ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Anunnaki und Igigi.

Was diese beiden Namen anlangt, so hat der erstere bisher noch keine befriedigende Erklärung gefunden. Nimmt man an, die Verbindung der Silben A-nun-na-ki1) solle ein ideographisches Kompositum vorstellen, so würde die mittelste Silbe nun etwa,,Stärke" bedeuten, und die letzte,,Ort" während wir in der ersten das gewöhnliche Ideogramm für,,Wasser" hätten. Hommel hat daher die Deutung „,Götter der Wasserwohnung" vorgeschlagen), und da man die Anunnaki in enge Verbindung mit dem Lebenswasser") brachte, so dürfte wohl an dieser Vorstellung festzuhalten sein. Da man sich dieses Lebenswasser sowohl in der Tiefe wie auch im himmlischen Ozean dachte, so erscheinen die Anunnaki sowohl als irdische wie als himmlische Geister4). Jedoch überwiegt ihr Charakter als irdische Mächte, eine Auffassung, die wohl in der Tat die ursprünglichere sein wird. Ferner werden wir wohl nicht fehlgehen, wenn wir die Schreibung Anunnaki als eine gekünstelte und, wie in früher erwähnten Fällen, einem Wortspiel zu Liebe gewählte ansehen, die man um deswillen anwandte, weil man diese Geister eben mit dem Lebenswasser in Zusammenhang bringen wollte 5).

Wie die Anunnaki speziell irdische Geister sind, so dachte man sich die Igigi als Himmelsgötter. Halévy und Guyard") erblicken in dem Namen eine Bildung von einer wohlbekannten Wurzel, die sowohl im Babylonischen wie auch in anderen semitischen Sprachen vorkommt und stark" bedeutet. Hiernach wären also die Igigi die „Zürnenden", was aber kaum ihrem Charakter entspricht. Wir müssen uns vorläufig damit begnügen, dass sie ideographisch als die „Machthaber") bezeichnet werden und gleich den Anunnaki zuweilen die Götterwelt im allgemeinen

1) Die Silbe ki fehlt bisweilen, so z. B. in der ältesten Erwähnung der Anunnaki bei Gudea (Zyl. A Kol XIV, 1), falls Thureau-Dangins Ergänzung (Zeitschr. f. Assyr. XVII, 185) richtig ist. Die Bedeutung von na ist nicht deutlich, falls es mehr als ein phonetisches Komplement sein soll.

2) Semitische Völker S. 369.

3) Siehe Zimmern, Lebensbrot und Lebenswasser im Babylonischen und in der Bibel im Archiv für Religionswiss. II, 165–177 und Jensen, Keilinschr. Bibl. VI, 1, S. 548.

4) So ist z. B. in einer Hymne (Reisner, Sumerische Hymnen Nr. 50, Z. 24-25) von 300 Anunnaki des Himmels und 600 Anunnaki der Erde die Rede.

5) Dass die gewöhnliche Schreibweise eine gekünstelte ist, zeigen auch die Varianten Anukki und Anukka, worauf Zimmern, Keilinschr. u. d. Alte Test. S. 452 aufmerksam macht. Eine weitere Entstellung lautet Enukki. Vergl. King, Seven Tablets of Creation S. 28 Anm. 1.

6) Vergl. Zeitschr. f. Keilschriftforschung I, S. 111.
7) Brünnow Nr. 2642 und 2643.

darstellen 1). Bisweilen heissen die Igigi auch die sieben Götter; diese Zahl soll aber nur darauf hinweisen, dass sie zusammen eine grosse Gruppe bilden. Sieben ist eine runde Zahl und bezeichnete eine grosse Menge. In einer früheren Periode galt fünf als eine numerische Grösse, und daher werden die Anunnaki gelegentlich auch als eine Gruppe von fünfen angesehen2).

Dass die Anschauungen von den Anunnaki und Igigi etwas verschwommen waren, zeigt die Art und Weise, in der Hammurabi die beiden Namen verwendet. Am Anfange seines berühmten Gesetzbuches bezeichnet er den Himmelsgott als König der Anunnaki 3), während er Marduk den Oberrang unter den Igigi zuspricht1). Aus der Inschrift des assyrischen Königs Adad-nirari I. (ca. 1345 v. Chr.), der sie in seinen Anruf an die grossen Götter mit einschliesst") und die Igigi als zum Himmel, die Anunnaki als zur Erde gehörig bezeichnet, geht hervor, dass beide Gruppen das gesamte Gebiet in sich begriffen, über das die Götter ihre Macht ausübten. In der Tat scheinen die beiden Namen eine Zeitlang sowohl für die Götter wie auch für die Geister gemeinsam gebraucht worden zu sein. Aus dieser verschwommenen Anwendung der Benennungen kann man jedenfalls schliessen, dass die Namen aus einer sehr frühen Epoche der Religion stammen, in der die Scheidung zwischen Göttern und Geistern noch nicht genau durchgeführt war. Es ist daher begreiflich, dass zuweilen nur die grossen Götter zu den Anunnaki und Igigi gerechnet werden.

In den historischen Texten erscheinen Igigi und Anunnaki fast immer vereint; dagegen wird in der religiösen Literatur oft nur die eine Gruppe ohne die andere genannt. So weit wir nun im stande

1) So z. B. Schöpfungstafel VII, Z. 117 (ed. King), wo kaum nur die ,,Himmelsgötter" gemeint sind. Vergl. Tafel III, 126, wo ebenfalls Igigi als zusammenfassende Bezeichnung einer Götterschar gebraucht wird und nicht auf „Himmelsgötter" beschränkt ist.

2) Die Igigi werden ideographisch als 5+2 bezeichnet, woraus Hommel (Semitische Völker S. 491) schliesst, dass diese eigentümliche Schreibart auf einen ehemaligen Gebrauch der Zahl 5 als einer abgeschlossenen Gruppe deute. Dazu stimmt, dass sich bei den Babyloniern Spuren einer älteren fünftägigen statt der späteren siebentägigen Woche finden (vergl. Jensen, Zeitschr. f. deutsche Wortforschung I, 150). Indes darf man nicht übersehen, dass man bei einer Göttergruppe weder fünf noch sieben wörtlich nehmen darf, sondern dass beide nur eine grössere runde und zugleich heilige Zahl darstellen sollen. So erklärt es sich, dass die Igigi auch als 8 und die Anunnaki als 9 erscheinen (s. Jensen, Keilinschr. Bibl. VI, 1, S. 587).

3) Scheil, Textes éla mites sémitiques II, S. 13, Kol. I, 1—2. Interessant ist, dass Anu in dieser Inschrift einfach als ilu,Gott" (vergl. Kol. I, 45) bezeichnet wird. Siehe S. 183 Anm. 1.

4) Ebenda Kol. I, 8—15.

5) Rawlinson IV 2, Pl. 39 Rev. 30-31.

sind, die Funktionen beider nach der Darstellung des ausgebildeten theologischen Systems zu scheiden, bilden die Igigi eine Art himmlischen Rats, während die Anunnaki in der Unterwelt hausen und speziell als Richter der Toten walten. Jedoch dürfen wir die Grenzlinie nicht zu scharf ziehen; denn auch in der religiösen Literatur treffen wir Igigi und Anunnaki als eine Art Zusammenfassung sämtlicher Geisterscharen. Bei schärferer Unterscheidung zwischen Göttern und Geistern werden sie begreiflicher Weise den Göttern untergeordnet.

Als König der Igigi und Anunnaki gilt gewöhnlich Anu 1), wennschon diese Rolle zum Teil auch auf andere Götter übertragen wird. In der bisher ältesten, beide erwähnenden Urkunde erscheint, wie wir gesehen haben, Anu nur als König der letzteren, während Marduk an der Spitze der ersteren steht3). Aber auch Bel wird als Herr der Anunnaki 3) gefeiert und Aschur als König der Igigi hingestellt'). Ausserdem stehen sie, wenigstens nach späterer Auffassung, auch anderen Gottheiten wie Ninib, Schamasch, Ischtar und Nebo zu Diensten"). Vor diesen Höheren werfen sie sich nieder, und diese bekunden bisweilen ihren Zorn gegen sie. Die Götter senden sie zu Dienstleistungen aus. Im allgemeinen ist ihr Charakter streng und grausam. Sie sind dem Menschen eher feindlich als wohlgesinnt. Ihr Glanz verzehrt das Land. Man fürchtet ihre Macht, und besonders assyrische Könige nennen die Igigi und Anunnaki gern neben den höheren Mächten, den eigentlichen Göttern, wenn sie Furcht vor ihrer Majestät einflössen wollen. Manchmal werden nur die Igigi allein erwähnt, doch gewöhnlich erscheinen sie mit den Anunnaki zusammen. Beide Gruppen werden bis zur letzten Epoche der babylonischen Geschichte offiziell anerkannt. Nebukadnezar II. erbaut an der Mauer der Stadt Babylon einen Altar und weiht ihn den Igigi und Anunnaki). Dieser Altar wird als ein Bauwerk der Freude und des Frohlockens" bezeichnet, und am Feste Marduks, „,des Herrn der Anunnaki und Igigi" bringt man auf ihm Opfer dar. In dem grossen Tempel Marduks befand sich eine Quelle, in der die Götter und die Anunnaki zufolge einer babylonischen Hymne „ihr Gesicht badeten". Wenn wir dem noch hinzufügen, dass eine andere Hymne sie als „die leuchtenden Anführer" der alten Stadt Eridu preist, so ergibt sich mit Deutlichkeit, dass die Ideen, welche

1) Z. B. Rawlinson III, 7, Kol. I, 1; Layard, Inscriptions Pl. 87, 2—3.
2) Siehe oben S. 198.

3) Z. B. Tiglath-Pileser I. (Rawlinson I, 9, Kol. I, 3).

4) Z. B. Adad-nirari III. (Rawlinson I, 35, 3); auch als Leiter der Igigi und Anunnaki bei Sennacherib (Meissner- Rost, Bauinschriften Sanheribs S. 94, K. 5413a, 3).

5) Z. B. dem Ninib bei Schamsi-Adad II. (Rawlinson I, 29, Kol. I, 5—7; Layard, Inscriptions 87, 9-10 u. ö.).

6) Rawlinson I, 55, Kol. IV, 7—13.

man mit dieser Geistergruppe verband, die gesamte Periode der babylonisch-assyrischen Geschichte umspannen.

Neben den Igigi und Anunnaki gibt es noch eine Gruppe von sieben Geistern, die allgemein „die bösen Dämonen" heissen und die Verkörperung aller physischen Leiden darstellen, denen der Mensch unterworfen ist. Sie kommen jedoch fast nur in den Zaubertexten vor, weshalb wir uns ihre Besprechung für das Kapitel über diese aufsparen wollen.

[ocr errors]

Was wir im Auge behalten müssen und worauf hier nachdrücklich hingewiesen werden sollte, ist das enge Verhältnis, in dem in den populären Formen der babylonischen Religion Götter und Geister zu einander stehen. In den Zaubertexten gehören diese dem Pantheon ebenso an wie jene, und auch in anderen Zweigen der religiösen Literatur, die ihren volkstümlichen Charakter völlig oder doch zum Teil beibehalten haben, lässt sich das Gleiche beobachten. Althergebrachter Animismus beherrscht bis in die späteste Zeit hinein den Volksglauben, trotz der zwischen höheren und niederen Mächten eingetretenen Scheidung und trotz der weit fortgeschrittenen Bestrebungen der Gelehrten, die alten religiösen Anschauungen zu systematisieren und gewissermassen zu reinigen. Ja, es berührt uns fast wie eine Satire auf die Kultur, dass der Animismus in der abgeschwächten Form der Zauberei vielleicht als das dauerndste Vermächtnis anzusehen ist, welches Babylonien der Nachwelt hinterlassen hat. Der Vertreter der babylonischen Kultur, der Priester, ist bei den klassischen Schriftstellern gleichbedeutend mit einem Zauberkünstler geworden.

XII. Kapitel.

Das assyrische Pantheon.

Eine Aufzählung der Götter, die sich in den bisher veröffentlichten Inschriften der Herrscher Assyriens seit deren ersten Tagen bis zum Ausgange des Reichs vorfinden, wird besser als jede andere Erörterung die Übereinstimmungen zwischen dem babylonischen und assyrischen Pantheon aufdecken. Diese Götter sind in alphabetischer Reihenfolge: Adad, Anu, Aschur (oder Aschschur), Bel, Belit, Gaga, Girru, Gamlat, Gula, Dagan, Ea, Ira, Ischtar, Kadi, Khani, Marduk, Nebo, Nanâ, Nin-gal, Nergal, Ninib, Nusku, Sin, Schala, Schulman, Schamasch, Scha-usch-ka (?), Sibitti und Taschmitum.

Eine ganze Anzahl von ihnen werden nur je einmal gelegentlich erwähnt, und zwar in einer Weise, die zeigt, dass sie dem Pantheon im strengen Sinne nicht angehören. Andere, wie Khani1) und Gamlat, d. h. „der Barmherzige❝2), mögen sich als blosse Beiwörter anderweitig bekannter Gottheiten herausstellen. Die Liste durch Hinzufügung bisher noch nicht identifizierter Gottheiten) zu erweitern, die gleichfalls nur gelegentliche, umschreibende Formen bereits bekannter sein können, würde kaum angängig sein. Aber selbst wenn künftige Veröffentlichungen und Forschungen sie ergänzen und modifizieren sollten, so berechtigt uns jedenfalls das aus der assyrischen Periode der Religion vorliegende Material, zwei Klassen innerhalb des Pantheons aufzustellen: Die eine, das tatsächliche Pantheon, die andere, Gottheiten, welche die Könige lediglich ihrer eigenen Verherrlichung halber eingeführt haben, oder um

1) Eine Form Nebos (nach Meissner-Rost, Bauinschriften Sanheribs S. 105). 2) Siehe Meissner-Rost, a. a. O. S. 108.

3) Z. B. En-e-im-pal (Rawlinson III, 14, 29). Weitere Götterlisten s. unten S. 241.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »