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der finsteren Macht erkennen, welche das ihr feindliche Reich des Herrn durch Einschwärzung solcher ihr angehöriger Namenchristen innerlich zu vergiften und zu zerseßen droht.

Denn die Menschheit, indem sie ihre Geschichte durchringt, ist verwickelt in einen Kampf geistiger Gewalten, welche wie jeder Geist, auch der Menschengeist, den Sinnen unerfaßlich, nur aus ihren Wirkungen am Wahrnehmbaren zu erkennen find. Wir entdecken, wenn wir Unterscheidungsgabe für das Göttliche und Ungöttliche haben, Zerrüttendes, Zerstörendes, Böses, als Gottwidriges in der Natur, der Geschichte und der eignen Erfahrung, das demjenigen, der sich sträubt darin die Wirkungen gottwidriger geistiger Gewalten anzuerkennen, ein unauflösliches Näthsel bleibt, wenn er nicht eine Theologie aus Ja und Nein zusammenschmelzen und das Gottwidrige in Gott selbst seßen will. Unbehaglich, und daher zum Ablehnen, Leugnen und Vergessen verlockend, ist es allerdings für eine heitere und bequeme Weltansicht, sich selbst in einen so unheimlichen gigantischen Kampf verflochten zu wissen. Dennoch ist ohne dessen Anerkennung weder Anfang, Mitte, noch Ende der Weltgeschichte zu verstehen. Das Prinzip der Gottverneinung, als ein stets zu überwindendes, ist bereits durch die Schöpfung gesezt; so aber ist es eine in sich verschlossene, selbstlose Macht, welche die Möglichkeit des Gottwidrigen, Gott= widerstehenden unentbunden in sich trägt. Erst durch einen Willen, eine Intelligenz, ein Selbst, das sich mit jenem Prinzipe einigt und kraft deffen sich gegen Gott aufrichtet, wird diese Möglichkeit entbunden und zur Wirklichkeit; mit andern Worten: ohne einen Bösen kann das Böse aus seiner bloßen Möglichkeit gar nicht heraustreten. Daß dieser Vorgang eine (im höhern Sinne) geschichtliche Thatsache geworden ist, beweist das Vorhandenseyn des Bösen. Bei scharfem und gründlichem Durchdenken dieses Problems wird man finden, daß

auch hier den höchsten und letzten Forderungen des vernünftigen Forschens die Offenbarung in der heiligen Schrift allein entspricht und genügt. Ihr zufolge ist eine Vielheit gottwidriger Geister, zusammengehalten und geleitet durch ihr mächtiges Haupt, den Fürsten dieser Welt, den Widersacher und Verleumder, stets geschäftig, sich der Menschheit zu bemächtigen, fie dem göttlichem Licht zu entfremden und in die Gewalt der Finsterniß zu verstricken. Dieß Streben ist gelungen und hat die ganze Gestalt der alten Geschichte zur Folge gehabt, welche nur durch die Voroffenbarung in Israel durchbrochen worden ist, bis der Sohn Gottes in der Menschheit erscheint, um wie Er selbst bezeugt -die Werke des Teufels zu zerstören. Da hat ihn an seinem Orte der Herr überwunden und ihm seine Gewalt genommen gegen sich, den Herrn selbst, und damit seine Macht über Alle, die im Herrn, die sein Leib und sein Reich sind, und sofern sie dieß sind. Und das Reich Gottes unter seinem Herrn und das Reich dieser Welt unter seinem Fürsten ringen nunmehr gegen einander bis ans Ende der Tage, ja die Entwickelung dieses Kampfes, in welchen die ganze Menschheit verstrickt ist, ist der eigentliche höhere Inbegriff der Weltgeschichte.

Wie aber der Herr sein Reich in der Menschheit nur in, mit und durch Personen bauet und fortbauet, so auch in dessen Bekämpfung der Widersacher. Und wie Gottes Hülfe und Heil für die unter dem Druck und Bann des Widersachers gebundene Menschheit zur Personwerdung innerhalb derselben herausbrach, so wird, der Schrift zufolge, auch der Gegensatz der Bosheit zu einer dießseitigen Personbildung fortschreiten und die Christusfeindschaft in einem Widerchristus zur vollständigen Auswirkung bringen. Wer nun auch zuvor schon im Geiste solcher vom Fürsten dieser Welt ausgehenden Christusfeindschaft lebt und wirkt, ist zwar nicht der Widerchristus,

aber ein Typus desselben, ein Widerchrist. In diesem Sinne sagt Johannes (1. Joh. 2, 18): „Ihr habet gehört, daß der Widerchristus kommt, und jezt sind viel Widerchristen worden.“ Vom Teufel seyn ist mehr. Es zeigt eine tiefere Verstrickung, Angehörigkeit und Abhängigkeit des Seyns von dem des großen Verleumders an. Die höchste Steigerung ist es, ein Erstgeborener des Satans zu seyn, „seine Kraft und Anfang seiner Stärke" (I. Mos. 49, 3); ein solcher nehmlich, in welchem die Ursprünge der gottwidrigen Macht sich ein eignes Leben erzeugt haben. Diese lezte Bezeichnung scheint übrigens dem Polykarpus eigenthümlich gewesen zu seyn, da er sie auch sonst, z. B. wie wir später hören werden Gnostiker Marcion gebraucht hat.

