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mit umfasst habe, sowie endlich die Geschichte von der Gründung der Stadt Babylon mit der sich an diese anschliessenden Zerstreuung der Menschheit aus ihrem zentralen Wohnsitze im Euphratthale. Als dann Abraham und seine Gefolgschaft in die Versuche palästinischer Fürsten, das Joch babylonischer Oberhoheit abzuschütteln, verwickelt werden, bietet sich von Neuem Gelegenheit, von Mesopotamien zu sprechen. So tritt denn die Familiengeschichte der hebräischen Stämme jetzt ab und zu in Beziehung zu den alten Ansiedlungen am Euphrat. Indess erst zur Zeit des politischen Ringens der beiden hebräischen Königreiche gegen die unvermeidliche Unterwerfung unter die Übermacht der assyrischen Waffen sowie nach dem Sturze der assyrischen Herrschaft durch Babylonien werden die zwei Länder öfter von den Geschichtsschreibern und Propheten erwähnt. Aber auch hier ist die politische Lage stets die Hauptsache, und nur gelegentlich kommt die Religion in Betracht. So, wenn erzählt wird, dass Sennacherib, der König von Assyrien, ermordet sei, als er im Tempel des Gottes Nisroch geopfert habe (2. Kön. 19, 37), oder wenn ein Prophet babylonische Vorstellungen von der Unterwelt in seine Reden einflicht, um das Bild von der Erniedrigung, welcher der stolze König Babylon's anheimfallen solle, kräftiger auszumalen 1).

Nur wenig liefert auch das Buch Daniel, trotzdem in ihm Babylon den Mittelpunkt der Handlung bildet, und das Wenige, was sich auf die religiösen Zustände bezieht, wie die Bedeutung, welche man den Träumen beilegte oder der stillschweigende Gegensatz zwischen der Religion Daniels und seiner Genossen zu der Nebuchadnezzars und der Babylonier, dies Wenige verliert durch die späte Entstehung des Buches noch an Gewicht. Das Gleiche gilt, nur noch in verstärktem Masse, von dem Buche Judith, in dem Niniveh den Mittelpunkt der geschilderten Ereignisse abgiebt. Weit reicher an Mitteilungen über die religiösen Gebräuche Mesopotamiens als das Alte Testament ist die in Palästina und Babylonien entstandene rabbinische Litteratur. Die zahlreichen Ansiedelungen von Juden in Babylonien, welche im 6. Jahrhundert v. Chr. begonnen und sich durch frischen Zuzug aus Palästina fortwährend gemehrt hatten, brachten die Bekenner des Judentums in unmittelbare Berührung mit religiösen Zuständen, die ihnen in der Seele zuwider waren. In den Verordnungen der Rabbiner, die ihre Anhänger vor den sie umgebenden Einflüssen schützen wollten, wird häufig, offen oder versteckt, auf babylonische Gebräuche Bezug genommen: auf die Feste der Babylonier, die Bildnisse ihrer Götter, ihre Beschwörungsformeln und anderes. Doch sind solche Mitteilungen wegen ihrer Unbestimmtheit dunkel und bedürfen eines Kommentars, den nur eine Kenntnis

1) Isaiah 14. Für die babylonischen Vorstellungen in diesem Kapitel vergl. Alfred Jeremias, Die Babylonisch-Assyrischen Vorstellungen vom Leben nach dem Tode (Leipzig 1897), S. 112-116. Vergl. auch unten Kapitel 25.

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der Zeit, für welche sie bestimmt waren, liefern kann. Zu dieser Schwierigkeit kommt noch die verhältnismässig späte Zeit der Mitteilungen hinzu, welche auf die früheren Perioden der babylonischen Religion nur mit grosser Vorsicht übertragen werden dürfen.

