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jene Irrgläubigen, des Glaubens fehlen, ermangeln auch der Liebe, ziehen sich zurück von dem die Gemeinde in Christo einigenden Sakramente und richten Spaltungen an.

Bemerkenswerth sind Ignatius Aeußerungen im 7. und 8. Kapitel über das Abendmahl und die übrigen kirchlichen Handlungen. Wenn er sagt, „das Abendmahl sey das Fleisch unsres Heilands Jesu Christi, das für unsere Sünden gelitten, das der Vater in seiner Gütigkeit auferweckt hat", so bezeugen diese Worte, daß auch in der ersten Kirche und bei den unmittelbaren Schülern der Apostel die Lehre von der realen Mittheilung des Leibes Christi selbst im Abendmahle festgehalten worden und apostolischer Herkunft sey. Während er ferner von den kirchlichen Handlungen spricht, die nicht ohne Gegenwart oder Autorität des Bischofs geschehen sollen, erwähnt er nur zweier Sacramente, des Abendmahls und der Taufe, und wir dürfen um so mehr dafür halten, daß er andere kirchliche Handlungen von sacramentlicher Würde noch nicht kannte, als er sie ohne Zweifel sonst ebenfalls dem Bischof vorbehalten haben würde, da er selbst die Liebesmähler in dieser Hinsicht anführt, die doch nur ein opferliches, kein sacramentliches Wesen hatten. (Die Erwähnung der Eheschließung in dem Briefe an Polykarpus, Kap. 5, zeigt deren kirchlichen Charakter erst im Entstehen.)

Ignatius glaubt in dem Briefe an die Smyrnäer sodann, gleichwie in dem an Polykarpus und in den anderen, seine große und folgenreiche Anschauung von der organischen Einheit der Kirche mit Christo und dem Vater und in sich selbst nach ihrer Gliederung der Aemter mit und in der Gemeinde, wie dieselbe innerlich und äußerlich (nach Geist und Fleisch) zu Leben und Darstellung kommen soll, besonders betonen zu müssen. Wir dürfen daraus schließen, daß ihm der Zustand der kleinasiatischen Kirche in diesen Beziehungen noch nicht ganz genügte. Das dreifach gegliederte Amt: Bischof, Aeltesten, Diener

fand er zwar vor, doch hält er es für nöthig, die Autorität eines jeden besonders einzuschärfen, Einmischungen Andrer in das amtliche Handeln zurückzuweisen, ja als `vom Teufel zu bezeichnen.

Die ferneren Aeußerungen der Anerkennung und Dankbarkeit zeigen, wie liebevoll und hingebend die Smyrnäer sich seiner und seiner Genoffen angenommen haben. Um so mehr vertraut er, daß sie seine Bitte erfüllen und einen besonderen Boten nach Antiochien schicken werden, wobei er wol, wie zwischen den Zeilen zu lesen ist, die Absicht hatte, theils die Gemeinschaft der Kirchen zu beleben, theils auch seiner heimgelaffenen Gemeinde Nachrichten von sich und seiner Reise zukommen zu lassen. Die reichlichen und ausführlichen Grüße erinnern an die der paulinischen Briefe und zeigen, gleich diesen, mit welcher Liebe jene heiligen Männer auch die Einzelnen ins Herz geschlossen.

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In dem Briefe an Polykarpus finden wir die Ermahnungen und Belehrungen eines feurigen kräftigen Greises an den jüngeren zarteren Amtsgenossen. Er erkennt Polykarps festgegründete göttliche Gesinnung an, die Gnade, die ihm gegeben ist, seine Geduld, seinen Ernst am Werke Gottes; gleichwol glaubt er ihn zu noch mehr Eifer, Gebet, Ringen nach Erkenntniß, Wachsamkeit, Thätigkeit ermuntern zu müssen. Er thut dieß mit vortrefflichen, aus reicher Erfahrung genommenen Rathschlägen, die immer auf das Höchste zurückweisen. Im Einzelnen fühlt man durch, daß sich hier ein paar ganz verschiedene Naturen begegneten, daß Polykarpus dem eliasartigen Alten zu ruhig, zu beschaulich, zu milde, zu bescheiden war. Er cr er mahnt ihn daher, in aller Art Thätigkeit seiner bischöflichen Stelle zu genügen, sie aber auch zu behaupten, seine Aufmerksamkeit nach allen Seiten zu richten, in aller Weise lebhafteren Eifer zu entwickeln. Da er wol fühlt, daß dieß der Gemeinde

ungewohnt seyn werde, so flicht er eine Ermahnung an diese zur Ehrfurcht und zum Gehorsam gegen den Bischof und das kirchliche Amt ein, sowie zur Gemeinschaft, Glaubenstreue, Verträglichkeit. Auch an Polykarpus richtet er dann die Bitte um Absendung eines Boten nach Antiochien, und trägt ihm auf, hierzu durch Briefe auch noch andere Gemeinden aufzufordern. Grüße beschließen auch diesen Brief.

Aus beiden Briefen nach Smyrna läßt sich das, was Ignatius an Polykarpus sowie an dessen Gemeinde zu loben und noch zu wünschen fand, mehr herausfühlen, als deutlich bezeichnen. Daß die Gegenwart des großen Mannes, der sich ohne Zweifel in Smyrna mündlich in ähnlicher Weise wie in den Briefen ausgesprochen, für den Bischof wie für die Gemeinde von bedeutender und nachhaltiger Wirkung gewesen, dürfen wir als gewiß voraussetzen.

