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Kerry und Cork beinahe nicht einen Schritt thun, ohne auf einen Verwandten O'Connells zu stoßen. Diese Verwandten bildeten den ersten Schweif womit er auftrat und wodurch er seinen Reden Nachdruck verschaffte.

Die Gastmähler, welche man während den Assifen zu Ehren ausgezeichneter Rechtsgelehrten in den Städten, wo sie als Advokaten auftreten, zu geben pflegt, boten ihm mehr als einmal Gelegenheit, das Hinreißende seines Umgangs, wie das Herzliche seines Benehmens und seine gute Laune recht geltend zu machen. Die irländischen Späße, woran es bei solcher Gelegenheit nicht fehlen darf, rollen ihm wie ununterbrochene Perlenschnüre von den Lippen. Dabei hat er ein offenes, ge= winnendes Lächeln, ein sehr zuvorkommendes Wesen und eine Hand, die immer bereit ist, andere Hånde zu drücken. Darf man sich noch wundern, daß der große irische Haufe diesen Vorkämpfer seiner Sache liebt, selbst wenn hin und wieder Zweifel über die Gediegenheit seines Karakters laut werden?

Die Hustings-Kunstgriffe, deren er sich nur zu häufig bedient, werden übersehen; man entschuldigt seine oft gemein- komischen Ausdrücke und gewöhnt sich an seine derbe, fast båuerische Beredtsamkeit.

Eins der wirksamsten Mittel, wodurch er eine so ungemeine Popularität sich erworben, beruht noch in dem Eifer, womit er seine religiöfen Pflichten erfüllt. Alle feine Bewegungen werden mehr oder weniger kontrolirt, und man weiß gewöhnlich ziemlich genau, wie vielmal er beim Gottesdienst niedergekniet, das Kreuz geschlagen und die Faust reuevoll an die Brust gedrückt hat. Eine Bevölkerung wie die irländische legt überhaupt mehr Wichtigkeit auf äußeres Begehen, als auf innere Ueberzeugung. Aber auch in ihr fehlt es nicht an gleichgültigen oder an solchen Leuten, welche sich schåmen, den äußeren Formen und Vorschriften ihrer Religion sich zu unterziehen.

O'Connell gehörte nie zu den Ihrigen; vorzüglich aber seit dem Zweikampf mit Esterre, den dieser lezte ohne Beweggrund veranlaßt hatte und wobei er das Leben verlor, zeichnete sich sein überlebender Gegner durch seine häufigen Beichten, Kommunionen und den allsonntäglichen zweimaligen Besuch der Kirche aus. Nicht allein seine Gegner, auch viele seiner Anhånger haben ihn deshalb getadelt und der

Heuchelei beschuldigt; er aber hat sich weder durch zweideutige Anspielungen, noch durch direkte Einreden von seinem Begehen abwenden lassen.

In unsern Augen ist O'Connell ein aufrichtiger, mittelalterlicher Katholik. Die filosofischen Grübeleien und die systematischen Kühnheiten der drei lezten Jahrhunderte haben seine Intelligenz wenig oder nicht berührt, und mehr als einmal hat er sich unmuthig abgewendet, wenn man sie in seiner Gegenwart geltend zu machen versuchte. Obgleich er gewiß von Grund aus ein Revolutionär ist, hat die römische Kirche doch keinen gehorsameren Unterthan, keinen bereitwilligeren Diener, als gerade ihn. Für ihn ist die päpstliche Macht über jede andere Macht hoch erhaben, und so unbeugsam er in seinen irländischen demokratischen Begriffen ist, so wenig ist er geneigt, irgend eine Spaltung mit Rom zu dulden.

Durch seine offen zur Schau getragene Frömmigkeit, verbunden mit der Ueberzeugung, daß außer der Kirche kein Heil zu finden sei, hat er sich das Vertrauen der Geistlichkeit, die Zuneigung des Volkes und eine erzwungene Rücksichtsnahme auf Seite derjenigen erworben, die es we= der mit der Kirche noch mit der Republik verderben wollen.

Die vorangedeuteten Ursachen: eine große Ueberlegenheit als Advokat, eine sehr zahlreiche Familie, ein gewinnendes Benehmen und ein beharrlicher Eifer in der Erfüllung seiner religiösen Pflichten, haben O'Connell einen so großen politischen Einfluß gesichert, wie noch Nie mand vor ihm desselben sich erfreut. Curran war populår, hatte jedoch keine Macht. Ebenso gering war Grattans Einfluß auf den großen Haufen. Die Autorität, welche Flood sich angemaßt, war schnell vorübergehend, während die O'Connells bereits alle Proben bestanden hat. Die Regierung selbst ist nicht im Stande gewesen, sie zu beseitigen, und fast noch auffallender scheint die Volksmenge, dieser Einwirkung gegenüber, auf ihre alten Launen verzichtet zu haben.

Wäre irgend etwas vermögend gewesen, das Gebäude von O'Cons nells Macht, dem es an jeder eigentlichen Basis gebricht, über den Haufen zu werfen, so hätte die Reise Georgs IV. durch Irland dies Ergeb niß herbeiführen müssen. Nie haben sich so viel herabwürdigende Speis

chelleckereien, so viel sklavische Kniebeugungen, so viele Kriechereien jeder Art geltend gemacht, als damals, und O'Connell war einer von denjenigen, welche sie am wenigsten sparten. Allein auch in dieser Beziehung war er nur das getreue Organ des irländischen Volkes, das sich mit wahnsinniger Freude dem Monarchen entgegenwarf, der in Zweifel war, was er davon denken sollte.

Das Volk konnte sich jedoch durch seine Unwissenheit oder seine Befangenheit entschuldigen. Man hatte ihm eingeredet, daß der König eine große Vorliebe für Irland habe, welches damals von Lord Talbot, nach Castlereaghs Verfügungen, regiert wurde. Darf man sich noch wundern, daß dieser Besuch des Monarchen, der als eine ganz besondere Gunstbezeugung, als ein Beweis von Theilnahme an des Landes Geschick dargestellt worden, bei einem unglücklichen, leicht erregbaren Volke allgemeine Begeisterung hervorrufen mußte?

Nur O'Connel konnte sich nicht täuschen lassen; um so auffallender find die Lügnerischen Schmeicheleien, wodurch er, seinen Landsleuten gegenüber, den Karakter des Königs zu erheben und den Muth_zu_beschönigen suchte, womit er selbst einer so erniedrigenden Rolle sich unterzogen.

Dennoch wurde der katholische Bund, aus den Trümmern einiger andern ähnlichen Anstalten, von ihm ins Leben gerufen; ein gewaltiger Hebel in seiner Hand. Auch andre talentvolle Männer waren dabei zwar betheiligt, er aber war die Seele und der eigentliche Leiter desselben. Wohl traten auch in diesem Bunde häufig Gegner seiner Absichten und Plåne auf, die Verdacht auf seine Schritte warfen, sein Begehen tadelten und seine Bestimmungen mißbilligten; doch bewahrte er immer eine Art absoluter Diktatur und schonte seine erklärtesten Unhänger oft eben so wenig als seine Feinde. Zudem war er nicht blos der Hauptredner des Vereins, sondern auch sein Geschäftsführer, und selbst die, welche es wagen durften, auf den Hustings mit Erfolg ihm die Spige zu bieten, waren außer Stand, in den Ausschuß-Berathungen ihm das Gleichgewicht zu halten.

Pfchologische Bildnisse berühmter Personen

der Gegenwart.

König Ludwig Filipp als Knabe, Jüngling und Mann, in seinem Privat- und öffentlichen

Leben.

Bierte Skizze.

