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unschuldigen - Buchstabens kann nur eine Wirkung der gröbsten Unwissenheit und possirlichsten Eitelkeit sein. Das Thema wird dann weiter ausgeführt, worauf der gute Schulmeister von dem Leser Abschied nimmt, ihm seinen Zunamen durch eine Bibelstelle offenbart und den Buchstaben H. seiner weitern Apologie selbst überläßt.

Dieser ergreift dann das Wort und läßt sich in der Neuen Apologie des Buchstaben H. von ihm selbst, gleich dem stummen lastbaren Thiere vernehmen, um der Thorheit des Propheten zu wehren, den es trug, und das er schlug im Affect seines Unglaubens und seiner noch übertriebeneren Leichtgläubigkeit.

Der kleine Apologist, welcher nicht bloß den außerordentlichen Religionslehrer, sondern alle seine Brüder im Geist, die er unter dem Namen kleine Propheten von Bömisch-Breda 1) befaßt, im Auge hat, schließt seine geist- und feuersprühende Standrede mit den Worten gerechten Selbstgefühls: „Einem so kleinen Buchstaben, wie ich bin, eine so neue Apologie als meine `einzuhauchen, ist wahrlich gar nicht euer Ding, ihr großen Propheten von Bömisch-Breda!“

Kant, der später in seiner Kritik der reinen Vernunft gegen die sogenannte Menschenreligion und alle Systeme der speculativen Theologie überhaupt einen so vernichtenden Krieg führte, hatte an dieser Schrift Hamann's ein ganz besonderes Gefallen. Dieser schreibt daher an Jacobi: „Kant war mit der Apologie des Buchstaben H. so zufrieden, daß er mir wünschte, diesen Ton zum Muster zu adoptiren.“

Nicht so günstig wurde in einem Kieler Blatt darüber geurtheilt. „Hartknoch," schreibt er ein Jahr später an Herder, hat mir die Kieler Recension des Buchstaben H. mitgebracht, die ich wegen ihrer Kürze und Naivität abschreiben will:

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1) Diese Benennung ist einer kleinen satyrischen Schrift, welche der Baron Grimm, der Freund Diderot's, unter dem Titel: Le petit prophète de Bemisch-Breda, herausgab, entnommen.

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Erst ein Streit gegen einen sogenannten außerordentlichen Religionslehrer, über den Gebrauch des Buchstaben H. in der Mitte und am Ende der Wörter. Dann eine Apologie desselben Buchstaben von ihm selbst. Der erste voll von seichten und übel zusammenhängenden Geschwäß. Der andre wahrer Unsinn.“

Tod des Kirchenrath Buchholk. Herder's Verlöbniß. Plato and Cicero. Stadium des Horaz. Klinker's Reisen. Diderot. Michaelis Mos. Recht. Herder's älteste Urkunde. Au de Lattre über Raynal's Geschichte beider Indien. Guischard. (Quintus Icilius.) Here zu Kadmonbor. Micolai's M. Coelius Serotinus.

Ein wichtiges Ereigniß für Hamann war der am 4. Jan. 1773 erfolgte plögliche Tod des Kirchenraths Buchholz. Sein Freund Lindner erhielt die dadurch erledigte Predigerstelle und wurde nun von Hamann zum Beichtvater erwählt.

Ein Ereigniß freilich ganz anderer Art nahm Hamann's innigste Theilnahme in Anspruch. Herder hatte seine Neugierde mit den leicht hingeworfenen Worten: „Noch ein paar Menschen und meine Mädchen sind meine einzige Ausbeute von meinen Reisen", auf's Höchste gespannt. Er schreibt ihm daher: „Mein lieber Herder, Sie beleidigen die Freundschaft durch nichts so sehr in meinen Augen, als durch das Geheimniß, daß Sie mir von dem Namen und dem Bilde Ihrer Liebe machen. Wie heißt das poetische Mädchen, das Sie gefesselt? Ist ihr Name ein Geheimniß? und ihr Stand und ihr Auge, und die Farbe ihrer Haare, und alle die tausend Kleinigkeiten, die den Himmel auf Erden im Herzen eines glücklichen Liebhabers schaffen?“

Herder antwortet am 21. Juli darauf: „Ich bin Ihnen, liebster Hamann, einen Brief schuldig, der aber jezt nichts ent

halten soll, als daß ich lebe, gesund und froh, und Selbander bin. Caroline Flachsland, jezt mit Ehren zu melden Herder, ist der Name meines Weibchens; und was übriges Erkundigen be= trifft, können Sie, mein alter, lieber Pan, leicht denken, daß das alles nicht so leicht zu sagen.

Blauäugig wie das Himmelszelt,

Ein schwebender Engel auf dieser Welt.

und wie das weiter heißen müßte; aber Sie wissen, hinternach macht man keine Verse; da singt man die vorigen ab; und also lebe ich, wie wenn alles um uns ect. wäre, wie es sein follte, engelfroh und fröhlich. Haben auch von Anfang unserer Bekanntschaft so viel liebes Kreuz gleich beide gemeinschaftlich erduldet, daß, wie ich glaube und hoffe, der liebe Gott uns herzlich lieb haben wird.“

