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einer sicheren und heilsamen Erkenntniß beigetragen hat, und frage sich, ob es nicht geradezu Unverschämtheit und Frechheit ist, wenn sie sich trotzdem über die Wissenschaft die absolute Herrschaft anmaßen will und im Volke die Meinung zu verbreiten sucht, als sei nur sie, nicht aber die Wissenschaft einer sicheren Erkenntniß der Wahrheit fähig.

Leider aber ist die Masse derer, die solchen Behauptungen Gehör schenken, noch immer eine sehr große. Der Ausspruch des Apostels, daß alles menschliche Wissen Stückwerk sei, ist ihnen so lange, so oft und obenein in so ganz anderem Sinne, als es von Paulus gemeint war, vorgepredigt, daß sie trotz der schlagenden Gegenbeweise, die ihnen das tägliche Leben bietet, von der Leistungsfähigkeit der Wissenschaft eine ziemlich geringe Meinung hegen. Selbst in gebildeten Kreijen kommt es nicht selten vor, daß man, wenn den Lehren der Kirche gegenüber die entgegenstehenden Ergebnisse der Wissenschaft als festgestellte Wahrheiten geltend gemacht werden, darauf nur mit einem mitleidigen Achselzucken und der skeptischen Pilatusfrage: „Was ist Wahrheit?" antwortet.

Ja auf die Beantwortung dieser Frage kommt allerdings in dem Streit zwischen Kirche und Wissenschaft schließlich Alles an. Ueber sie muß man sich vor Allem klar geworden sein, ehe man sich über die Stellung, die man in diesem Streit nehmen will, zu entscheiden vermag. Aber eben darum genügt es nicht, sie bloß aufzuwerfen und sich sodann wie Pilatus die Hände in Unschuld zu waschen, sondern es ist die Pflicht eines Jeden, dieselbe zu einem Gegenstande ernsten und gewissenhaften Nachdenkens zu machen, um zunächst darüber in's Reine zu kommen, welchen Begriff wir eigentlich mit dem Worte „Wahrheit“ verbinden, und sodann zu untersuchen, ob diesem Begriff in vollkommnerem Grade die Ergebnisse der Wissenschaft oder die Glaubenslehren der Kirche entsprechen. Um dieser Pflicht zu genügen, soll diese Frage auch für uns den nächsten Gegenstand der Erörterung bilden.

III.

Was ist Wahrheit? Was hat Anspruch darauf, als
Wahrheit zu gelten ?

Die Frage, mit der wir es jezt zu thun haben, ist also die: ,,Was verstehen wir eigentlich darunter, wenn wir von irgend etwas sagen: Es ist wahr!" Die Antwort hierauf werden wir uns bedeutend dadurch erleichtern, wenn wir uns zunächst darüber flar werden, was das überhaupt für Gegenstände sind, die wir wahr oder unwahr nennen können, d. h. in welche Classe der Begriffe stets diejenigen Denkobjecte fallen, denen sich, nach correcter Ausdrucksweise, das Prädicat,,wahr" oder „unwahr" beilegen läßt.

Daß nicht jedem Begriff dieses Prädicat zugeschrieben werden. kann, ist leicht zu erkennen. Kann man z. B. von einem Stein, einer Pflanze, einem Thier sagen, sie seien wahr? Nein! - Oder von einem Hause, einem Tisch oder Anderem der Art? Auch das gestattet der herrschende Sprachgebrauch nicht. Und ebenso verhält es sich ohne Ausnahme mit allen Begriffen, welche concrete, substantielle Dinge bezeichnen, gleichviel ob sie die Bedeutung von Sachen oder Personen haben. Man kann von solchen Dingen zwar sagen: „Daß dieses Ding existirt, ist wahr“ oder „Daß dieses Ding so und so beschaffen ist, ist wahr 2c.", aber man kann nicht von dem Dinge selbst sagen, daß es wahr ist. Auch nicht von einer Person, wenigstens nicht in exacter Ausdrucksweise. Sagt man z. B. von einem Menschen, er sei wahr, so gebraucht man hier das Wort „wahr“ nicht

in seiner eigentlichen Bedeutung, sondern im Sinn von „wahrheitsliebend". Ebenso wenig läßt sich das Prädicat der Wahrheit unmittelbar einem abstracten Eigenschaftsbegriff beilegen. Man kann zwar sagen: „Daß die Kälte eine Eigenschaft des Eises ist, ist wahr“, aber nicht unmittelbar:,,Die Kälte ist wahr".

Wesentlich anders scheint es sich mit denjenigen abstrahirten Begriffen zu verhalten, welche Handlungen, Ereignisse, Zustände 2c. ausdrücken. Es ist z. B. ganz gebräuchlich zu sagen: „Die Zer= störung Karthago's ist wahr“. Dies ist jedoch nur darum so, weil diese Begriffe, genau betrachtet, den Inhalt eines vollständigen Saßes in sich schließen; denn, vollständiger ausgedrückt, müßte das eben angeführte Beispiel lauten: „Daß Karthago zerstört ist, ist wahr.“

Gilt es nun, aus diesen Beobachtungen das allgemeine Ergebniß zu ziehen, so werden wir sagen müssen: Das Prädicat wahr oder unwahr läßt sich in correcter Redeweise niemals einem einfachen Begriff, sondern nur einem vollständigen Gedanken oder einem solchen Begriff beilegen, welcher bereits einen vollständigen Gedanken oder Satz zum Inhalt hat, z. B. einer Aussage, einer Behauptung, einer Mittheilung, einer Darstellung u. dgl., woraus erhellt, daß unter der Wahrheit nicht unmittelbar eine Eigenschaft der Dinge selbst verstanden wird, sondern vielmehr eine Eigenschaft des Reflexes oder Spiegelbildes der Dinge innerhalb des sie reflectirenden Geistes. Hiernach können wir die Erörterung unserer Hauptfrage wieder aufnehmen, und zwar werden wir jetzt, nachdem wir erkannt, daß überhaupt das Prädicat der Wahrheit oder Unwahrheit nur auf einen Gedanken anwendbar ist, unsere Frage also zu formuliren haben: „Wie muß ein Gedanke beschaffen sein, wenn wir ihm das Prädicat der Wahrheit in positivem Sinne beilegen dürfen ?"

Selbstverständlich muß er zunächst denjenigen Bedingungen genügen, denen jeder Gedanke genügen muß, d. h. er muß die Verbindung eines Prädicatsbegriffs mit einem Subjectsbegriffe sein, also nothwendigerweise mindestens aus drei Begriffen bestehen, nämlich 1) aus einem solchen, der zu dem Act, in welchem sich der Gedanke vollzieht, durch irgend eine ihm noch anhaftende Unklarheit den Anstoß oder Impuls giebt; dies ist aber der Subjectsbegriff;

2) aus einem solchen, der bereits vor diesem Gedanken mit ausreichender Klarheit im Begriffskreise des Denkenden lag; dies ist der Prädicats begriff; und

3) aus einem Begriff, der unter allen Umständen dazu geeignet ist, jene beiden Begriffe zu verbinden, d. h. sie beide in sich selbst zu vereinigen; dies ist der Begriff der sogenannten Copula, die in allen möglichen Gedanken nur aus dem Begriff des Seins bestehen kann, da nur dieser Begriff alle übrigen Begriffe umfaßt und in sich vereinigt.

