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man bis auf Weiteres Nin-ib liest, während er in Wirklichkeit Adar lauten mag1). Die Herrscher Schirpurlas behaupten, von Nin-girsu zu ihrem hohen Amte auserwählt zu sein, und als wollten sie sich für die Herabsetzung schadlos halten, die darin lag, dass sie nur patesis oder unter einem mächtigen Herrscher dienende Statthalter waren, nennen sie sich die Patesis Nin-girsus, womit sie ausdrücken wollen, dass der Gott der Herr war, dem sie Lehenspflicht schuldeten. Der ihm geweihte Tempel zu Girsu hiess E-ninnu), daneben kommt auch ein längerer Name vor, welcher den Gott als den,,,der Dunkelheit in Licht verwandelt“), bezeichnete. Dies geht auf den Sonnencharakter des Gottes Nin-ib, mit dem Ningirsu identifiziert wird. In diesem Tempel stellen Gudea und andere Herrscher Kolossalstatuen von sich selbst auf, doch schwächen sie die hierin sich aussprechende Eitelkeit dadurch ab, dass sie auf den Vorder- und Rückseiten der Statuen einen Ausdruck der Ergebenheit gegenüber ihrem Gotte anbringen. Die Herrscher von Schirpurla und anderen Orten, z. B. von Kisch), wetteifern miteinander in Ehrfurchtsbezeugungen dieser Gottheit gegenüber in Gestalt von Geschenken und frommen Stiftungen. Ja, sie bezeichnen ihr Gebiet geradezu als das Land des Nin-girsu"). Ihm sind die meisten zu Telloh aufgefundenen Gegenstände geweiht, unter denen die zahlreichen Thontäfelchen auffallen, welche die übliche Form für Weihegaben geworden waren.

Neben seiner kriegerischen Seite hatte Nin-gir-su noch eine andere. Als Schirmherr Schirpurlas waltete er auch über dem landwirtschaftlichen Gedeihen des Distrikts. En-anna-tum I. weiht ihm als solchem eine Vase als Kornbehälter "). In dieser Eigenschaft wird er als Dun-gur oder Dun-gur-an, d. h. „Gott der Kornhaufen", bezeichnet. En-temena und sein Sohn En-anna-tum II. erklären bei der Erbauung einer Art von Provianthaus, welches sie unter den Schutz Nin-girsus stellen, dass ihr Gott Dun-gur sei), und ein alter

1) Dass Nin-ib nur eine ideographische Form ist, ergiebt sich ganz deutlich aus dem Elemente NIN- „Herr". Der Beweis dafür, dass Ninib Adar ist, steht jedoch noch aus. Vergl. Jensen, Kosmologie der Babylonier S. 457, 8.

2) Z. B. Uru-kagina (Le Clercq II, Pl. VIII Nr. 1, Kol. IV, 7); Ur-Bau (de Sarzec, Déc. Pl. 7, III, 6); Gudea (B, Kol. I, 5 und passim; D passim).

3) Ur-Bau (ebenda); Gudea (D Kol. II, 7).

4) Inschrift des Mesilim, Königs von Kisch (Revue d'Assyriologie III, Nr. 2, Pl. III).

5) So En-annatum I. bei de Sarzec, Déc. Pl. 3, A, Kol. IV, 16—17.
6) Revue d'Assyriologie III, S. 31, Z. 12.

7) Aus dem Texte (de Sarzec, Découvertes Pl. 6, Nr. 4, Z. 13-21 und Pl. 31, Nr. 3, Kol. III, Z. 2-6) geht deutlich hervor, dass Dun-gur (oder Dungur-an) ein Beiwort des Nin-girsu ist. Die das Gebäude beschreibenden Ideogramme deuten auf ein Kornmagazin irgend welcher Art hin. Man fühlt sich an die Provianthäuser in Ägypten erinnert; vergl. Jensen, Keilinschr. Bibl. III, 1 S. 18, 74. Eine Vergleichung der beiden in Frage kommenden Texte macht es wahrscheinlich, dass Ab-gi und E-bi-gar Synonyme sind.

Hymnus1) setzt ihn dem Tammuz, der Personification der landwirtschaftlichen Thätigkeit, gleich. Eine solche Vereinigung zweier augenscheinlich ganz entgegengesetzter Attribute ist eine natürliche Folge der Umwandlung von wohl ursprünglich personifizierten Naturkräften in lokale Gottheiten. Jedes Feld hatte seinen Schutzgeist, für die Stadt als Ganzes war aber allein eine lokale Gottheit denkbar, deren Walten sich in der Regierung des menschlichen Herrschers über seine Unterthanen wiederspiegelte. Ihr, die über alles wachte, was sich auf die Wohlfahrt des ihr unterstehenden Gebiets bezog, wurden, jenachdem die Gelegenheit es erforderte, verschiedene Attribute beigelegt, und so konnte der Gott, ohne Rücksicht auf seinen ursprünglichen Charakter, zugleich als Kriegsgott wie als Beschützer des friedlichen Landmannes gelten.

Bau.

Vielleicht die hervorragendste Göttin der alten babylonischen Geschichte war Bau. Einer der Herrscher von Schirpurla hat ihren Namen. dem seinen einverleibt, indem er sich Ur-Bau nannte. Es ist daher ganz natürlich, ihn dem Dienste dieser Göttin vornehmlich gewidmet zu finden 2). Er wird nicht müde, ihr Lob zu singen und von dem Tempel zu reden, den er ihr zu Ehren erbaut hat. Doch Ur-Bau steht mit solcher Verehrung nicht allein da; auch Uru-kagina 3), Ur-Ninâ 1), Gudea 5) und dessen Nachfolger, wie Gala-Lama") und andere, nehmen häufig auf Bau Bezug, und in den Zaubertexten ) wird sie als die grosse Mutter angerufen, welche den Menschen das Leben schenkt und dem Körper die Gesundheit wieder giebt. In den altbabylonischen Inschriften heisst sie die Haupttochter Anus $), des Himmelgottes. Unter ihren Titeln lautet der, welcher ihr am häufigsten gegeben wird,,,gnädige Herrin"). Sie ist die,,Mutter" von Schirpurla 1o), welche die Geschicke der Menschen bestimmt und den Pflügern des Bodens „Überfluss" verleiht. Gudea nennt sie seine Herrin und erklärt, sie sei es, die ihn mit Rede fülle"11), ein Ausdruck, dessen Bedeutung zu sein scheint, dass er Bau allein seine ganze Macht verdanke. Lokal wird sie mit Uru-azagga12) (d. h. ,,glänzende Stadt"), einem Distrikte Schirpurlas, identifiziert, wo auch ihr Tempel stand. Infolge davon finden wir sie in enger Verbindung mit Nin-Girsu, dem Gotte von Girsu. Wir können in der That noch weiter

1) Rawlinson IV, 27, Nr. 6, 45-46.

2) De Sarzec, Déc. Pl. 7 und 8.

3) Ebenda Pl. 32, Kol. I, 10; Le Clercq II, Pl. VIII, Nr. 1, Kol. III, 5.
4) Revue d'Assyriologie IV, S. 106.

6) Déc. Pl. 21, Nr. 4.

5) Inschr. D, Kol. II, 13 folg. 7) Siehe Kapitel XVI.

8) Z. B. Gudea, G, Kol. II, 5; vergl. Jensen, Keilinschr. Bibl. III, 1 S. 24.

9) Z. B. Ur-Bau, Déc. Pl. 7, Kol. IV, 4.

10) Inschrift des Gala-Lama, Déc. Pl. 21, Nr. 4, Z. 1.

11) Inschr. B, Kol. II, 14-15.

12) Ur-Bau, Déc. Pl. 8, Kol. IV, 6.

gehen und annehmen, dass Girsu und Uru-azagga die beiden ältesten Quartiere der Stadt waren, deren Vereinigung den ersten natürlichen Schritt zur Entwickelung des Staates bildete, welcher später unter Hinzufügung noch anderer Distrikte als Schirpurla bekannt ward 1). Sie wird denn auch ausdrücklich die Gemahlin des Nin-girsu genannt), und diese Beziehung liegt ferner einem interessanten von Gudea gebrauchten Ausdrucke zu Grunde, der Bau im Namen Nin-girsus Gaben darbringt und diese als „Hochzeitsgeschenke" bezeichnet). Es ist interessant, bereits in dieser frühen Periode ein deutliches Anzeichen für die noch heute im Orient herrschende Sitte zu finden, welche Geschenke des Bräutigams an seine Erwählte zu einer unerlässlichen Formalität macht'). Diese Geschenke wurden am Neujahrstage Zag-muk dargebracht, und die Bedeutung der Verehrung Baus spricht sich darin aus, dass dieser Tag als ihr Fest bezeichnet wird.

Die Darbringungen 5) selbst bestehen aus Lämmern, Schafen, Vögeln, Fischen und Rahm, daneben auch aus Datteln und verschiedenen anderen Früchten. Als Uru-azagga zu einem Gebiete Schirpurlas wird, erhöht sich Baus Würde zu der einer Mutter von Schirpurla". Als Gemahlin Nin-girsus ist sie identisch mit der Göttin Gula, die gewöhnlich als die „fürstliche Herrin" Nin-ibs erscheint, und deren Verehrung sich bis zu den Tagen des neubabylonischen Reiches herab erhält.

