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tritt der Wirkung ohne die Ursache unmöglich ist. Indem aber in dem menschgewordenen Sohne Gottes die Sünde der Welt Ursache seines Todes ward, in ihm aber, vermöge seiner Sündlosigkeit, nicht noch mehr seyn konnte, als eben diese Ursache, so wurde sie als solche, so wurde die Sünde der Welt in ihrer Wirkung, d. i. in dem Tode Christi, auch aufgehoben und hinweggenommen. Darum heißt es, daß Er unsre Sünde mit seinem eignen Leibe geopfert habe auf dem Holze. Die Sünde hat ihre strafende Wirkung gehabt, und darin durch den, an welchem sie dieselbe vollzogen, sich in dieser Hinsicht erschöpft; allerdings nur für diejenigen, welche durch den Glauben in Christo sind und die Identität ihrer Sünde und der in Christo zur Wirkung seines Todes gewordenen und darin hinweggenommenen Sünde erkennen. Ist es nun aber dieselbe Sünde, deren wir schuldig sind, die Christi Tod ge= wirkt hat und die durch denselben hinweggenommen ist, so müssen wir allerdings sagen, daß Christus an unsrer Statt gelitten habe, daß sein Leiden ein stellvertretendes gewesen sey.

Hielt er dieß nun, fährt Polykarpus fort, um unsertwillen geduldig aus, so sollen auch wir um seinetwillen geduldig aushalten, und ihm darin nachahmen. Er hat damit so unausmeßbar Großes für uns gethan, daß es, wenn auch unser größter, doch nur ein geringer Dank dafür ist, nun auch unsrerseits wieder um seines Namens willen gerne zu leiden, und wir sollen ihn daher preisen, wenn er uns hierzu Gelegenheit giebt. Auch im Leiden für Andre hat er selbst sich uns zum Vorbilde aufgestellt, und auch in sofern, ja eben dadurch sind wir gläubig an ihn geworden. Die Kraft seines Todes ist die Ursach und der Mittelpunkt unsres Glaubens. Und so wird zulezt nochmals als auf einen besondern Gewinn auf den dadurch erlangten Glauben hingewiesen. Denn freilich durch ihn erst wird unser, was der Herr uns erkämpft

und erduldet hat, was er uns entgegenträgt, und womit er selbst unser Leben werden will, auf daß wir leben in ihm.

9. Das vorher Gesagte ist von so tiefer und weiter Bedeutung, daß Polykarpus daran sofort die Mahnung an Alle knüpft, dem Worte nun auch zu gehorsamen, dessen Inhalt eine solche Gerechtigkeit sey und das ihnen, da es nicht bloß Vorschrift, sondern vor Allem lebendige Geschichte ist, ein so erhabenes Vorbild hinstellt. Daß sie diesem nachfolgen sollen im Leiden und im Thun, das sagt ihnen nun dieses und das folgende Kapitel.

Im Leiden getreulich auszuhalten, „alle Geduld zu üben,“ zu dieser Ermahnung gaben Anlaß genug die nie rastenden Verfolgungen durch die heidnische Welt, welche, wie der Brief des Plinius an Trajanus zeigte, doch gar Manche abtrünnig machten. Darum werden den Philippern aus Erfahrung und Ueberlieferung nun Beispiele solcher vorgehalten, welche die Geduld Christi ihnen und der Christenheit durch sich selbst vor Augen gestellt haben. Sie sollen sich vergegenwärtigen, in welcher Fassung und festen duldenden Stimmung sie die seligen Männer Ignatius, Zosimus und Rufus, auch Andre aus ihrer eignen Mitte haben leiden sehn. Ignatius, da er schon ein Seliger heißt, wird hier schon als ans Ziel gekommen vorausgesezt. Von den Martyrern Zosimus und Rufus haben wir keine weiteren Nachrichten, als daß sie zu Philippi hingerichtet sehen. Gedenken wir des Briefes von Ignatius an die Römer, so können wir begreifen, was die Erinnerung an solche Blutzeugen sagen wollte. Paulus selbst, als der Vater der Philippischen Gemeinde, wird erwähnt, sammt den übrigen Aposteln, die ja sämmtlich für Christum gelitten hatten,

und soviel wir wissen, mit Ausnahme des Johannes, auch um seines Namens willen gestorben waren.

Solche Beispiele mußten die Augenzeugen um so mehr zu einer gleichen Haltung auffordern, als sie gewiß waren, daß jene Martyrer auf rechte Weise dem höchsten Ziele zugestrebt und dasselben auch erreicht hatten. Ihr Lauf, der schwere Weg den sie durcheilt, die Mühe die es sie gekostet, war nicht vergeblich, nicht ohne guten Grund, nicht „ins Leere" gerich= tet, ein Ausdruck, den auch Paulus mehrmals gebraucht, um ein verlorenes, zweckloses Bestreben zu bezeichnen. Wenn Polykarpus nun mit einem „sondern" fortfährt, so sollte man erwarten, daß er das Ziel und die Frucht des schmerzenvollen Laufes nennen werde, allein dieß verschiebt er, um erst zu sagen, was die Gewißheit gegeben, daß der Lauf nicht vergeblich sey, nehmlich der Glaube und die Gerechtigkeit, darin sie ihn vollbracht. Diese, als Anfang und Ende, Wurzel und Frucht des Lebens in Christo bewirkten es dann, daß sie durch ihren Zeugentod an die ihnen bereitete Stätte beim Herrn gelangten, welche ihnen zukam, weil der Herr sie denen verheißen, die ihm im Glauben sein Kreuz nachtragen und mit ihm leiden, wie sie es denn gethan. Denn das war das Ziel, nach welchem sie gerungen. Wo ihr Schat war, war auch ihr Herz. Nicht diese Welt war ihre Liebe, sondern der für uns Gestorbene und um unsertwillen Auferweckte. Sie starben für ihn, darum leben sie bei ihm. Die beste Erklärung hierzu ist der Brief des heiligen Ignatius an die Römer.

