,, Mutter, Mutter! was mich brennt, Das lindert mir kein Sacrament! Kein Sacrament mag Leben Den Toten wiedergeben!“ ,,Hör', Kind! Wie, wenn der falsche Mann Im fernen Ungarlande Sich seines Glaubens abgethan Laß fahren, Kind, sein Herz dahin! ,, Mutter, Mutter! Hin ist hin! Der Tod, der Tod ist mein Gewinn! Lisch aus, mein Licht, auf ewig aus! Stirb hin, stirb hin in Nacht und Graus! Bei Gott ist kein Erbarmen ; O weh! o weh mir Armen! „Hilf, Gott, hilf! Geh' nicht ins Gericht Mit deinem armen Kinde! Sie weiß nicht, was die Zunge spricht; Behalt' ihr nicht die Sünde ! Ach, Kind, vergiß dein irdisch Leid So wird doch deiner Seelen ,, Mutter! was ist Seligkeit ? Bei ihm, bei ihm ist Seligkeit, Lisch aus, mein Licht, auf ewig aus! Stirb hin, stirb hin in Nacht und Graus ! Mag dort nicht selig werden." So witete Verzweifelung Und außen, horch! ging's trapp, trapp, trapp, Als wie von Rosses Hufen, Und klirrend stieg ein Reiter ab An des Geländers Stufen ; Und horch! und horch! den Pfortenring, Ganz lose, leise, klinglingling! Dann kamen durch die Pforte Vernehmlich diese Worte: ,,Holla, Holla! Thu' auf, mein Kind! ,,Ach, Wilhelm, du? . . . So spät bei Nacht? . . . Geweinet hab' ich und gewacht ; Ach, großes Leid erlitten ! ,,Wir satteln nur um Mitternacht. „Laß sausen durch den Hagedorn, Laß sausen, Kind, laßz sausen! Der Rappe scharrt; es klirrt der Sporn. Komm, schürze, spring' und schwinge dich Muß heut noch hundert Meilen Mit dir in's Brautbett eilen.“ ,,Ach! wolltest hundert Meilen noch Mich heut in's Brautbett tragen? Und horch! es brummt die Glocke noch, Die elf schon angeschlagen.“ ,,Sieh hin, sieh her! der Mond scheint hell. Wir und die Toten reiten schnell. Ich bringe dich, zur Wette, Noch heut in's Hochzeitbette." ,,Sag' an, wo ist dein Kämmerlein? Wo? wie dein Hochzeitbettchen?" ,,Weit, weit von hier!... Still, kühl und klein! ... Sechs Bretter und zwei Brettchen!“ „Hat's Naum für mich ?" ,,Für dich und mich ! Komm, schürze, spring' und schwinge dich ! Die Hochzeitgäste hoffen ; Die Kammer steht uns offen.“. Schön Liebchen schürzte, sprang und schwang Sich auf das Noßz behende; Wohl um den trauten Reiter schlang Und hurre, hurre, hopp, hopp, hopp ! Zur rechten und zur linken Hand, Vorbei an ihren Blicken, Wie flogen Anger, Haid' und Land! Wie donnerten die Brücken! ,Graut Liebchen auch ? . . . der Mond scheint hell! Hurra! Die Toten reiten schnell! „Ach nein! . . . doch laß die Toten !" Was klang dort für Gesang und Klang? Was flatterten die Naben? Horch, Glockenklang! Horch, Totensang: ,,Laßt uns den Leib begraben!" Und näher zog ein Leichenzug, ,,Nach Mitternacht begrabt den Leib Komm, Küster, hier! Komm mit dem Chor Und gurgle mir das Brautlied vor! Komm, Pfaff', und sprich den Segen, Eh' wir zu Bett uns legen !'' Still Klang und Sang . . . Die Bahre schwand . . . Gehorsam seinem Rufen, Kam's hurre, hurre! nachgerannt, Hart hinters Nappen Hufen. Und immer weiter, hopp, hopp, hopp! Ging's fort in sausendem Galopp, Daß Noß und Neiter schnoben, Und Kies und Funken stoben. Wie flogen rechts, wie flogen links Gebirge, Bäum' und Hecken! Wie flogen links und rechts und links Die Derfer, Städt' und Flecken! ,,Graut Liebchen auch? . . . der Mond scheint hell! Hurra! die Toten reiten schnell ! Graut Liebchen auch vor Toten?" ,,Ach! laß sie ruhn, die Toten.“ |