ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Es liegt auf Heinrichs Grabe,
Gleichwie auf einem Schild,
Ein treuer Totenwächter-
Des Löwen eh'rnes Bild.

Der Löwe konnt' nicht weichen
Von seines Herzogs Seit',
Von ihm, der aus den Krallen
Des Lindwurms ihn befreit.

Sie zogen mit einander
Durch Syriens öden Sand,
Sie zogen mit einander

Nach Braunschweig in das Land.

Wo auch der Welfe wandelt,
Der Löwe ziehet mit,

Zieht mit ihm, wie sein Schatten,
Auf jedem Tritt und Schritt.

Doch als des Herzogs Auge
In Todesnöten brach,
Der Löwe still und traurig
Bei seinem Freunde lag.

Vergebens fing den Löwen
Man in den Käfig ein,
Er brach die Eisenstäbe,
Beim Herren mußt' er sein!

Beim Herzog ruht der Löwe,
Hält jeden andern fern,

Doch nach drei Tagen fand man
Tot ihn beim toten Herrn.

Drum mit des Herzogs Namen
Geht stolz Jahrhundert' lang
Der Löwe, wie beim Leben,
Noch immer seinen Gang.

LXXXII.

Die lehten Zehn vom vierten Regiment.

In Warschau schwuren Tausend auf den Knieen :
Kein Schuß im heil'gen Kampfe sei gethan!
Tambour, schlag an! Zum Blachfeld laß uns ziehen!
Wir greifen nur mit Bajonetten an!

Und ewig kennt das Vaterland und nennt

Mit stillem Schmerz sein viertes Regiment !

Und als wir dort bei Praga blutig rangen,
Kein Kamerad hat einen Schuß gethan;
Und als wir dort den argen Todfeind zwangen,
Mit Bajonetten ging es drauf und dran!
Fragt Praga, das die treuen Polen kennt :
Wir waren dort das vierte Regiment !

Drang auch der Feind mit tausend Feuerschlünden
Bei Ostrolenka grimmig auf uns an,
Doch wußten wir sein tückisch Herz zu finden,

Mit Bajonetten brachen wir die Bahn!
Fragt Ostrolenka, das uns blutend nennt :
Wir waren dort das vierte Regiment !

Und ob viel wackre Männerherzen brachen,
Doch griffen wir mit Bajonetten an,
Und ob wir auch dem Schicksal unterlagen,
Doch hatte keiner einen Schuß gethan!
Wo blutigrot zum Meer die Weichsel rennt,
Dort blutete das vierte Regiment !

O weh! das heil'ge Vaterland verloren!
Ach, fraget nicht: wer uns dies Leid gethan?
Weh allen, die in Polenland geboren !
Die Wunden fangen frisch zu bluten an ;—
Doch fragt ihr: wo die tiefste Wunde brennt ?
Ach, Polen kennt sein viertes Regiment!

Ade, ihr Brüder, die zu Tod getroffen
An unsrer Seite dort wir stürzen sahn !
Wir leben noch, die Wunden stehen offen,
Und um die Heimat ewig ist's gethan.
Herr Gott im Himmel schenk' ein gnädig End'
Uns letzten noch vom vierten Regiment !—

Bon Polen her im Nebelgrauen rücken
Zehn Grenadiere in das Preußenland

Mit düsterm Schweigen, gramumwölkten Blicken;
Ein:,,Wer da?" schallt; ste stehen festgebannt,
Und einer spricht:,,Vom Vaterland getrennt,
Die letzten Zehn vom vierten Regiment !"

F. G. Seidl.

LXXXIII.

Hans Euler.

Horch, Marthe, draußen pocht es; geh, laß den Mann herein,

Es wird ein armer Pilger, der sich verirrte, sein! ,,Grüß Gott, du schmucker Krieger! nimm Platz an unserm Tisch;

Das Brod ist weiß und locker, der Trank ist hell und

"

frisch!"

,Es ist nicht Trank, nicht Speise, wonach es not mir

thut,

Doch, so Ihr seid Hans Euler, so will ich Euer

Blut!

Wißt Ihr, vor Monden hab' ich Euch noch als Feind bedroht:

Dort hatt' ich einen Bruder, den Bruder schlugt Ihr

tot.

Und als er rang am Boden, da schwur ich es ihm gleich,
Daß ich ihn rächen wollte, früh oder spät, an Euch !“
,,Und hab' ich ihn erschlagen, so war's im rechten Streit,
Und kommt Ihr, ihn zu rächen-wohlan! ich bin

bereit!

Doch nicht im Hause kämpf' ich, nicht zwischen Thür' und

Wand;

Im Angesichte dessen, wofür ich stritt und stand.

Den Säbel

Marthe, weißt du womit ich ihn erschlug!

Und soll ich nimmer kommen- Tyrol ist groß genug!"'

Sie gehen mit einander den nahen Fels hinan;
Sein gülden Thor hat eben der Morgen aufgethan ;-
Der Hans voran, der Fremde recht rüstig hinterdrein,
Und höher steht mit beiden der liebe Sonnenschein.

Nun stehn sie an der Spize,—da liegt die Alpenwelt,
Die wunderbare, große, vor ihnen aufgehellt:
Gesunkne Nebel zeigen der Thäler reiche Lust,
Mit Hütten in den Armen, mit Herden an der Brust.

Dazwischen Riesenbäche, darunter Kluft an Kluft,
Daneben Wälderkronen, darüber freie Luft;

Und sichtbar nicht, doch fühlbar, von Gottes Ruh' umkreist,
In Hütten und in Herzen der alten Treue Geist.

Das sehn die beiden droben, dem Fremden sinkt die Hand;
Hans aber zeigt hinunter aufs liebe Vaterland:
,,Für das hab' ich gefochten, dein Bruder hat's bedroht ;
Für das hab' ich gestritten, für das schlug ich ihn tot."

Der Fremde sieht hinunter, sieht Hansen ins Gesicht :
Er will den Arm erheben, den Arm erhebt er nicht:
,,Und hast du ihn erschlagen, so war's im rechten Streit,
Und willst du mir verzeihen komm, Hans, ich bin bereit !^^

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »