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nach der Zeit des Apostels Paulus errichtet worden sey. Jedenfalls aber ist sie von Ephesus aus, als der Muttergemeinde, gegründet und eingerichtet, und diese als ihr Vorbild zu be= trachten.

Paulus kam, wie er vorhergewußt, nicht wieder in diese Gegenden. Als Gefangener im Jahre 61 nach Rom geführt, starb er dort vier Jahre später mit Petrus während der grausamen Christenverfolgung durch Nero den Martyrtod.

Johannes in Ephesus.

Wenige Jahre nach dem Heimgange Pauli erfolgte die Zerstörung Jerusalems, jene ungeheure Begebenheit, welche an massenhafter Zusammendrängung von Elend, Angst, Wuth, Verzweiflung, endlich Untergang, nicht ihres Gleichen hat. Hatte doch vierzig Jahre früher die prophetische Vorhersicht dieses Ausgangs selbst dem Herrn Thränen ausgepreßt, dessen Weltlenkung sie am Ende herbeiführte.

Die Vernichtung des Tempel- und Opferdienstes, des Centrallebens der alttestamentlichen Glaubensgemeinschaft, brach die Kraft des Judenthums, sowol an sich selbst, als nach ihrem Einfluß auf die christliche Kirche, deren vollständige Lösung von den vorbildlichen Sazungen dadurch göttlich beglaubigt wurde. Auch für die Kirche und ihre Leiter konnte Jerusalem nicht mehr, wie bisher, Mittelpunkt bleiben, seitdem es nur noch ein rauchgeschwärzter und blutbefleckter Trümmerhause war, wenngleich die spärlichen Ueberbleibsel der Bevölkerung und

mit ihnen auch manche Christen bald wieder anfingen, sich auf dem Schauplage der Zerstörung häuslich einzurichten. Es wurde zwar für die dortige Christengemeinde ein Neffe Josephs, des Pflegevaters des Herrn, Symeon, der Sohn des Klopas, als Bischof eingesetzt, aber zum Wohnplage derjenigen, welche zur weiteren Ausbauung der Kirche und ihrer Leitung im Ganzen berufen waren, zeigten sich Stadt und Land fortan nicht geeignet.

Durchaus hierzu beschaffen erschien dagegen Ephesus mit dem reichen Gemeindenkranz der Asia proconsularis, mit den vielfältigen Beziehungen zu den im Westen des Meeres befindlichen Gemeinden. Diese Betrachtung mochte Johannes, den größten unter den noch überlebenden Aposteln, bewegen, daß er nun, oder doch nach nicht langer Zeit, Ephesus zum bleibenden Wohnsig wählte, wodurch denn Stadt und Umland die hohe Bedeutung für die Kirche erhielten, die sie in der jegt für dieselbe angebrochenen Zeit haben sollten.

Wir entbehren näherer Nachrichten über die kirchenleitende und kirchegestaltende Thätigkeit dieses höchst bedeutenden Apostels. Vorzügliche Forscher haben jedoch aufmerksam darauf gemacht, daß die ganze Gestalt der Kirche in dem nächsten Jahrhundert mit ihren Bischöfen und Metropoliten, mit ihrer strenggeordneten Kirchenzucht, mit ihren christlichen Fest- und Fastenzeiten, mit ihrer noch nicht geschriebenen, aber in den Hauptmomenten feststehenden Liturgie, mit ihrer Glaubensregel und ihrer Sammlung kanonischer Schriften, die an Heiligkeit den alttestamentlichen gleichstehen, dieses erhabene Gebäude, wie es uns in den Schriften und Fragmenten des zweiten Jahrhunderts entgegentritt" daß dieß nur auf eine große Autorität zurückgeführt werden könne, auf apostolisches Ansehen, ohne welches dergestalt „die verschiedenartigen Elemente nimmermehr zur Eintracht und Ordnung gebracht worden" wären; daß endlich die „Hauptpunkte in der Kirchenordnung sowol als im Dogma, worin die Christen

heit des zweiten Jahrhunderts einig war," zumeist ihren Ursprung im Zeitalter des Johannes haben.") Wir können daher dessen Kirche und Lehre ordnende Thätigkeit in Ephesus nicht leicht zu hoch anschlagen, zumal uns hierzu noch eine andere Betrachtung drängt.

