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soll, zu erfüllen hat, ist die, daß er schlechterdings jeden, und zwar nicht bloß jeden bereits gedachten, sondern auch jeden überhaupt denkbaren Begriff in sich mit umschließt, dergestalt, daß alle übrigen Begriffe nur als Bestandtheile oder Momente dieses höchsten Begriffes zu fassen sind. Insofern ist der höchste Begriff zugleich der einfachste Begriff und am leichtesten von allen zu bestimmen.

Streng genommen kann, wie bereits oben bemerkt, nur ein Begriff der höchste sein. Aber es kann für diesen einen Begriff verschiedene Namen geben, und mit jedem dieser verschiedenen Namen können auch gewisse eigenthümliche Nebenvorstellungen verbunden sein, durch welche auch der Begriff selbst mehr oder weniger modificirt, jedoch in seiner wesentlichen Grundbedeutung nicht geändert wird. Der als allumfassend gedachte Begriff ist an sich unter allen Namen derselbe; aber man kann von verschiedenen Seiten und Standpunkten, z. B. dem der Wissenschaft, der Kunst, der Religion 2c. zu ihm gelangen, und demgemäß wird er Jedem, troßdem daß er Allen als der allumfassende Begriff gilt, in ein wenig anderer Weise erscheinen.

Derjenige Begriff, in welchem sich der allumfassende Begriff am vollkommensten und am wenigsten durch Nebenvorstellungen getrübt darstellt und welcher daher vom wissenschaftlichen und insbesondere vom philosophifchen Standpunkt als der höchste Begriff betrachtet werden muß, ist der Begriff des Seins. Mit dem Nachdenken über diesen Begriff hat überhaupt die Philosophie begonnen; fast jedes philosophische System hat ihm die ersten Untersuchungen gewidmet, ja die ganze Geschichte der Philosophie von den Eleaten bis auf unsere Tage herab hat sich um ihn wie um ihren Angelund Mittelpunkt bewegt.

Auch die Entwicklung derjenigen philosophischen Weltanschauung, die wir hier als Ergänzung der oben gegebenen naturwissenschaftlichen Weltanschauung zu geben beabsichtigen, wird daher von diesem Begriff der Begriffe ausgehen müssen und wir glauben demselben um so mehr eine etwas ausführlichere und näher in's Einzelne eingehende Erörterung widmen zu dürfen, als sich unsere Fassung und Darlegung desselben auf eine wesentlich neue und selbstständige Untersuchung gründet und darin zugleich nicht bloß das Princip, son

dern auch der wesentliche Gehalt und Inbegriff der zu gebenden Weltanschauung enthalten ist. Außerdem müssen wir uns für dieselbe auch darum die besondere Aufmerksamkeit des Lesers erbitten, weil wir später darauf den Nachweis zu stützen gedenken, daß der Begriff des Seins und die mit ihm zunächst zusammenhängenden Begriffe, so wie sie von uns lediglich auf Grund der vernunftgemäßen Denkgeseße und erfahrungsgemäßen Thatsachen gewonnen worden sind, auch mit den Haupt- und Grundbegriffen der religiösen und insbesondere der christlichen Weltanschauung theils in widerspruchslosem Zusammenhange stehen, theils mit ihnen geradezu von demselben wesentlichen Inhalt und nur nach Form und Einkleidung von ihnen verschieden sind, dergestalt daß die in ihnen niedergelegte Weltanschauung das gemeinsame Fundament für die wissenschaftlichen und die religiösen Wahrheiten zu werden vermag. uns nun zur Erörterung des höchsten Begriffes selbst.

Wenden wir

2. Das Sein in seinem Wesen und seinen Urformen.

Um zu erforschen, was das eigentlich ist, was wir mit dem Worte,,Sein“ oder einer seiner Formen bezeichnen, haben wir zunächst die Anwendung dieses Wortes im Gebiet der Sprache in's Auge zu fassen: denn es muß angenommen werden, daß dem in der Sprache theils sich selbst objectivirenden, theils die Außenwelt reflectirenden Denken in allen Fällen, wo es dieses Wort anwendet, auch ein und derselbe Begriff, wenn auch in verschiedenen Modificationen, vorgeschwebt hat. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden wir daher am sichersten seine wahre und allgemeingültige Bedeutung zu erkennen vermögen.

