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scheinen auf Grundsätzen zu beruhen, deren Ursprung sich in die graue Vorzeit verliert, wohl aber grossenteils dem Gehirn moderner Menschen entsprungen sein mögen.

Der Ausgangspunkt dieses chronomantischen Systems, wonach ganz China sich, durch alle Jahrhunderte hindurch, gerichtet hat und noch richtet, ist der Kreislauf des Planeten Jupiter um die Sonne, welcher in einem sog. Grossen Jahre oder ungefähr zwölf Sonnenjahren sich vollzieht. Jupiter ist also der Gott, der das Tao der Menschheit reguliert, jedoch nur dem Namen nach; denn die Zeitrechnung richtet sich ganz und gar nach der Sonne, im Zusammenhang mit dem Kreislauf des Mondes, und ein Grosses Jahr umfasst nicht genau eine volle Anzahl Sonnenjahre; es wird einfach als genau zwölf Sonnenjahre zählend angenommen. Die höchst wichtige Stelle des Jupiter in diesem Hauptzweig des kaiserlichen Taoismus erklärt, weshalb ihm im Pantheon der Staatsreligion ein Platz eingeräumt ist, neben zwölf ihm untergeordneten Schen, welche das durch die Monate beherrschte Schicksal regulieren (S. 66 f.). Die einzelnen Teile der Zeit, also des Laufes des Weltalls, und damit die Einflüsse, welche sie auf die Welt und die Menschheit üben, werden, wie alle Kräfte und Teile der Natur, von den Schen dominiert, welche das Weltall erfüllen.

Das Tao, der Naturlauf, ist unfehlbar regelmässig. Mit gleicher Regelmässigkeit soll also auch der Mensch seine wichtigsten Handlungen verrichten, und dieselben an feste Monate und Tage knüpfen. Im Tscheu-li findet man allerlei Vorschriften, welche auf diesen Zweck hinweisen, für Staatsdiener zusammengestellt. Lü Puh-wei, der im Jahre 237 v. Chr. starb, gab in seinem Tsch'un-ts'iu oder „Jahrbuch" eine ganze Reihe von Monatsvorschriften für die Regierung; sie wurden als „Monatsvorschriften" ins Li-ki aufgenommen, und dadurch für immer klassisch. Etwa ein Jahrhundert später legte Liu Ngan solche Regeln in seinem Hung-lieh-kiai nieder (Kap.V). Es hat also im klassischen Zeitalter Jahreskalender für Staatsverfassung, Sitten und Gebräuche gegeben, die nicht, wie der Almanach, jedes Jahr neu zu machen und umzuändern waren. In späteren Zeiten sind mehrere Schriften dieser Art erschienen. Sie liefern uns vom ganzen Kreislauf des chinesischen Lebens ein wertvolles, naturgetreues Bild.

Solche Vorschriften, wie es das taoistische Grundprinzip zwingend fordert, dominieren, ganz wie der Almanach, das gesamte offizielle und bürgerliche Leben. Die, welche sich auf die Religion beziehen, nehmen eine hervorragende Stelle ein. Denn, wie schon hervorgehoben, das Tao äussert sich durch die Schen, und steht also in seinen verschiedenen Wirkungskreisen mit den Göttern in Verbindung, so dass

auch alle Religion, welche die Erzeugung von Harmonie und Wohlwollen zwischen Menschen und Göttern bezweckt, als Taoismus zu betrachten ist. Also ist auch die Staatsreligion, samt so vielem im Staatsorganismus, von dem sie einen Teil bildet, taoistisch; ihre Festtage und Riten sind, wie ebenfalls bereits erwähnt, an feste Kalendertage gebunden, also dem Zeit- oder Naturlauf angepasst. Confucianismus und Taoismus fliessen deshalb vollkommen logisch zusammen.

Dasselbe ist auch auf dem Gebiete der Ethik der Fall. Wie alle Institute der Menschheit, soll diese sich auf Nachahmung des Tao stützen. Wie der Himmel und die Erde, hat auch die Menschheit ihr Tao, also einen Lebensgang, der nur in Nachahmung dieser zwei Naturmächte bestehen soll und wohl kaum aus etwas anderem bestehen kann. Denn der Mensch selber ist, wie Himmel und Erde, durch Yang und Yin erzeugt; seine Seelen sind dieser dualistischen Weltseele entnommen (S. 71); seine Natur oder Sing, sein Charakter, könnte also unmöglich von dem des Weltalls verschieden sein. Deshalb muss, wie alles was die Natur, falls ihr Tao nicht in Unordnung geraten ist, erzeugt, die menschliche Natur grundsätzlich schien oder gut sein. Sie besteht, den Philosophen der Altzeit und der Neuzeit nach, aus vier Haupttugenden oder Schang: Menschenliebe, Redlichkeit oder Rechtfertigkeit, Li (Zeremonien und Riten, S. 58), und Kenntnis oder Wissen, und diese vier sind mit vier im Yih erwähnten Haupteigentümlichkeiten des Himmels, des besten Teils des dualistischen Weltalls, zu identifizieren. Sie bilden also den Tao oder Weg, worin der Makrokosmos den Mikrokosmos fortbewegt, den Weg aller menschlichen Moralität, Summe und Substanz aller Sittenlehre. Sie umfassen alle mögliche Tugend oder Teh, ein Begriff, welcher gleichzeitig allen den Segen in sich schliesst, den die Assimilation mit dem Tao des Weltalls von selbst erzeugt.