Hieraus läßt sich erkennen, was eigentlich bei jedem Gedanken der Zweck und Beweggrund desselben ist. Wir wollen offenbar von einem uns mehr oder minder unklaren zu einem mehr oder minder klaren, von einem uns mehr oder minder unbekannten zu einem uns mehr oder minder bekannten, von einem uns noch irgendwie zu schaffen machenden zu einem uns bereits befriedigenden Begriff gelangen, und dies suchen wir dadurch zu erreichen, daß wir den ersten dieser beiden Begriffe, also den Subjectsbegriff, als einen solchen constatiren, der nothwendig, wenn er überhaupt als existenzfähig gedacht werden soll, irgend ein größerer oder kleinerer Bestandtheil vom allumfassenden, uns von vornherein als vollkommen klar und bekannt geltenden Begriff des Seins sein muß, und daß wir alsdann diesen allumfassenden Begriff des Seins durch andere gleichfalls im allgemeinen Sein mit enthaltene, uns jedoch als bereits bekannt geltende Begriffe dergestalt zu begränzen und zu bestimmen suchen, daß wir auf diese Weise zu einem aus lauter bekannten Begriffen zusammengesetzten Prädicatsbegriff gelangen, welcher nach Umfang und Inhalt jenem uns noch irgendwie unbekannten Subjectsbegriff möglichst gleich kommt. Denken wir uns z. B. den Begriff „Quadrat“ als den zu irgend einem Gedanken den Impuls gebenden Subjectsbegriff. Was wir nun auch über das Quadrat denken oder aussagen wollen, wir werden den Denkproceß nothwendig damit beginnen müssen, daß wir zunächst sagen: Das Quadrat ist, d. h. es liegt im Bereich des überhaupt Seienden. Damit haben wir aber nur seine allerallgemeinste Qualität kennen gelernt, welche es mit allem Anderen, was sonst noch ist, theilt. Wollen wir nun noch mehr von ihm wissen, so müssen wir irgend welche andere, uns bereits

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bekannte Begriffe, welche gleichfalls im allgemeinen Sein liegen, Hinzufügen und welche zusammen genommen einen jenen Subjectsbegriff enger umgränzenden Kreis des Seins bezeichnen. Dies thun wir z. B., wenn wir sagen: „Das Quadrat ist eine Figur“. Denn das Figursein ist offenbar ein enger umgränztes Sein als das Sein überhaupt, von dem es nur eine besondere Art des Seins bildet, und zwar eine solche Art, die wir hier als etwas bereits Bekanntes voraussetzen. Sind wir hiemit noch nicht zufrieden, so werden wir auch diesen Begriff wiederum durch Hinzufügung noch anderer, uns bereits als bekannt geltender Begriffe noch enger umgränzen müssen, und wenn wir vollständig befriedigt sein wollen, hiemit so lange fortzufahren haben, bis wir in dem Saße: „Das Quadrat ist eine geradlinige Figur von vier gleichen Seiten und vier rechten Winkeln" einen Prädicatsbegriff gefunden haben, welcher nach Umfang und Inhalt dem Subjectsbegriff durchaus gleich ist und sich von demselben nur dadurch unterscheidet, daß er in Form eines Complexes von lauter bekannten oder wenigstens als bekannt vorausgesetzten Begriffen auftritt, während der Subjectsbegriff vor dem Abschluß dieses Gedankens ein mehr oder minder dunkler, der Erklärung bedürftiger Begriff war.

Hieraus ist ersichtlich, daß ein Gedanke seinem eigentlichen Zweck und Wesen nach stets ein Act ist, durch den wir für einen noch als latent und unentfaltet gedachten Begriff einen ihm möglichst gleichen, jedoch als bereits enthüllt und entfaltet geltenden Begriff zu gewinnen suchen. Ob ein Gedanke dies wirklich leistet, ob er es in mehr oder minder vollkommenem Grade leistet, ändert daran, daß er ein Gedanke überhaupt ist, nichts; hiezu genügt, daß er wenigstens den Anlauf dazu macht, und dies geschicht ohne Ausnahme in jedem Gedanken, weil jeder nothwendig damit beginnt, daß man vom Subject desselben sagt: „es ist". Wohl aber hängt von der mehr oder minder vollkommenen Erfüllung jener Bedingung ab, ob er ein wahrer oder ein unwahrer oder ein der Wahrheit mehr oder minder nahe kommender Gedanke genannt zu werden verdient; wir werden somit als Antwort auf die oben gestellte Frage sagen müssen: Das Prädicat der Wahrheit kommt einem Gedanken stets in demselben Maaße zu, in welchem er dem oben bezeichneten Zweck und

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