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Stelle jetzt Abu-Schahrein liegt, während es selbst einst an den Ufern des persischen Golfs lag. Ur-Bau nennt den Gott ausdrücklich den „König von Eridu"). Die Heiligkeit des Ortes bezeugt Gudea, wenn er sich rühmt, den Tempel von Nin-girsu so heilig wie den von Eridu gemacht zu haben 2). Über diese Stadt wacht Ea. Die Bedeutung des persischen Golfs für deren Ausbreitung musste ganz natürlich dazu führen, dass man den Sitz des Gottes in die Wasser selbst verlegte. Die Verehrung von Wassergottheiten entsteht ganz selbstverständlich an Orten, die an weiten Wasserflächen liegen, und in den Attributen der Weisheit, welche eine ältere Zeit dem Ea zuschrieb, kann man eine Verkörperung der Überlieferung sehen, dass der Gang der Zivilisation vom Süden her vorgeschritten sei. Die höhere Bedeutung des persischen Golfes im Verhältnisse zu den übrigen Wassern Babyloniens, den beiden grossen Strömen samt ihren Nebenflüssen und Kanälen, musste dann ein weiterer Beweggrund dafür werden, den Gott des persischen Golfes als die Personifikation des Elementes des Wassers überhaupt anzusehen. Für die Babylonier war der persische Golf, der sich endlos ausdehnte und allem Anscheine nach mit dem grossen Ozeane eins war, dessen äusserste Ufer unerreichbar blieben, der grosse „Okeanos", welcher die Erde rings umfloss und auf dem diese ruhte3). Infolge dessen ward Ea etwa gleich En-lil gewissermassen entlokalisiert, und seine Verehrung erhielt sich noch, als die Erinnerung an seine Verbindung mit Eridu längst geschwunden Gleichzeitig konnte aber dann eben aus dem Grunde, weil er von lokalen Verbindungen losgelöst war, kein bestimmter Ort mehr darauf Anspruch erheben, sein Sitz zu sein. Ur-Bau nennt Ea ,,den König von Eridu", als er ihm ein Heiligtum zu Girsu errichtet; das Heiligtum ist in diesem Falle nicht der Wohnsitz des Gottes.

war.

Wir müssen also viele Jahrhunderte zurückgehen, ehe wir zu der Periode gelangen, in der Ea bloss der Ortsgott Eridus war. Ob Ea als der wirkliche Name des Gottes anzusehen ist oder ob dies wie En-ki ebenfalls nur ein Ideogramm ist, bleibt wiederum zweifelhaft. Ist Ea die wirkliche Aussprache, so liegt in der Schreibung des Namens eine Anspielung auf das Wesen der Gottheit; denn dieser ist aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt, die „Haus" und „,Wasser" bedeuten. Der Name weist also auf das Wesen und den thatsächlichen Sitz der Gottheit hin. Ein Punkt, wenn auch kein entscheidender, der zu Gunsten der Annahme von Ea als wirklichem Namen spricht, ist die häufige Anwendung der nicht misszuverstehenden ideographischen Beschreibung des Gottes als En-ki.

Aus dem Ursprunge der babylonischen Zivilisation am persischen Golfe sowie aus dem Umstande, dass Babyloniens Fruchtbarkeit von seinen Flüssen und Kanälen abhängig war, erklärt es sich, dass das altbaby

1) De Sarzec, Déc. Pl. 7, Kol. IV, 11. 2) Inschr. B, Kol. IV, Zeile 7, 8. 3) Siehe Kapitel XXI.

lonische Pantheon so zahlreiche Wassergottheiten aufweist. Wir haben einige davon bereits besprochen und werden anderen noch begegnen. Da jeder Fluss, gross oder klein, seine besondere Schutzgottheit hatte, so nimmt ganz natürlich die Zahl der Wassergottheiten zu, je mehr das Land durch das Kanalsystem, das seinen Wohlstand bedingte, durchschnitten ward.

Ea erscheint, wie wir noch sehen werden, unter einer ungewöhnlich grossen Anzahl Namen1). Einer davon lautet

Nin-a-gal,

d. h.,,Gott von grosser Stärke", eine Bezeichnung, die auf seine Eigenschaft als Schirmherr der Schmiedekunst) geht. Einen Gott dieses Namens erwähnt Ur-Bau), ihm zu Ehren errichtet er ein Heiligtum. Da aber der König ein paar Zeilen zuvor auf Ea (unter der Form En-ki) Bezug nimmt, so scheint es, dass Nin-agal zu jener Zeit noch eine unabhängige Gottheit war. Die spätere Gleichstellung mit Ea, bezw. die Verschmelzung mit diesem gleich derjenigen Baus und Ga-tum-dugs - scheint auf dem Begriffe der „Stärke" zu beruhen, der in dem Namen Nin-agal liegt. Ebenso waren viele andere von Eas Namen ursprünglich nur Beiwörter unabhängiger Götter, die dann wegen der Ähnlichkeit ihrer Funktionen mit denen des grossen Ea von diesem letzteren aufgesogen wurden. Ihre Namen wurden auf ihn übertragen, und darin hat sich häufig die einzige Spur ihrer ursprünglich unabhängigen Stellung erhalten. Eine andere Bezeichnung des Ea ist z. B. Gal-dim-zu-ab, d. h. „,grosser Bildner der Tiefe❝4).

Die Gemahlin Eas erscheint unter dem Namen

Nin-ki

bei E-anna-tum in der Reihe der Gottheiten, bei denen dieser und die Bewohner von Gischban sich gegenseitig Treue schwören "). Eine weitere sehr passende Bezeichnung der Göttin lautet Dam-gal-nun-na „die grosse Herrin des Meeres"; ihr zu Ehren erbaut Dungi I. in Nippur einen Tempel ").

Nergal.

Nergal, die Ortsgottheit von Kutha (oder Kutu), das an der Stelle des heutigen Hügels Tell-Ibrahim etwas östlich von Babylon lag, war

1) Bei Rawlinson II, 58, Nr. 5 findet sich eine Liste von über 20 Namen. 2) Rawlinson II, 58, Nr. 5, 58.

3) Déc. Pl. 8, Kol. V, Zeile 4-6.

4) En-temenas Inschrift, Revue d'Assyr. IV, Nr. 2, Kol. IV, 31.

5) De Sarzec, Déc. 3 A, Kol. III; 3bis E1, Kol. I.

6) Hilprecht, Old Bab. Inscr. I, 2, Nr. 123.

grundverschieden von Ea, doch ist seine Geschichte in der Entwickelung der babylonischen Religion kaum weniger interessant. Die erste Erwähnung seines berühmten Tempels zu Kutha findet sich in einer Inschrift Dungis I.), der zur zweiten Dynastie von Ur gehört (c. 3100 v. Chr.); sein Ursprung fällt indes bereits in eine frühere Periode. Derartig war der Ruf seines unter dem Namen E-schid-lam bekannten Tempels und so eng die Verbindung der Gottheit mit diesem ihrem Lieblingssitze, dass Nergal selbst Schid-lam-ta-ud-du-a, d. h. „der Gott, der von E-schid-lam ausgeht", hiess. Mit diesem Beiworte bezeichnet ihn derselbe Dungi in einer seiner Inschriften). Bis in die letzte Periode der assyrisch-babylonischen Geschichte hinab bleibt Nergal in Verbindung mit Kutha, als dessen Gott er stets gilt"). Als Sargon II., der König von Assyrien, nach seiner Eroberung des Königreichs Israel (722 v. Chr.) Leute aus Babylon, Kutha, Awa und anderswoher durch die Jordanländer führte, um die Stelle der landesverwiesenen Israeliten einzunehmen, berichtet uns der hebräische Erzähler (2. Kön. 17, 24-35) in interessanter Weise von der anstössigen, fremden Gottesverehrung, welche diese Leute in das Land eingeführt hätten, indem jede Abteilung die Götter ihres Ortes mit sich gebracht habe. Die Leute von Kutha, fügt er Vers 30 hinzu, machten eine Statue des Nergal. Singamil aus der Dynastie, die ihren Sitz zu Erech hatte (ca. 3000 v. Chr.), bezeugt 1) ebenfalls seine Ergebenheit gegenüber Nergal, indem er sich um Ausbesserung und Erweiterung seines Tempels in Kutha bemüht. Nergals Verehrung beschränkt sich also nicht nur auf die zufällig in Kutha Wohnenden, und so eng der Gott auch mit dem Orte verknüpft ist, so ist doch sein Charakter ein allgemeiner, kein spezieller.