Drei Worte vor Schluß dieses Kapitels verläßt uns leis der der griechische Text und wir entbehren für das Verständniß des Folgenden der bestimmten Kenntniß des ursprünglichen Wortsinnes.

10. Wieder schließen sich die ersten Worte dieses Kapitels ergänzend und fortleitend an das vorige. Denn deßhalb hat Polykarpus jene Beispiele der Geduld des Glaubens, der Gerechtigkeit, der Liebe zu Christo vorgeführt, damit Leser und Hörer des Briefes gleichfalls hierin bestehen, und indem sie von jenen Beispielen auf das Vorbild des Herrn zurücksehen, das sich in ihnen gespiegelt, nun auch diesem folgen. Durch die Hinzufügung, daß sie dabei festgegründet und unbewegsam im Glauben bleiben sollen, weiset er sie nochmals auf diese wurzelhafte Grundlage aller Gerechtigkeit hin, und erinnert dann daran, wie sie demgemäß untereinander und nach Außen hin sich zu verhalten haben würden. Mit Allen, die wie sie durch Christum Kinder des Vaters im Himmel, mithin ihre Brüder sind, sollen sie gerne Brüderschaft halten, sich gegenseitig Liebes erweisen, treu zusammenhalten in der Wahrheit, milde und freundlich gegeneinander seyn, auf Keinen herabsehen, als ob er weniger gölte. Wolzuthun und mitzutheilen sollen sie nicht versäumen, es nicht auf andre Zeit hinausschieben, wenn ihnen dazu Gelegenheit geboten wird.

Man hat es dem Polykarpus als Werkgerechtigkeit aufrücken wollen, daß er dieß durch eine Anführung aus dem Buche Tobia (12, 9) zu stüßen sucht, welche sagt: „Almosen erlösen vom Tode." Auch das Buch Tobia hat um dieses mehrmals vorkommenden Ausspruchs willen gleiche Anfechtung erleiden müssen. Das beruht indeß auf Mißverständnissen. Wir sind gewohnt, bei „Almosen“ lediglich an das Werk, an das äußerlich hingegebene Stück Geld zu denken; der griechische Ausdruck aber bezeichnete das Mitleid, das Erbarmen, und nur zugleich und in abgeleiteter Weise dann auch thätiges Erbarmen, Werke der Barmherzigkeit; spricht also von der lebendig sich erweisenden Gesinnung solcher, denen der Herr selbst verheißen hat, ihnen solle Barmherzigkeit widerfahren. Wir wissen

aber, daß die uns zugewandte Barmherzigkeit Gottes unsre Erlösung vom Tode ist. Je bestimmter dieß von Polykarpus im ersten und siebenten Kapitel auf Christum und unsern Glauben an ihn gegründet ist, je ausdrücklicher er namentlich im ersten es betont, daß wir aus Gnaden selig werden, nicht aus Werken," desto ungerechter ist es, ihn hier der Werkgerechtigkeit zu zeihen. Aber freilich wollte er den Glauben nicht ohne Früchte und die Werke nicht ungethan wissen. Die Glaubensgerechtigkeit kann ebenso einseitig und in ihrer Einseitigkeit unwahr aufgefaßt werden, als die Werkgerechtigkeit, und man hat sich vor beidem zu hüten.

Die nun folgende Ermahnung zur gegenseitigen Unterthänigkeit ist mit der Aufforderung, einen tadellosen Wandel unter den Heiden zu führen, verbunden, weil durch die gegenseitige Unterthänigkeit und Nichtüberhebung der Einzelnen die Ordnungen Gottes in der Gemeinde in Demuth und Frieden aufrecht erhalten werden, und dadurch die Gemeinde denen, die draußen sind, keinen Anlaß giebt, sie zu schelten und sich an ihr zu ärgern, dieselben vielmehr ahnen läßt, daß hier das Werk Gottes sey. Die Gemeinde ist des Herrn Sache und des Herrn Ehre, und was die einzelnen Glieder thun, fällt zwar zunächst auf sie, dann aber scheinbar auch auf den Herrn. Darum sollen sie unter den Heiden ihren Wandel so halten, daß durch ihre guten Werke sie selbst Lob empfangen und damit auch der Herr durch sie vor den Heiden geehrt, nicht aber durch unlöbliche Werke, an ihnen gelästert werde. Denn es wird auf dessen Haupt zurückfallen, der den Namen des Herrn zu des Herrn Unehren trägt und die Ungläubigen veranlaßt, den Meister zu schelten, weil der Jünger sündigt, von dem mit Recht der Draußenstehende glaubt, er thue in allen Stücken, also auch darin, nach des Herrn Sinn, Willen und Gebot.

Und nun schließt der Verfasser den allgemeinen Theil des

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