Das zuvorkommende Benehmen des Herzogs von Kent in Halifar veranlaßte Ludwig Filipp dessen Vermittelung in Anspruch zu nehmen, um fortan in England sich aufhalten zu können. Ersterer schrieb an den König, seinen Vater, und an das britische Ministerium, welche das Verlangen des Herzogs von Orleans nicht zurückwiesen. Er schiffte sich nun mit seinen beiden Brüdern zu Neuyork ein und alle drei landeten im Februar 1800 zu Falmouth.

Die Ankunft der Söhne des Filipp Egalité erregte in London großes Aufsehen, nicht allein bei den Diplomaten und der hohen britischen Gesellschaft, sondern auch bei den Prinzen der älteren Linie des Hauses Bourbon, die, nachdem sie lange am Rhein und anderwärts sich aufgehalten, und alle ihre Kräfte in dem fruchtlosen Streben zur Bewerkstelligung einer Gegenrevolution in Frankreich erschöpft, von der braunschweigischen Dynastie in England fast die gleiche Gastfreundschaft angenommen hatten, welche ihr Vorfahr, Ludwig XIV,, den Stuarten zugestanden.

Daß die Brüder Ludwigs XVI. eine natürliche Abneigung verspür ten gegen den Sohn des Herzogs von Orleans, welcher den Mårtirer auf dem Thron durch sein eigensüchtiges Benehmen aufs Blutgerüst

gebracht, begreift sich leicht. Es gesellte sich aber auch noch der Umstand dazu, daß die Söhne des königsmörderischen Prinzen selbst nicht ganz vorwurfsfrei erachtet wurden. Man erinnerte sich, mit welchem Eifer der nunmehrige Herzog von Orleans für die Revolution sich erklärt, wie er sich hatte in den Jakobinerklubb aufnehmen lassen, wie er unter Dümouriez gegen die Verbündeten und die Ausgewanderten gestritten und welche Beharrlichkeit er in seinen konstitutionellen Meinungen gezeigt, weshalb er allgemein als der Prätendent für ein künftiges gemáBigtes Regierungs-System betrachtet wurde.

Ludwig XVIII. befand sich noch zu Mietau; der Graf von Artois, wie gewöhnlich von allen überspannten Köpfen der Emigration umringt, war jedoch bereits in London. Einige der Anhänger dieses leßten hatten es sich zur Pflicht gemacht, den Herzog von Orleans mit ihren Beleidigungen zu verfolgen; um so größere Unruhe und Besorgniß erregte daher sein Wiedererscheinen in Europa, weil man vorausgesezt, daß er es nicht wagen würde, seinen Gegnern sich gegenüber zu stellen. Man glaubte, daß er mit seinem Aufenthalt in England einen besonderen, für die legitimen Prinzen der ältesten Linie nachtheiligen Zweck verbinde. Wahrscheinlich, sagte man, wolle er sich unter den Schuß der englischen Politik begeben, um gleichzeitig gegen seine Familie und die Republik zu konspiriren und zu seinem persönlichen Vortheil die Gegenrevolution wenden zu können, welche die Auswanderer immer noch erwarteten, wie die Juden das Erscheinen ihres Messias.

Der Herzog von Orleans stellte allen diesen Voraussetzungen das zurückgezogenste Leben entgegen. Er ließ sich zu Twickenham und zwar als Privatmann nieder, pflog wenig gesellschaftlichen Umgang, unterhielt sich selten über Politik und vermied überhaupt alles, was die Aufmerksamkeit auf ihn hinleiten konnte. Dabei war er höflich gegen Jedermann, ohne sich im geringsten um Popularitåt zu bewerben.

Ein solches, mit Beharrlichkeit durchgeführtes Benehmen über zeugte endlich den Grafen von Artois, daß es sein Vetter aufrichtig meine. Er lud ihn zu einem Besuche ein. Gleich bei der ersten Zusam menkunft gedieh es zu einer Erklärung, indem der Graf von Artois eine Anspielung auf die „Irrthümer“ machte, welche der Herzog sich

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