Die Naturreinheit des menschlichen Charakters ist allgemein in den kanonischen Schriften anerkannt, und wird mit besonderem Nachdruck durch Mencius gepredigt. Diese Schriften waren stets die Hauptmittel zur moralischen Erziehung der Menschheit und gelten. deshalb, sowie der Grundsatz der menschlichen Reinheit selbst, für gut taoistisch; sie gehören sowohl für Confucianisten wie für Taoisten zur Bibel. Das Grunddogma der menschlichen Erziehung oder der Charakterbildung durch sich auf das Tao stützenden Unterricht ist. auch für immer durch einen der grössten Confucianisten in einer klassischen Schrift festgelegt, nämlich durch Tszě-szě, den Enkel des

Confucius und Verfasser des Tschung-yung. Die Natur, durch den Himmel in den Menschen gelegt, so lässt er dieses Buch beginnen, soll sich richten nach dem Tao, und solches soll durch Belehrung geschehen.

Das hohe Staatsprinzip, welches beansprucht die Menschheit durch Assimilation mit dem Tao glücklich zu machen, macht also auch den allgemeinen Unterricht der Nation in der Weisheit der kanonischen Bücher zur höchsten Staatsangelegenheit. Diese Bücher umfassen den Gedankenkreis, das Benehmen, die ethischen und politischen Grundsätze der heiligsten Vorfahren der Nation, der Menschen also, die kurz nach dem Entstehen der Gesellschaft lebten, teilweise sogar an dessen Bau mitgewirkt haben. Ihre Denkart, ihr Verfahren, ihre Prinzipien müssen deshalb in völliger Uebereinstimmung mit dem Lauf der Welt gestanden haben, jedenfalls mehr als die Nachkommenschaft je realisiert hat oder nur ahnen könnte. Es ist also allerdings gerecht, logisch und vernünftig auf Schritt und Tritt ihre Lehre, Politik und Moral nachzuahmen; mit andern Worten, die alten Bücher, welche uns mit denselben bekannt machen und durch Weise und Gelehrte aller Zeit für echt erklärt sind, als Leitfaden für alles menschliche Verfahren, als Grundsteine für den Staat und die Gesellschaft, als Bibel aller Lehre zu betrachen. Nur wenn dies geschieht, wird das Tao völlig durchgeführt, Regierung und Menschheit glücklich gemacht.

Dieser taoistisch-confucianische Grundsatz wurde alle Jahrhunderte hindurch streng in Ehren gehalten und auch tatsächlich durchgeführt. Die klassischen Schriften, nebst den sich an dieselben anreihenden Kommentaren, bildeten allezeit die einzig orthodoxe Literatur, wie wir bereits auf S. 58 erwähnt. Nicht nur die gesamte ethische Erziehung durch Studium und Unterricht, sondern auch das darauf erbaute System der Staatsprüfungen und der damit zusammenhängenden Berufungen zu Staatsämtern stehen also, wie fast die ganze Staatsmaschinerie, auf taoistischem Boden.

Durch Studium kann der Mensch sich Tugend in jedem Grade erwerben, auch sogar die allerhöchste Vortrefflichkeit: die des Sching-jen oder Menschen der Sching besitzt. Confucius ist in dieser Klasse der Allervortrefflichste. Der Sching-jen besitzt das Tao des Himmels und ist deswegen an Macht und Kraft den Schen oder Göttern ähnlich. Er ist das Individuum der Wirklichkeit und Wahrheit", der auch andere zu bessern und zu vervollkommnen vermag. Er erschaut die Zukunft. Dies alles kann man im Tschungyung, teilweise auch bei Mencius, mit Begeisterung verkündet finden. Die ethische Disziplin, welche zu dieser wunderbaren Stufe von Hei

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ligkeit führt, besteht einfach in Bändigung der Leidenschaften oder Tsing: Entzückung, Zorn, Verdruss, Freude, Liebe und Abscheu, welche der Mensch, wie seine Poh-Seele (S. 71), aus der Yin entlehnt hat. Diese Bändigung geschieht durch Selbstübung in der Praxis der Li (S. 58) und durch Musik.

In der lebenden Menschheit existiert jederzeit ein Sching-jen, und zwar in der Person des Kaisers. Dieser steht sogar noch höher, denn er ist nicht bloss, wie alle Sching-jen, den Göttern gleich, sondern ihnen sogar (s. S. 60) als Sohn des Himmels noch übergeordnet.

