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Hamann erwiderte Herder: Vergessen Sie doch nicht die Weiffagung des Zellerfelder Propheten. Weder sein Name noch seine Weissagung ist zu uns gedrungen. Sie wissen, daß sich meine Neugierde bis auf Ziegenpropheten erstreckt, troß einer Nachtigall. Cabbalistisch ein Buch Chevilah

Hieroglyphen

schrift das ist lauter Lockspeise für meinen verwöhnten Geschmack, wahres Wildbrett für meinen Adlershunger." Im Dc= tober läßt sich Hamann über den Inhalt dieser Schrift aus. Er erzählt, daß ihm Herder ein Manuscript einer bereits im Druck erschienenen merkwürdigen Schrift des nunmehr sel. Superintendenten Ziehen, welcher aus einem wunderbaren Buche Chevilah, von dem er sich keinen Begriff machen könne, aber darnach ringen werde, eine Reihe von Erdbeben weifsagt bis 1786, wodurch 7000 Derter am Rhein zu Grunde gehen sollten.“ Hamann ruhte nicht eher, bis er die Sache ins Klare gebracht hatte. Kant," schreibt er etwas später an Herder, „schreibt dem Verfasser ganz falsche Begriffe von der Astronomie zu. Ich schränke mich auf die Urkunde und die hieroglyphische Sprachkunst ein und wünschte um alles in der Welt mehr Auskunft darüber."

Noch im November dieses Jahres erzählt er an Hartknoch: ,,Lichtenberg's Deduction über Ziehen's Weissagung 1) werde zu einer Beilage unserer Zeitung zu befördern suchen. Er urtheilt über die aftronomischen Kenntnisse des Propheten wie Herr Professor Kant und Dr. Ricard. Meine Neugier betrifft bloß die hieroglyphische Sprachkunst und das Buch Chevila, welches Herr Hofrath Ehrenreich versichern will, in seiner Jugend unter den Manuscripten des Professor König in Gießen gesehen zu haben." Auch diese wurde befriedigt. Im Juni des folgenden Jahres schreibt er an Hartknoch:,,Das Buch Chevilah ist nun auch heraus gebracht. Es ist nichts, als ein ziemlich gemeines Werk, welches Sie vermuthlich auch in Ihrer Sammlung besigen wer

1) S. Göttinger Magazin, 2. Jahrgang. St. 5 und Berliner Monatsschrift von 1783 Dec. S. 517 ff.

den. Das R. Meier Elrabbi Semitae fidei. Durch eine Französische Orthographie hat das Wort Sehebileh in Chevilah verwandelt werden können, und wie Ziehen in diesem alten Tröster die hieroglyphische Sprache hatte entdecken können, begreif ich nicht.“ Somit war dieses Dunstgebilde gänzlich zerstoben!

Häfeli. Brief desselben an Hamann. Dessen Erwiderung. Waser. Leffing'sche Manuscripte durch Herder an Hamann. Erziehung des Menschengeschlechts. Kupferstecher Schellenberg. Hume's Dialogues concerning nat. Rel. Freimüthige Betrachtungen über das Christenthum.

Hamann's Neugierde über den Sinn der Worte,,Brücke ohne Lehne“ von dem Verfasser Auskunft zu erhalten, wurde nun auch befriedigt, allein sie genügte ihm nicht. Wahrscheinlich hatte Pfenniger diesen veranlaßt, an Hamann zu schreiben, welcher zugleich ein längst gewünschtes Geschenk von ihm erhielt. Er erzählt dieses Ereigniß an Herder in dem Briefe vom 11. Juni 1780 so:,,Der lezte Mai war in Ansehung der Witterung dem ersten ganz ähnlich, den einzigen Regenbogen ausgenommen. Des Morgens kam ein ganz unerwartetes Geschenk von Johann Casper Häfeli 1). Ich hatte immer Lust gehabt nach den Predigten und PredigtFragmenten 2), aber keine Gelegenheit selbige zu stillen.“

Häfeli schreibt an Hamann:

„Auf keine Frage würde ich so verstummen, wie auf die: „Warum ich Ihnen zwei Bändchen Predigten von Zürich nach

1) Häfeli, geb. zu Zürich 1756.

2) Wer begierig ist, zu erfahren, welchen Eindruck diese Predigten auf einen Dichter der neuern Zeit noch hervorzubringen vermochten, dem empfehlen wir Gußkow: Aus meiner Knabenzeit. 1852, S. 170 ff.

Königsberg sende?, Bitte also mich damit zu verschonen und mit der etwanigen dinaιoovvy_meines unanatomirten Kinderglaubens die Unverschämtheit meines Zutritts und den Unwerth der Gabe meiner Armuth zu tilgen.“

,,Wer die Blinden sehend und die Sehenden blind macht hat mir das Kreditif ächter Autorschaft, der Geburt und Sendung von oben herab ich wers' mein Neg hin und folge ihm nach. Mag er dann mit einem: „Füchse haben Gruben -"die Wahrheit meines innerlichen Zuges prüfen.“

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Meine Seele hat einen durch Jahre, Lucianisches Gelächter, und kaltblütige Argumente geläuterte Lust und inniges Verlangen in Ihren allegorischen, prophetischen und apokalyptischen Vorhöfen zu wandeln. Auf meinen verrufenen Waldgängen und Bergklimmen erscheinen Sie mir Deiner Kleider Geruch wie der Geruch Libanons. Es war ein Augenblick wie bei Schöpfung und Liebe. Der Augenblick wirket bis jetzt und mir ist alles sehr gut."