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gegen den

Diese dreifache Steigerung in der Kennzeichnung der hinter den Häresien wirksamen Bosheit entspricht der dreifachen Fortschreitung der häretischen Leugnung. Der Widerchrist leugnet den Anfang des Heilswerkes Christi, seine Menschwerdung; der vom Teufel ist, leugnet Angel und Mittelpunkt desselben, die Sühnung am Kreuz; des Satans Erstgeborener leugnet das Ende, die Hinausführung der ganzen Wiederherstellung der abgefallenen Welt durch Auferstehung und Gericht. Je mehr von dem Anfange und der Mitte des Heilswerkes Christi erkannt wird, desto tiefer ist die Verblendung, desto inniger das sie bewirkende Band mit dem Widersacher bei demjenigen, der den Fortgang und die Vollendung leugnet.

Von der letzten Art der Häretiker wird noch als bezeich nendes Merkmal angeführt, daß sie mit den Reden des Herrn nach eignen Lüsten ränkevoll umgehn, sie also nicht nach dem Geiste des Herrn in Lauterkeit, Einfalt und Wahrheit zu erfaffen und zu ertiefen suchen, sondern nach ihren eignen verderbten Neigungen umdeuten und aus Zeugnissen der Wahrheit in Zeugnisse der Lüge verkehren. Für ein solches Verfahren

bei den späteren Gnostikern geben Irenäus, Tertullianus, Epiphanius u. A. reichliche Zeugnisse. Es ist auch unserer Zeit nicht fremd. Mißbrauch des Heiligsten gegen den Heiligsten ist zu allen Zeiten Erstgeburt des Widersachers.

Weil nun die vielfach umgehenden Irrlehren, die denn auch im Laufe weniger Jahrzehnte in dem Gnosticismus zu einer die Kirche innerlichst gefährdenden Macht emporwuchsen, solches unheimlichen, grauenrollen und verderblichen Ursprunges und Wesens sind, „darum,“ fährt Polykarpus fort, „lasset uns meiden die Eitelkeit" das nichtige Wesen, die Thorheit „der Menge und die falschen Lehren, und zu dem von Anfang uns überlieferten Worte zurückkehren.“

Das nichtige, eitle Wesen der Vielen, des großen Haufens, weiset auf das hin, was im Anfange des zweiten Kapitels der Irrthum der Menge genannt wurde, auf das aus dem Heidenthum herüberwirkende, sein Ziel verfehlende Wahrheitsuchen, denn das ist der Irrthum und das Eitle. Es ist zugleich das, was ins Christenthum herübergetragen, die falschen Lehren bewirkte. Beides brachte die Gefahr mit sich, für Wahrheit gehalten und so in die Ueberlieferung der Christen aufgenommen zu werden, eine Gefahr, gegen welche nur die Zuwendung zu der Wahrheit selbst schüßen konnte, die in der ursprünglich überlieferten Lehre bereits gegeben war. Diese sollten sie als ihre Autorität ansehen. Polykarpus meint hier nicht die neutestamentliche Schrift, er spricht von dem geredeten Wort, von der lebendigen Ueberlieferung, und auf diese kommt es zur lebendigen Zeugung und Bezeugung des Glaubens auch an. Noch war erst ein halbes Jahrhundert verlaufen, seitdem die Philipper von Paulus selber das reine Wort der Wahrheit empfangen hatten, es mußten noch Zeugen dieser Predigt leben; indeß hielt es Polykarpus im dritten Kapitel doch schon für nöthig, sie auch auf das geschriebene Wort der ursprünglichen

Ueberlieferung und dessen Autorität aufmerksam zu machen. Die stete Zurückwendung zu der ursprünglichen Ueberlieferung, die wir eben am reinsten und vollständigsten im neuen Testamente festgehalten finden, ist um so unerläßlicher, je mehr durch die weiterrückenden Geschlechter die bloß mündliche Ueberlieferung der Gefahr ausgesezt ist, getrübt, entstellt, verderbt zu werden. (Wir kommen später auf die Frage von der Ueberlieferung und Autorität zurück.) Als Polykarpus schrieb, war die ursprüngliche Ueberlieferung der Apostel noch genugsam bekannt, und indem er zur einfältigen Rückkehr zu ihr auffordert, braucht er nicht anzugeben, wo sie zu finden und was ihr Inhalt sey, sondern nur, mit welcher Fassung und Bereitung die Hinwendung zu ihr geschehen solle:

„Nüchtern zu dem Gebete, beharrlich im Fasten, mit Anflehen bittend den allsehenden Gott, daß er uns nicht führe in Versuchung, nachdem der Herr gesagt: der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach."

Da es sich nehmlich um Gottes Wort handelt, denn das bleibt das Evangelium, ob es geschrieben oder nur mündlich treu überliefert sey, so sollen wir uns ihm zukehren mit der innern Aufgethanheit zu dem, dessen Wort es ist, in bittendem Wunsche, von ihm zu empfangen, und mit dem Hunger des Herzens nach geistlicher Sättigung, welchen erfahrungsmäßig bei dem zu Gott gewandten Menschen auch leibliche Nüchternheit und Fasten reinigt und steigert. Denn geistliche Nüchternheit ist hier, wie in der Grundstelle 1. Petr. 4, 7 nur als Folge der leiblichen und das Fasten durchaus als leibliches gemeint. Der griechische Ausdruck für Nüchternheit bezieht sich ursprünglich auf die Enthaltsamkeit vom Wein, wie der für Fasten auf die von Speise. Solche Nüchternheit und Fasten hat die apostolische und alte griechische Kirche mit Ernst gehalten,

wie jetzt noch die und bis zu einer

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