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je ein ächtes Buch dieser Art vorhanden gewesen sey, wovon sich aber sonst keine Spur findet. Damit verwandelt sich denn die Frage nach der Aechtheit in die Frage nach der Zuverläsfigkeit. Gegen diese aber entscheidet die Nichterwähnung des Buches bei Irenäus, Eusebius, Hieronymus und Andern, die des Polykarpus gedenken, gar nichts; sie beweist nur, daß es ihnen entweder nicht bekannt gewesen, oder daß er erst sehr spät entstanden sey. Denn hätten sie es gekannt und unzuverlässig gefunden, so würde dieß eben ein Grund für sie gewesen seyn, es nicht mit Schweigen zu übergehn. Allein auch eine sehr späte Entstehung, etwa im fünften Jahrhundert, ist für ein Buch solcher Art kaum denkbar. Dazu war der Einfluß Polykarps auf die Entwicklung der Kirche und ihrer Lehre doch nicht bedeutend genug gewesen. Auch sind die erhaltenen Bruchstücke, wie schon Galland bemerkt, ganz im Geiste des Apostolischen Zeitalters und athmen dieselbe Einfachheit, wie Polykarps Brief selber. Das Wahrscheinlichste dürfte daher seyn, daß etwa gegen Ende des zweiten oder zu Anfange des dritten Jahrhunderts ein Schüler Polykarps aus dem Gedächtnisse oder einer seiner Verehrer aus der Ueberlieferung jene Antworten des seligen Martyrers niedergeschrieben habe, daß das so entstandene Büchlein nicht über den engern Kreis, dem Polykarpus angehört hatte, hinausgekommen, von dort aus in die Hände Victors von Capua gelangt war, allmählich aber sich ganz verloren hat. Mit welcher größeren oder geringeren Genauigkeit diese Aufzeichnungen Polykarps eigne Aeußerungen wiedergeben, läßt sich nicht wol sagen. Seine Art, seinen Geist, wenn auch schon durch ein anderes Medium hindurchgegangen, dürfte man in den nachfolgenden Fragmenten wol noch herausfühlen.

1. Zu Matth. 19, 4. 5. Matthäus zeuget, der Herr habe gesagt, was Moses schreibt, Adam habe es ausgesprochen, also: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von

meinem Fleisch; darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen u. s. w. Aber des Herrn Worte stimmen mit Mosis Rede überein; denn weil Adam den Dienst gethan und durch göttliche Eingebung geweiffaget, so wird von Mose berichtet, er selbst habe solches gesagt. Gott aber, der vermöge göttlicher Eingebung im Herzen Adams jene Worte gebildet, wird mit Recht vom Herrn angezeigt, daß er, der Vater selbst, also ge= sprochen habe. Denn es hat sowol Adam diese Weissagung vorgebracht, als mit Recht auch gesagt wird, daß sie der Vater, der sie ihm eingab, vorgebracht habe."

2. Zu Matth. 20, 23. Meinen Kelch sollt ihr zwar trinken 2c. Mit diesem Trank bezeichnet er sein Leiden; und zwar müsse Jacobus zunächst durch den Martyrtod vollendet werden; sein Bruder Johannes aber solle ohne Martyrtod hinübergehen, ob er gleich gar manche Anfechtungen und Verbannungen crduldet hat; aber einen Geist, zum Martyrtode bereit, erachtet Christus einem Martyrer gleich. Denn der Apostel Paulus sagt: Ich sterbe täglich; da doch unmöglich ist, daß ein Mensch täglich desjenigen Todes sterbe, durch den einmal dieß Leben geendet wird. Aber weil er fürs Evangelium zum Tode beständig war bereit, zeugete er in diesem Sinne, daß er täglich sterbe." *)

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3. Zum Eingange des Evangeliums Marci: „Mit Grund bedienen sich die Evangelisten unterschiedlicher Anfänge, wiewol sich bei ihnen ein' und dieselbe Absicht, das Evangelium zu

*) Bei Victor von Capua schließen sich (nach Feuardent) hier noch die Worte an: „Man liest auch, daß der selige Johannes um Christi Namens willen in ein Faß siedendes Oeles sey getaucht worden." Sie sind ohne Zweifel späterer Zusaß, aus Tertullian oder Hieronymus entnommen, da Polykarpus sich auf keine Schrift deßhalb berufen haben würde. Galland vermuthet, daß sie aus einer Randbemerkung, durch Ungenauigkeit eines Abschreibers, in den Text gerathen seyen,

verkündigen, darthut. Matthäus, als der für die Hebräer schreibt, hat die Reihefolge des Geschlechtsregisters Christi zusammengestellt, auf daß er zeigete, Christus sey aus demselbigen Geschlechte kommen, aus welchem seine Geburt alle Propheten geweissaget hatten. Johannes aber, für Ephesus gesezt, wo sie als aus den Heiden das Gefeß nicht kannten, nahm den Eingang seines Evangeliums aus dem Grunde unsrer Erlösung, welcher Grund daraus erhellet, daß Gott seinen Sohn um unserer Seligkeit willen wollen Fleisch werden lassen. Lucas aber hebt an vom Priesterthum Zachariä, auf daß er durch das Wunder der Geburt von dessen Sohn und durch eines so großen Predigers Amt die Göttlichkeit Christi den Heiden erwiese. Wodurch auch Marcus sie aus dem Eintreffen des alten prophetischen Geheimnisses in der Ankunft Christi erweiset, auf daß die Predigt von ihm als eine nicht neue, sondern schon von alter Zeit her vorgebrachte sich auswiese. Oder: die Evangelisten sorgten hiermit dafür, einen solchen Eingang zu wählen, den ein jeglicher für seine Zuhörer für dienlich erachtete. Darum findet sich nichts Widersprechendes, wo man ungeachtet verschiedener Schrift, doch in dasselbe Heimathland gelangt."