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Fragen über das Verhältniß der Aeltesten zu ihrem Vorsteher, für den sich allmählich der Name Bischof aussonderte,. über die Befugniße der Bischöfe und Aeltesten, der Diener und der nicht beamteten Gläubigen, über Berufung und Weihe zum Amt, über Kirchenzucht, über die Feier des Sabbaths oder des Tages des Herrn, des Ostertages und der Fasten, über die kirchlichen Formen des Abendmahles, der damit verbundenen. Gottesdienste und einzelner amtlicher Handlungen, über die Kindertaufe und über andere Gegenstände, die wir im zweiten Jahrhundert bereits fest geordnet finden, Fragen dieser Art mußten sich in den jungen christlichen Gemeinden bald und in mancherlei Weise hervorthun. Denn wenn auch gleich anfangs das Allgemeine darin geordnet war, so rief doch die Mannigfaltigkeit der Anwendung im Einzelnen eine Menge besonderer Fragen hervor. Daß zu ihrer Beantwortung aber und zu den ihr entsprechenden Festseßungen vor Allem die Apostel Beruf, Macht und Fähigkeit hatten, darüber konnte bei allen Gemeinden kein Zweifel seyn. Ihnen wurden daher solche Fragen jedenfalls zur letzten Entscheidung vorgelegt, sie waren dafür die anerkannten Autoritäten. Je mehr aber allmählich ihre Zahl zusammenschmolz, Einer nach dem Andern des Martyrtodes starb oder sich in weite Fernen verlor, bis Johannes allein übrig blieb, desto mehr mußten sich die Entscheidungen jener Fragen bei Johannes zusammendrängen, und desto mehr mußte zugleich seine Autorität zunehmen. Dazu kam, daß Johannes,

*) S. H. Thiersch, die Kirche im apostolischen Zeitalter. 2. Aufl. S. 274 ff.

soviel wir wissen, allein von allen Aposteln längere Jahre hindurch einen festen Wohnsiz hatte und von den drei Aposteln, die der Herr besonders ausgezeichnet hatte, der einzige Ueberlebende lange Zeit hinaus war.

Aus seinem zweiten und dritten Briefe sehen wir, wie er die nunmehr in Niederasien unter nächste Aufsicht genommenen Gemeinden lieber persönlich besuchte, als durch Dinte und Feder unterwies. Wir dürfen daraus schließen, daß ihn zur Abfassung seiner übrigen Schriften nur ganz besondere Veranlaffungen bewegen konnten. Sie zeigen, wie der Brunnquell aller Lebensäußerungen und das eigentliche Ziel aller Wirksamkeit auch bei ihm die reine Ueberlieferung des Glaubens und des göttlichen Lebens in Christo Jesu in der Wahrheit und der Liebe war. Thun uns die Briefe Pauli dar, in welcher Weise das Wort vom Reiche Gottes zuerst in diesen Ländern gepredigt worden, so sehen wir aus den Schriften des heiligen Johannes, wie dieser die Predigt dort fortgesezt habe. Man vergleiche nur den Brief an die Ephefier mit dem ersten Briefe Johannis.

Irrlehrer.

Hatte Paulus zu seiner Zeit, als der Tempeldienst zu Jerusalem dem jüdischen Wesen noch einen Halt bot, gegen das falschgefeßliche Treiben judenchristlicher Männer und daraus entspringende Irrthümer bei manchen anderen Gemeinden zu kämpfen, so finden wir dergleichen in seinen Briefen nach Ephesus, Kolossä und an Timotheus kaum oberflächlich berührt.

Dagegen sah er bei diesen aus den Heiden gesammelten Gemeinden bereits die Anfänge solcher Abirrungen von der Lauterkeit des Glaubens, die sich aus den in sie hereinwirkenden Elementen heidnisch-griechischer Bildung und Weltweisheit ers gaben. Er warnt den Timotheus wiederholt, sich auf die unheiligen Mythen nicht einzulassen und die Streitfragen der falschbenannten Erkenntniß (Gnosis) zu meiden, welche Etliche ver- kündigten. Der Geist sagt ihm, daß Etliche vom Glauben abtreten und anhangen würden den verführerischen Geistern und Lehren der Dämonen. Er sieht die Zeit voraus, da die Christen sich selbst dergleichen Lehrer aufladen, die Ohren von der Wahrheit wenden und zu Mythen kehren würden. Seine Ephester erinnert er, daß die Liebe Christi hinausgehe über alle Erkenntniß (Gnosis); und zu ihren Aeltesten sagt er bei dem Abschiede in Miletus: Das weiß ich, daß nach meinem Abschiede werden unter euch kommen gräuliche Wölfe, die der Heerde nicht verschonen werden, und aus euch selbst werden aufstehen Männer, die Verkehrtes reden, die Jünger an sich zu ziehen. Und so mahnt er auch die Kolosser, sich nicht hinreißen zu laffen durch die Philosophie und leeren Trug nach menschlicher Ueberlieferung und weltlichen Ursprüngen.

Wir finden hier bereits von Paulus die beiden Elemente bezeichnet, deren Hereinziehen in das Christenthum die falsche Gnosis, den Gnosticismus init seinen verschiedenen Systemen zur Folge hatte: die Mythologie und die Philosophie. Nachdem die heidnische Welt durch einen vom Dunkel der Urzeit verhüllten Abfell Anschauung und Bewußtseyn der persönlichen Einheit des unauflöslichen Lebens Gottes verloren hatte, konnten nur noch die in demselben zusammengefaßten Momente mehrheitlicher und mannigfaltiger Mächte auseinanderfallend in ihr Bewußtseyn treten, und da dieß nach einer im Zusammenhange der göttlichen Lebensmomente selbst begründeten Aufeinanderfolge

B. v. Strauß. Polykarpus.

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