Hier scheint es zunächst nur ein Wort unter den vielen tausenden zu sein, welche zusammen den im Wörterbuch aufgespeicherten Sprachschatz füllen, mithin auf eine solche Bedeutung, wie wir sie in ihm suchen, wenig Anspruch zu haben. Eine nähere Erwägung führt jedoch bald zu einer anderen Ansicht. Sehen wir nämlich zu, welcher Classe der Wörter es angehört, so finden wir es in derjenigen, welche die Sprachwissenschaft von jeher als die erste und höchste erkannt und dies u. A. dadurch angedeutet hat, daß sie das

in diese Classe fallende Wort ohne irgend einen beschränkenden Zusaz geradezu als Verbum" oder „óñμa“ d. i. als „Wort“ oder „Ausspruch“ schlechthin benannt hat. Daß das Verb wirklich diese auszeichnende Benennung verdient, ist Jedem, der nur einigermaßen auf seine Bedeutung im Saße achtet, verständlich, denn man fühlt es auch ohne grammatikalische Kenntnisse heraus, daß es in jedem Gedankenausdruck die eigentliche Seele desselben, sein Nerv und Lebensprincip ist. Wer aber mit den Ergebnissen der neueren Sprach= forschung bekannt ist, weiß außerdem, daß das Verb auch als die historische Urquelle aller übrigen Wörter angesehen werden muß, denn schon jetzt vermag die Etymologie fast alle Wörter auf Verbalwurzeln zurückzuführen, und es unterliegt keinem Zweifel, daß auch diejenigen Wurzeln, die jetzt noch anderer Art zu sein scheinen, namentlich die Pronominalwurzeln, ursprünglich als Ausdrücke für Thätigkeiten, mithin als Verba gedacht oder empfunden sind.

Schon als eins unter den Verben nimmt also das Wort,,Sein" eine hohe Stellung in der Sprache ein. Untersucht man nun aber gar sein Verhältniß zu den übrigen Verben, so zeigt sich, daß es unter diesen gerade dieselbe Bedeutung hat, wie das Verb unter den übrigen Redetheilen: denn es leuchtet ohne Weiteres ein, daß es eigentlich in jedem Verb als dessen Grund und Wesen enthalten ist, da z. B. haben, stehen, schlagen 2. nichts Anderes als habend sein, stehend sein, schlagend sein 2c. bedeutet. Indem es aber den Kern der Verba bildet und diese wieder die Wurzeln der übrigen Wörter sind, muß es, theils direct, theils indirect, als der Urquell und Inbegriff des gesammten Sprachschages, als Substanz und Pulsschlag alles sprachlichen Lebens angesehen werden; und daß hierin keine Uebertreibung liegt, erhellt einfach daraus, daß auch die Substantiva, Adjectiva, Adverbia, Pronomina u. s. w. kurz alle übrigen Wörter den Begriff des Seins in sich schließen, indem eigentlich Baum, groß, hier, ich u. s. w. ihrem wesentlichen Bestandtheil nach nichts Anderes als Baumsein, großsein, hiersein, ichsein u. s. w. bedeuten. Ist nun aber im Sprachschatz und dessen lebendiger Entwicklung der ganze Inbegriff alles dessen, was wir jemals gedacht haben und denken, enthalten und muß uns wieder der Inbegriff all unserer Gedanken als die Summe der gesammten Innen- und Außenwelt

so viel wir überhaupt davon wissen, gelten, so ergiebt sich schon aus dieser Betrachtungsweise, daß der dem Verbum,,Sein“ zum Grunde liegende Begriff der höchste und allumfassende Begriff ist.

Noch deutlicher tritt dies heraus, wenn wir die verschiedenen Bedeutungen in's Auge fassen, in denen der allgemeine Sprach= gebrauch dieses Wort anwendet. Es lassen sich dieselben auf drei Grundbedeutungen zurückführen.

Erstens nämlich bedient man sich seiner, um damit das bloße Vorhanden sein, Existiren zu bezeichnen. Dies ist z. B. der Fall, wenn ich sage: „Gott ist“ in dem Sinne von „Es giebt einen Gott", Es existirt ein Gott".

