Viel tausend Leichen lagen dort Erbärmlich auf blutiger Erde,
Nackt ausgeplündert, verstümmelt, zerfleischt, Daneben die Äser der Pferde.
Es watete Edith Schwanenhals Im Blute mit nackten Füßen; Wie Pfeile aus ihrem stieren Aug'
Die forschenden Blicke schießen.
Sie suchte hin, sie suchte her, Oft mußte sie mühsam verscheuchen Die fraßbegierige Rabenschar; Die Mönche hinter ihr keuchen.
Sie suchte schon den ganzen Tag, Es ward schon Abend plötzlich
Bricht aus der Brust des armen Weibs Ein geller Schrei, entsetzlich.
Gefunden hat Edith Schwanenhals
Des toten Königs Leiche.
Sie sprach kein Wort, sie weinte nicht, Sie füßte das Antlik, das bleiche.
Sie füßte die Stirne, sie küßte den Mund,
Sie hielt ihn fest umschlossen ;
Sie füßte auf des Königs Brust
Die Wunde blutumflossen.
Die Mönche konnten mittlerweil' Baumstämme zusammenfugen;
Das war die Bahre, worauf sie alsdann Den toten König trugen.
Sie trugen ihn nach Waltham-Abtei, Daß man ihn dort begrübe ; Es folgte Edith Schwanenhals Der Leiche ihrer Liebe.
Sie sang die Totenlitanein
In kindisch frommer Weise;
Das klang so schauerlich in der Nacht -Die Mönche beteten leise.
Von Freiligrath bis auf die Gegenwart.
Auf des Lagers weichem Kissen Ruht die Jungfrau, schlafbefangen, Tiefgesenkt die braune Wimper, Purpur auf den heißen Wangen.
Schimmernd auf dem Binsenstuhle Steht der Kelch, der reichgeschmückte, Und im Kelche prangen Blumen, Duft'ge, bunte, frischgepflückte.
Brütend hat sich dumpfe Schwüle Durch das Kämmerlein ergoffen, Denn der Sommer scheucht die Kühle, Und die Fenster sind verschlossen.
Stille rings und tiefes Schweigen! Plöglich, horch! ein leises Flüstern! In den Blumen, in den Zweigen Lispelt es und rauscht es lüstern.
Aus den Blütenkelchen schweben Geistergleiche Duftgebilde; Ihre Kleider zarte Nebel, Kronen tragen sie und Schilde.
Aus dem Purpurschoß der Rose Hebt sich eine schlanke Frau ; Ihre Locken flattern lose, Perlen blißen drin, wie Tau.
Aus dem Helm des Eisenhutes, Mit dem dunkelgrünen Laube, Tritt ein Ritter tecken Mutes: Schwert erglänzt und Pickelhaube.
Auf der Haube nicht die Feder Von dem silbergrauen Reiher. Aus der Lilie schwankt ein Mädchen ; Dünn, wie Spinnweb, ist ihr Schleier.
Aus dem Kelch des Türkenbundes Kommt ein Neger stolz gezogen;
Licht auf seinem grünen Turban Glüht des Halbmonds goldner Bogen.
Prangend aus der Kaiserkrone Schreitet fühn ein Scepterträger; Aus der blauen Iris folgen Schwertbewaffnet seine Jäger.
Aus den Blättern der Narcisse Schwebt ein Knab' mit düstern Blicken, Tritt ans Bett, um heiße Küsse Auf des Mädchens Mund zu drücken.
Doch ums Lager dreh'n und schwingen Sich die andern wild im Kreise ; Dreh'n und schwingen sich, und singen Der Entschlafnen diese Weise :
,,Mädchen, Mädchen! von der Erde Hast du grausam uns gerissen, Daß wir in der bunten Scherbe Schmachten, welken, sterben müssen !
O, wie ruhten wir so selig An der Erde Mutterbrüsten ! Wo, durch grüne Wipfel brechend, Sonnenstrahlen heiß uns füßten;
Wo uns Lenzeslüfte kühlten, Unfre schwanken Stengel beugend: Wo wir nachts als Elfen spielten, Unserm Blätterhaus entsteigend.
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