ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

du-zi, Kadi, Nu-ku-sir-da, Ma-ma, Za-ma-ma, Za-za-ru, Im-pa-ud-du, Ur-e-nun-ta-ud-du-a, Khi-gir-nunna, Khi-schagga, Gur-mu, Zar-mu, Dagan, Damu, Lama, Nesu, Nun-gal, An-makh, Nin-si-na, Nin-asu 1).

Was diese Namen anlangt, so sei hier gleich ein für allemale bemerkt, dass ihre Lesungen vielfach nur als vorläufige anzusehen sind. Da sie gewöhnlich im „ideographischen Stile" geschrieben sind, so lässt sich die phonetische Lesung nur dann bestimmen, wenn man die betreffende Gottheit mit einer anderen identifizieren kann, deren Name irgendwo phonetisch geschrieben vorkommt, oder wenn die verwendeten Ideogramme derartig gruppiert sind, dass die phonetische Lesung ausser Zweifel gestellt wird. Wir befolgen in diesem Buche den Grundsatz, dass wir da, wo die wirkliche Aussprache unbekannt oder unsicher ist, die ideographische Lesung) mit angeben. Die ideographische Bezeichnung einer Gottheit ist von hohem Werte, weil die Ideogramme häufig den Charakter des Gottes offenbaren; wenn der Name in beiden Schreibungen erscheint, liegen die Dinge natürlich am günstigsten. Es wird daher ein Teil unserer Schilderung des babylonischen Pantheons gewissermassen in der Erklärung des Bildes zu bestehen haben, unter dem jede Gottheit auftritt.

En-lil oder Bel.

Wenn wir nunmehr die Götter in der obengenannten Reihenfolge durchgehen, so ist der erste, Bel, zugleich der Hervorragendste, der in den ältesten bisher ausgegrabenen Denkmälern, den Inschriften von Nippur, vorkommt. Sein Name wird zu dieser Zeit ständig En-lil geschrieben. In der babylonischen Theologie ist er ,,der Herr der unteren Welt". Er stellt sozusagen die Vereinigung der verschiedenen Kräfte dar, deren Sitz und Wirkungskreis man sich auf den bewohnten Teilen der Erdkugel, sowohl auf ihrer Oberfläche wie unter ihr dachte; denn die Bezeichnung untere Welt" wird hier im Gegensatze zu der oberen oder himmlischen gebraucht. Eine solche Auffassung gehört augenscheinlich in den Bereich abstrakten Denkens, und man könnte daraus den Schluss ziehen, dass die Gottheit entweder einer vorgerückten Stufe der babylonischen Kultur angehöre oder dass doch ihre ursprüngliche Bedeutung eine andere als die oben erwähnte gewesen sei. Das Letztere ist denn auch der Fall. Anfänglich wurde das Ideogramm Lil zur Bezeichnung eines „Dämons" im Allgemeinen verwandt, und En-lil ist daher der „,Hauptdämon". Primitiv, wie eine solche Vorstellung ist, deutet sie doch schon auf ein System des Denkens, das über die älteste Stufe des Animismus, auf welcher alle Geister im wesent

1) Einige ganz zweifelhafte Lesungen habe ich hier absichtlich weggelassen, Siehe am Schlusse des Kapitels.

2) Die Trennung der den Namen bildenden Silben deutet die ideographische Lesung an.

lichen den gleichen Rang haben, hinausgeht. Die alte Verbindung En-lils mit Nippur berechtigt zu dem Schlusse, dass wir in ihm eine lokale Gottheit zu erblicken haben, die, ursprünglich nur der Schutzgeist eines begrenzten Gebietes, die Stellung eines ,,Hauptdämons" erringt, als die Stadt Nippur sich zur Hauptstadt eines grossen und mächtigen Distrikts auswächst. Der Ruf und die Heiligkeit Nippurs überdauern politische Wechselfälle, und so löst sich die grosse Gottheit des Ortes thatsächlich in dem Masse, wie Nippur sein politisches Ansehen verliert, von den Beschränkungen los, welche ihre lokale Entstehung ihr ursprünglich auferlegt hatte, und erhebt sich zu der weit höheren Würde einer Grossmacht, deren Bereich das ganze bewohnbare Weltall ist.

