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VII. Kapitel.

Allgemeine Ergebnisse.

Wir haben das altbabylonische Pantheon vor uns vorüberziehen lassen, so weit die bisher aufgefundenen Texte uns Namen und Beinamen seiner Bewohner enthüllt haben. Die Liste erhebt indes auf Vollständigkeit keinen Anspruch. Dass künftige Texte sie erweitern werden, indem sie die Existenz so mancher uns gegenwärtig nur aus späteren Inschriften oder aus der religiösen Litteratur bekannten Gottheit bereits in dieser frühen Zeit nachweisen, ist mehr als wahrscheinlich. Man hat z. B. in Telloh mehr als 30 000 Thontäfelchen gefunden, die hauptsächlich Opferverzeichnisse, Tempelinventare und juristische Urkunden enthalten. Voraussichtlich werden diese Täfelchen1) noch weitere Namen von Gottheiten liefern und vielleicht auch auf bereits bekannte neues Licht werfen. Ebenso ist von weiteren Ausgrabungen auf babylonischen Trümmerstätten neues Material zu erhoffen. Im Allgemeinen aber werden solche zu erwartenden Bereicherungen für eine Darlegung der Hauptzüge des babylonischen Pantheons in ältester Zeit nicht von wesentlicher Bedeutung sein. Der Charakter der babylonischen Religion führte zur Anerkennung einer stattlichen Anzahl von Gottheiten, von denen allerdings viele die gleichen Eigenschaften aufweisen. Örtliche Kulte waren fortwährend bestrebt, sich mit dem Emporkommen ihrer Städte weiter auszudehnen, und dadurch wurden die Namen der betreffenden Gottheiten in weiterem Umkreise bekannt. Ein Herrscher mochte dann, um seinen eigenen Glanz zu erhöhen, eine oder mehrere von ihnen nennen und sie gleichzeitig mit Beinamen ehren, die ihr Wesen mehr oder weniger treffend bezeichneten. So lange die verschiedenen Teile Babyloniens noch nicht förmlich unter einem Oberhaupte vereinigt waren, konnten sich einzelne Lokalkulte nebeneinander in gleicher Ausdehnung ausbreiten. Die Götter, welche als die besonderen Schirmherren der grossen Zentren wie Schirpurla, Nippur, Ur, Erech, Kisch u. a. galten, behielten ihren Vorrang über die anderen bei, selbst wenn die ihnen heiligen Städte politisch an Macht einbüssten.

1) Viele derselben sind in der neuen Serie der ,,Cuneiform Texts of Babylonian Tablets in the British Museum" (Parts I-XI, London 1896-1901) veröffentlicht, andere durch W. R. Arnold „Ancient Babylonian Temple Records" (New-York, 1896) sowie von Thureau - Dangin in der Revue d'Assyriologie IV, Nr. 3, S. 69-86 (85 Tafeln) und Radau, Early Babyl. History S. 372-423.

Der Herrscher eines Gebietes, der die Obermacht über ein anderes in Anspruch nahm, welches ehedem unabhängig gewesen war, beeilte sich, seine Autorität dadurch zum Ausdruck zu bringen, dass er den Schutzgott des unterworfenen Distrikts stolz als Glied seines eigenen Pantheons in Anspruch nahm. Die Popularität Sins erfuhr in Ur keine Minderung, als die Suprematie Urs auf Isin überging. Im Gegenteil, der Gott erwarb sich neue Freunde, die mit den alten in Ergebenheitsbezeugungen wetteiferten. Wenn, wie dies verschiedentlich der Fall war, die Schutzgottheiten personifizierte Naturerscheinungen waren, deren Kult sich aus irgendwelchen Ursachen an besondere Orte geknüpft hatte, so lag darin nur noch ein Grund mehr, dass die Bedeutung solcher lokaler Kulte sich erhielt, ja sogar zunahm, ohne Rücksicht auf die politischen Schicksale der Städte, in welche man die Wohnsitze der Götter versetzte.

Indem wir uns eine systematische Zusammenfassung des altbabylonischen Pantheons im Zusammenhange mit den Kultzentren für ein besonderes Kapitel1) aufsparen, begnügen wir uns hier mit einer allgemeinen Einteilung auf Grund des in den vorangegangenen Kapiteln angeführten Materials. Die Gottheiten der ersten Periode zerfallen in zwei Klassen:

1) Solche rein lokalen Ursprungs, die sich in Folge der historischen Bedeutung der Orte, an denen sie verehrt wurden, erhielten,

2) Gottheiten, die insofern lokal waren, als sie mit einem bestimmten Orte verknüpft waren, aber doch gleichzeitig als Verkörperungen von Naturkräften einen allgemeineren Charakter besassen.

Die Machtsphäre dieser beiden Gattungen konnte sich in Folge politischer Veränderungen über weitere Gebiete ausdehnen, als ihnen eigentlich zustanden, und dadurch konnte sich ihr lokaler Charakter verwischen. Jedenfalls hing es aber neben den rein politischen Verhältnissen noch von anderen Umständen ab, ob solche Kulte tief genug in das Volk eindrangen, um zur Entwickelung von Gottheiten zu führen, die von festen Sitzen völlig losgelöst nun überall verehrt werden konnten, und deren Wesen dazu angethan war, sich mehr und mehr zu abstrahieren.

Ein solcher Prozess konnte indes nicht lediglich durch die stille Thätigkeit des, sagen wir mangels eines besseren Ausdrucks, Volksgeistes, vor sich gehen. Er erfordert die bewusste, ja bis zu einem gewissen Grade pedantische Mitarbeit der Denker und geistigen Führer eines Volkes. Mit anderen Worten, die hohe Entwickelung des religiösen Ideenkreises, wie wir ihn bei der Vereinigung der babylonischen Staaten vorfinden, beruhte darauf, dass die breite Masse der einzelnen Vorstellungen, welche das alte Erbteil des Volkes bildeten, von theologischem Geiste durchtränkt ward.

Andererseits haben wir bereits auf verschiedene Umstände hinge

1) Siehe Kapitel XXVII.

wiesen, die noch vor der Zeit Hammurabis dazu beitrugen, die Überfülle von Gottheiten zu beseitigen, wenigstens soweit solche in den offiziellen Inschriften der Herrscher vorkommen. Gottheiten aus Orten von geringer oder stetig abnehmender Bedeutung wurden anfänglich von irgend einem Herrscher, der seine Obermacht über ihre Stadt besonders zum Ausdruck bringen wollte, in das Pantheon aufgenommen, bis sie schliesslich von einem mächtigeren Gotte mit ähnlichen Attributen wie sie selbst aufgesogen wurden. Vornehmlich trat dieser Fall bei Gottheiten ein, die dem Krieger Beistand leisteten. Der Ruhm der kleineren Kriegsgötter verblich vor den Erfolgen Nin-girsus. Namen und Beinamen der anderen wurden auf den mächtigeren Gott übertragen, die schwächeren verloren jegliche Bedeutung, höchstens, dass man ihren Namen noch gelegentlich einmal nannte. Auch die Verehrung des Mondes und der Sonne oder besonderer Erscheinungsformen der Sonne, z. B. der Morgen- oder Mittagssonne, an Orten von geringerer Bedeutung diente nur dazu, ähnliche Kulte an wichtigen Zentren populärer zu machen. In Folge hiervon wurden Namen, die ursprünglich selbständige Gottheiten oder verschiedene Erscheinungsformen eines und desselben Gottes bezeichnet hatten, auf einen einzigen anderen übertragen und erschienen nun als blosse Beinamen desselben. Die verschiedenen Namen traten abwechselnd einer für den andern ein, ohne Rücksicht auf ihre ursprüngliche Bedeutung.