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Ignatius machte seine weitere Reise von Troas über Philippi in Macedonien, wo er die Gemeinde besuchte, welcher Paulus vor fünfzig Jahren geschrieben hatte: „Ich danke meinem Gott, so oft ich euer gedenke, über eure Gemeinschaft am Evangelio vom ersten Tage an bisher," und welche er „seine lieben und gewünschten Brüder, seine Freude und seine Krone" genannt hatte. Auch hier wurde Ignatius mit Liebe und Ehrerbietung aufgenommen. Wahrscheinlich auf seine Veranlassung schrieb bald darauf die philippische Gemeinde einen Brief an die Gemeinde zu Antiochien und sandte diesen zur Weiterbeförderung nach Syrien an Polykarpus. In dem Begleitschreiben ersuchten die Philipper den Polykarpus, ihnen auch schriftlich von seiner geistlichen Gabe mitzutheilen und von der Gerech tigkeit in Christo zu sagen. Vielleicht daß sie Letteres in unmittelbare Beziehung zu dem bei ihnen vorgekommenen Fal gebracht hatten, daß Einer ihrer Aeltesten, Namens Vale:

V. v. Strauß. Polykarpus.

fich durch Geldgeiz, Unkeuschheit und Unwahrhaftigkeit seiner Stelle unwürdig gemacht hatte.

Polykarpus fand sich hierdurch bewogen, das uns erhaltene Sendschreiben an die Philipper zu erlassen, welches er abfaßte, ehe er noch Gelegenheit gefunden, den Boten nach Antiochien zu schicken, um dessen Absendung Ignatius gebeten. Das Schreiben fällt daher wahrscheinlich in den Herbst oder Winter des Jahres 107. Auch in ihm finden wir eine gelegentliche Warnung gegen solche Irrlehrer, wie sie Ignatius im Auge hatte. Geradezu ein Wiederhall aus dessen Belehrungen scheint sich zu Ende des fünften, sowie des elften Kapitels fühlbar zu machen.

Doch wir laffen zunächst das Sendschreiben selbst hier folgen.

Der Brief des heiligen Polykarpus an die Philipper.

Polykarpus und seine Mitältesten der Gemeinde Gottes, die da Fremdling ist zu Philippi: Barmherzigkeit sey mit euch und Friede von Gott dem allmächtigen und dem Herrn Jesu Christo, unserm Heilande, je mehr und mehr.

1. Ich habe mich mit euch höchlich gefreut in unserm Herrn Jesu Christo, daß ihr habet aufgenommen die Abbilder der wahren Liebe, und Geleit gegeben, als es euch zufam, denen die da gefesselt waren mit Banden, welche Heiligen wolstehen und sind ein königlicher Schmuck der wahrhaftiglich von unserm Gott und Herrn Auserwähleten; und daß die feste Wurzel eueres Glaubens, von alten Zeiten her vermeldet, bis heute fortdauert und Frucht bringt in unserm Herrn Jesu Chrifto,

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der da erduldet hat für unsere Sünden bis in den Tod hinabzukommen, welchen Gott hat auferwecket und aufgelöset die Schmerzen der Hölle;" "welchen ihr nicht gesehen habet und doch an ihn glaubet, und nun ihr glaubet, so werdet ihr euch freuen mit einer unaussprechlichen und herrlichen Freude," zu welcher Viele begehreten einzukommen, da sie wußten, „daß ihr aus Gnaden seyd selig worden, nicht aus Werken," sondern nach Gottes Willen durch Jesum Christum.

2. „Darum so begürtet eure Lenden“ und „dienet Gott in Furcht“ und Wahrheit, indem ihr meidet das lose unnüße Geschwäß und den Irrthum der Menge und glaubet an den, der unsern Herrn Jesum Christum hat auferwecket von den Todten und ihm gegeben Herrlichkeit" und Thron zu seiner Rechten; welchem ist unterthan alles Himmlische und Irdische; welchen aller Odem anbetet; welcher kommt ein Richter der Lebendigen und der Todten; welches Blut Gott fordern wird an denen, die ihm nicht gehorsam sind. Der aber ihn auferwecket hat von den Todten, wird auch uns auferwecken, so wir anders seinen Willen thun und wandeln in seinen Geboten, und haben lieb was er lieb hatte, und enthalten uns aller Ungerechtigkeit, Habsucht, Geiz, Afterreden, falsch Zeugniß, „vergelten nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort,“ oder Schlag mit Schlag, oder Fluch mit Fluch; gedenken aber deß das der Herr sprach, da er lehrete: „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet; vergebet, so wird euch vergeben werden; seyd barmherzig, auf daß ihr Barmherzigkeit erlanget; mit welchem Maß ihr messet, wird euch wieder gemessen werden;" und "selig sind die Armen und die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich Gottes."

3. Solches, Brüder, schreibe ich euch von der Gerechtig keit nicht aus eigener Anmaßung, sondern dieweil ihr mich zuvor dazu aufgefordert habet. Denn weder ich noch ein Andrer

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