und emendiert. So entstand eine klassische, ultrakonservative Staatsverfassung, welche, allen folgenden Dynastien als Erbschaft übermittelt, bis heute besteht. Untrennbar verknüpft mit dieser Staatsverfassung wurde eine klassische Staatsreligion, die also volle 2000 Jahre alt ist. Ihre Hauptgrundlagen sind jedoch unbedingt bedeutend älter, grösstenteils sogar weit älter als die klassischen Schriften. Wie jeder Ursprung, verliert sich auch der der chinesischen Religion im Dunkel einer unbekannten Vorzeit.

Die klassischen Schriften sind grösstenteils politischen Inhalts. Sie enthalten: Reden und Episoden aus dem Leben berühmter Fürsten, Staatsmänner und Weisen, deren Ermahnungen und Vorschriften; Angaben über Topographie und Administration des Reiches; Betrachtungen und Traktate über politische, ethische und philosophische Angelegenheiten; - vieles über Weissagung; - Lieder und Gesänge; schliesslich zahlreiche Mitteilungen, Vorschriften und Ermahnungen über das sog. Li, d. h. das Benehmen im Verkehr mit andern Menschen, mit den Verstorbenen und den Göttern. Dieses Li der klassischen Bücher liegt dem durch einen Zeitraum von min destens 2000 Jahren ausgebildeten, jetzt hochentwickelten Ritualwesen des Chinesenreichs und der Regierung, sowie dem System der Sitten und Bräuche im häuslichen und Sozialverkehr, zu Grunde. Hier sind Riten der Staatsreligion mit Bräuchen der Volksreligion und sogar mit einzelnen buddhistischen und ketzerischen Elementen vermischt.

Das Ritual, in den klassischen Büchern ordnungslos zerstreut, findet sich systematisch kompiliert im Li-ki (Schriften über die Li), eine Sammlung von Büchern verschiedenen Alters und Inhalts, wovon nur ein Teil, entweder hauptsächlich oder ganz, dem religiösen Ritual angehört. Eine zweite, ebenfalls ganz systematische Ritualsammlung ist das I-li (Rituale und Li). Es umfasst Vorschriften über fast alle im Staate geltenden Zeremonien und Bräuche, und hat für das Riesengebäude des Staatsritualismus und der Staatsreligion sehr viel Material geliefert, obgleich es nicht zu den kanonischen Schriften gezählt wird.

Der kanonischen oder klassischen Schriften, die zu allen Zeiten als Kodex der Rechtgläubigkeit auf den Gebieten der Politik, Moral und Religion anerkannt worden sind, gibt es neun. Ueber allen stehen die fünf King, „Einschlag" des menschlichen Lebens und Strebens, die

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