Es ist übrigens völlig sicher, dass Bau ursprünglich eine selbständige Göttin gewesen ist, und dass erst die Vereinigung von Uru-azagga und Girsu®) zu ihrer Identifikation mit Gula geführt hat. Für die Bestimmung ihres ursprünglichen Charakters gewährt der Umstand, dass sie als „,Tochter des Anu" gilt, einen Anhalt. Da dieser der Himmelsgott ist, so muss man Bau wahrscheinlich in dem oberen Reiche personifizierter Gewalten suchen; welche Naturkraft sie jedoch genau darstellt, lässt sich schwer sagen. Hommel ist allerdings der Meinung), sie sei die personifizierte Tiefe des Wassers, das Urchaos, welches nur den Himmel über sich hatte. Doch leitete ihn bei dieser Erklärung das Bestreben, den Namen Bau mit dem berühmten Ausdrucke für das Chaos in der Genesis, mit Tohu-wa-bohu, zusammen zu bringen. Indes ist es unerwiesen, dass Bau und Bohu irgend etwas mit einander zu thun haben.

Eine Göttin, die sich schwer von Bau unterscheiden lässt, ist

1) Es ist bemerkenswert, dass kein besonderer Gott von Schirpurla erwähnt wird, was auf spätere Entstehung dieses Namens hinweist.

2) Z. B. Gudea, Zyl. A, Kol. XXIV, 6; G, Kol. II, 6.

3) Inschr. D, Kol. II, 13; G, Kol. VI, 13.

4) Vergl. Genesis 24, 53. Burckhardt, Notes on the Bedouins I, 109, giebt

ein modernes Beispiel für die Sitte.

5) Gudea, G, Koi. III und IV.

6) Gudea gebraucht die beiden Namen (Inschr. G, Kol. II, 14—15) in einer Weise, die darauf hindeutet, dass sie den gesamten Bezirk von Schirpurla umfassten.

7) Semit. Völker S. 382.

Ga-tum-dug1).

Auch sie heisst die „Mutter von Schirpurla") und hat ihren Sitz ebenfalls in Uru-azagga3), was beides darauf schliessen lässt, dass es sich nur um einen anderen Namen für Bau handelt. Allerdings erhält Gatum-dug anderweitig, nämlich in zwei Listen von Gottheiten, die Gudea anruft), einen besonderen Platz neben Bau. Auch Ur-Ninâ scheint zwischen den beiden Göttinnen einen Unterschied zu machen, insofern er einmal einen Tempel der Ga-tum-dug ") erwähnt und ein anderes Mal der Bau eine Schale weiht"). Wir können daher annehmen, dass sie ursprünglich von Bau verschieden war. Für Gudea ist Ga-tum-dug die Mutter, die ihn hervorgebracht hat. Er ist ihr Sklave, sie seine Herrin. Schirpurla ist ihre Lieblingsstadt, deren Herrscher sich eifrig an der Verschönerung ihres Wohnsitzes daselbst beteiligen. Sie heisst die „glänzende“ (azag); da jedoch diese Bezeichnung nur eine Anspielung auf den Bestandteil ist, welcher in dem Namen der der Bau heiligen Stadt Uru-azagga steckt, so kann man darauf nicht viel Gewicht legen. Leider sind auch die Elemente ihres Namens nicht klar), und man darf ferner nicht vergessen, dass die Lesung bloss provisorisch ist. So viel ist indessen gewiss, dass Bau und Ga-tum-dug in historischer Zeit zwei Formen sind, unter denen eine und dieselbe Naturgewalt personifiziert worden ist. Ferner erscheint Bau als Nin-din-dug, d. h. „die Herrin, welche das Leben wieder verleiht"). In den Zaubertexten heisst sie die Mutter Eas. Da der letztere deutlich ein Wassergott ist, so dürfen wir daraus den Schluss ziehen, dass Bau irgendwie mit dem Wasser als Naturelement in Beziehung steht. Man kann die Vermutung wagen, dass sie ursprünglich die Wasser des oberen Reichs, d. h. die Wolken darstellte. Da Ea, ihr Sohn, die Wasser des unteren Reiches versinnbildlicht, so spiegelt das Verhältnis von Mutter und Sohn vielleicht eine primitive Vorstellung von der Entstehung der Tiefe durch das Herabkommen der oberen Wasser wieder. Wenn wir zu der Kosmogonie der Babylonier kommen10), werden wir sehen, dass diese Vorstellung von einer Scheidung zwischen den zwei Wasserreichen eine grundsätzliche ist. Dem Elemente des Wassers gehören ausser Ga-tum-dug übrigens auch noch andere der in den altbabylonischen Inschriften vorkommenden Göttinnen an11).

1) Vergl. Jensen, Keilinschr. Bibl. III, 1, 28 Anm. 2, der die Lesung sig anstatt tum vorzieht.

2) Gudea, F, Kol. I, 1-2.

3) Ebenda, Kol. III, 6.

4) Inschr. B, Kol. II, 17 und VIII, 57; D, Kol. I, 17-18.

5) Déc. 2ter 4, Zeile 10-11.

6) Revue d'Assyriologie IV, S. 106.

7) Die Inschrift Gudea F ist ausschliesslich der Ga-tum-dug geweiht.
8) Das erste bedeutet,,machen“, das dritte,,gut, günstig“, aber das zweite,

auf welches so viel ankommt, ist nicht klar.

9) So Hilprecht, Old Babylonian Inscriptions I, 2, Nr. 94, 95, 111.

10) Siehe Kapitel XXI.

11) Z. B. Ninâ (vergl. unten).

En-ki oder Ea.

Dieser Gott, der, wie wir sehen werden, eine sehr bedeutsame Stellung in der weiteren Entwickelung der babylonischen Theologie einnimmt, hat in den ältesten babylonischen Inschriften nicht den Platz, den man erwarten sollte. Ur-Bau1) erbaut dem Ea zu Girsu ein Heiligtum. Ein anderer Statthalter Schirpurlas, Ur-Nin-girsu2), nennt sich seinen Priester und bezeichnet den Gott als den „,höchsten Ratgeber". Von ihm empfängt der König „Weisheit"). En-anna-tum I.) und En-temena 5) erwähnen ihn; desgleichen Gudea in einer langen Götterliste, und zwar als den Gott von unwandelbarem Befehl""). Rim-Sin, ein König von Larsa (ca. 2250 v. Chr.), stellt Ea neben Bel) und erklärt, diese „grossen Götter" hätten Erech seiner Hand anvertraut, mit der Verpflichtung, die in Trümmer verfallene Stadt wieder aufzubauen. Die Ideogramme, mit denen sein Name geschrieben wird, En-ki, bezeichnen ihn als Gott dessen, was unten ist", an erster Stelle der Erde; bei einer genaueren Scheidung der Funktionen der grossen Götter wird er dann aber zum Gotte der Wasser der Tiefe. Als diese Stufe der Anschauung erreicht ist, wird er häufig mit Bel zusammen gestellt, der, wie man sich erinnern wird, eigentlich der Gott der unteren Sphäre" ist, aber dann zum Erdgott par excellence wird. Wenn also Bel und Ea angerufen werden, so ist dies in moderner Redeweise gleichbedeutend mit der Anrufung von Erde und Wasser, und ebenso wie Bel dazu dient, gewissermassen die Einheit der Erdkräfte zu personifizieren, wird Ea kurz zur Wassertiefe. Ea und Bel nehmen daher in der entwickelten babylonischen Kosmogonie und Theologie eine hervorragende Stelle ein. In der Kosmogonie) ist Bel der Schöpfer und Kämpfer der Menschheit, Ea die unterirdische Tiefe, welche die Erde umgiebt, sowie die Quelle der Weisheit und Kultur. In der Theologie") werden beide unter dem Bilde von Vater und Sohn dargestellt, die man gemeinschaftlich anfleht, wenn Missgeschick oder Krankheit die Menschenkinder befällt. Ea, der Vater, ist die Personifikation des Wissens, Bel die praktische Thätigkeit, „die aus der Weisheit hervorströmt", wie Professor Sayce 10) unter Anwendung der Sprache des Gnostizismus es treffend ausdrückt; nur dass dann, wie bereits angedeutet wurde, Marduk die Rolle des älteren Bel übernimmt.

Wenn wir uns hier auf die früheren Phasen Eas beschränken, so ergiebt sich als wahrscheinlich, dass er ursprünglich als Gott Eridus galt, einer der ältesten unter den heiligen Städten Südbabyloniens, an dessen

1) Déc. Pl. 7, Kol. IV, 12.

3) Déc. Pl. 7, Kol. I, 12.

2) Déc. Pl. 37, Nr. 8.

4) Déc. 4ter F2, Kol. III, 4.

5) Revue d'Assyriologie IV, Nr. 2, Pl. II, Kol. V, 24-25.

6) Inschr. B, Kol. VIII, 48.

8) Siehe Kapitel XXI.

10) Hibbert Lectures S. 104.

7) Rawlinson I, 3, Nr. X, Kol. II, 2—6. 9) Siehe Kapitel XVI.

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