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an nun, o Bischof, gieb uns das Anvertraute zurück, das ich sowol als Christus dir anvertraut haben vor der Gemeinde, der du vorstehst und die deß Zeuge ist. Jener war zuerst betroffen, ta er meinte, er solle Gelder, die er doch nicht empfangen, unterschlagen haben, und konnte wegen deß das er nicht hatte weder Glauben schenken, noch dem Johannes Glauben versagen. Als der aber sprach: Den Jüngling fordere ich zurück und des Bruders Seele; - da sagte der Greis tiefauf feufzend und nicht ohne dabei zu weinen: Der ist gestorben. Wie und welches Todes? Er ist Gotte gestorben, sagte er; denn er ist davon gegangen, ein Bösewicht und Verdorbener, und kurz ein Räuber; und jetzt hat er sich anstatt der Kirche das Gebirg erwählet mit einer eben solchen Nøtte. Da zerriß der Apostel sein Gewand, schlug sich mit großem Wehklagen das Haupt und sagte: Einen schönen Hüter habe ich für des Bruders Seele dagelaffen! Aber schaffet mir sogleich ein Pferd, und Einer sey mein Wegweiser!

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„Er ritt, wie er da war, von der Gemeinde weg. Als er aber zur Stelle gekommen, ward er von der Wache der Räuber ergriffen, während er weder entwich noch flehte, sondern rief: Darum bin ich kommen. Bringt mich zu euerm Anführer! Dieser inzwischen, bewaffnet wie er war, erwartete ihn. Als er jedoch in dem Herankommenden den Johannes erkannte, wandte er sich aus Scham zur Flucht. Der aber eilete ihm aus allen Kräften nach, vergessend seines eignen Alters, und rief: Was fliehest du mich, Sohn, deinen Vater, den Unbewaffneten, den Greis? Erbarme dich mein, o Sohn! Fürchte dich nicht! Du hast noch Lebenshoffnung. Ich will Christo deinethalb Rede stehn, und muß es seyn, für dich den Tod erleiden, wie der Herr ihn für uns erlitten. Für dein Leben will ich das meinige dargeben. Halt ein! Glaube! Christus hat mich gesendet.

V. v. Strauß. Polykarpus.

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Da Jener dieß hörte, blieb er zuerst stehen und blickte nieder, dann warf er die Waffen weg, dann zitterte er und weinte bitterlich. Er umarmte den herankommenden Greis, suchte nur durch Seufzer sich zu entschuldigen, wie er konnte, und taufete sich mit seinen Thränen zum andern Mal, indem er nur noch seine rechte Hand verbarg.

"Jener aber verbürgte sich ihm, schwar ihm zu, daß er Vergebung für ihn beim Heiland gefunden habe, bat, knieete nieder, küssete seine rechte Hand, als durch die Buße reingewaschen, führte ihn zu der Gemeinde zurück, und indem er in reichlichen Gebeten flehete, in anhaltendem Fasten mitkämpfte, durch vielfältige gewinnende Neden sein Gemüth beruhigte, ging er nicht cher von dannen, wie man erzählt, als bis er ihn der Kirche wieder zugestellt, indem er damit ein großes Muster wahrer Buße gab und ein großes Wahrzeichen der Wiedergeburt, ein Siegesmal der Auferstehung, die gehofft wird."

Irenäus sodann erzählt in seiner Schrift gegen die Gnostiker in einer Stelle, welche, da sie gerade von Polykarpus handelt, später noch vollständig mitzutheilen ist, Folgendes: Polykarpus,ge=

,,Auch giebt es, die von ihm"

hört haben, es habe Johannes, des Herrn Jünger, als er in Ephesus hingegangen sey zu baden, und drinnen den Cerinthus gesehen habe, das Badehaus ohne zu baden verlassen und ge= sprochen: Lasset uns fliehen, daß nicht auch das Bad einstürze, da Cerinthus drinnen ist, der Widersacher der Wahrheit!"

Endlich hat Hieronymus in seinem Kommentar zum Galaterbrief (6, 10) nachstehende kleine Erzählung aufbewahrt, deren Quelle er zwar nicht angiebt, die aber alle Zeichen der Ächtheit an sich trägt:

„Der heilige Evangelist Johannes, als er zu Ephesus sich aufhielt bis in sein höchstes Alter und nur noch eben auf den Händen seiner Jünger zur Kirche getragen wurde, und

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für mehrere Worte die Stimme nicht mehr zusammenbringen konnte, pflegte bei den einzelnen Betversammlungen nichts Andres mehr zu sagen, als dieß: Kindlein liebet einander! Endlich sagten die anwesenden Jünger und Brüder, überdrüssig, immer dasselbe zu hören: Meister, warum sagest du das immer? Da antwortete er mit dem des Johannes würdigen Ausspruche: Weil es des Herrn Gebot ist, und weils genug ist, wenn das nur geschieht."

Dann ging im Jahre 100 oder 101 auch der lezte Apostel ein zu seines Herrn Freude.

Vergegenwärtigen wir uns aber nach der Erzählung des Clemens die Thätigkeit des Johannes sowohl in der Leitung und Ordnung der Kirche im Allgemeinen, als in der treuen Ueberwachung der einzelnen Seelen, vergegenwärtigen wir uns nach dem Evangelium und den Briefen seine Lehrweise voll Tiefe und Einfalt, voll Ruhe und doch voll Leben, und bedenken wir, daß er in Ephesus und den Umgegenden wol gegen dreißig Jahre gewirkt habe, daß Polykarpus sein vertrauter Jünger gewesen sey, so können wir einigermaßen begreifen, wie dieser und seine Gemeinde zu Smyrna zu einer solchen Reife in Glauben, Erkenntniß, Liebe und beharrlicher Treue heranwachsen konnten, als sie uns schon das Sendschreiben der Offenbarung ahnen läßt, als die Zeugniffe Mitund Nachlebender sie ihnen nachrühmen, und die späteren Begebenheiten sie uns vor Augen stellen.

Wir können jedoch zu dem Weiteren nicht übergehen, ehe wir nicht die Lage der christlichen Gemeinden innerhalb des großen heidnischen Reiches betrachtet haben, das befeindend und verfolgend sie umschloß.

Die heidnische Weltmacht.

Den Heiden waren die göttlichen Lebensmächte nur nach einander, vereinzelt und vielgespalten ins Bewußtseyn getreten, weil ihnen die Erkenntniß der geistigen, in sich selbst gewandten Willens- und Lebenseinheit Gottes abhanden gekommen und feitdem verdeckt war. Eben deshalb konnten sie diefelben auch nur in ihrer Wendung nach Außen, in ihrer Auswendigkeit, gleichsam an ihrer Naturseite erfassen, da wo sie in das Natürliche und Geschöpfliche hinübertreten. Da aber das Ethische, der göttliche Wille nur in der Einheit Gottes ist, so mußten sie, weil sie diese verloren hatten, dem entgegengesezten, in die Aeußerlichkeit wider Gott getretenen Natur- und Weltprinzip und den durch dasselbe waltenden unheimlichen und widergöttlichen Mächten verfallen. Der Sohn Gottes aber hatte seine ihm eingegliederte Christenheit von Anfang an berufen, die Herrschaft jenes Prinzips durch die Ausstrahlung und Weiterzündung des aus Ihm selbst empfangenen göttlichen Lebens allgemach zu überwinden, und so aus dem Alten ein Neues zu machen. Dieselbe Aufgabe, die Jeder in eigner Weise durch Christum für sich zu lösen hat, sollte die Christenheit in der Menschheit lösen.

Das konnte nicht geschehen ohne langen furchtbaren Kampf, zu welchem jenes Weltprinzip durch die lediglich in die Erscheinungen, ihren Reiz, Erwerb, Besik, Genuß und Verständniß sich vertiefende und darin abschließende Richtung der alten Welt - eben jest gewaltig gerüstet dastand. Rom, ebenso unwiderstehlich durch seine Waffen, als durch den Ge= danken seines Berufs zur Weltherrschaft, hatte ein ungeheures Reich, darunter alle Kulturvölker der alten Welt, zuerst sich, dann seinen Kaisern zusammenercbert, und so trat das Reich dieser Welt als eine einheitliche, centralisirte Macht denen

entgegen, die zu seinen Ueberwindern ausersehen waren, zu ihrem langen Kampfe und schließlichem Siege aber keine andern Waffen gebrauchen sollten, als eigenen Zusammenschluß im Herrn, Zeugniß von ihm, Dulden, Leiden, Sterben. Die wundersamste göttliche Paradoxie, unverständlich vor Allem den selbst unter die dunkle Macht der Weltlichkeit Gebundenen.

War nun gleich das Christenthum, als es sich allmählich erkennbar aus dem durch das ganze Reich zerstreuten Judenthume herauslöste, den römischen Machthabern unverständlich und ihrem Weltstolz verächtlich, so ahnte die heidnische Welt mit richtigem Vorgefühl doch in ihm ihren Todfeind. Daher der „Haß des menschlichen Geschlechts" gegen die Christen, von welchem Tacitus spricht, ein Haß, der sich in den wiederholten Verfolgungen, am wüthendsten unter Nero entlud.

Den heidnisch-römischen Standpunkt einmal zugegeben, hatten die Verfolger Recht. Die philosophisch gebildeten Mächtigen gestatteten wol sich selber mehr oder weniger Unglauben an die alten Volksgötter, aber in richtiger Erkenntniß, daß keine Philosophie eine volksthümliche Macht werden kann, durften sie es nicht nachsehen, wenn man es sich herausnehmen wollte, den anerkannten Göttern Opfer und Anrufung zu versagen. Und wer gleiche göttliche Ehren dem Bilde des Kaisers verweigerte, widersagte damit dem anerkannten Staatsprinzip und kennzeichnete sich als Rebell. Die Christen, welche beides verabscheuen mußten, wurden mithin rechtmäßigerweise als Atheisten, als Leugner der Götter und als Aufrührer hingerichtet, da die Ausbreitung einer solchen Gesinnung den Bestand der ganzen damaligen Welt höchlichst gefährdete.

Dabei trat jedoch die innere Rohheit der bloß weltlichen Civilisation, die Unmenschlichkeit der heidnischen Humanität auf das Entseßlichste ans Licht. Erfahren wir doch schon aus den damaligen römischen Schriftstellern, wie geseßlicher und unge

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