Assimilation mit dem Tao ist Nachahmung desselben. Der Mensch, speziell der Herrscher, soll sich wie die Natur benehmen. Er soll z. B., wie das Yih sagt, gleichwie Himmel und Erde, die Menschheit durch Weisheit und Fähigkeiten ernähren; wie der Himmel soll er sich über die Menschheit hoch stellen, damit gute Regierung und Friede bestehen; auch soll er, wie der Himmel der Erde gegenüber, sich fügen, damit das Volk ihm untertänig sei. Das Schu erwähnt viele Herrscher des Altertums, die, stets mit dem Tao des Himmels einig und niemals ihm entgegen handelnd, für sich und ihr Haus den Thron zu bewahren vermochten und ruhmreich regierten.

Unter allen Vorschriften dieser Art ragen die des Wu-wei oder Nichttuns hervor. Das Tao-teh-king sagt, das Tao selbst ist immer unregsam oder ohne Anstrengung und erzeugt trotzdem alles; der Sching-jen oder der vollkommene Taomensch soll sich also ebenso durch Wu-wei führen lassen, und sein Volk wird dadurch von selbst besser und besser, und rechtsinnig. Auch Confucius lehrte, der grosse Herrscher Schun im Altertum habe durch Untätigkeit regiert. Einmal weigerte er sich seinen Diszipeln Unterricht zu erteilen, nur weil auch der Himmel nicht spricht, und weil trotz dieser allerhöchsten Schweigsamkeit die Jahreszeiten regelmässig ihren Kreislauf vollbringen. Zweifelsohne ist es die Wu-wei-Lehre, welche uns das wohlbekannte phlegmatische Benehmen der confucianischen Welt und die Abwesenheit vorwärtsstrebenden Verfahrens, welche das Behördentum Chinas kennzeichnet, verständlich macht.

Der Taoismus ist im chinesischen Staatswesen und Volksleben freilich allherrschend. Die Frage, welche wir jetzt ins Auge zu fassen haben, ist, wie weit dieses naturphilosophische Religionssystem Einfluss auf den Götterdienst des alten und modernen Chinas geübt, und denselben in eine neue Entwicklungsphase gebracht hat.

Vor allem muss hier erwähnt werden, dass der Taoismus in China. die Lehre eines zweiten Daseins entwickelt hat.

Die alte Religion, wie alles Heidentum auf der Welt, erkannte die Fortdauer der Seele nach dem irdischen Leben an, und besass sogar ein ausgearbeitetes System von Totenopfern und Totenverehrung, welches der Confucianismus bis auf diesen Tag als Grundpfeiler der offiziellen Religion stets aufrecht gehalten hat. Die Lehre, dass das Tao und die Menschheit einheitlich verbunden sind, und dass der Mensch, der sich nach dem Tao richtet, mit demselben zusammenfliesst, musste notwendig die Meinung erzeugen, dass es möglich sei, mit dem Tao selbst ewig zu leben, wenigstens seine Lebensdauer bedeutend zu verlängern. Schon in das Tao-teh-king wurde es niedergeschrieben, dass, wer das Tao besitzt, lange besteht, und bis an sein Lebensende nicht verwelkt. Dieses Buch lehrt uns auch, das Tao und der Himmel seien rein und stille, und auf diesen Eigen schaften beruhe die Rechtsinnigkeit der Welt.

Somit soll der Mensch, der mit dem Weltall ewig zu leben wünscht, in der Stille oder Einsamkeit himmlische Reinheit kultivieren, und zwar möglichst nahe am Himmel selbst, d. h., er soll sich in die Berge zurückziehen und sich daselbst in Wu-wei üben.

Wann und in welchem Masse solche und ähnliche Anschauungen anfangs zur Einsiedelei geführt haben, lässt sich nicht bestimmen; diese verlieren sich vielleicht, wie der Taoismus selbst, in die graue Vorzeit. Lao-tszě selber soll Einsiedler gewesen sein. Zahlreiche der chinesischen Literatur einverleibte Ueberlieferungen reden von sog. Sien, die sich in der vor- und nachconfucianischen Zeit das Tao erwarben. Sie fliessen mit der Klasse der Schen zusammen, denn die Besitzer des Tao sind, wie wir gesehen, Schen. Es gibt unter den Sien auch mancherlei vergöttlichte Teile des Weltalls und des Tao, welche nicht in den kanonischen Büchern erwähnt werden, und daher nicht im confucianischen System Unterkommen gefunden haben. Die meisten werden deshalb wohl in späterer Zeit erfunden worden sein. Die hervorragendsten, die zwei Hauptpatriarche des Taoismus, sind Hwang (s. S. 65) und Lao-tszě (S. 92).

Es hat auch, was ganz verständlich, schon früh die Meinung geherrscht, dass Assimilation mit dem Tao, oder Unsterblichkeit, nebenbei durch ununterbrochene Aneignung von aus dem Weltall gezogener Schenmaterie zu erreichen sei. Unter den Sien hat es freilich sehr viele gegeben, die bedeutende Lebensverlängerung oder Unsterblichkeit durch das Essen oder Verschlucken von Kräutern, Gesteinen oder andern Substanzen, welche man sich mit grosser Lebenskraft oder

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