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Mesopotamiens gewonnen haben werden, können die Anhänger dieser Theorie hoffen, die Bedenken ihrer Gegner zu beseitigen, und wenn auch die Schwierigkeiten bei ihr nicht so beträchtlich sind wie die Einwände, welche sich der sumero-akkadischen Theorie entgegenstellen, so sind sie doch stark genug, um die Zurückhaltung vieler zu erklären, die vorläufig lieber auf eine Meinungsäusserung verzichten, obwohl gerade ihnen die Verpflichtung obläge, die Frage nochmals gründlich zu prüfen. Unter diesen Umständen wird ein Versuch, in dieser Streitfrage eine unparteiische Entscheidung zu fällen, sich etwa auf die folgenden Sätze beschränken müssen:

1. Es darf als ausgemacht gelten, dass die gesamte Litteratur Babyloniens, die älteste und sogar die im ideographischen Stile geschriebene mit einbegriffen, mögen wir diesen nun „sumero-akkadisch" oder ,,hieratisch" nennen, von den semitischen Ansiedlern in Mesopotamien herrührt.

2. Auch die babylonische Kultur, mit Einschluss der Religion, trägt semitischen Charakter, und da Assyrien seine Kultur von Babylonien empfangen hat, so gilt dies zugleich für ganz Mesopotamien.

3. Das keilschriftliche Syllabar ist seinem Charakter nach durchaus semitisch. Die Begriffe, welche durch die ideographischen Werte der Zeichen ausgedrückt werden, tragen nirgends den Stempel eines nichtsemitischen Kulturkreises. Wo daher auch der Ursprung des Systems zu suchen sein mag, die Babylonier haben es jedenfalls derartig ausgestaltet und so völlig ihren Zwecken angepasst, dass es, so wie es vorliegt, thatsächlich semitisch ist.

4. In theoretischer Hinsicht bleibt bei voller Anerkennung der semitischen Bestandteile in dem System doch ein Rest, den bisher weder die Vertreter der nichtsemitischen Hypothese, noch die Anhänger der entgegengesetzten Ansicht befriedigend zu erklären gewusst haben.

5. Da also weiteres Licht in dieser Frage erst die noch zu erwartenden Bereicherungen unserer Kenntnis der vorgeschichtlichen Anthropologie und Kultur Mesopotamiens bringen können, so muss die philologische Forschung sich mit dem Bekenntnisse begnügen, dass sie vor der Hand nicht imstande ist, eine allseitig befriedigende und überzeugende Lösung des Problems zu geben.

6. Es liegen Gründe für die Annahme einer alten Rassenmischung im südlichen Mesopotamien vor. Möglicherweise also kann die früheste Form der Bilderschrift in dieser Gegend, aus der die babylonische Keilschrift abgeleitet ist, von einer nichtsemitischen Bevölkerung angewandt worden sein, wovon vielleicht die Spuren noch in dem entwickelten Systeme zu erkennen sind, dessen charakteristisches Merkmal der Fortschritt von der Bilderschrift zu phonetischer Schreibung bildet.

Für uns ist hier das Wichtigste die Thatsache, dass die religiösen Vorstellungen und Bräuche, wie sie sich in den uns jetzt zur Verfügung

stehenden litterarischen Quellen wiederspiegeln, deutlich babylonisch sind. Damit können wir uns hier begnügen, und indem wir die Theorien auf sich beruhen lassen, werden wir keinen Anlass haben, bei der Schilderung der Religion der Babylonier und Assyrer zwischen semitischen und sogenannten nichtsemitischen Bestandteilen zu scheiden. Wenn diese Religion oft überreich und verwickelt erscheint, so erklärt sich das zur Genüge aus den örtlichen Verhältnissen, sowie aus dem langen Zeitraume, über welchen sich ihre Geschichte erstreckt.

Nachdem wir so die Quellen, die uns für das Studium der babylonisch-assyrischen Religion zu Gebote stehen, dargestellt und die Art und Weise, in welcher sie für unsere Zwecke förderlich geworden sind, angedeutet haben, können wir einen Schritt weiter thun, der uns das Verständnis der ehemaligen religiösen Gebräuche des alten Mesopotamiens erleichtern wird. Wir wenden uns nämlich zu einer Betrachtung des Landes und Volkes, verbunden mit einem allgemeinen Überblick über die Geschichte des letzteren.

II. Kapitel.

Land und Volk.

I.

Die Babylonier und Assyrer, mit denen wir es in diesem Buche zu thun haben, wohnten in dem vom Euphrat und Tigris umschlossenen Gebiete; die Babylonier im Süden oder dem Euphratthale, die Assyrer im Nordosten, in der Gegend, die sich vom Tigris bis in die kurdischen Berge hinein erstreckt. Der nordwestliche Teil Mesopotamiens, die nördliche Hälfte des Euphratstrichs, war dagegen der Sitz verschiedener Reiche, die abwechselnd bald die Nebenbuhler, bald die Unterthanen der Babylonier oder auch der Assyrer waren.

Die Gesamtlänge Babyloniens betrug etwa 300 englische Meilen, seine grösste Breite gegen 125 Meilen. Die gesamte Oberfläche belief sich auf ungefähr 23,000 Quadratmeilen, also etwa die Grösse des alten Griechenland. Das Gebiet Assyriens mit einer Länge von 350 Meilen und einer Breitenschwankung zwischen 170 und 300 Meilen enthielt 75,000 Quadratmeilen, was etwas grösser als die europäische Türkei sein würde. Streng genommen sollte man die Bezeichnung Mesopotamien bloss auf das Gebiet beschränken, das zwischen dem Euphrat und Tigris oberhalb ihrer Vereinigung in der Nachbarschaft Baghdads liegt und nordwärts bis zu den Grenzen der Tauruskette reicht, während man von der Gegend südlich von Baghdad bis zum persischen Golfe als dem Euphratthale im engeren Sinne sprechen sollte. Ein dritter Teil wird endlich durch das Gebiet östlich vom Tigris, von Baghdad bis zu den kurdischen Bergen, gebildet. Bei der Verschiedenheit des südlichen Thales gegenüber der nördlichen Ebene verdiente diese Einteilung wohl den Vorzug. Jedoch hat sich der Sprachgebrauch, nach welchem man das gesamte Gebiet längs des Euphrat und Tigris mit Einschluss des zwischen beiden liegenden Striches als ein Land bezeichnet, derart eingebürgert, dass wir die Bezeichnung Mesopotamien in diesem weiteren Sinne beibehalten wollen, jedoch unter der von George Rawlinson vorgeschlagenen Schei

dung in Ober- und Unter-Mesopotamien 1). Die beiden Ströme, die das charakteristische Merkmal der Gegend sind, geben zugleich die massgebenden Faktoren für den Charakter seiner Bewohner und für die Eigenart der Kultur ab, die dort einst geblüht hat. Euphrat, oder wie die einheimische Aussprache lautet, Puratu, bedeutet ,,Fluss" par excellence. Es ist ein ruhiger Strom, der von seinen zwei Quellen in den armenischen Bergen ab in majestätischer Würde dahinfliesst, bis er sich im äussersten Süden mit dem Tigris vereinigt. Als Schatt-el Arab, d. h. arabischer Fluss, erreichen beide den persischen Golf. So lange der Euphrat in den Bergen bleibt, erhält er viele Zuflüsse. Als wolle er geradeswegs in das mittelländische Meer, fliesst er zuerst in westlicher Richtung; dann wendet er sich plötzlich nach Südosten und nimmt, nachdem er durch die Tauruskette in die Ebene eingetreten ist, nur noch wenige Nebenflüsse auf: rechts den Sadschur, links den Balichus und Khabur. Von nun an hat er auf der ganzen übrigen Strecke von 800 englischen Meilen keinen einzigen Zufluss mehr und verliert vielmehr durch die sich zu beiden Seiten bildenden Sumpflagerungen an Wassermenge. Sobald er den Alluvialboden des eigentlichen Babyloniens erreicht, vermindern sich auch seine Strömung und Tiefe beträchtlich infolge der zahlreichen Kanäle, welche seine Wasser ableiten. Bei einer Gesamtlänge von 1780 Meilen ist er wegen der Wasserfälle in seinem oberen und der Sandbänke in seinem unteren Laufe nur auf einer kurzen Strecke schiffbar. Infolge dessen ist er niemals zu irgend welcher Zeit eine wichtige Handelsstrasse gewesen, und ausser Flössen, die man auf eine bestimmte Entfernung treiben lassen konnte, waren die einzigen Verkehrsmittel auf ihm Weidenkörbe, die man von innen und aussen mit Erdpech überzog, oder eine Art primitiver Fähren, um von einem Ufer zum anderen zu gelangen.

Ein gänzlich anders gearteter Strom ist der Tigris, dessen Name aus Idiklat verderbt ist. Er hat nur eine Länge von 1146 englischen Meilen und zeichnet sich, wie der einheimische Name andeutet, durch die „Schnelligkeit“ seiner Strömung aus. Gleich dem Euphrat entspringt er in den rauhen Gegenden Armeniens, setzt dann seinen Lauf längere Zeit durch Gebirgsklüfte fort und nimmt sowohl, bevor er sich in die Ebene ergiesst, als auch nachher eine ganze Reihe von Nebenflüssen auf, welche die Menge seines Wassers stetig vermehren. Auch nachdem er den Alluvialboden des Südens erreicht hat, verliert er seinen Charakter nicht, bis er dem Golfe ziemlich nahe gekommen ist. Sich erst dem Euphrat nähernd, dann wieder von ihm zurückweichend, vereinigt er sich schliesslich mit diesem bei Korna, und gemeinsam ergiessen nun beide ihr Wasser durch den persischen Golf in den indischen Ozean. Von Diabekr im Norden an ist er in seiner ganzen Länge schiffbar.

1) The five great Monarchies of the Anciant Eastern World I, 3.

Grosse Flösse können von Mosul bis Baghdad und Basra hinab treiben, und selbst kleine Dampfschiffe sind nördlich bis Nimrud vorgedrungen. Der Tigris ist also im Gegensatze zum Euphrat die Handelsstrasse Mesopotamiens, er bildete das Verbindungsglied zwischen diesem Lande und der übrigen alten Welt, Ägypten, Indien und den Ländern des mittelländischen Meeres. Indes war bei der Unvollkommenheit der Transportmittel in alter wie auch noch in neuer Zeit die Fahrt stromaufwärts unausführbar. Die Flösse, welche auf aufgeblasene Schläuche aus Ziegenoder Schafshäuten gelegt werden, können nicht gegen den reissenden Strom fahren und werden daher, wenn sie Baghdad oder Basra erreicht haben, aufgelöst und die Schläuche auf dem Landwege nach dem Norden zurückgesandt.

Der Verschiedenheit der beiden Ströme entspricht auch der landschaftliche Charakter von Ober- und Unter-Mesopotamien. Im Norden und Nordosten durch die armenische Kette, im Nordwesten durch den Taurus abgesperrt, gewährt Mesopotamien in einer beträchtlichen Ausdehnung, besonders an der Ostseite, ein rauhes Aussehen. Die kurdischen Berge laufen bis über Mosul hinaus eng am Tigrisufer entlang, während zwischen dem Tigris und dem eigentlichen Euphrat sich schmale Bergreihen und Vorberge bis zum Ende der Tauruskette, ja bis nach Mosul hinstrecken.

Unterhalb Mosuls fängt die Gegend an, ihren Charakter zu wechseln. Die Berge hören auf, die Ebene beginnt, der Boden wird alluvial und entwickelt infolge der regelmässigen Überschwemmung durch die beiden Flüsse während der Regenzeit eine erstaunliche Fruchtbarkeit. Diese Überschwemmung beginnt beim Tigris früh im März, erreicht ihren Höhepunkt im Mai und hört gegen Mitte Juni wieder auf. Die Überschwemmung des Euphrats dauert von Mitte März bis Anfang Juni, doch wird es September, ehe der Fluss seinen natürlichen Stand wieder erreicht. Nicht nur dauert also die Überschwemmung des Euphrats längere Zeit, sondern dieser tritt auch mit grösserer Gewalt als der Tigris über seine Ufer, so dass das Land nördlich bis zur Mündung des Khabur und südlich auf eine noch viel weitere Entfernung hin an beiden Seiten überflutet wird, bis es das Aussehen eines grossen Sees gewinnt. Durch die Gewalt dieser Überschwemmungen treten fortwährende Veränderungen in dem Laufe des Flusses ein, so dass Orte, welche in alten Zeiten an seinen Ufern standen, heute abseits von dem Hauptflussbette liegen. Eine weitere wichtige Veränderung in Süd-Babylonien ist die beständige Bodenanschwemmung infolge der Ablagerungen aus dem persischen Golfe. Dieser Zuwachs, der sich durchschnittlich auf etwa eine Meile in 50 Jahren beläuft, hat es bewirkt, dass die beiden Flüsse heutzutage, statt jeder für sich in den Golf zu münden, sich bei Korna, noch in einiger Enfernung vorher, vereinigen.

Der Gegensatz der Jahreszeiten ist in Ober-Mesopotamien begreif

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