Erst trieben sie zusammen; doch wie im Kriege ging's : Malone wollt' es schlachten: „Wir hau'n es dann entzwei !" ,,Erst soll es Wolle geben !" behauptete Maley. Maley bedurfte Strümpfe:,,Komm, scheren wir es heut !" Malone meint, es wäre zum Scheren nicht die Zeit. „So scher' ich meine Seite; scher' du die andre dann !'' Malone wollt's nicht leiden, doch hat's Maley gethan. Nun fiel das Schaf vom Winde in einen Felsenspalt, Man zog es vor am Morgen, da war es tot und kalt. ,,Maley, das Schaf erfror da, weil du's geschoren hast !“ ,,Nein," sprach Maley,,,es stürzte, weil es der Sturm gefaßt! Hätt'st du es auch geschoren, so faßte Sturm es nicht; Und, faßt' er's auch-es hielt sich doch mehr im Gleichgewicht !" Sie gehen vor die Richter und klagen mit großem Schall; J. N. Vogl. LXXIV. Das Erkennen. Ein Wanderbursch, mit dem Stab in der Hand, Ein Thränlein hängt ihm an der braunen Wang'. ‚Gott grüß' Euch!"'—so spricht er und sonst nichts mehr. Doch sieh—das Mütterchen schluchzet voll Lust: ,,Mein Sohn!“”—und sinkt an des Burschen Brust. Wie sehr auch die Sonne sein Antlig verbrannt, Das Mutteraug' hat ihn doch gleich erkannt. LXXV. Heinrich der Vogelsteller. Herr Heinrich sitzt am Vogelherd Aus tausend Perlen blinkt und blitt In Wies' und Feld und Wald und Au Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag, Herr Heinrich schaut so fröhlich d'rein: " ,Wie schön ist heut die Welt! Was gilt's ? heut' giebt's 'nen guten Fang !'' Er lugt zum Himmelszelt. Er lauscht und streicht sich von der Stirn Das blondgelockte Haar: ,,Ei doch! was sprengt denn dort herauf Für eine Reiterschaar?" Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt, Es naht der Waffen Klang : ,,Daß Gott! die Herren verderben mir Den ganzen Vogelfang! Ei nun!—was giebt's ?"—Es hält der Troß Vorm Herzog plötzlich an, Herr Heinrich tritt hervor und spricht : Da schwenken sie die Fähnlein bunt Dies rufend, knien sie vor ihn hin Und rufen, als er staunend fragt: ,'s ist deutschen Reiches Will'!'' Da blickt Herr Heinrich, tief bewegt, ,,Du gabst mir einen guten Fang !— N. Lenau. LXXVI. Die drei Zigeuner. Drei Zigeuner fand ich einmal Liegen an einer Weide, Als mein Fuhrwerk mit müder Qual Schlich durch sandige Heide. Hielt der eine für sich allein Hielt der zweite die Pfeif' im Mund, Und der dritte behaglich schlief, An den Kleidern trugen die drei Dreifach haben sie mir gezeigt, Wie man's verraucht, verschläft, vergeigt, Und es dreimal verachtet. Nach den Zigeunern lang noch schaun Mußt' ich im Weiterfahren, Nach den Gesichtern, dunkelbraun, Den schwarzlockigen Haaren. |