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schluss über die vier unidentifizierten Symbole gefunden. Allerdings hat man die Symbole selbst erst im Laufe der Zeit in rein konventioneller Weise ohne Beziehung auf die angerufenen Gottheiten hinzugefügt, bei dem vorliegenden Monumente, wo der Künstler in so sorgfältiger Weise die Embleme identifiziert, ist es jedoch wohl möglich und sogar wahrscheinlich, dass eine Übereinstimmung zwischen ihnen und den in der Inschrift angerufenen Göttern bestanden hat.

Man hat Versuche gemacht, diese Embleme mit den Zeichen des Tierkreises zu identifizieren. Besonders Hommel1) hat diese These mit anerkennenswertem Scharfsinn zu beweisen gesucht, doch ist manches, was er anführt, belanglos, anderes zu weit hergeholt. Abgesehen von den ganz einfachen Natursymbolen wie Halbmond, Stern und Ähnlichem, können wir jetzt bestimmt behaupten, dass eine Anzahl der anderen Embleme die Waffen der Götter sind, eine Annahme, die in der Kudurru des Nazimaruttasch ihre Bestätigung findet, wo diese Waffen in Verbindung mit den mit Namen angerufenen Göttern genannt werden2). So ist das Symbol des Marduk wahrscheinlich die Lanze, mit welcher der Gott bewaffnet ist, wenn er auszieht, das Ungeheuer Tiâmat zu erlegen, wie schon de Morgan) angenommen hat. In ähnlicher Weise werden andere Götter in der religiösen Literatur als bewaffnet dargestellt, und da dieselben Zeichen auch auf anderen Monumenten als den KudurruInschriften als Göttersymbole wiederkehren, ist es offenbar unstatthaft, die Zeichen des Tierkreises in ihnen erkennen zu wollen; nur durch phantastische Konjekturen und gezwungene Vergleiche gelangt man zu Schlüssen wie den von Hommel gezogenen. Eine direkte Ähnlichkeit zwischen einigen Emblemen und gewissen Zeichen des Tierkreises kann man allerdings zugeben, darauf lässt sich aber noch lange nicht die Theorie begründen, dass die Symbole Bilder dieser Zeichen seien). Wennschon wir also bislang einige der Embleme noch nicht mit Bestimmtheit zu deuten vermögen noch den Grund erraten können, warum man gewisse von ihnen für bestimmte Götter gewählt hat, so ist doch die Ideenassoziation nicht lediglich auf astronomische oder astrologische Tatsachen gegründet, sondern auch auf Begriffe, die sich auf die Tätigkeit der Götter beziehen oder durch die Rolle bedingt sind, welche sie in den Mythen des Volkes annahmen, die dann durch die Priester und Theologen zu einem theologischen und mythologischen System verbunden wurden.

1) A. a. O. „Der Ursprung des Tierkreises" S. 236-268 sowie in anderen Aufsätzen. Auch Pinches hat die Frage aufgeworfen. Siehe Belser, Beiträge zur Assyr. II, 111.

2) Scheil, Textes élamites-sémitiques I, S. 90 Kol. IV, 10-23.

3) Délégation en Perse I, S. 168.

4) So urteilt auch Boll (Sphaera S. 206- 208), der jedoch geneigt ist, in diesen Emblemen Sternbilder zu sehen. Siehe Kapitel XXII.

XI. Kapitel.

Überreste von Animismus in der babylonischen

Religion.

Wir sind in unserer Betrachtung der historischen babylonischen Literatur nunmehr am Ende der zweiten Periode angelangt und bis in das 7. Jahrhundert gekommen. Ehe wir uns aber zu dem assyrischen Pantheon wenden, müssen wir noch eine Erscheinung allgemeinerer Art aus der babylonischen Götterlehre ins Auge fassen, welche für die erste und zweite Periode charakteristisch ist, und die wir auch in der assyrischen Götterwelt annehmen dürfen. Trotz der Fortschritte, die wir in den Anschauungen über das Walten der Götter, zum mindesten in den Kreisen der babylonischen Theologen und Priester, aus einer Vergleichung der beiden ersten Epochen beobachten können, hat sich doch infolge des Konservatismus, der ein durchgängig charakteristischer Zug populärer Religionsformen ist, die Anschauung lebendig erhalten, dass alle Handlungen des Menschen, sowie auch seine Stimmungen und Erlebnisse, unter dem Einflusse sichtbarer oder unsichtbarer Mächte stünden. Der weitere, von babylonischen Gelehrten geregelte und mehr oder weniger unter deren Leitung stehende Ausbau des Pantheons beseitigte keineswegs die älteren animistischen Anschauungen. In der religiösen Literatur und vor allem in ihren die populären Anschauungen widerspiegelnden Zweigen bleibt der zügellosen Schar der Geister ihre Macht unbestritten gewahrt. In den Zaubertexten, die wir in einem späteren Kapitel noch ausführlich besprechen werden, sowie ferner in anderen Teilen der babylonischen Literatur, welche neben den primitiven auch die fortgeschrittneren Ideen der Babylonier über die Entstehung des Alls, seine Einteilung und Entwickelung enthalten, endlich in den Legenden und Epen, überall finden wir eine grosse Anzahl von

Jastrow, Religion.