Zweitens gebrauchen wir ihn als den höchsten und legten Begriff auf der Stufenleiter der Induction, d. h. wenn wir für irgend eine beliebige Einzelanschauung den Artbegriff, für diesen den Gattungsbegriff und so fort für den eben gefundenen Umfassungsbegriff einen noch höheren und weiteren Umfassungsbegriff suchen, so langen wir, von welcher Einzelanschauung wir auch ausgegangen sein mögen, zulezt stets und nothwendig bei dem Begriffe des Seins als dem höchsten und alle anderen in sich schließenden an; oder, was dasselbe ist, wir fassen zulegt Alles, was auch immerhin den Gegenstand unseres Denkens bilden kann — und so auch das Denken und das denkende Ich selbst als etwas Seiendes.

Ein allgemeineres. Prädicat, dem sich das Seiende nebst einem ihm beigeordneten Anderen wie ein Artbegriff dem Gattungsbegriff unterordnen ließe, ist schlechterdings nicht zu finden: denn ein Anderes neben und außer dem Seienden könnte nur Nichtseiendes sein, und das ist ein Begriff, der sich selbst aufhebt und als solcher gerade dazu dient, das Sein als den nur das Nichts von sich ausschließenden, mithin Alles in sich schließenden und allumfassenden Begriff, als das schlechthin allgemeine Prädicat für alle möglichen Subjectsbegriffe erkennen zu lassen.

Drittens endlich bedienen wir uns dieses Begriffes innerhalb der Sazbildung zur Verknüpfung des Prädicatbegriffs mit dem Subjectbegriff. Wir sagen z. B. ,,Gott ist gerecht",,,der Baum ist eine Pflanze",,,der Baum ist blühend“ u. s. w. Zu dieser Function, in welcher bekanntlich das „ist" als Copula bezeichnet zu werden

pflegt, läßt sich schlechterdings kein anderer Begriff benutzen. Er befindet sich daher, weil ohne eine solche Verknüpfung kein Sat, kein Gedanke zu Stande kommen kann, offen oder verhüllt in jedem Sage, jedem Gedanken: denn in Säßen wie:,,Der Baum blüht", ,,der Mensch spricht" u. s. w. ist bekanntlich,,blüht“ und „spricht“ nur ein fürzerer sprachlicher Ausdruck für „ist blühend“ und „ist sprechend".

Der Begriff des Seins ist also 1. der Begriff der Existenz; 2. der Begriff des schlechthin allgemeinen, allumfassenden Prädicats; und 3. der Begriff der Copula.

Will man den Begriff des Seins in seiner vollen und wahren. Bedeutung fassen, so ist ein Doppeltes nöthig. Einerseits darf man keine dieser Bedeutungen als unwesentlich oder zufällig bei Seite schieben, muß vielmehr jeder derselben nach ihrer Eigenthümlichkeit ihr Recht widerfahren lassen; andererseits muß man zur Evidenz bringen, daß diese drei Bedeutungen in ihrem eigentlichen Grund und Wesen gar nicht verschieden, sondern identisch sind und nur in verschiedenen Formen beruhen, in denen das im Wesen stets sich gleichbleibende Sein von unserem denkenden Bewußtsein aufgefaßt wird. Beiden Forderungen hat die Ontologie bisher noch nicht in genügender Weise Rechnung getragen. Auf die dritte der angeführten Bedeutungen hat sie kaum beiläufig einmal Rücksicht genommen, ohne jedoch in ihr Wesen einzudringen. Von den beiden ersten aber ist bald die eine, bald die andere, d. i. bald das Sein als „Existenz“, bald das Sein als „Essenz“ für sich allein als das Sein im wahren Sinne des Worts genommen worden, oder wenn man beide Begriffe zu einander in ein Verhältniß brachte, kam man doch nicht über die Identität beider Begriffe in's Klare, sondern glaubte die Existenz entweder bloß als eine von den der Essenz inhärirenden Qualitäten oder als eine zur Essenz irgendwoher hinzukommende Ergänzung (complementum possibilitatis) fassen zu müssen.

Einseitig als Existenz ist das Sein neuerdings vorzugsweise von Kant und Herbart genommen. Was der Lettere in diesem Betracht über dasselbe sagt, nämlich daß es die vom Denken unabhängige, d. i. durch dasselbe nicht zu sehende und aufzuhebende, sondern lediglich anzuerkennende Position, das nicht als Nichts zu

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