Was Herodot anlangt, so ist es sehr zu bedauern, dass sein Plan, eine Geschichte Assyriens zu schreiben 1), entweder niemals zur Ausführung gekommen ist oder, wenn dies doch der Fall gewesen sein sollte, sein Werk verloren gegangen ist. Nach dem allgemeinen Brauche seiner Zeit begriff Herodot unter Assyrien ganz Mesopotamien, also sowohl das eigentliche Assyrien im Norden wie auch das südliche Mesopotamien. Seine Geschichte würde daher von ausserordentlichem Werte gewesen sein, und da seinem beobachtenden Auge und gut geschulten Geiste nichts entging, so würden die religiösen Gebräuche des Landes bei ihm zu ihrem vollen Rechte gekommen sein. So haben wir leider nur gelegentlich der Geschichte Persiens einige Bemerkungen über Babylonien und Assyrien 2). Davon ist das meiste rein historisch; das Wichtigste ist eine kurze Darstellung der Vergangenheit des Landes ein seltsames Gemisch von Thatsachen und Sage sowie der berühmte Bericht von der Eroberung Babylons. durch Cyrus. Glücklicherweise finden sich darunter vier Mitteilungen. über die Religion der Einwohner. Erstens die Beschreibung eines achtstöckigen Turmes, den ein dem Gotte Bel geweihter Tempel überragte; zweitens ein ziemlich ausführlicher Bericht über einen anderen, ebenfalls dem Bel heiligen Tempel, der in demselben Bezirke der Stadt Babylon lag. Eine dritte leider sehr knappe Angabe bezieht sich auf die Begräbnisgebräuche der Babylonier, während eine vierte den Ritus schildert, der mit der Verehrung ihrer Hauptgöttin verbunden war und der Herodot, weil er seine mystische Bedeutung nicht zu würdigen verstand, schamlos dünkte. Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass Ktesias' Bericht über das assyrische Reich, worunter er wie Herodot auch Babylonien mit einbegriff, irgendwie die Religion berücksichtigt habe. Was er von Babylonien und Assyrien sagt, diente lediglich als Einleitung zur persischen Geschichte, dem eigentlichen Thema seines Buches, und die wenigen Bruchstücke, die wir vornehmlich aus Diodor und Eusebius kennen, behandeln sämtlich nur die Aufeinanderfolge der Dynastieen. Bekanntlich. sind Ktesias' Listen heute in äussersten Misskredit geraten, während das Zutrauen zu den einheimischen Überlieferungen, wie sie Berosus bietet, mehr und mehr gestiegen ist.

Der Verlust der Geschichte des Berosus ist in der That bedauerlich. Sie würde für uns von grösserem Werte als Herodots Werk gewesen sein, weil sie, wie wir wissen, auf den Urkunden und Schriftstücken beruhte, welche in babylonischen Tempeln aufbewahrt wurden. Wie weit

1) I, 184. 2) I, 95, 102, 178-200; vergl. Nikels (Herodot und die Keilschriftforschung, Paderborn 1896) ausführlichen Kommentar zu diesen Stellen.

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Berosus auch die Religion des Volkes berücksichtigt hat, ist schwer zu entscheiden; doch zeigen die Auszüge, die sich bei verschiedenen Schriftstellern aus ihm finden, dass er gleich dem Alten Testamente mit dem Anfang der Dinge begonnen und einen ausführlichen Bericht über die babylonische Schöpfungsgeschichte gegeben hat. Da die frühe Geschichte Babyloniens wie die eines jeden Volkes sagenhaft ist, so müssen jedenfalls Erzählungen über die Beziehungen zwischen Göttern und Menschen Beziehungen, die in den frühesten Stadien der Geschichte eines Volkes stets enge sind bei Berosus in Menge zu finden gewesen sein, auch wenn er in sein Werk kein besonderes Kapitel eingefügt hatte, das der Religion galt, wie sie noch zu seiner Zeit ausgeübt ward. Die Zitate aus Berosus in Josephus' Werken sind sämtlich historischer Art, die bei Eusebius und Synkellos betreffen dagegen die Religion, und zwar beziehen sie sich auf die Schöpfungsgeschichte der Babylonier, auf eine durch die Götter herbeigeführte grosse Wasserflut und auf den Bau eines Turmes. Übrigens ist zu bemerken, dass unsere Berosus-Zitate nicht aus erster Hand stammen. Mag Josephus möglicherweise, was aber keineswegs durchaus sicher ist, Berosus' Werke noch selbst haben benutzen können, Eusebius und Synkellos verweisen für ihre Angaben aus ihm auf Apollodor, Abydenus und Alexander Polyhistor als Gewährsmänner. Damit mindert sich aber der Wert der durch mehrere Hände gegangenen, verhältnismässig spärlichen, erhaltenen Auszüge, und ein gewisses Mass von Ungenauigkeit, besonders in Einzelheiten und der Lesung von Eigennamen1), ist geradezu unvermeidlich. Zum Schluss sei noch bemerkt, dass die Liste babylonischer Könige, welche sich in dem berühmten astronomischen Werke des Claudius Ptolemaeus findet, so wertvoll sie für historische Zwecke ist, mit der Religion der Babylonier nichts zu thun hat..

II.

Die Gesamtsumme der Nachrichten, die wir aus alten Quellen zur Aufhellung der babylonisch-assyrischen Religion gewinnen, ist demnach ausserordentlich gering und reicht kaum zur Festlegung der allgemeinsten Umrisse hin. Aber auch das Vorhandene erforderte meistenteils eine Kontrolle durch bestätigende Zeugnisse, die wir in der biblischen oder klassischen Litteratur vergeblich suchten.

Diese Kontrolle wird nun jetzt durch die merkwürdigen Funde ermöglicht, welche seit dem Jahre 1843 auf dem Boden Mesopotamiens gemacht worden sind. Im Dezember 1842 begann der französische Konsul in Mosul, P. E. Botta, mit Unterstützung seiner Regierung eine Reihe von Ausgrabungen in den Erdhügeln, welche sich an den Ufern des

1) Ein lehrreiches Beispiel hierfür liefert die Erwähnung einer mystischen Persönlichkeit,,Homoroka", die sich, wie Professor J. H. Wright gezeigt hat, als eine Verderbnis aus Marduk herausstellt (Zeitschrift für Assyriologie X 71-74).

Tigris Mosul gegenüber hinziehen. Dass es sich hier nicht um natürliche Erhebungen handelte, hatte man bereits seit einiger Zeit erkannt. Seine ersten bemerkenswerten Funde machte Botta bei einem Dorfe Khorsabad, das auf einem der fraglichen Hügel stand. Hier stiess er nicht tief unter der Erdoberfläche auf die Reste eines Palastes von beträchtlicher Ausdehnung. Die Skulpturen, welche sich in diesem Palaste fanden riesige Stiere und Löwen, die auf einem Untergrunde von Kalkstein ruhend die Zugänge zu den Räumen des Palastes bewachten, sowie lange Reihen von Hochreliefs an den Palastmauern entlang, welche Kriegsszenen, Bauunternehmungen und religiöse Aufzüge darstellten liessen keinen Zweifel daran, dass sie einer längst vergangenen Zeit angehörten. Die auf diesen Denkmälern befindlichen Schriftcharaktere bestätigten die Ansicht Bottas, dass er auf ein Bauwerk des assyrischen Reiches gestossen sei, und nachfolgende Untersuchungen führten zu dem näheren Ergebnisse, dass das ausgegrabene Gebäude zu einer Vorstadt der alten Hauptstadt Assyriens, Nineveh, gehört habe, das genau gerade Mosul gegenüber gelegen hatte. Bottas Arbeiten erstreckten sich über einen Zeitraum von zwei Jahren. Als er am Ende dieser den grössten Teil des Palastes bloss gelegt hatte, hatte er zugleich eine grosse Menge Materials, darunter viele kleinere Gegenstände wie Töpferwaren, Hausgeräte, Goldschmiedearbeiten und Schmucksachen zusammengebracht, die dem Studium assyrischer Kunst und assyrischer Altertümer dienen konnten, während die geschriebenen Urkunden neben den Denkmälern nun zum ersten Male den Gelehrten eine gleich beträchtliche Masse originaler Funde für die Geschichte Assyriens in die Hand gaben. Alles was sich fortschaffen liess, ward nach Paris in das Louvre geschickt und das Material dann in der Folgezeit veröffentlicht1). Auf Botta folgte Sir Austen Henry Layard, der im Auftrage des Britischen Museums während der Jahre 1845—52 Ausgrabungen, zuerst am Nimrudhügel etwa 15 Meilen südlich von Khorsabad und später an der Stelle Ninevehs selbst, am Kojundschikhügel gegenüber Mosul, veranstaltete. Ausserdem besuchte und durchforschte er andere Hügel noch weiter südlich, im Gebiete des eigentlichen. Babyloniens.

Der Umfang der Layardschen Ausgrabungen übertraf also die Bottaschen. Zu dem einen Palaste von Khorsabad fügte Layard drei in Nimrud und zwei in Kojundschik hinzu und fand daneben noch Spuren eines Tempels sowie anderer Gebäude. Die Konstruktion dieser Gebäude war die gleiche wie die des ersten, das Botta ausgegraben hatte; wie bei diesem fanden sich eine Menge Skulpturen, Inschriften und verschiedenartige Gegenstände. Neu war allerdings bei Layards Ausgrabungen die Entdeckung der Reste einer königlichen Keilschrift bibliothek von Bruchstücken kleiner und grosser, auf beiden Seiten beschrie

1) Botta et Flandin, Monuments de Ninive, 5 Bde. (Paris 1846-1850).

bener Thontäfelchen, die mehrere Räume füllten. Ungefähr 30,000 dieser Täfelchen fanden ihren Weg in das Britische Museum. Ihr Inhalt erstreckte sich über alle Gebiete menschlichen Denkens; Hymnen, Beschwörungen, Gebete, Epen, Geschichte, Legenden, Mythologie, Mathematik, Astronomie waren hier vertreten. In den Ecken des Palastes fand man auch die Bauurkunden, die in jedem einzelnen Falle mehr oder weniger ausführliche Annalen über die Vorkommnisse unter der Regierung des Herrschers enthielten, dessen offizielle Residenz derart ans Licht gezogen war. Durch Layard 1) wurde so der Grund zu den assyrischen und babylonischen Sammlungen des Britischen Museums gelegt, deren öffentlich ausgestellte Stücke jetzt sechs grosse Säle füllen. Frische Quellen direkter Art waren auf diese Weise nicht nur für das Studium der geschichtlichen Entwickelung des assyrischen Reiches, sondern durch die Thontafeln der königlichen Bibliothek auch für die Religion des alten Mesopotamiens gewonnen 2).

Der Ansporn, welchen Botta und Layard für die Wiederaufsuchung von Denkmälern und Urkunden des Altertums gegeben hatten, die mehr als zweitausend Jahre dem Auge verborgen gewesen waren, führte zu einem erfreulichen Wetteifer zwischen England und Frankreich, ein Werk fortzusetzen, das bei weiteren Bemühungen noch reichere Ergebnisse versprach. Victor Place, ein französischer Architekt von Ruf, der Botta als Konsul in Mosul folgte, widmete die Dauer seiner Dienstzeit von 1851 bis 1855 der Vollendung der Ausgrabungen zu Khorsabad. Eine reiche Nachernte lohnte seine Mühen. Dank seiner, und seines Assistenten Felix Thomas technischen Kenntnissen war Place nun auch im stande, die bauliche Anlage der Tempel und Paläste des alten Assyriens genauer zu bestimmen 3). Zu derselben Zeit (1852-1854) ward von der französischen Regierung unter der Leitung von Fulgence Fresnel eine andere Forschungsexpedition nach Mesopotamien ausgesandt, an welcher der bereits erwähnte Thomas sowie der hervorragende Gelehrte Jules Oppert teilnahmen. Das Ziel war diesmal Süd-Mesopotamien, dessen Erdhügel bisher noch unberührt geblieben und vielfach noch nicht mit Bestimmtheit einer der alten Städte zugewiesen waren. Viel wertvolle Arbeit leistete

1) Die Ergebnisse seiner Forschungen hat er ausführlich in seinen Schriften dargestellt: Nineveh and its Remains, 2 Bde. (London 1848); Discoveries in the Ruins of Nineveh and Babylon (London 1853); The Monuments of Nineveh, Two Series (London 1849-1853). 2) Die Hauptveröffentlichungen des Inschriftenmaterials im Britischen Museum sind: (1) A. H. Layard, Inscriptions in the Cuneiform Character (London 1851), (2) A Selection from the Miscellaneous Inscriptions of Western Asia, 5 Bde. (London 1861-1880; 2. Ausgabe des 4. Bandes, London 1891), (3) Cuneiform Texts from Babylonian Tablets, 6 Bde. (London 1897-1901). 3) Victor Place, Ninive et l'Assyrie avec des essais de restauration par Felix Thomas, 3 Bde. (Paris 1866-69).

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