Als der „Herr der unteren Welt" steht En-lil im Gegensatze zu einem Gotte Anu, der über die Himmelskörper herrscht. In der Inschrift des En-schag-kusch-an-na1) kommt er bereits vor, und zwar als mächtiger Gott, dem der genannte Herrscher seine Siege zuschreibt und die Kriegsbeute weiht. Er erscheint sodann ebenfalls als Hauptgott in den Inschriften Sargons I., also in einem Zeitalter hoher Kultur, die sich deutlich in dem blühenden Zustande der Kunst kund giebt. Man wird daher annehmen dürfen, dass bereits in dieser frühen Periode sich ein theologisches System entwickelt hatte, das zu dem Glauben an grosse Mächte führte, deren Gebiet die „obere" und „,untere" Welt umfasste. Auf Grund seines weiten Machtbereichs erhielt der Gott den Namen Bel, d. h. „der Herr" par excellence, und so ist es durchaus natürlich, wenn wir seine Verehrung über ganz Babylonien ausgebreitet finden. Im Süden wird die Schutzgottheit Schirpurlas gewöhnlich 2) als ,,der mächtige Krieger Bels" bezeichnet, was die Oberhoheit bezeugt, die diesem eingeräumt ward. Einen Tempel En-lils in Schirpurla, dessen Name E-adda (,,Haus des Vaters") die Beziehungen zwischen dem Gotte von Nippur und Nin-girsu kennzeichnet, erwähnt Uru-kagina, der älteste uns bekannte König von Schirpurla3). Der Tempel wird als ein hochragendes Bauwerk, „das zum Himmel aufstrebte", beschrieben. Im Norden bleibt Nippur der Ort, wo Bels Verehrung die höchste Bedeutung erlangte, so dass dieses das Land des Bel" hiess. Der ihm dort geweihte Tempel war ein grosses Gebäude, das unter dem Namen E-Kur, d. h.,,Berghaus", die ganze babylonische Geschichte hindurch berühmt war, und an dessen Ausbau sich eine lange Reihe babylonischer wie assyrischer Herrscher) beteiligt hat. Seit Sargon I., dem Herrscher

1) Hilprecht, Old Bab. Inscr. I, 2, Nr. 90-92. Siehe oben S. 33. 2) Z. B. Gudea, Inschr. B, Kol. II, 1—2; D, Kol. I, 1—2; Enannatum (Revue d'Assyriologie III, S. 31); Ur-Ninsun (ebenda II, S. 79) etc. etc. Siehe S. 56. 3) Le Clercq, Catalogue II, Pl. VIII, Nr. 1, Kol. III, 7-9; de Sarzec, Découvertes Pl. 32, Kol. III, 1-3.

4) Das Museum der Universität von Pennsylvanien besitzt beschriebene

von Agade, fügen die Könige Nippurs während der Periode der Kassitenherrschaft ihren Titeln stolz „Erbauer des Beltempels in Nippur" hinzu, und ihre Erweiterungen und Reparaturen an seinem heiligen Bau liefern einen Massstab für ihre Ergebenheit gegenüber der Gottheit. Als dann die Könige von Ur ihre Herrschaft über Nippur ausdehnen, unterlassen auch sie es nicht, als etwas sie Auszeichnendes zu erwähnen, dass sie zu dem Dienste des grossen Gottes an seinem Tempel berufen seien.

Ebenso wie die Könige von Agade und Ur beweisen auch die Herrscher anderer Orte dem Bel zu Nippur ihre Ergebenheit. So bringt ein König von Kisch, Alu-uscharschid1), kostbare Vasen aus Marmor und Kalkstein aus Elam und weiht sie dem Bel als Siegestrophäen, und zwar geschieht dies lange vor der Zeit Sargons. Selbst als dann En-lil einen Teil seiner Autorität der wachsenden Macht des Schutzgottes der Stadt Babylon abtreten muss, besteht der höchste Tribut, den man diesem letzteren zollen kann, darin, dass man mit seinem eigentlichen Namen Marduk noch den Titel „Bel" verbindet, der von Rechtswegen nur dem En-lil zukommt. Wir werden noch sehen, wie diese Verbindung En-lils oder Bels mit Marduk politische Veränderungen wiederspiegelt, die im Euphratthale vor sich gingen. Es ist eine unmittelbare Folge dieser späteren Vereinigung des alten Bels von Nippur mit dem Hauptgotte Babylons, dass der eigentliche Charakter des ersteren sich in den historischen und religiösen Texten nicht rein bewahrt hat. Etwas undeutliche Volksüberlieferungen, die wir an ihrem Orte erwähnen werden, weisen darauf hin, dass Bel einstmals als ein gewaltiger, mit mächtigen Waffen ausgerüsteter Anführer gegolten hat, der für das Wohl der Menschheit stritt. Im Grossen und Ganzen ist er eine wohlthätige Gottheit, dabei aber stets bereit, schwere Strafen für Ungehorsam gegen seine Befehle zu verhängen. Wir müssen also bei En-lil zum mindesten vier Phasen unterscheiden: 1. Seine ursprüngliche Rolle als eine Lokalgottheit;

2. Die Erweiterung seiner Macht zum Range eines grossen „Herrn" über einen ausgedehnten Bezirk;

3. Loslösung von lokalen Ursprüngen, um der höchste Gott der unteren Welt zu werden;

4. Übertragung seines Namens und seiner Kräfte als Gott von Nippur auf Marduk, den Gott Babylons.

Die beiden letzten Phasen werden sich am besten erledigen lassen, wenn wir zu der Periode kommen, welche durch die politische Obermacht der Stadt Babylon gekennzeichnet ist. An dieser Stelle genügt es, En-lils Stellung als Gott von Nippur klargelegt zu haben.

Backsteine aus diesem Tempel von nicht weniger als 20 Herrschern seit der Zeit Sargons bis zu Aschurbanapal, die sich eifrig an dem Ausbau beteiligt haben.

1) Der Name bedeutet,,Er hat die Stadt gegründet", wobei das Subjekt zu dem Verbum irgend eine Gottheit ist, deren Name weggelassen ist. Siehe Hilprecht, Old Bab. Inscr. I, 1, S. 20 und Nr. 5-10.

Nin-lil oder Belit.

Die Gemahlin En-lils ist Nin-lil,,,die Herrin der unteren Welt". Sie heisst auch Belit (Femininum zu Bel), also „die Herrin" par excellence. Auch sie hatte in Nippur ihren Tempel, in dem ihr die alten Herrscher huldigten1). Ein König von Kisch, Ur-zag-uddu2) (ca. 4000 v. Chr.), nennt sie Herrscherin des Himmels und der Erde", und da ihr ferner auch eine interessante Weihinschrift aus der Zeit Ur-Ningirsus gewidmet ist, so sieht man, dass ihre Verehrung in der älteren babylonischen Religion eine bedeutsame Rolle gespielt haben muss. Eine vornehme Frau namens Bau-ninnan weiht endlich irgend einen bei dem Kulte Nin-lils zur Verwendung kommenden Gegenstand,,um des Lebens" Dungi's, des Königs von Ur, willen 3). Jedoch erbleicht der Ruhm der Göttin bald neben ihrem mächtigen Herrn, obwohl sie stets mit diesem genannt wird und seine Ehren gewissermassen teilt. Sie ist eben im Grunde doch nichts weiter als nur ein schwacher Abglanz Bels, wie es im allgemeinen alle Göttergemahlinnen sind.

Ein anderer Titel, unter dem dieselbe Göttin bekannt ist, lautet

Nin-khar-sag*),

das „Herrin des hohen oder grossen Berges" bedeutet. Der Titel kann in irgend welchem Zusammenhange mit dem grossen Berge stehen, auf dem man die Götter wohnen wähnte, und der bei den Babyloniern der „Berg der Länder" hiess"). Bel steht als das Oberhaupt der Götter zu diesem Berge in besonders enger Beziehung. Daher heisst sein Tempel das ,,Berghaus". Weil er als Bewohner des Berges gilt, wird er dann auch mit diesem selbst identifiziert. Dementsprechend wird er bisweilen als „der grosse Berg") angeredet, und seine Gemahlin würde daher passend als „Herrin des grossen Berges" bezeichnet sein. Neben dem Tempel zu Nippur hatte Belit als Nin-khar-sag ein Heilig

1) Z. B. Ur-Gur, König von Ur, Rawlinson I, 1, Nr. 8, Zeile 7.
2) Hilprecht, Old Babyl. Inscriptions I, 2, Nr. 93, Zeile 4.

3) Vergl. zu dieser Inschrift Radau, Early Babylonian History S. 37, 38. Dieser Dungi kann trotz der Schwierigkeiten, die Radau hervorhebt, schwerlich ein anderer als Dungi I. sein, während Ur-Ningirsu mit dem wohlbekannten Patesi von Schirpurla (ca. 3200 v. Chr.) identisch sein muss.

