ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors]

eitle wilde Feigenbaum. So sind auch die Häresien von unferm Gewächs, nicht von unsrer Art, vom Samenkorne der Wahrheit, aber durch die Unwahrheit verwildert." Auch die mächtigen und mannigfaltigen Häresten des zweiten Jahrhunderts, welche Irenäus und Tertullianus bekämpften, zeigten eine Zersplitterung des Einen christlichen Bewußtseyns in viele hundert Fractionen, ohne dadurch die Wahrheit zu widerlegen und zu überwinden. Als die compacte Größe der lateinischen Kirche mit ihrer musterhaft organisirten und disciplinirten Geistlichkeit, ihren festen durchdachten Ordnungen, ihren glänzenden und symbolreichen Gottesdiensten war das Christenthum damals auch noch nicht vorhanden, und blieb dennoch und machte den Herzen fühlbar, daß es nicht hierin bestehe, sondern im Glauben und der Liebe derer, die durch die Taufe in Christum gepflanzt, durch die Predigt seines Worts in Ihm erbaut, durch seinen Leib und Blut aus Ihm genähret werden. Daß jenes compacte Kirchenthum allein es nicht ausmacht, haben die mehr als heidnischen Gräuel der ersten französischen Revolution in einem Lande gezeigt, wo es vorher wie nachher geherrscht hat.

[ocr errors]

Ach wann wird der Tag kommen, daß die getrennten Kinder Gottes und Glieder Christi erkennen, daß sie, wenn auch geschieden in dem was sie menschlicherweise haben, doch Eins sind in Dem, der für sie Alle gestorben ist und sie Alle versöhnt hat, und von Dem sie Alle dasselbe Wort Gottes haben und dieselbe Taufe und denselben Gottesgeist und dasselbe Pfand der himmlischen Berufung und des ewigen Lebens!

[ocr errors]

Etwas über die Aechtheit der neutestamentlichen Schriften.

Zu Irrthum, Zweifel, Widerchristenthum aller Art ist ein Ansat in jedem Menschenherzen. Sie sind aber viel verderb licher, wenn sie zurückgedrängt durch äußere Veranstaltungen, im verschlossenen Busen einsam gähren oder als geheime Weisheit verschwiegener Orden mitgetheilt werden, als wenn sie mit der Wahrheit in offenen Kampf treten. Welcher Waffen sie sich in diesem Kampfe auch bedienen mögen, die Wahrheit wird dadurch nur gestärkt und geläutert. Nie ist sie reiner und kräftiger hervorgegangen, als in den ersten Jahrhunderten der Kirche, da ste von Außen durch das Heidenthum, von Innen durch Irrlehrer und Sectirer in die Enge getrieben und auf alle Weise bekämpft wurde. In diesem Sinne wollen wir es daher nicht beklagen, wenn weltliche Kräfte und geistliches, vielmehr ungeistliches Treiben zu unsern Zeiten der christlichen Wahrheit in unverhülltem Kampfe ihren Boden streitig zu machen suchen.

Zu sagen, das Christenthum habe sich abgelebt, ist genau dasselbe, wie zu sagen, die Natur habe sich abgelebt. Nur dem abgelebten, ausgehöhlten Gemüth kann es so bedünken, denn wie der Mensch ist, so erscheinen ihm die Dinge. Zu Gott und den göttlichen Dingen steht die Menschheit nach der Offenbarung Jesu Christi durchaus anders als vorher. Das Gefühl, die Stimmung dessen, der etwas höchst Werthvolles verlegt hat und tagelang, wochenlang darnach sucht, beherrschte die ganze vorchristliche Welt. Das Verlorene war die Erkenntniß Gottes und die Einheit mit ihm. Das unablässige Suchen nach Ihm zog die Menschheit von Einer Gestalt gleichsam der göttlicher Naturseite zu der andern fort, und selbst Israel, so oft es Abgötterei verfiel, verließ den ihm offenbarten Gott n

ihn in einer andern Gestalt zu finden. Das Verlorene, das Gesuchte hielt doch die Geister nach Oben gerichtet und dem Positiven zugewandt. Nachdem aber das Gesuchte in Christo der Menschheit gegeben worden, der alte Bann gebrochen ist, das Licht Gottes erwärmend in die Seelen geleuchtet, jenem Sehnen und Suchen ein Ende gemacht hat, seitdem kann man den offenbarten Gott nur noch verlassen, um der Erde und dem Weltprinzip und der Verneinung anheimzufallen und zugleich mit der Offenbarung in Kampf zu treten. Nicht mehr der Glaube an einen andern Gott, nur der Unglaube ist noch möglich. Dieser aber kann nicht in sich selbst ausruhen, denn er ist ein Widerspruch zwischen dem, wozu der Mensch ange= legt ist, und seinem thatsächlichen Zustande, und da der Ungläubige jene Anlage nicht zerstören kann, so sucht er nun außer sich zu verneinen und niederzustreiten, was ihr entspricht: das Werk, die Offenbarung, die Person Christi.

Darauf ist auch die immer wiederkehrende Bestreitung der Ursprünglichkeit, der Aechtheit und Glaubwürdigkeit der neutestamentlichen Schriften zurückzuführen, welche an und für sich viel beglaubigter und verbürgter sind, als irgend ein andres Buch aus dem Alterthume.