„Liebster Consistorialrath und Freund Herder," erwiderte ihm Hamann am 19. August, „ich bin Ihnen auf Ihre Hans—säch — sischen Knittelverse und ihr leßtes einseitiges Quartblättchen Antworten schuldig, die ich heute verbitten muß, weil es mir an Zeit und Kopf dazu fehlt. Ihr Entschluß zu heirathen und Ihre Zufriedenheit mit der Ausführung hat mir viel Freude gemacht." Hamann hatte in den Philolog. Einfällen und Zweifeln seinem Freunde ein eigenthümliches Vermächtniß hinterlassen. „Gesetzt also," heißt es da,,,daß der Magus heut oder morgen stirbt : so wisset Leser, daß er als ein Magus, der Gott, seinen König und sein Vaterland geliebt und über ihr ähnliches Schicksal ergrimmt stirbt weil er ein Männ, lein und ein Fräulein seinem Freunde Herder zu erziehen nach-läßt." Er fährt daher scherzend fort: Freilich werde ich wohl nunmehr an ein ander Testament denken müssen und mein kleiner Hans Michel wird sich auf seinen, ihm zugedachten Pflegvater wenig Rechnung mehr machen. Unterdessen, was will diese fehl

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1) Diese Worte aus Hor. Od. III. 30, 6 hatte sich Algarotti auf sein Grabmonument zu Pisa sezen lassen.

geschlagene Hoffnung gegen so viele andre sagen, die alle durch die Wahl der gewesenen Mlle. Flachsland zur gegenwärtigen Frau C.-Räthin Herder entstanden sein mögen? Ich will aber alle meine Glückwünsche bis zu einer persönlichen Umarmung aufheben, die unter die füßesten Träume im Paradiese meiner Thorheiten gehört.“

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Hamann, der in der ersten Zeit seiner amtlichen Thätigkeit von dieser zu ausschließend in Anspruch genommen wurde, um seinen geistigen Beschäftigungen in gewohnter Weise nachzugehen, finden wir gegen das Ende des vorigen Jahres und im Anfange dieses in seinem alten Gleise. Er hatte den Plato von neuem vorgenommen und im Lateinischen beschäftigte ihn die Lecture des Cicero. Die Heiden sind große Propheten," schreibt er. Ich habe mit den Briefen und philosophischen Schriften des Cicero das alte Jahr beschlossen. Eine Deconomie, ein Sauerteig läuft durch alle Aeonen bis zu ihrer Vollendung. Weisheit ist Gefühl, das Gefühl eines Vaters und eines Kindes." In diesem Jahre scheint er sich dem Studium des Horaz mit dem größten Eifer zugewandt zu haben. „Ich habe vorige Woche,“ schreibt er am 19. Juli an den Buchhändler Hinz,,,die Oden und artem poëticam mit ihren 14 Commentatoren zu Ende gebracht und mache eine kleine Pause durch Gegenwärtiges, um mit den Sermonen und Episteln fortzufahren. Machen Sie doch, daß ich den Bentleyschen Horaz bald anfangen kann. Wenigstens will ich der einzige in Königsberg sein, der diesen Autor ausstudirt hat.” "Cui bono?" frug mich ein -aner gestern, ist Ihr Studium Horatii? Wozu dient dieser Unrath? Bin ich so glücklich erst den Geist des Horaz zu gewinnen, mein Herr Criminalrath, so wird es mir an Mäcenen und Augusten nicht fehlen, daß ich die Freundschaft aller Sofii verwünschen kann, zehnmal mehr als ich es gegenwärtig thue.“

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„Die Sofii waren das in Rom, was Sie in Mietau sind oder unser Kanter hier oder Nicolai dorten. Leutebetrüger, Windbeutel, circumforanii? Behüte der Himmel, es

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waren lauter ehrliche Leute, galanthommes, honnêtes hommes ihres Jahrhunderts, Verleger guter Freunde und Kunstrichter der horazischen Muse, die ihre triefenden Augen bloß dem Verdienste der Sosiorum zu verdanken hat."

In der englischen Literatur hat er sich ebenfalls umgesehen. Den fool of quality by Mr. Brooke hat er mit Interesse gelesen und über den Humphrey Klinker schreibt er an Herder: „Lesen Sie ja Klinker's Reisen. Ich habe meines Herzens Freude an dem Buche gehabt mitten unter einem Flußfieber und starfen Schnupfen. Die Vorrede und die Noten haben mich an Ihren Claudius erinnert. “

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Von den Franzosen hatte wieder Diderot seine Aufmerksamkeit gefesselt. „Seine moralischen Versuche,“ schreibt er, „haben mir wie ein alt Stück Rindfleisch geschmeckt oder wie ein zeher Elendsbraten, für den weder meine Zähne noch mein Magen gemacht sind." Ueber Raynal's Geschichte beider Indien ließ er sich, wie wir später sehen werden, in der Lettre perdue d'un Sauvage du Nord ausführlich vernehmen. Die deutsche Literatur fing an seiner Neu- und Wißbegierde reichen Stoff zu bieten. Das im Süden neu erwachte Leben übte seine Rückwirkung auch auf ihn. „Die fliegenden Blätter von deutscher Art und Kunst haben mich,“ schreibt er an Herder, wider alle gegenwärtigeGewohnheit eine halbe Nacht gekostet. Etwas nur von Ihnen darin? Ich meine das meiste wäre von Ihrer Hand. Melden Sie mir doch, was Ihnen und jedem darin gehört. Das Stück von deutscher Bauart schien mir auch ganz in Ihrem Styl zu sein.“ Es ist merkwürdig, daß Hamann diesen von Goethe herrührenden Auffaß Herder zuschreibt, während der Verfasser selbst gesteht, daß er sich sowohl zu dem Sibyllinischen Styl folcher Blätter, als zu der Herausgabe derselben eigentlich durch Hamann hätte verleiten laffen. Sein freudiges Begrüßen des in diesem Jahre herausgekommenen Göß von Berlichingen ist bereits oben erwähnt. Auch Möser's Sendschreiben an den Vicar von Savoyen erbittet er sich von Hinz.

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