4) Jensen, Keilinschr. Bibl. III, 1 S. 23, schlägt vor, Nin-Ur-Sag zu lesen, indes, wie mir scheint, ohne hinreichenden Grund. Da die Schreibung nur eine rein ideographische Form, ein Epitheton ornans darstellt, so ist die Frage, wie das Ideogramm zu lesen sei, nicht von grosser Bedeutung.

5) Siehe Kapitel XXVI.

6) Wir können die poetische Anwendung von ,,Fels" für Jahveh im Alten Testamente vergleichen, z. B. Hiob 1, 12 und häufig in den Psalmen, wie 62, 3, 7; 92, 16, 18 u. ở.

tum zu Girsu, einem der Stadtviertel Schirpurlas (vergl. unter Nin-girsu), das sich am Frühesten in einer Inschrift Entemenas 1) erwähnt findet. Ur-Bau2) nennt die Göttin ,,die Mutter der Götter", was des Weiteren ihre Identität mit der Gemahlin Bels begründet, und auch Entemena 3) stellt sein Gebiet unter den Schutz Nin-khar-sags. Indess blieb Nippur der Hauptort ihrer Verehrung. Die fortdauernde Beliebtheit ihres Kults bezeugt die Weihung einer Festung Dur-Zakar in Nippur ihr zu Ehren durch den König Samsuiluna (ca. 2200 v. Chr.)1).

Nin-gir-su.

In den Inschriften der Herrscher von Schirpurla erscheint seit der Zeit Uru-kaginas bis auf Gudea und dessen Nachfolger als der hervorragendste Gott der Herr von Girsu". Girsu selbst ist, wie die Inschriften zeigen, eines der vier Quartiere, in welche die Hauptstadt von Schirpurla eingeteilt war. In ihm stand der dem Schutzgotte geweihte Tempel, woraus wir schliessen können, dass Girsu der älteste Teil der Stadt war. Später ward Schirpurla zum allgemeinen Namen der Hauptstadt, weil es das Viertel war, in dem der grosse Palast des Königs lag. Dass Girsu einst gänzlich von Schirpurla gesondert war, geht auch aus dem Titel „König von Girsu" hervor, mit dem sich Uru-kagina in seinen Inschriften zuweilen begnügt 5). Die drei anderen Viertel 6), ursprünglich lauter unabhängige Städte, waren Uru-azagga, Ninâ und, wie es scheint, Gisch-Galla).

Nin-girsu wird zuweilen als der Sohn En-lils $) oder häufiger als der Krieger Bels) bezeichnet, der im Dienste,,des Herrn der unteren Welt" im Schlachtgewühl erscheint, den Unterthanen Bels zu helfen. In dieser Rolle ist er mit einer Sonnengottheit identisch, die sich einer besonderen Beliebtheit bei den kriegerischen Assyrern erfreut, und deren Namen

1) Revue d'Assyriologie IV, Nr. 2, Pl. II, Kol. V.
2) De Sarzec, Pl. 7, Kol. III, 8.

3) Hilprecht a. a. O. Nr. 115, Kol. I. 4) Winckler, Untersuchungen S. 141; King, Hammurabi Nr. 98, Kol. II, 42. 5) De Sarzec, Découvertes Pl. 32, Kol. I, 2-3. Bei Le Clercq II, Pl. VIII, Nr. 1, Kol. I, 4-5 nennt er sich dagegen,,König von Schirpurla“.

6) Siehe z. B. Ur-Baus Inschrift (de Sarzec, Déc. Pl. 7, Kol. IV, 1—10). 7) Die Lesung ist zweifelhaft. Jensen (Keilinschr. Bibl. III, 1 S. 23) vermutet Erim. Hommel (Proc. Soc. Bibl. Arch. XV, 37 folg.) hat versucht, den Ort mit Babylon zu identifizieren, doch sind seine Ansichten unhaltbar. Wenn Gischgalla kein Teil Schirpurlas gewesen ist, so kann es doch jedenfalls nicht weit davon gelegen haben. Amiaud hat zuerst vermutet, dass Schir-pur-la (oder Lagasch) der allgemeine Name einer Stadt gewesen sei, die aus der Verschmelzung von vier, ursprünglich gesonderten Gebieten hervorgegangen sei (,,Sirpurla“ in Revue Archéologique 1888). Diese Vermutung hat im allgemeinen (wenn auch nicht einstimmig) Annahme gefunden.

8) Gudea A, Kol. VII, 5.

9) Siehe oben S. 53.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »