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Er schreitet hinauf die Treppen,
Er tritt hinein in den Saal,
Da rauschen die Sammetschleppen,
Da blinkt der Goldpokal.

Die Nachtigall ruft: Zurück! zurück!
Der Knab' schicht nur voraus den Blick.
Sein Herz ist wild, sein Sinn getrübt,
Vergessen alles, was er liebt.

Die schönste von den Frauen
Reicht ihm den Becher hin,
Ihm rinnt ein süßes Grauen
Seltsam durch Herz und Sinn.
Er leert ihn bis zum Grunde,
Da spricht am Thor der Zwerg:
,,Der Unfre bist zur Stunde,
Dies ist der Venusberg !"

Die Nachtigall ruft nur noch von fern,
Den Knaben treibt sein böser Stern;
Sein Herz ist wild, sein Sinn getrübt,
Vergessen alles, was er liebt.

Und endlich fork vom Reigen
Führt ihn das schöne Weib,
Ihr Auge blickt so eigen,
Verlockend glüht ihr Leib.
Fern von des Fest's Gewimmel,
Da blühen die Lauben so dicht,
In Wolken birgt am Himmel
Der Mond sein Angesicht.

Der Nachtigall Ruf ist lang' verhallt,
Den Knaben treibt der Lust Gewalt,
Sein Herz ist wild, sein Sinn getrübt,
Vergessen alles, was er liebt.

Und als es wieder taget,

Da liegt er ganz allein;
Im Walde um ihn raget
Verwildertes Gestein,

Kühl geht die Luft von Norden
Und streut das Laub umher,
Er selbst ist grau geworden
Und bang sein Herz und leer.
Er sitt und starret vor sich hin,

Und schüttelt das Haupt in irrem Sinn.
Die Nachtigall rust: Zu spät! zu spät!
Der Wind die Stimme von dannen weht,

CIX.

Sanssouci.

Dies ist der Königspark. Rings Bäume, Blumen,
Rasen;

Sieh, wie ins Muschelhorn die Steintritonen blasen !
Die Nymphe spiegelt klar sich in des Beckens Schoß:
Sieh hier der Flora Bild in hoher Rosen Mitten,
Die Laubengänge sieh, so regelrecht geschnitten,
Als wären's Verse Boileau's.

Borbei am luft'gen Haus voll fremder Vögelstimmen Laß uns den Gang empor zu den Terrassen klimmen, Die der Orange Wuchs umkränzt mit falbem Grün; Dort oben ragt, wo frisch sich Tann' und Buche mischen, Das schmucklos heitre Schloß mit breiten Fensternischen, Darin des Abends Feuer glühn.

Dort lehnt ein Mann im Stuhl: sein Haupt ist vorgesunken,

Sein blaues Auge sinnt, und oft in hellen Funken
Entzündet sich's; so sprüht aus dunkler Luft ein Blitz.
Ein dreigespitzter Hut bedeckt der Schläfe Weichen,
Sein Krückstock irrt im Sand und schreibt verworrne
Zeichen-

Nicht irrst du, das ist König Frit.

Er sitt und sinnt und schreibt. Kannst du sein Brüten deuten ?

Denkt er an Kunersdorf, an Roßbach oder Leuthen,

An Hochkirchs Nacht, durchglüht von Flammen hundert

fach?

Wie dort im roten Qualm gegrollt die Feldkanonen,
Indes die Reiterei mit rasselnden Schwadronen
Der Grenadiere Viereck brach. -

Schwebt ein Gesetz ihm vor, mit dem er weis und milde
Sein schlachterstarktes Volk zu schöner Menschheit bilde,
Ein Friedensgruß, wo jüngst die Kriegespauke scholl ?
Ersinnt er einen Reim, der seinen Sieg verkläre,
Oder ein Epigramm, mit dem bei Tisch Voltaire,
Der Schalk, gezüchtigt werden soll ?

Vielleicht auch treten ihm die Bilder nah, die alten,
Da er bei Mondenlicht in seines Schlafrocks Falten
Die sanfte Flöt' ergriff, des Vaters Ärgernis;

Des treuen Freundes Geist will er herauf beschwören,
Dem-ach, um ihn !—das Blei aus sieben Feuerröhren
Die kühne Jünglingsbrust zerriß.

Träumt in die Zukunft er? Zeigt ihm den immer

vollern,

Den immer kühnern Flug des Aars von Hohenzollern,
Der schon den Doppelaar gebändigt, ein Gesicht ?
Gedenkt er, wie dereinst ganz Deutschland hoffend lausche
Und bangend, wenn daher sein schwarzer Fittig rausche ?—
O nein, das alles ist es nicht.

Er murrt:,, Schmerz, als Held gesandt sein einem

Volke,

Dem nie der Muse Bild erschien auf goldner Wolke ! August sein auf dem Thron, wenn kein Horaz ihm singt! Was hilft's, vom fremden Schwan die weißen Federn borgen!

Und doch, was bleibt uns sonst? — Erschein’, erschein,' o Morgen,

Der uns den Götterliebling bringt!"

Er spricht's und ahnet nicht, daß jene Morgenröte
Den Horizont schon küßt, daß schon der junge Goethe
Mit seiner Rechten fast den vollen Kranz berührt,
Er, der das scheue Kind, noch rot von süßem Schrecken,
Die deutsche Poesie aus welschen Taxushecken
Zum freien Dichterwalde führt.

2. A. Frankl.

CX.

Feldscher Schiller.

,,Gehorsamst zu melden, Herr Kommandant!

Der neue Feldscher ruinirt das Spital ;

Er hat zum Messer keine Hand

Und wird den Kranken sehr fatal !"

,,So, so! Hab's selbst bemerkt! Eil' Er fort, Hol' Er den Kerl mir zum Rapport!"

Der Feldscher, in Uniform gepreßt,
Sich bald in der Thüre sehen läßt.
Ein Degen, wie ein Bratspieß lang,
Geniert ihn sehr beim steifen Gang.
Aus schwarzer Krawatte zwingt sich ein Kopf
Und hinten hängt ein gepuderter Zopf.
Er stellt sich so linkisch in Positur,
Legt stumm an den Hut die Finger nur.

,,Ich höre von Ihm verfluchte Sachen! Er wird das Spital zum Leichenhof machen!“

,,Herr Kommandant

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