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Geistern eingereiht, denen eine oder mehrere bestimmte Funktionen zugewiesen sind. In vielen, ja in der Mehrzahl der Fälle ist uns der genaue Charakter dieser Funktionen noch unklar. Das uns zu Gebote stehende Material reicht für ein tieferes Eindringen in diese Phase der babylonischen Religion nicht aus, so dass wir uns hier nur auf einige allgemeine Gesichtspunkte beschränken und mit der Aufstellung einiger Hauptklassen von Geistern begnügen müssen. Neben den Texten selbst stehen uns für unsere Untersuchungen einzelne mit Geisternamen zusammengesetzte Eigennamen zu Gebote, denen sich weiterhin Verzeichnisse solcher zugesellen, welche babylonische Gelehrte auf Grund der Texte angefertigt haben. Wenn diese Verzeichnisse, wie dies bisweilen der Fall ist, ausserdem Bemerkungen über die in ihnen aufgezählten Geister enthalten, so fördert dies unsre Kenntnis des Gegenstandes wesentlich.

Vor allem ist zu beachten, dass den zahlreichen in den religiösen und anderen Texten vorkommenden Geistern öfters ein Zeichen vorangeht, das man als „Determinativ" bezeichnet, weil es die derart kenntlich Gemachten als göttlich charakterisiert. Da sich dasselbe Zeichen auch vor Götternamen findet, so ist es nicht immer möglich, zwischen Gottheiten und Geistern zu unterscheiden. Dieser Gebrauch eines gemeinsamen Zeichens ist nun insofern von Bedeutung, als er auf einen gemeinsamen Ursprung der beiden Klassen von höheren Mächten hinweist, die dann auch weiterhin neben einander fortbestehen. Ein Gott ist weiter nichts als ein gross geschriebener Geist. Wie wir bereits in einem früheren Abschnitte angedeutet haben, äussert sich die Entwickelung der babylonischen Religion grossenteils in einer Scheidung zwischen Gottheiten und Geistern, ein Vorgang, dessen Ansätze schon in eine Zeit fallen, aus welcher wir noch keine Urkunden besitzen, und der in gewissem Sinne nie zum Abschluss gekommen ist.

In den historischen Texten werden, allerdings mit gewissen Ausnahmen, bloss die Gottheiten offiziell anerkannt, so dass wir in ihnen einen wichtigen Anhalt zu einer Scheidung zwischen den beiden Klassen von Mächten, den Göttern und Geistern, gewinnen. Dagegen behaupten die Dämonen, ob gute, böse oder indifferente, als ein Überbleibsel des ehemaligen Animismus ihre Stelle in den populären religiösen Vorstellungen weiter und spielen daher in den Zaubertexten und Ritualen wie in anderen Zweigen der religiösen Literatur, in Mythen und Legenden eine hervorragende Rolle. Wir können dabei verschiedene Klassen unterscheiden.

Zunächst haben wir eine allgemeine Klasse von Schutzdämonen, die neben den Schutzgottheiten dem Menschen als gute Genien dienen. Wie man nun mit einem Schutzgotte oder einer Schutzgöttin die Vorstellung verband, dass sie dem einzelnen Menschen zur Seite stünden

und für ihn bei den grossen Göttern Fürbitte einlegten 1), so glaubte man auch durch die Schutzdämonen die Hilfe der Götter erzwingen zu können. Sehr scharf unterschied man allerdings zwischen Schutzgott und Schutzdämon nicht2), aber mit der Zeit brach sich die Anschauung Bahn, dass die Dämonen meistens feindlich, die Götter dagegen freundlich gesinnt seien, falls man nicht durch unvorsichtiges Handeln ihren Zorn auf sich lade. Man wendet sich daher viel häufiger direkt an die Götter, bezw. an die Schutzgötter, um die Dämonen zu bekämpfen, denen man die mannigfachen Misshelligkeiten des Lebens, neben kleinen Unglücksfällen und Unannehmlichkeiten auch alle Arten von Krankheiten, zuschrieb. Ja, eine besondere Klasse bilden gerade die Dämonen, welche Krankheiten und alle möglichen physischen Plagen verursachen. Die Wichtigsten von ihnen werden wir in dem Kapitel über die Zaubertexte zu besprechen haben. Der durch solche Dämonen Heimgesuchte erhofft Schutz von dem Hersagen gewisser Formeln, denen eine besondere Macht zugeschrieben wird, oder auch von der Ausübung gewisser Zeremonien sühnender oder reinigender Art.

Sodann haben wir die Dämonen, welche als Bewohner der Felder und als Eigentümer des Grundes und Bodens gelten, obschon gerade hier die Grenze zwischen Gott und Dämon sehr schwankend wird). Nahm man ein Feld in Besitz, so musste man sich die Götter und Geister, die es bewohnten, geneigt machen. Der Eigentümer stellte sich unter ihren Schutz und suchte seine Rechte gegen ungerechte Eingriffe dadurch zu sichern, dass er sie bat, sich auf seine Seite zu stellen. Wenn wir nun sahen, dass auf den Grenzsteinen gerade der Schlangengott, der sonst kaum zu dem Pantheon der grossen Götter gehört, eine hervorragende Rolle spielt und so oft abgebildet wird, so hängt das eben mit seinem dämonenartigen Charakter zusammen. Desgleichen ist wohl auch der fast nie fehlende Skorpion im letzten Grunde dem Dämonenglauben entsprossen 4), wennschon er auf den Grenzsteinen das Symbol einer Gottheit sein soll.

Eine besondere Art von Dämonen bilden diejenigen, von denen man glaubte, dass sie die Ruhestätten der Toten unsicher machten, obgleich auch sie in einem gewissen Zusammenhange mit denen stehen, welche die Lebenden quälen. Ein merkwürdiges, vor einigen Jahren aufgefundenes Denkmal, das wir in einem späteren Kapitel noch ausführlich beschreiben werden, liefert uns ein Bild mehrerer dieser Dämonen, deren Wirkungskreis vorwiegend in dem unterirdischem Grabe zu suchen ist, das den Sammelplatz der Toten bildet. Sie werden halb als Menschen und halb als Tiere dargestellt, mit höchst grotesken und furchteinflössenden

1) Siehe z. B. Zimmern, Busspsalmen Nr. IV sowie Beitr. II, 100–102.
2) Siehe z. B. Rawlinson IV, Pl. 6, Kol. V, 45 Gott und Dämon vereint.
3) Siehe oben S. 184 folg.
4) Siehe S. 191.

Zügen 1). Ihre Macht ist jedoch nur eine beschränkte. Sie unterstehen den Befehlen der Unterweltsgötter, vorzüglich Nergals und seiner Gemahlin Allatu. In der späteren Eschatologie der Babylonier spielen diese Dämonen eine untergeordnetere Rolle. Der Tote muss hier mit den Göttern seinen Frieden schliessen. Ist er ihres Schutzes sicher, so hat er wenig zu fürchten, dagegen steigen die Dämonen der Unterwelt häufig zur Oberwelt hinauf, um die Lebenden zu peinigen. Vor ihnen muss man zu ähnlichen Schutzmitteln greifen, wie man sie anwendet, man sich dem schädlichen Einflusse der krankheit- und plagenbringenden Geister entziehen will.

wenn

Auf die den höheren Phasen mesopotamischer Kultur angehörenden Geister, die an der Entwickelung von Kunst und Wissenschaft ihren Anteil haben, haben wir schon hingewiesen). Wir sahen, dass wir für sie eine höhere Stufe der Religion annehmen müssen. Die Grenzlinie zwischen Gott und Geist wird hier ebenfalls undeutlich; die zahlreichen Schutzherren der in Babylonien und Assyrien blühenden Gewerbe lassen sich kaum mit den bisher erwähnten Mächten auf eine Stufe stellen. Die populäre Anschauung schrieb die Erzeugnisse des menschlichen Geistes dem Wirken verborgener Geister zu. So seltsam es auch scheinen mag, man war doch nicht geneigt, alles der Macht der Götter zuzuschreiben. Ea und Nebo waren zwar gemeiniglich die Götter der Weisheit, aber sie gaben sich nicht mit Einzelheiten ab. Diese überliessen sie den Mächten zweiten Ranges, den Geistern. So kommt es, dass wir neben den hohen Göttern eine grosse Menge niederer Mächte finden, welche über den verschiedenen Zweigen menschlicher Kunstfertigkeit walten und den Schöpfungen des menschlichen Geistes vorstehen.

Uns weitere Einzelheiten über die verschiedenen Klassen der aufgezählten Dämonen und Geister auf später vorbehaltend, beschränken wir uns hier einstweilen auf einige Worte über eine besondere Gruppe von Geistern, die eine höchst wichtige Rolle sowohl in den historischen und liturgischen wie auch in den allgemein religiösen Texten spielen. Das Bestreben, den Geisterglauben zu systematisieren, geht in Babylonien mit der Einordnung der Götter in verschiedene Klassen Hand in Hand. Aus dieser allgemeinen Tendenz entsprang die Vorstellung von einer Geistergruppe, welche die gesamten niederen Gottheiten des Himmels und der Erde in sich vereinigte, wie etwa Anu, Bel und Ea die Quintessenz der höheren göttlichen Mächte darstellten. Diese Gruppe hiess die

1) Vergl. Kap. XXV und Perrot et Chipiez, Histoire de l'art dans l'antiquité, II, Chaldée et Assyrie S. 363 folg.. Ein teilweises Duplikat hat man vor kurzem in dem Kasrhügel in Babylon gefunden (vergl. Mitteilungen der deutschen Orientgesellschaft Nr. 9, S. 9).

2) Siehe oben S. 176.

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