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meiner kleinsten Tochter, war einer meiner hiesigen ältesten Freunde so gütig, mich damit zu erfreuen. Da ich kurz vorher zum erstenmal in meinem Leben mit Leibnizens Theodicee hatte fertig werden können: so war es mir daher angenehm, in der neuen Theorie des Denkens und Empfindens das Andenken dieses großen Mannes erneuert zu finden, seine so übel verstandene Monadalehre und harmoniam praestabilitam. Ungeachtet meines Vorurtheils für Cartesii Methodum und die unvermeidliche Hypothesensucht aller systematischen Nachfolger scheinen selbige doch alle, ohne ihr Wissen und wider ihren Willen, mehr den Geist der Philosophie unterdrückt als befördert zu haben und es würde vielleicht eben so schwer sein, in allen diesen Schulen ihre wahre Gestalt zu erkennen, als das Christenthum in den herrschenden Secten desselben. Sollten aber die Wissenschaften noch länger fortfahren mit den schönen Künsten in der Täuschung zu wetteifern: so werden die Gelehrten in der besten Welt bald eben so glücklich sein, als die Kinder im Philanthropino. Doch manum de tabula! Verzeihen Sie mein einfältiges Geschmiere, Höchstzuehrender Herr und Freund! ich bin weder meiner Zeit immer mächtig, noch eben so wenig meiner Feder als meiner schweren Zunge. Tausend Glück und alles mögliche Gute zum bevorstehenden Neuen Jahre. Habe diese Zeilen provisorie geschrieben, ohne zu wissen, wann und wie sie abgehen. werden. Ich empfehle mich aber dero geneigtem Andenken und habe die Ehre mit vollkommenster Hochachtung zu sein Ihr ergebenster Johann Geo. Hamann.

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Tod des Ficentrath Blom. Hamann's Bewerbung um diese Stelle, er wird Packhofverwalter. Danksagungsschreiben an die Gen.-Administration. Stockmar und Marvillier, Hamann's Vorgesehte. Ansprüche des Admiralitäts-Collegiums. Kaltblütige Philosophen und Lucianische Geißter im Merkur. Nachhelf eines Vocativs. Besuch bei der Witwe Blom. Ansprüche der Erben wegen Bonification. Hamann's neue Wohnung. Verwäßtung des Gartens. Penzel wird untren.

Das Jahr 1777 schien unter günstigen Vorbedeutungen für Hamann zu beginnen. Es wurde eine Stelle erledigt, die einzige im Lande, die er sich vorzugsweise gewünscht hatte, weil er sie für sich und seine Verhältnisse am passendsten hielt.

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"Den 1. Januar starb," schrieb er an Herder, Licentrath Blom, der Batavier, ohne daß ich das geringste von seiner Krankheit gewußt hatte. Sein Dienst war der einzige, den ich mir in petto gewünscht hatte; der einzige, wo nicht im ganzen Lande, doch gewiß in meiner Sphäre; aber an des blühenden Mannes Tod zu denken, fiel mir ebensowenig ein, als selbigen zu wünschen. Ich wurde also den zweiten Tag im Jahre von meiner Hausmutter mit der Nachricht aus dem Schlafe geweckt, ohne daß ich Lust hatte, darüber aufzuwachen noch darauf zu achten. Gleichwohl hielt ich es für meine Schuldigkeit, den Director Stockmar als einen aufgedrungenen Freund an alles das zu erinnern, was zwischen uns mehr als einmal überlegt worden war. Ich stellte ihm die moralische Unmöglichkeit vor, mich selbst zu dem Posten zu melden, da er wüßte, wie ich es leider mit der Administration verdorben hätte; daß ich den Posten selbst nicht kennte, ob ich dazu brauchbar wäre, ungeachtet mir alle Welt versichert hätte, daß er der leerste an Arbeit sei, und diese selbst ein Kinderspiel; daher ich lediglich der Direction es überlassen müßte, ob sie einen Schritt für mich thun

könnte und wollte. Der Director erklärte sich bereits einen andern vorgeschlagen zu haben. Ich war auch nicht faul eine Gegenerklärung zu thun, daß ich keinen Dienst verlangte à contre coeur meiner Obern; wenn sich also diese für einen andern und würdigern erklärt hätten, so wäre mir mager Brod in Ruhe lieber, als ein fetter Bissen mit Zank und Verdruß, dem ich täglich ausgesetzt sein könnte. Diese Abrede geschah Mittags. Nachmittags erschien der Brief in dieser Sache zur Expedition, wo mein Nebenbuhler als ein würdiger Aspirant vorgeschlagen, aber ein Poscript angehängt war, daß aller genommenen Abrede zuwider mit den Worten anfing: le Sr. Hamann sollicite vivement cette place und auf allen Fall meinen Nachfolger vorschlug. Das Unglück fügte es, daß ich diesen Brief selbst abschreiben sollte. Der Kampf darüber in meiner ganzen Seele ist leicht zu erachten. Nach hundert Empfindungen und Ueberlegungen schrieb ich meine eigne Schaam und Schande treulich ab."

Die Meldung beim Director Stockmar war gleich am 2. Januar geschehen; Hamann konnte sich daher mit Recht darüber wundern, daß dieser, obwohl er seine ganze Lage und Wünsche kannte, und sich die Miene gab, sein Freund zu sein,

doch sofort einen andern Aspiranten aufzugeben wußte. Dies war um so auffallender, weil er Hamann zum Vertrauten seiner unglücklichen häuslichen Verhältnisse gemacht hatte; indessen befam er bald auch hierüber nähern Aufschluß, indem er die Beziehungen erfuhr, in denen seine Mitbewerber zu dem Director standen.

Er hatte seinem Freunde Reichardt, der ihm auf seinen zweiten, Penzel's Angelegenheit betreffenden, Brief umgehend geantwortet hatte, geschrieben, um ihm seine Lage in Ansehung der General-Administration und das sollicite vivement zu erklären.

Man kann sich seine Ueberraschung denken, als ihn dieser am 15. Januar mit der Nachricht erfreute, daß den 8. M. de Morinval, Regisseur des Ostpreuß. Departements, eben bei ihm gewesen wäre, und ihm die Versicherung gegeben hätte, daß

niemand als er den Posten bekleiden sollte.

Diese Nachricht

schmeckte mir,“ fügt er hinzu, „wie eine gebratene Himmelstaube einem faulen Wünscher, machte mich aber weder sicher noch ruhig. Es waren Exempel, daß Stellen von der Gen.-Administration schon besetzt gewesen waren, und der Höchste im Lande Andere unmittelbar eingesetzt hatte." Seine drei Briefe an die Gen.-Administration, von denen er fürchtete, weil sie unbeantwortet geblieben waren, daß sie ihm den Unwillen dieser Behörde zugezogen hätten, waren im Gegentheil, wie er jegt vermuthete, seinen Wünschen förderlich gewesen. „Unterdessen,“ schreibt er an Herder, ich hier ruhig saß, nichts erwartete noch hoffte, war das Glück für mich thätiger. Magnier hatte dem Chef der Administration, seinen Beförderer, beim König zu stürzen gesucht, und war vielleicht längst ein Dorn im Auge seiner Confrères gewesen. Meine zwo Hirtenbriefe hatten eine gar zu grade Beziehung auf seinen Character gehabt, daß der Erfolg die Interessenten an die Stimme eines Predigers in der Wüste erinnert haben muß."

,,Den 24. Jänner, am Geburtstage des Königs, kam die Nachricht an die Direction, daß die Gen.-Administration mich zum Garde-Magazin, einstweiligen Ober-Packhof-Inspector, gegenwärtig Packhofverwalter ernannt habe. Weil dies aber die erste Vacanz seit der Regie ist, forderte man erst ein Detail meiner Geschäfte, um die Bestallung darnach zu entwerfen. Den 12. Februar am Aschermittwoch kam endlich die Bestallung an.“

Die pecuniäre Verbesserung, welche Hamann von seinem neuen Posten zu erwarten hatte, war gerade so bedeutend nicht; allein die verminderte Arbeit ließ ihm denselben besonders wünschenswerth erscheinen. Er bezog jezt nach einer monatlichen Reduction von 5 Thalern ein jährliches Gehalt von 300 Thlrn. „Der fel. Blom hatte," schreibt er an Herder,,,als_Gardē-Magazin, zwar eben so viel, genoß aber freie Wohnung und einen Antheil an den sogenannten Fooi-Geldern, der sich des Jahres auch auf 100 Thlr. und darüber beläuft. Der Besiß eines eignen

Hauses hat mich zu Grunde gerichtet, und dieses, nebst meiner Bibliothek und Familie, ist meine ganze Habseligkeit. Durch eine freie Wohnung und den Zuwachs eines kleinen Emoluments würde also meine ganze Verfassung wieder auf einen ziemlich soliden Fuß gesetzt werden können.“

Hamann richtete am 24. Januar 1777 ein herzliches Danksagungsschreiben an seinen Freund Reichardt, dessen Bemühungen er die Förderung seines Glückes hauptsächlich zuschrieb. Auch unterließ er es nicht, der Gen.-Administration im folgenden Schreiben seinen Dank auszusprechen:

"ce 24 Janv. 777.

"Sous les heureux auspices d'un jour comme aujourd'hui je viens d'apprendre la faveur signalée avec laquelle Vous m'avez conféré la vacance de Garde-Magazin à la Douane d'ici et comme j'ai lieu de me flatter dans les mêmes termes dont mon antecesseur a joui. Pour donner de souci à Votre choix, le comble de tous mes voeux j'emploerai les dernies efforts de ma vie et distinguerai l'ingenuité de ma reconnaissance et la probité de mon zèle par la soumission la plus respectueuse et parfaite avec laquelle j'ai l'honneur d'être J. G. Hamann."

Indessen trübten bald schon einige aufsteigende Wolken den heitern Horizont seines Glückes, die später sich vermehrten und hernach so zunahmen, daß sie fast denselben ganz verdunkelten.

Hamann schreibt nachmals an Jacobi, er habe damals diese Stelle wider alle seine und jedermanns Erwartung und zum besonderen Verdruß seiner beiden Nachbaren und Vorgesezten erhalten. Der Director Stockmar habe einen Menschen vorgeschlagen, der ihm ein Capital zur Unterhaltung einer FayanceFabrik vorschießen wollte, an der er zu seiner Schande und zu seinem Schaden Antheil hatte. Sein anderer Nachbar, der LicentInspector Marvillier, arbeitete für seinen Schwiegervater.

Deffenungeachtet erhielt er viele Theilnahme und Beglückwünschungen. „Abermal ein Gratulant vom Münz-Departement!"

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