Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht, ,, hemme des Stromes Toben! Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut, Und Stunde an Stunde entrinnet ; Da treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut Den Strom, Und gewinnt das Ufer und eilet fort Da stürzet die raubende Rotte Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort, Den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord Und hemmet des Wanderers Eile Mit drohend geschwungener Keule. ,,Was wollt ihr?" ruft er vor Schrecken bleich, ,,Ich habe nichts, als mein Leben, Das muß ich dem Könige geben!“ " Und entreißt die Keule dem nächsten gleich: ,,Um des Freundes willen, erbarmet euch! “' Und drei mit gewaltigen Streichen Erlegt er, die andern entweichen. Und die Sonne versendet glühenden Brand, Ermattet sinken die Kniee: ,,O hast du mich gnädig aus Räubershand, Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land, Und soll hier verschmachtend verderben, Und der Freund mir, der liebende, sterben! Und horch! da sprudelt es silberhell " Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell, Und freudig bückt er sich nieder Und erfrischet die brennenden Glieder. Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün Der Bäume gigantische Schatten; Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn, Da hört er die Worte sie sagen: ,,Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen.“ Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß, Da schimmern in Abendrots Strahlen ,,Zurück! du rettest den Freund nicht mehr, So rette das eigene Leben! Den Tod erleidet er eben. Von Stunde zu Stunde gewartet' er ,,Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht Ein Retter willkommen erscheinen, So soll mich der Tod ihm vereinen. Des rühme der blut'ge Tyrann sich nicht, Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht; Er schlachte der Opfer zweie Und glaube an Liebe und Treue!"' Und die Sonne geht unter, da steht er am Thor Und sieht das Kreuz schon erhöhet, Das die Menge gaffend umstehet, An dem Seile schon zieht man den Freund empor, Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: ,,Mich, Henker," ruft er,,,erwürget! Da bin ich, für den er gebürget!" Und Erstaunen ergreift das Volk umher; In den Armen liegen sich beide Und weinen vor Schmerzen und Freude. Da sieht man kein Auge thränenleer, Und zum Könige bringt man die Wundermähr'; Der fühlt ein menschliches Rühren, Läßt schnell vor den Thron sie führen. Und blicket sie lange verwundert an; Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn, In eurem Bunde der dritte." XXIII. Der Taucher. ,Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, Zu tauchen in diesen Schlund ? Einen goldnen Becher werf' ich hinab, Der König spricht es und wirft von der Höh’ Und die Ritter, die Knappen um ihn her Und keiner den Becher gewinnen will. Und der König zum dritten Mal wieder fraget: ,,Ist keiner, der sich hinunter waget? "" Doch alles noch stumm bleibt wie zuvor; Und wie er tritt an des Felsen Hang Und es wallet und siedet und brauset und zischt, Doch endlich, da legt sich die wilde Gewalt, |