Die volle Form seines Namens scheint Ner-unu-gal gelautet zu haben, wovon Nergal, wie die erwähnte Stelle des Alten Testaments bietet, eine Verkürzung oder eine etwas verderbte Form sein würde. Die drei Bestandteile seines Namens bedeuten,,der Mächtige des grossen Wohnsitzes", doch bleibt es wieder eine wieder eine offene Frage, ob hierin bloss eine Anspielung auf das Wesen des Gottes liegt, wie bei Ea (wenigstens nach einer der oben vorgeschlagenen Deutungen), oder ob es eine ideographische Form des Namens ist. Das Alte Testament beweist jedenfalls, dass der Name etwa wie Nergal ausgesprochen wurde.

1) Wincklers Lesung des Namens als Bau-ukin (Keilinschr. Bibl. III, 1, 80, Anmerkg. 3) ist definitiv aufzugeben.

2) Rawlinson IV, 35, Nr. 2, 1.

3) Vergl. ein Syllabar, das eine Liste von Göttern enthält, bei Rawlinson II, 60, 12. Dungi nennt allerdings den Nergal einmal den,,König der rechtmässigen Herrschaft über Schirpurla" (Rawlinson IV, 35, Nr. 2, Z. 2, 3). Die genaue Bedeutung dieses Titels ist nicht klar, keinesfalls aber dürfen wir mit Amiaud (Rec. of the Past, N.S. I, 59) aus ihm folgern, dass Schid-lam-ta-udda mit Ningirsu identisch sei.

4) Vergl. Keilinschriftl. Bibl. III, 1 S. 84.

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Jensen neigt auf Grund anderer Zeugnisse zu der Meinung, die Schreibung Ner-unu-gal sei das Ergebnis einer Art Etymologie, welche aus der Bedeutung Nergals als Gott des Totenreichs abgeleitet worden sei1). In dieser Eigenschaft erscheint er bereits in der Inschrift Singamils, der ihn „König der Unterwelt" nennt. Der grosse Wohnsitz" ist also deutlich das Gebiet, über welches Nergal herrscht, und wenn wir zur Kosmogonie der Babylonier kommen), so werden wir finden, dass dieses Beiwort der Unterwelt-,,der grosse Wohnsitz" zu ihrer Vorstellung vom Leben nach dem Tode stimmt. Wenn nun aber Nergal, von einem Heere niederer Dämonen umgeben, als der babylonische Pluto erscheint, so ist doch besonders in den religiösen Texten seine Thätigkeit nicht auf die Herrschaft über die Toten beschränkt. Er stellt die Verkörperung mehrerer Übel dar, die der Menschheit Tod bringen, vornehmlich Seuche und Krieg. Der Tod, der seinen Schritten folgt, ist ein gewaltsamer, und seine vernichtende Macht wirkt mehr auf grosse Massen als auf den Einzelnen. Daher ist eines der gebräuchlichsten Ideogramme für seinen Namen dasjenige, welches „Schwert" bedeutet.

Krieg und Seuche sind in der Vorstellung der Babylonier innig mit einander verbunden. Auch bei anderen Völkern dient das Schwert in ähnlicher Weise als Symbol für die Gottheit, welche die Seuche bringt, oder auch für die des Krieges. Bis zum heutigen Tage ist eine Seuche die gewöhnliche Begleiterscheinung eines Krieges im Orient, oder sie folgt ihm auf dem Fusse nach.

Verschieden von Nin-ib, der ebenfalls ein Kriegsgott ist, versinnbildlicht Nergal spezieller die Zerstörung, welche den Krieg begleitet, nicht den gewaltigen Streiter, der seinen Unterthanen im Kampfe beisteht. Nergal ist wesentlich ein Vernichter, und die verschiedenartigen Beinamen, die er in den religiösen Texten führt, zeigen, dass man ihn unter diesem Gesichtspunkte betrachtete. Er ist zeitweilig der „Gott des Feuers", der wütende König", der heftige",,,der, welcher verbrennt" und ist zuletzt mit der glühenden Flammenhitze identisch. Oft wird er nur mit diesen Beiwörtern beschrieben, statt dass man ihn bei seinem eigentlichen Namen nennt $). Jensen hat in überzeugender Weise gezeigt, dass diese Phase seines Wesens den Ausgangspunkt für eine Darstellung seines Entwickelungsganges bilden müsse. Als die „glühende Flamme" ist Nergal augenscheinlich eine Erscheinungsform der Sonne. Die Babylonier haben, wie Jensen nachweist, die zeitlich verschiedenen Wirkungen und Phasen der Sonne von einander unterschieden, und Nergal ist speziell die heisse Sonne der Mitte des Sommers oder des Mittags, deren Hauptmerkmal ihre vernichtende Gewalt ist.

1) Vergl. Jensen, Kosmologie der Babylonier S. 476-87, der im Laufe seiner Untersuchung die Attribute des Gottes zusammenstellt. 3) Siehe Jensen, a. a. O.

2) Siehe Kapitel XXI und XXV. Jastrow, Religion.

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Die heisse Sonne Babyloniens, die mit ungestümer Heftigkeit brennt, bringt Seuche und Tod und steht in grimmiger Fehde mit der Menschheit. Von seiner Eigenschaft als todverursachender Gott ist es dann nur ein und dazu durchaus natürlicher Schritt, Nergal zum Herrscher über das Gebiet zu machen, das den von ihm Vernichteten angewiesen ist. Aus dem Entwicklungsgange der babylonischen Theologie erklärt sich die hohe Bedeutung, welche diese letztere Rolle Nergals erhalten hat, die schliesslich seine übrigen Erscheinungsformen derartig verschleierte, dass sie zu der phantastischen Auslegung seines Namens als des „Herrschers des grossen Wohnsitzes der Toten" führte. Unter Berücksichtigung der von uns aufgewiesenen Thatsachen muss man aber nach einer anderen Erklärung dieses Namens suchen, die den Gott mit den Funktionen der Sonne in Beziehung bringt. Und in der That lässt sich der Name in zwei Bestandteile zerlegen, deren ersterer,,Führer" oder „Herrscher" und deren zweiter gross" bedeutet. Eine solche Verbindung wäre eine passende Bezeichnung für die Sonne in ihrer Eigenschaft als eine vernichtende Gewalt.

Jedenfalls stellt aber Nergal nur eine Erscheinungsform des Sonnengottes dar. Der Gott, welcher als die Verkörperung der Sonne par excellence, als die Sonne überhaupt, verehrt ward, war

Schamasch.

Neben dieser Gottheit, die mit einem besonderen, sie als den „Gott des Tages" bezeichnenden Ideogramm geschrieben wird, giebt es keine zweite, deren Verehrung sich einer gleich andauernden Beliebtheit in Babylonien und Assyrien erfreut hätte. Sie beginnt in der ersten Periode babylonischer Geschichte 1) und reicht ununterbrochen bis zur letzten. Schamasch behält sogar seinen ursprünglichen Charakter fast ohne jegliche Änderung während dieses ganzen langen Zeitraums bei. Trotzdem führt er einen Namen, der „Diener" oder „Untergebener" bedeutet und deutlich die untergeordnete Stellung kennzeichnet, welche er im babylonischen Pantheon einnimmt. Einer der Herrscher aus der Dynastie von Isin) nennt den Sonnengott den ,,Spross Nannars" - einer der Namen für den Mondgott - und das Gleiche thut der letzte König Babyloniens, Nabonnedos3). In Verbindung mit dem Mondgotte hat dieser letztere den Vorrang vor Schamasch), und bei der Aufzählung

1) Die älteste Stelle findet sich in der Inschrift des E-anna-tum (ca. 4200 v. Chr.) der sich die Ruthe (?) des Schamasch" nennt (De Sarzec, Déc. 3 A, Kol. I, 2-3; 3bis, D1 Kol. I, 24-25).

2) E-anna-tum (Rawlinson I, 2, Nr. VI, 2, Z. 2).

3) Rawlinson I, 69, Kol. I, 16-17.

4) Z. B. in der Inschrift Rim-Sin's (Rawlinson IV, 35, Nr. 6, Z. 20).

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