Alle wesentlichen Bestandteile der babylonischen Religion finden. sich bereits in der Periode vor, die wir soeben kurz geschildert haben. Wir begegnen in der Folgezeit zwar noch einigen neuen Gottheiten, doch haben wir keinen Grund, tiefer gehende Veränderungen in der Art der Verehrung oder in den Vorstellungen über die Götter anzunehmen. Allerdings haben sich die Beziehungen der einzelnen Götter unter einander beträchtlich verschoben, ihre Attribute sind schärfer begrenzt, die Pflichten und Rechte jedes Einzelnen genauer bestimmt. Hand in Hand mit solcher Systematisierung geht eine Vervollkommnung in der Organisation des Kults, das Ritual entwickelt sich zu weiteren Formen, Spekulationen über das Unbekannte führen zur Aufstellung von Dogmen. Schliesslich betrachtet man die Vergangenheit mit ihren Überlieferungen und Mythen unter dem Lichte der späteren religiösen Anschauungsweise. Man giebt den Gebilden der Phantasie des Volkes ein modernes Gepräge und eine litterarische Gestaltung, die ihnen ursprünglich fremd war, so dass sie nun von einem Geiste durchtränkt sind, der die Ideen und Ansprüche einer verhältnismässig fortgeschrittenen Zeit widerspiegelt. Was wir als die Blüte der theologischen Epoche in der Geschichte der babylonischen Religion bezeichnen können, beruht, als Ganzes betrachtet, in so hohem Grade auf der politischen Einigung der babylonischen Staaten durch Hammurabi (ca. 2300 v. Chr.), dass wir diese Blütezeit überhaupt erst von diesem Ereignisse an datieren können.

VIII. Kapitel.

Das Pantheon zur Zeit Hammurabis.

Marduk.

Die unmittelbare Folge von Hammurabis Meisterwerk der Vereinigung der verschiedenen Staaten des Euphratthales unter eine Oberherrschaft war die Sicherung der Suprematie Babylons, seiner Hauptstadt, über alle anderen babylonischen Städte, und mit dieser Suprematie die herrschende Stellung, welche hinfort der Schutzgott der Hauptstadt, Marduk, einnahm1). Für unseren Zweck ist es nicht notwendig, die Frage über das Alter der Stadt Babylon) und ihre politischen Schicksale vor dem Aufkommen der Dynastie, deren sechstes Glied Hammurabi war, näher zu treten. Dass ihre Anfänge bescheiden und ihre Bedeutung, wenn nicht gar überhaupt ihre Entstehung im Verhältnis zu Orten, wie Eridu, Nippur, Schirpurla, Kisch, Ur und anderen, jungen Datums gewesen sind, beweist das Fehlen des Gottes Marduk in den Inschriften, mit denen wir uns bisher beschäftigt haben. Allerdings könnte man geneigt sein, in der Erwähnung eines Gottes Asaru bei Gudea 3) eine Anspielung auf Marduk zu sehen, insofern beide in Syllabaren mit einander identifiziert

1) Der Name wird phonetisch gewöhnlich Mar-duk, zuweilen aber auch Ma-ru-duk geschrieben, was neben anderem darauf hindeutet, dass man darin eine Zusammensetzung aus maru „Sohn“ und einem Worte duk(u) sah, das man wohl als eine Bezeichnung für „das ruhmreiche Gemach" verwandte, in welchem der Gott die Geschicke der Menschheit entscheidet. Eine solche „Etymologie" ist jedoch nur ein Spiel mit dem Namen, wie sie sich ähnlich bei Eigennamen im Alten Testamente finden. Die wirkliche Etymologie ist unbekannt. Die Form Marduk ist semitisch und führt auf eine Wurzel rdk. Marduk erscheint unter einer Menge Namen, die wir ihres Orts behandeln werden. Für andere Etymologien vergl. Schraders ,,Assyr.-Babyl. Keilinschr." S. 129 sowie desselben Autors ,,Die Keilinschriften und das Alte Testament" 2. Aufl. S. 422.

2) Hommels Ansicht (Proceedings Society of Biblical Archeology XV, 108 folg.), dass Gisch-galla in Gudeas Inschriften Babylon sei, ist nicht zutreffend, doch mag die Stadt trotz alledem bis in Gudeas Zeit zurückreichen.

3) Zylinder B, Kol. IV, 1. Siehe oben S. 106.

werden 1), und der Name Asaru bis in späte Zeit hinein in Gebrauch bleibt 2). Allein diese Gleichsetzung scheint erst verhältnismässig jung zu sein, und der Zusammenhang, in dem Asaru bei Gudea auftritt, spricht eher für eine in der Umgegend von Girsu verehrte Gottheit. Weitergehendere Schlüsse lassen sich jedenfalls aus dieser einzigen Stelle bei Gudea nicht ziehen, wenn es auch an sich durchaus wahrscheinlich ist, dass der Stadtgott Babylons bereits einige Jahrhunderte vor Hammurabi in den Vordergrund getreten ist.

Mit Sicherheit finden wir Marduk zuerst in den Inschriften Hammurabis erwähnt, wo er ausdrücklich als der Gott der Stadt Babylon erscheint. Zweifelsohne haben die unmittelbaren Vorgänger Hammurabis Marduk in demselben Lichte wie der grosse Eroberer betrachtet, und wir können daher die Ergebnisse, welche dessen Inschriften liefern, auch auf Vorgänger von ihm übertragen, von denen wir bisher noch keine Urkunden besitzen. Hammurabi) schreibt dem Marduk seinen Erfolg zu und betrachtet sich als dessen Liebling. Der Gott erfreut sein Herz und verleiht ihm Macht und Wohlstand. Sogar wenn er den Heiligtümern anderer Götter seine Verehrung erweist, unterlässt er es nicht, den Namen Marduks neben dem der Gottheit zu nennen, deren Schutz er anruft. So legt er in Schamaschs heiliger Stadt Sippar einen Zylinder) mit einem Berichte über seine dort ausgeführten Verschönerungen nieder und erwähnt darin Marduk zusammen mit dem Sonnengotte, während er im Gegensatze zu den Herrschern der altbabylonischen Städte und Staaten bei einer Anrufung Marduks es nicht für nötig hält, zugleich ein ganzes Pantheon hinzuzufügen. Marduks Schutz genügt allein für alles. Das schliesst aber natürlich die Verehrung anderer Götter nicht Wir haben bereits auf des Königs Fürsorge für die Stadt des Schamasch hingewiesen. Hierin befolgte er nur das Beispiel seiner Vorgänger, denen zwar Babylon auch als ihre Hauptstadt galt, die aber dabei doch eifrig bestrebt waren, andere alte heilige Orte auszuzeichnen. So stellt einer seiner Ahnen, Zabu, den Schamaschtempel in Sippar sowie den der Anunit in Agade wieder her. Hammurabi erbaut neben seiner Thätigkeit zu Sippar der Innanna in Hallabi 5) einen Tempel ") und errichtet solche auch zu Ehren anderer Götter). Babylon ist allerdings die Lieblingsstadt Marduks ), seiner Verschönerung und Ver

aus.

1) Z. B. Rawlinson II. 55, 68 c-d.

2) Schamasch-schum-ukin (Rawlinson V, 62, Nr. 2, Z. 15; Winckler, Altor. Forschungen I, 254).

3) Vergl. im Allgemeinen King, Letters and Inscriptions of Hammurabi (3 Bände, London 1898-1900).

4) Zuerst von Winckler-Strassmaier in der Zeitschr. f. Assyriologie II, S. 174 folg. veröffentlicht.

5) Unweit von Sippar.

6) Rawlinson I, 4, Nr. XV, 1, Rev. 14—20.

7) Z. B. King, Hammurabi, Pl. 121 Nr. 62 (Tempel in Larsa) u. a.
8) Vergl. z. B. King, Hammurabi, Pl. 106 Nr. 59 Rev. Z. 20-21.

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