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er nicht abzusehen im Stande ist, schadlos gesetzt zu werden. Bin ich schuldig dasjenige zu ersehen, was sich mein Vorgänger von der Dauer seines Vergnügens und dem Betrage seiner Zinsen, die er erwartet, zu verrechnen Lust und Belieben hat?"

,,Die Wittwe," bemerkt er,,,weiß keinen andern Grund mir 326 Thlr. abzuziehen, als weil Herr General-Inspector Marvillier soviel bezahlt. Was für ein Verhältniß zwischen unserm Gehalt! zwischen unsern Gärten! Seiner ist um ein halbes Gehöfte größer, hat verdeckte Gänge und ist voller Obstbäume. Er ist ein Gärtner selbst ich nicht und mag es nicht. Er macht sich Hoffnung zum Eigenthum desselben unter eben demselben Vorwande der darauf verschwendeten Unkosten.“

Nachdem die Erben mit dem Garten auf die willkührlichste Weise verfahren waren, weigerten sie sogar noch am 6. Mai die Schlüssel desselben. Er sah sich daher genöthigt, das Schloß durch den Schmidt öffnen zu lassen, um so zum erstenmal sein neues Besigthum kennen zu lernen.

Schon den folgenden Tag nach seinem Einzuge in die neue Wohnung hatte man mit der Verwüstung des Gartens den Anfang gemacht. „Donnerstags," schreibt er bald darauf an Reichhardt, schickte Herr Regimentsfeldscherer Gerlach sogleich seine Leute ab, um den Garten zu spoliiren.“

Er bemerkt bei dieser Gelegenheit: „Der selige Magnier hat nichts bezahlt, sondern blos seinem Vorgänger erlaubt, alles mögliche an sich zu nehmen."

Ich unterwerfe mich von Grund der Seele gleichen Bedingungen, und bin sehr weit entfernt, meines Nächsten Blumenstöcke und Mistbeete zu begehren. So arm wie ich bin, erkenne ich mich außerdem schuldig, der Wittwe dasjenige zurückzuzahlen, was ihr Mann den Storch'schen Erben vergütet hat, ohne daß ich die geringsten Ansprüche deshalb auf meinen Nachfolger zu machen willens bin." Er verlangte unter diesen Umständen nichts, als,,blos gegen die blinde Wuth dieser eigennützigen und rachgierigen Leute geschüßt, und in seinen Rechten, in den bereits

geschmälerten und den ihm von Gottes- und Rechtswegen zukommenden Bedingungen seiner Stelle erhalten zu werden.“

„Ich begreife überhaupt nicht,“ bemerkt er gegen Reichardt, ,,wie ich durch meinen Dienst mir das Unglück acquirirt, in Familienhändel zu gerathen und ins Handgemenge mit Weibern, Advocaten, Amtleuten, Regimentsfeldscherern 2c. zu kommen, deren Character aus Geiz und Arglist zusammengesezt ist.

Er mußte in dieser Hinsicht sehr trübe Erfahrungen machen: ,,Den 12. Mai,“ schreibt er,,,wurde förmlich auf die Direction geladen, um in Gegenwart des Doctor Laubmeier die bittersten Vorwürfe zu hören, daß ich mich unterstanden hatte, den Garten zu öffnen. Anstatt in Schuß genommen zu werden, ertheilte man meinem Gegner, der mir ins Gesicht lachte, den guten Rath, mich vor dem foro fori zu belangen.“

Man suchte aber nicht nur auf diese Weise ihm den augenblicklichen Besitz seines Grundstücks streitig zu machen, sondern man bemühte sich auch zu beweisen, daß er eigentlich keine Ansprüche auf den Garten zu machen habe, weil sein Vorgänger, welcher sowohl die Stelle des Packhof-Verwalters als LicentInspectors bekleidet hatte, nur in seiner leßten Eigenschaft dazu berechtigt gewesen sei.

Einen großen Kummer verursachte ihm unter diesen Umständen das Benehmen Penzel's. Er war ein Hausfreund im Stockmar'schen Hause geworden und vernachläßigte seit dieser Zeit den Umgang mit Hamann.,,Seitdem Penzel," schreibt er, ,,ein Vertrauter vom Herrn Director und seinen Familien-Umständen geworden ist, ist er wie umgekehrt und mein Herz gegen ihn gleichfalls. Ich mag diese Ebentheuer nicht berühren. Das Andenken und die Vorstellung ist gar zu bitter und herbe für meine Denkungsart und für mein Gefühl. Die Haare stehen mir zu Berge." Penzel besang die Tochter des Hauses unter dem Namen Selma:

Kaufmann in Königsberg. Johannes Ehrmanu. Kaufmann's Absicht nach Amerika zu gehen. Moses Mendelssohn besucht Königsberg. Hamann's Berufsarbeiten. Forte im Denken und piano im Handeln. Geburtstagsfeier. Kreuzfeldt besingt ihn. Verwüßtung des Gartens. Brief an den Geh. Finanz-Rath v. Morinval. Entscheidung der AdminiAration. Stockmar. Marvillier.

Inzwischen war ihm im Laufe des vorigen Monats ein neues Gestirn aufgegangen. Ein junger Mann hatte sich in Königsberg eingefunden, der von Lavater auf's Wärmste empfohlen, wie ein Meteor durch Deutschland zog. Er war kurz zuvor in Weimar gewesen und hatte dort entschiedene Sym- und Antipathien zurückgelassen. Es war der Dr. Med. Christoph Kaufmann, geboren zu Winterthur den 14. August 1753. Lavater hatte sein Bild in dem III. Theil seiner Physiognomik mit der Unterschrift seines Leibspruchs:

Man kann, was man will,

Und man will, was man kann,

aufgenommen und darüber bemerkt:

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,,Abermals ein (bei scharfem Lichte gezeichnetes) Bild des Jünglings, der schon Mann ist; an der Kindlichkeit des Gefühls, des Thuns und Laffens, das ich so sehr an diesem Manne bewundere, wie wenige Spuren hier! Aber wenn ein gemeiner Mensch so eine Stirn, so ein Auge, so eine Nase, so einen Mund, ja solch ein Haar haben kann, so steht's schlecht mit der Physiognomik."

,,Es ist vielleicht kein Mensch, den der Anblick dieses lebenden Menschen nicht wechselsweise anziehe und zurückstoße

die

findliche Einfalt und Last von Heldengröße! So gekannt und so mißkannt werden wenige Sterbliche sein können 1).“

„Aber ja viel Sagens ist, daß diese Stirn anprallen müsse?

der Erfahrung noch viel bedürfe?

lieben Weisen

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Gewiß! Aber, meine

wird Erfahrung von zehn Jahren von dieser

Stirn ein Viertheil einer Messerrückenbreite abrunden ? geschehe der Wille des Herrn !"

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Also

Kraus 2), der zu jener Zeit Hauslehrer im Kaiserlingk'schen Hause war, der doch eben nicht zu den sehr enthusiastischen Naturen gehört zu haben scheint, entwirft eine begeisterte Schilderung von ihm, woraus wir einige Züge entlehnen.

,,Er ist eigentlich Arzt," heißt es darin, aber noch besser würde ich Ihnen sagen, er ist ein Apostel des 18. Jahrhunderts, auf dem Lavater's und Hamann's Geist ruht, ein liebenswürdiger Schwärmer, der in Maske alle Länder durchstreicht, im Stillen Kranke heilt. Menschen schüttelt (wie er sich ausdrückt) und das Christenthum, so wie es zur Zeit seiner Stiftung, in den Seelen derer, die er dazu gestimmt findet, sie mögen Fürsten øder Grafen sein, zu errichten sucht."

„Er hat sich an verschiedenen deutschen Höfen aufgehalten, ist ein Busenfreund Ihres Anhalt's, wie sich Anhalt selbst in Briefen an meine Gräfin rühmt, und steht überall in einer Achtung, die man gar nicht begreifen kann, wie er dazu gekommen. Er schreibt nichts und kann seinen Freunden, Herdern, Hamann, Lavatern, Klopstocken, Goethen u. s. w. alle Thorheiten vergeben nur die nicht, daß sie Autoren find.“

,,Sein Character ist höchste idealische Ehrlichkeit; ich habe davon eine Probe, und Einfalt und Liebe. Man sieht ihm beim ersten Anblick ins Herz."

1) Von der Prophetie dieses Ausspruchs kann man sich überzeugen aus: F. W. Riemer's Mittheilungen über Goethe Th. II. S. 535 und Litterarische Zustände und Zeitgenossen in Schilderungen aus K. H. Bötticher's handschriftlichem Nachlasse, herausgegeben von K. W. Bötticher. Leipz. 1838. Bd. I. S. 14 ff.

2) S. sein Leben v. Voigt S. 65 ff.

"

"Sie können ihn einigermaßen fennen lernen aus einem Büchelchen, das diese Messe herausgekommen ist unter dem Titel: Allerlei gesammelt aus Reden und Handschriften berühmter Männer, herausgegeben von E. und K.,“ d. h. Ehrmann (Lehrer am Philanthropinum) und Kaufmann. Seine Freunde haben ihm, weil er so ein Feind von Autorschaft ist, den Streich ge= spielt und aus den Briefen, die er an sie schrieb, Stellen herausgehoben und in diese Sammlung seßen lassen. Nur sind sie schwer zu unterscheiden diese Stellen. “

In dem Kaiserlingk'schen Hause scheint er den meisten Verkehr gehabt und besonders die Gunst der Gräfin genossen zu haben. „Vor drei Wochen,“ schreibt Kraus, „kam er aus Dessau hier an, war täglich bei uns, sprach beständig mit meiner Gräfin, die ihm nicht von der Seite ging, Minister sißen ließ und sich mit ihm unterhielt."

Hamann scheint durch Empfehlungsbriefe Herder's und Claudius auf seine Ankunft vorbereitet zu sein. Auch hatte er einen Brief von Lavater erhalten. Als er nun mehrere Tage später erfuhr, daß er schon den 18. April eingetroffen sei, ohne ihn zu besuchen, ärgerte er sich über diese Gleichgültigkeit. Er erfuhr freilich zugleich, daß er krank sei, aber auch, daß er gleichwohl Prof. Kant und den polnischen reformirten Prediger den vorigen Abend bis 11 Uhr bei sich gehabt hätte. „Nach vieler Ueberlegung," schreibt er an Herder,,,kam ich auf den festen Entschluß, mich noch einen Tag um ihn nicht zu bekümmern, sondern erst den 23. zu ihm zu gehen, da unser Bußtag einfiel, mit dem Vorsage den ganzen Tag bei ihm zuzubringen. Kaum war ich am 22. auf meiner Loge, so frug ein Miethsbedienter nach mir und händigte mir ein billet-doux von ihm ein. Ich lief zu ihm, er lag im Bett und klagte mir seine Noth in Königsberg. Ich nahm ihn mit à la fortune du pot, aß zwei Teller Sauerkraut und eine doppelte Portion gepreßten Caviar, ohne daß er im Stande war, mir Bescheid zu thun. Dieses gegebene Aergèrniß eines sauren und grimmigen Geschmacks hielt ihn nicht ab

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