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Izt bin aus Wald und Hölen heraus an einer Ecke der Stadt mit Weib und Kind und der Herr theilt meine Tage in Schweiß und Erholung zum Andenken des Fluches der Sünde und der Verzeihungsfülle des Vaters, von der ich noch ein Mahl hoffe von reinem Wein, darin fein Hefen ist."

„Ihres Gehaßtseins freut sich mein Herz. Denn also haben fie den Propheten gethan, deren Lohn groß ist am Tage der verhaßten Erscheinung des Ersten und Leßten.“

„Eine Frage in einem Ihrer Briefe an Pfenniger soll ich Ihnen beantworten, da die merkurianische Sünde gegen Lucian und Plato vor meiner Thür liegt. Aber ich schäme mich siebenfältig. Ihr allegorischer Genius, der Liebe gleich, siehet ein mystisches Schloß, wo wahr und wahrhaftig nichts ist, als die einfältigste Thürfalle; wozu der Schlüssel das fünfte Rad am Wagen wäre und die dem leisesten Druck aufknallt. „Wer voran geht, hüte sich bei der Brücke ohne Lehne." Nichts mehr und nichts minder als ein ungefärbter Zipfel von dem Rock des

Tapeten-Würkers, der gesprochen hat: „Wer steht, der sehe zu, daß er nicht falle." Die gefährlichste Brücke ist die, die zum Dieb und Bräutigam am Ende der Tage hinüberführt, Offenb. Joh. XIII, und das Geheimniß der Bosheit würket schon igt. Uebrigens hat jedes menschliche Alter, Stand, Genus und Charakter seine Brücke ohne Lehne, wo Gottes Engel weichen und Satan hinzutritt, zu sichten die Vielversprecher vom Waizen.“

„Ich überdenke nochmals das Sonderbare und Unverschämte meines unvorgemeldeten Eintritts, weiß an wen ich glaube und ergebe mich auf Gnad und Ungnad.“

Zürich am 20. März 780.

Johann Caspar Häfeli. Hamann erwiedert auf die Deutung des angeführten Ausspruchs: „Aber auch bei Ihnen scheint das Sprüchwort nicht zu treffen, daß jeder der beste Ausleger seiner Worte ist. Denn ohne den Sprung vom Stehen zum Vorangehen zu rechnen, so sagt Paulus nicht, wer steht (ich meine 1. Kor. X, 12.) fondern: wer sich läßt dünken, er stehe u. s. w.“

Zugleich erkundigt sich Hamann nach einer damals in ganz Deutschland das größte Aufsehen machenden Begebenheit, nämlich dem Proceß gegen den des Hochverraths angeklagten und verurtheilten Pfarrer Johann Heinrich Wafer: „Geben Sie mir doch,“ schreibt er ihm, wenn es mit gutem Gewissen geschehen kann, einiges Licht über den Character und das eigentliche Unglück oder Verbrechen Ihres Mitbürgers. Es soll vox in deserto und in thalamo sein, und nicht für die Gemeine.“

Da Häfeli ein naher Verwandter dieses Unglücklichen war, so konnte er diesem Wunsche auf's Befriedigendste entsprechen. Häfeli's Bericht liefert aus eben diesem Grunde für jeden, der nur einigermaßen sich den Ausspruch nil humani a me alienum puto zu eigen gemacht hat, einen werthvollen Beitrag zu dieser für die Menschenkenntniß so wichtigen Geschichte; wir glauben daher eine Mittheilung desselben hier einschalten zu dürfen:

„Mein unglücklicher Mitbürger Wafer war mein nächster

Verwandter. Sie sollen von ihm wissen, was und wie ich's weiß."

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,,Ein acht und dreißigjähriger sanguinisch polemischer Mann mit großen mathematischen Talenten. Ohne Genie, ohne Größe, Adel, Delicatesse, Geschmack, Empfindsamkeit. In seinem Nacken eine eiserne Ader und durch sein ganzes Wesen floß ein ungenießbarer herber Saft unermüdet und unermüdlich in seinen Lieblingsstudien. Ein Geist der Verneinung, eine Sucht, sich zum Räthsel zu machen, besaß ihn und Freude über Babelsverwir rung, und Furcht und Schrecken war eine seiner größten Freuden - voll ungeheuerster Rache gegen seine Beleidiger ein Gemisch von stolzer Großmuth und schändlicher Niederträchtigkeit, von Höflichkeit und beleidigender Härte und Grobheit. Dies ist etwas von seinem Character.“

,,Er studirte Theologie, ergab sich aber ganz der Mathematik und Naturhistorie und nahm von Theologie nur so viel vom Wege mit, als er zu seiner Ordination unentbehrlich brauchte. Er heirathete als wohlgewachsener Jüngling ein etwas ältliches Frauenzimmer aus einer angesehenen Familie mit einigen Taufend Thalern und versenkte sich nun ganz in seine Lieblingswissenschaften. Bald darauf bekam er eine Pfarre zunächst an der Stadt; hier sette er sich gewissen Unordnungen in Verwaltung des Gemeine- und Almosenguts mit derber Ungestühmheit und beleidigendem Troß gegen angesehene Personen entgegen es gedieh zu einem Proceß, den er, weil er seine Sache nicht nach der Form Rechtens erhärten konnte, mit der Pfründe verlor.“

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,,Mit diesem Momente zündete der Funke der grimmigsten Rache in seinem Innersten, der sechs Jahre hindurch zur wüthendsten Flamme genährt, jede bessere Empfindung, Anmuth und Liebe seines Herzens verzehrte und sein ganzes Wesen mit Bitterfeit und Grimm vollstopfte."

„Er begehrte einige Male Revision seines Processes, was ihm aber abgeschlagen wurde, weil unsere Geseze nur dann Revision bewilligen, wenn einer vorher vergessene wichtige Umstände

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