Doch wird ein liebes Liebchen auch Wem's Herze schlägt in treuer Brust Graf. Ich nenne mich zwar keusch und rein, Nelke. Das mag wohl ich, die Nelke, sein, Wie würde sonst der Alte mein Mit so viel Sorgen warten. Im schönen Kreis der Blätter Drang, Graf. Die Nelke soll man nicht verschmähn, Sie ist des Gärtners Wonne: Bald muß sie in dem Lichte stehn, Bald schützt er sie vor Sonne; Doch was den Grafen glücklich macht, Es ist ein stilles Blümchen. Veilchen. Ich steh' verborgen und gebückt, Und mag nicht gerne sprechen; Doch will ich, weil sich's eben schickt, Mein tiefes Schweigen brechen. Wenn ich es bin, du guter Mann, Wie schmerzt mich's, daß ich hinauf nicht kann Dir alle Gerüche senden. Graf. Das gute Veilchen schätz' ich sehr : Es ist so gar bescheiden, Und duftet so schön; doch brauch' ich mehr In meinem herben Leiden. Ich will es euch nur eingestehn: Auf diesen dürren Felsenhöhn Ist's Liebchen nicht zu finden. Doch wandelt unten, an dem Bach, Das treuste Weib der Erde, Und seufzet leise manches Ach, Bis ich erlöset werde. Wenn sie ein blaues Blümchen bricht, Ja, in der Ferne fühlt sich die Macht, Und wenn mir fast das Herze bricht, XIV. Die wandelnde Glocke. Es war ein Kind, das wollte nie Und Sonntags fand es stets ein Wie, Den Weg ins Feld zu nehmen. Die Mutter sprach: Die Glocke tönt, Und so ist dir's befohlen, Und hast du dich nicht hingewöhnt, Das Kind, es denkt: Die Glocke hängt Da droben auf dem Stuhle. Schon hat's den Weg ins Feld gelenkt, Als lief' es aus der Schule. Die Glocke Glocke tönt nicht mehr, Die Mutter hat gefackelt. Doch welch ein Schrecken hinterher! Die Glocke kommt gewackelt. Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum ; Das arme Kind im Schrecken Es lauft, es kommt, als wie im Traum; Die Glocke wird es decken. Doch nimmt es richtig seinen Husch, Eilt es durch Anger, Feld und Busch Zur Kirche, zur Kapelle. Und jeden Sonn- und Feiertag Läßt durch den ersten Glockenschlag, Nicht in Person sich laden. XV. Das Veilchen. Ein Beilchen auf der Wiese stand, Es war ein herzig's Veilchen. Da kam eine junge Schäferin Mit leichtem Schritt und munterm Sinn Daher, daher, Die Wiese her, und sang. Ach! denkt das Veilchen, wär' ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach, nur ein kleines Weilchen, Bis mich das Liebchen abgepflückt Ein Viertelstündchen lang! Ach! aber ach! das Mädchen kam Es sank und starb und freut' sich noch: XVI. Der Zauberlehrling. Hat der alte Herenmeister Auch nach meinem Willen leben. Merkt' ich und den Brauch, Und mit Geistesstärke Thu' ich Wunder auch. Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit reichem vollem Schwalle |