Und erbaut sich eine Hütte Wo das Kloster aus der Mitte Harrend von des Morgens Lichte Blickte nach dem Kloster drüben, Blickte stundenlang Nach dem Fenster seiner Lieben, Bis das Fenster klang, Bis die Liebliche sich zeigte, Bis das teure Bild Sich ins Thal herunter neigte, Und dann legt' er froh sich nieder, Still sich freuend, wenn es wieder Und so saß er viele Tage, Saß viel Jahre lang, Harrend ohne Schmerz und Klage, Bis das Fenster klang, Bis die Liebliche sich zeigte, Bis das teure Bild Sich ins Thal herunter neigte, Ruhig, engelmild. Und so saß er, eine Leiche, Nach dem Fenster noch das bleichhe XVIII. Der Alpenjäger. Willst du nicht das Lämmlein hüten ? Willst du nicht die Herde locken Mit des Hornes munterm Klang? Lieblich tönt der Schall der Glocken In des Waldes Luftgesang. ,,Mutter, Mutter, laß mich gehen, Schweifen auf den wilden Höhen! “" Willst du nicht der Blümlein warten, Die im Beete freundlich stehn? Draußen ladet dich kein Garten; Wild ist's auf den wilden Höhn! ,,Laß die Blümlein, laß sie blühen ! Mutter, Mutter, laß mich ziehen! “ Und der Knabe ging zu jagen, Und es treibt und reißt ihn fort, Rastlos fort mit blindem Wagen An des Berges finstern Ort ; Vor ihm her mit Windesschnelle Flieht die zitternde Gazelle. Auf der Felsen nackte Rippen Jezzo auf den schroffen Zinken Und verschwunden ist der Pfad, Mit des Jammers stummen Blicken Und mit seinen Götterhänden ,,Mußt du Tod und Jammer senden," XIX. Der Graf von Habsburg. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, Beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Nheins, Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, Und rings erfüllte den hohen Balkon Und ein Richter war wieder auf Erden. Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal Und spricht mit zufriedenen Blicken : ,,Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das Mahl, Mein königlich Herz zu entzücken ; Doch den Sänger vermiss' ich, den Bringer der Lust, Und sieh! in der Fürsten umgebenden Kreis Er preiset das Höchste, das Beste, Was das Herz sich wünscht, was der Sinn begehrt ; Doch sage, was ist des Kaisers wert An seinem herrlichsten Feste?" ,,Nicht gebieten werd' ich dem Sänger,“ spricht Man weiß nicht, von wannen er kommt und braust, So des Sängers Lied aus dem Innern schallt Die im Herzen wunderbar schliefen.“ |