2c.

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4. Bu Luc. 14, 12. 13. Lade nicht deine Freunde.... sondern die Armen, die Krüppel „Er hat geboten, nicht die Freunde, sondern allerlei Krüppel zum Mahle zu laden. Wenn nun ein Lahmer oder sonst derselbigen Einer unser Freund ist, so darf ohne Zweifel ein Solcher um der Freundschaft willen durchaus nicht geladen werden; womit sich die Vorschriften selbst gewissermaßen zu widersprechen scheinen. Denn wenn nicht Freunde, sondern Lahme und Blinde eingeladen werden sollen, diese aber zufällig unsre Freunde sind, so dürfen wir sie keineswegs bitten. Allein unter Freunden, bedünkt mich, müssen wir in dieser Stelle die verstehen, welche

wir nur im irdischen Betracht dieser Welt lieb haben, nicht in Ansehung göttlicher Betrachtung. Solche Freunde sollen wir daher weglassen. Kurz, darum hat er die Beispiele der Krüppel aufgestellt, weil wir sie von keinem andern Zweck gedrungen herzubitten können, als nur um des Lohnes der ewigen Wiedervergeltung willen."

5. Zu Joh. 17, 4: Ich habe vollendet das Werk, das du mir gegeben hast, daß ich es thun sollte. ,,Wie gedenket er, das Heilswerk für die Menschen schon vollendet zu haben da er doch das Heerzeichen des Kreuzes noch nicht bestiegen hatte? Allein nach der Bestimmtheit des Willens, womit er, alle Stufen seines heiligen Leidens zu betreten entschloffen war, deutet er mit Necht an, daß er das Werk schon vollendet habe."

6. Zu 1. Mos. 2, 7: Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß. Die heilige Schrift meldet, Gott habe den menschlichen Leib gebildet, indem er einen Erdenkloß dazu genommen. Mit diesem Worte Kloß wollte fie eine feuchte Substanz anzeigen. Darum sie zwei Elemente klärlich aufweist, Erde und Waffer zumal. Aber aus gewissen Eigenschaften derselbigen wird auch das Verständniß der beiden anderen eingeführt, nehmlich der Luft, aus der Feuchtigkeit, die da gemein ist ihr und dem Wasser; darnach auch des Feuers, aus der Trockenheit, welche ihr und der Erde gemeinsam innewohnt."

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7. Zu 1. Mose 2, 21. 22: und er entschlief; und Gott nahm seiner Rippen eine, und schloß die Stätte zu mit Fleisch, und bauete ein Weib aus der Rippe. Wir werden geboren, dieweil jener aus einem andern Stoffe hervorgebracht wird, das Weib aus der Nippe des schon geschaffenen Mannes, wir aber aus Samen. Woraus sich ergiebt, daß drei Grundlagen sehen für Erschaffung der Menschen: Staub, Nippe und

Samen. Und aus Ursach seiner Seite, nehmlich des Weibes, wird Adam aus dem Paradiese vertrieben; und durch das Sacrament der Seite Christi, aus welcher geflossen das Blut des Martyrtodes und das Wasser der Taufe, empfängt die Kirche das Paradies wieder."

In alle diesen Stellen, wie man sieht, findet sich nichts, was der bejahrte Polykarpus nicht so oder ungefähr so hätte sagen können. Da wir jedoch nicht wissen, wiefern wir darin seine ursprünglichen Aeußerungen vor uns haben, wieviel davon auf dem Wege durch das Gedächtniß in die Feder und durch die Uebertragung ins Lateinische verloren gegangen oder was dabei hinzugeflossen seyn könne, so würde es zu gewagt seyn, daraus Schlüsse zu ziehen auf Polykarps eignen Gesichtsfreis, seine Betrachtungsweise und seine Lehrart. Wie diese jedoch bei den Seinigen nachgeklungen und nachgewirkt, das dürften jene Fragmente allerdings zeigen. Und nur deshalb ist ihnen hier noch der Raum gegönnt worden.

Webergang.

Von Polykarpus wird kaum mehr aufzufinden seyn, als hier mitgetheilt worden ist. Wir fahen indeß den Boden, auf den er gestellt war, die Bedingungen, unter denen er herankam, den Hintergrund, vor dem er sich bewegte; wir sahen die Gestalten, die als Lehrer, Mitzeugen, Schüler zu ihm traten und vorübergingen, sahen ihn in dem weltgeschichtlichen Kampfe des Christenthums gegen das Heidenthum zulegt auf dem Scheiterhaufen enden, und hörten hierüber seine Gemeinde, deren eigne Beschaffenheit, die denn doch das Werk seiner Thätigkeit war, daraus ersichtlich wurde.

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