An dieser Bestreitung aber, deren siegreicher Ausgang schon wiederholt verkündigt worden ist und von Vielen im Stillen für ausgemacht gehalten wird, wenn ihnen auch alle Mittel zur Beurtheilung des Streits abgehn, an dieser Bestreitung hat der Unglaube das wesentlichste Intereffe. Denn müßte er anerkennen, daß jene Zeugnisse von geschehenen Thaten Gottes und Wundern, Weissagungen und Erfüllungen ächt und glaubwürdig seyen, so bliebe ihm zu seiner Rettung nichts übrig, als der offene Sanatismns, welcher der erkannten göttlichen Wahrheit als solcher noch widerstrebt und widersteht, und dagegen sträubt sich doch das Menschenwesen. Nicht minder groß ist

aber auch das Interesse des Glaubens an der siegreichen Vertheidigung.

Nun ist seit geraumer Zeit von Bestreitern und Vertheidigern soviel Gelehrtes, Scharfsinniges, auch Spitfindiges aufgebracht und in Bewegung gefeßt worden, daß das Auge des Außenstehenden vor diesem aufgewölkten Staub der Kämpfenden den eigentlichen Gegenstand des Streits in seinen Umrissen, seinem Standorte und seiner Umgebung kaum noch zu erkennen vermag. Zwar soll auf alle Weise die gute Sache vertheidigt werden. Es liegt aber in ihr selbst, daß darüber durch bloße gelehrte Erörterungen zu einem reifen Abschlusse nicht zu gelangen ist. Um so unverantwortlicher, daß man die unreifen Ergebnisse dieses gelehrten Kampfes der großen Menge mundrecht zu machen gesucht hat, welche, deren Unsicherheit gar wol witternd, in ihrem Glauben dadurch nur erschüttert, in ihrem Unglauben bestärkt wird.

Wolgesinnte haben es daher schon länger versucht, die Theilnehmenden auf einer andern, dem gelehrten Streite entgegengesezten Seite zur Sache selbst zu führen, um ihnen die einfach menschliche Betrachtungsweise möglich und zugänglich zu machen. Leset doch nur, haben sie ihnen gesagt, die Schriften selbst und prüfet sie darauf, ob in ihnen nicht jede Zeile, jedes Wort den Geist des unüberwindlichsten Glaubens, der tiefsten Ueberzeugung, der zartesten Gewissenhaftigkeit, der heiligsten Wahrhaftigkeit athmet. Seid ihr selbst von diesem Geiste nicht völlig verlassen, so müßt ihr ihn darin erkennen, und zwar in solcher Kraft und Klarheit, daß euch die Unmöglichkeit einleuchtet, es hätten Männer, die dieser Geist so durchdringt, jemals diese Schriften um einer Täuschung, um eines sogenannten frommen Betruges willen abfaffen können.

Das ist gewiß richtig und wahr, und wird von Jedem, der diese Prüfung mit ehrlichem Gemüthe vornimmt, bestätigt

werden. So sehr aber diese Berufung auch ins Gewicht fällt, so entfernt sie allein doch noch nicht alle bereits bekannten Einwendungen. Man kann sie ganz einräumen und für die größte Mehrzahl der Briefe, selbst für die Apokalypse als ge= nügend gelten lassen, und gleichwol meinen, bei den geschichtlichen Schriften sey damit doch nur die persönliche Aufrichtigkeit der Verfasser, nicht aber die sachliche Zuverlässigkeit ihrer Berichte erwiesen. Zwar seße der Inhalt jener Briefe ungefähr eine solche Geschichte voraus, als sie wol den Kern dieser Schriften ausmache. Auch die in diesen Schriften vorhande nen Widersprüche verdienten nicht den Lärm, den man früher darüber gemacht. Sie dreheten sich um solche Nebendinge und Kleinigkeiten und berührten die Hauptsachen so gar nicht, daß sie eher Beweise für die Wahrhaftigkeit der Erzählung der Lezteren wären, da man sie sonst wol auszutilgen gesucht ha= ben würde, und man doch selbst vor Gericht nicht wage, zwei oder drei Ehrenmänner des falschen Zeugnisses zu zeihen, wenn ihre Aussagen über eine Begebenheit in Nebensachen und Unerheblichem von einander abweichen. Daß nun jener Geist strengster und zartester Wahrhaftigkeit die Verfasser durchdrungen und überall geleitet, könne und solle nicht in Abrede ge= stellt werden. Sie hätten gewiß aufgezeichnet, was sie durchaus für Wahrheit gehalten. Allein wer sie gewesen, ob wirklich diejenigen Personen, deren Namen wir an der Spiße der Evangelien und Apostelgeschichte lesen, wann sie gelebt und geschrieben, welche Wandlungen und Zusäße die von ihnen aufgezeichneten Erzählungen bereits erlitten, ehe sie zu ihnen gelangt seyen, das Alles gehe aus jener Betrachtung noch nicht hervor höchstens in Bezug auf das Johannesevangelium, falls deffen Schluß ächt und ursprünglich sey, obwol er doch von dem Verfasser selbst nicht herrühren könne. So bleibe immer die Möglichkeit, daß die von den Evangelisten aufge

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »