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immer und mit Allem seyn.

Polykarpus also freuet sich mit den Philippern in Christo, aber nicht sowol über das, was ihnen durch die Anwesenheit des Ignatius widerfahren ist, sondern was sie dabei, wie es ihnen zukam, gethan haben. Dieß war schon ein Thun christlicher Gerechtigkeit. Und eben diese spiegelt sich auch in den gefangenen Bekennern, denen dieß Thun galt. Sie selbst bewiesen dieselbe in ihrem Thun wie in ihrem Leiden. Jenes, indem sie sich zeigten als Abbilder, als eine Nachfolge und Darstellung der wahren Liebe, d. i. der in Christo erschienenen Liebe Gottes; dieses, indem sie die Bande und Fesseln trugen und willig trugen für den Herrn. Aber es wird auch darauf hingedeutet, wie schön in den Augen des Christen solche Bande, welch eine königliche Ehre vor Gott deren Schmach ist, wenn um des Herrn willen seine Heiligen und Auserwählten sie tragen. Seine Heiligen aber sind alle aufrichtig Gläubigen; seine Auserwählten die, welche Er durch die Leitung der Dinge zu etwas Besonderem in seinem Reiche berufen.

Hatte Polykarpus schon auf etwas hingewinkt, das die Philipper christlicher Gerechtigkeit gemäß gethan hatten, so ge= denkt er nun sofort der tiefgründigen Wurzel, von der auch dieß nur eine Frucht ist: der Wurzel des Glaubens, aus welcher allein alle Gerechtigkeit aufwachsen und reifen kann. Daß diese Wurzel lebendig bei ihnen ein- und angeschlagen war, bezeugte schon vor langen Jahren der Brief Pauli an sie, da er schrieb: „Ich danke meinem Gott — über euerer Gemeinschaft am Evangelio vom ersten Tage an bis heute. Euch ist es gegeben um Christi willen, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden. Ihr seyd allezeit gehorsam gewesen." Aber er schrieb auch: „Ich bete, daß euere Liebe je mehr und mehr reich werde an Erkenntniß und aller Erfahrung, auf daß ihr seyd lauter und unan

stößig auf den Tag Christi, erfüllet mit Frucht der Gerechtig= keit durch Jesum Christum zu Ehr und Lob Gottes." Diese Frucht nimmt Polykarpus an ihnen wahr, und sie dient ihm zum Beweise, daß die Glaubenswurzel bis jeßt in ihnen verblieben ist und fortwirkt. Ihr Gewirktes aber sind Früchte in und zu Jesu Christo. Denn dieser war das lebendige Samenkorn, aus welchem in ihnen der Glaube Wurzel schlug, und dessen Leben nun sich entfaltet in dem ganzen Gewächs des christlichen Glaubens- und Liebeslebens, welches seine Blüthe hat in der Liebe und seine Frucht in der Gerechtigkeit; darin aber, wie jede Frucht, nur wieder dasselbe Samenkorn bringt und trägt, birgt und offenbaret: Christum, den Anfänger und Vollender. - Der Gedanke an die zu bringende Frucht mochte dem Polykarpus oft nahetreten, da ja sein eigner Name Fruchtreich" bedeutet. —

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Christus aber, das Samenkorn einer neuen Welt und eines neuen Lebens, konnte nicht Frucht bringen, auch an und in uns, ohne zuvor erstorben zu seyn. Und darin mußte er ein Diener der Sünder seyn, damit, daß er unsre Sünde hinwegnahm, um nicht hernach ein Sündendiener zu seyn. Er mußte für unsre Sünde sterben, wenn wir sollten der Sünde absterben können und wollen. Wiederum aber mußte er vom Vater auferweckt, mußten die Schmerzensbande der Todtenwelt von ihm wieder abgelöst werden, mußte er aus seinem Erstorbenseyn durch die Kraft seines Lebenssamens lebendig wieder hervorgehen, damit er nicht allein als der er war beglaubigt und uns bestätigt würde, sondern auch damit er für unsern Glauben den lebendig wesenden Grund abgeben, damit er selbst durch ihn in uns seyn, ihn durch seine eigne Kraft in uns wirken könne. Darum weiset Polykarpus nun sofort auf diesen Grund und Ursprung der fruchtbringenden Glaubens

wurzel, Christum, daß er für unsere Sünde es auf sich ge= nommen bis in den Tod hinabzugehn, von Gott aber auferwecket und von den Schmerzen der Todtenwelt gelöset sey. Dieß ist eben eine Sache, so groß als Gott selbst (denn es war eine Begebenheit nicht nur unter den Menschen und für die Menschen, sondern in und für das Leben des dreieinigen Gottes selbst), so daß wir darum an Christum glauben, wenn wir glauben, obwol wir ihn, eben wie Gott, nicht sehen. Und dieser Glaube wirkt nicht allein die Frucht der Gerechtigkeit in uns, sondern auch die Frucht der Seligkeit für uns; denn „nun ihr glaubet, werdet ihr euch freuen mit einer unaussprechlichen und herrlichen Freude."

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Die Aussicht in dieß selige Freudenreich hat aber Viele darum angezogen, und das Verlangen, zu ihm einzugehen, in ihnen darum erregt, weil sie erfuhren und erkannten, daß diese Frucht für sie“ nicht eine Folge, nicht bedingt sey durch die Frucht an ihnen", d. i. durch ihre Werke; daß vielmehr derselbe gnädige Gotteswille, der Christum als Glaubensinhalt uns zu glauben entgegenträgt und ins Herz bringt, eben durch Christum im Glauben selbst schon den Anfang, wenn auch noch unentwickelten Anfang der Seligkeit gegeben hat. Denn der Anfang in Christo ist ein solcher, der wie jeder göttliche und wahre Anfang, das Ende nnd die Vollendung dem Wesen nach schon in sich hat; und die Seligkeit ist nicht etwas, das wir neben oder außer Christo uns erwirken könnten, sondern Christus selbst ist die Seligkeit; und darum sind wir zu ihr schon errettet, sind wir schon selig worden aus freier Gottesgnade durch den im Glauben aufgenoinmenen Christum. Und indem Polykarpus dergestalt von den Werken, die nicht selig machen, auf die Gnade hinweiset, welche den. Gläubigen durch Christum (d. i. ebensowol um Christi willen,

als in Christo) selig macht, ja schon selig gemacht hat, bauet er zugleich vor, daß er, wenn er von der Gerechtigkeit rede, nicht eine Werkgerechtigkeit lehren wolle.

2. Sofort nun wendet er sich zur Ermahnung und Ermunterung, doch nicht indem er auffordert zur Gerechtigkeit, oder zu Werken der Gerechtigkeit, sondern zum Glauben. Er knüpft diese Aufforderung mit einem Darum" an das Vorherige; denn eben jene Gottesgnade selbst, die uns mit all ihren himmlischen Gütern unverdient entgegenkommt, soll der einzige Grund seyn unsres rechten Verhaltens zu ihr, nicht etwas Anderes außer ihr. Es liegt darin mehr und Tieferes, als die vermeintlich erhabene Rede sagt, daß man das Rechte um des Rechten willen, das Gute um des Guten willen thun solle. Dieß thut nicht allein Niemand, es vermags auch Niemand; denn das Rechte, das Gute, das Wahre, Schöne u. dgl. find nur abgezogene Begriffe, die niemals Beweggrund zum Handeln oder Verhalten seyn können, die man weder lieben noch haffen kann. Auf den menschlichen Willen wirkt nehmlich das Begehrens- oder Verabscheuenswürdige nicht schon an sich bestimmend ein, sondern erst durch Vermittlung des dadurch zu Liebe oder Haß, Neigung oder Abneigung bestimmten Gemüths, welches gegen bloße Begriffe vollkommen unempfindlich ist, während es durch Personen und persönliche Erweisungen sich sofort angewirkt und bedingt fühlt. Nur sofern Gott durch Christum sich uns auf das allerpersönlichste bezeugt hat und fortbezeugt, und dadurch in Glauben und Liebe unser Gemüth ihm zu eigen gemacht hat, und sofern das Rechte, Gute, Wahre und Schöne uns als das offenbar wird, was Gott ist und will, nur sofern kann es die Richtung unsres Willens bestimmen, dergestalt, daß es selbst Inhalt und Ziel V. v. Strauß. Polykarpus.

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deffelben wird, doch nicht um sein selbst willen, denn an sich hat es kein Seyn, sondern um des willen, in, an und durch den es ist.

Weil ihr also, sagt Polykarpus, den gnadenvollen Liebeswillen Gottes zu eurer Seligkeit schon erfahren habt, darum "so begürtet eure Lenden," d. i. stellet euch in den Stand völliger Bereitschaft für Ihn. Dieß ist der Stand williger Unterthanschaft, der Stand der Gottesknechtschaft in tiefster Scheu und Aufrichtigkeit; ehrerbietigster, gerader Gehorsam. Dieß Verhalten soll sich bethätigen nach der zwiefachen Wirksamkeit, die allem Sonderleben, mithin auch dem christlichen seine Bestimmtheit giebt, im Verneinen und Bejahen, Ausschließen und Einschließen, Abweisen und Aufnehmen. Denn sie sollen dabei weglassen und meiden das hohle nichtige Ge= rede und den Irrthum des großen Haufens, aufnehmen aber und halten, was sie im rechten Glauben haben. Dürfen wir vermuthen, daß Polykarpus, indem er von dem nichtigen Gerede spricht, dabei an den Gebrauch dieses Ausdrucks in dem auch sonst von ihm angeführten ersten Briefe Pauli an Timotheus gedacht, so hat er darunter das Reden solcher verstanden, welche „wollen Gesezeslehrer seyn, und verstehen weder was sie sagen, noch was sie festseßen." (I. Tim. 1, 6, 7) Er hat damit dann auf die hinwinken wollen, welche eine Gerechkeit aus dem Gesetz und des Geseßes Werken lehren. Dieß würde sich auch am besten an den Schluß des ersten Kapitels anfügen, wo gegen das Heil aus den Werken geredet war. Denn weder das Heil noch die Gerechtigkeit kommt aus den Gesetzeswerken, beide vielmehr aus dem Glauben. Doch würde dieß Alles unter jenen Worten auch schon mitbefaßt seyn, wenn sie überhaupt nur die eitle Lehre bezeichnen sollten, die dem Glauben zuwider ist. Mit dem „Irrthum der Vielen," der großen Menge, ist auf die Verkehrtheiten des heiðnischen

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