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der Cultur, durch die natürliche und künstliche Züchtung 2c. erlitten haben, bedeutend genug sind, um uns zu der Annahme zu berech= tigen, daß innerhalb der Jahrtausende, die vor den uns bekannten Zeiten liegen, auch diejenigen Variationen, auf denen die Unterschiede der Arten, Gattungen, Classen 2c. beruhen, auf dieselbe Weise, wie die nachweisbaren Veränderungen, entstanden sind und daß sie also nur in sehr beschränktem Umfange dazu nöthigen, sie als Producte einer mysteriösen Urzeugung oder gar als Werke unmittelbarer Schöpfungsacte anzusehen.

Aber wie wohl verdient auch die Anerkennung ist, welche die Darwin'sche Theorie, besonders in den naturwissenschaftlichen Kreisen, gefunden hat und wie sehr es auch im Interesse der gesammten Wissenschaft liegt, auf dem durch sie angebahnten Wege weiter zu forschen, so sind doch auch die Zweifel und Bedenken, welche sich gegen dieselbe geltend machen lassen, noch so schwerwiegende, daß es voreilig sein würde, schon jest darüber entscheiden zu wollen, welche der beiden streitenden Ansichten sich schließlich als die siegreiche bewähren wird. In gewissen Kreisen hat man bekanntlich zumeist darum am Darwinismus Anstoß genommen, weil das ihm zum Grunde liegende Princip dem Menschen zumuthet, sich als den Nachkommen eines Orang-Utang oder Schimpanse zu bekennen. Vom rein morphologischen Standpunkte dürfte jedoch gerade hiegegen am wenigsten einzuwenden sein, denn die Unterschiede zwischen dem Bau des menschenähnlichsten Affen und des affenähnlichsten Menschen sind in der That nur so geringe, daß sie sich wohl aus gleichen Ursachen, wie die Unterschiede zwischen den verschiedenen Racen des Menschen oder die Differenzen der verschiedenen Affenarten erklären ließen. Um so bedeutender ist allerdings die Kluft zwischen ihren geistigen Eigenschaften; an mannigfacher Analogie und gegenseitiger Annäherung fehlt es jedoch auch hier nicht, wie sich darin andeutet, daß manche der wilden Völker selbst sich geneigt fühlen, die Affen für eine Art verstockter Menschen zu halten. Jedenfalls ist es weit leichter, sich vorzustellen, daß ein Mensch der äthiopischen Race auf natürlichem Wege aus dem Affengeschlecht hervorgegangen ist, als sich eine Vorstellung von dem Hergange einer Urzeugung zu machen, zufolge welcher sich ein Mensch

unmittelbar aus dem Schooße der unorganischen Materie herausgearbeitet hätte. Auch liegt in jener Ansicht nichts, wodurch sich das menschliche Selbstgefühl besonders beleidigt fühlen könnte: denn es ist nicht wohl einzusehen, warum die Entstehung aus dem sogenannten ,,Urschlamm" oder aus einem,,Erdenkloß“ ehrenvoller sein soll, als die Abstammung von einem Affen. Sofern man also nicht zur Wahrung der menschlichen Würde eine Erschaffung des Menschen unmittelbar durch Gott selbst annehmen zu müssen glaubt, dürfte gerade in dieser Beziehung am Princip der Darwin'schen Theorie am wenigsten Anstoß zu nehmen sein.

Weit mehr scheint mir gegen dasselbe zu sprechen, daß trog Allem was Darwin für die Variabilität der Arten angeführt hat, die charakteristischen Merkmale, durch welche sich die Classen, Gattungen und Arten der Pflanzen und Thiere von einander unterscheiden, während der ganzen historischen Zeit nachweisbar so feste und constante geblieben sind, daß man sich eine so zähe und beharrliche Festhaltung derselben nicht wohl aus zufällig entstandenen, geringfügigen und fluctuirenden Modificationen, wie sie sich erfahrungsgemäß innerhalb der Gränzen der auf Fortpflanzung beruhenden Zeugung auszubilden pflegen, zu erklären vermag. Demgemäß läßt das Darwin'sche Princip eine wirklich consequente Durchführung nicht wohl zu. Darwin selbst hat dasselbe meines Wissens bis jetzt nur auf die Wirbelthiere angewandt, indem er sich darauf beschränkt hat, den Stammbaum derselben bis auf das Lanzettfischchen (Amphioxus lanceolatus Pall.) zurückzuführen, welches freilich nicht bloß als Prototyp der Wirbelthiere, sondern auch als eine Uebergangsform von den Crustaceen zu den Fischen betrachtet werden kann. Andere Anhänger des Darwinismus haben auch dem Menschen eine Ausnahmstellung ihm gegenüber zu wahren gesucht. Wallace 3. B. spricht sich geradezu dahin aus, daß solche Ursachen, wie die natürliche Zuchtwahl u. dergl. nicht ausreichend seien, die Entstehung des Menschen zu erklären, sondern daß nur eine höhere Intelligenz die Entwicklung des Menschen nach bestimmten Richtungen und Zielen habe hinleiten können, gerade wie der Mensch in und mit der Cultur die Entwicklung der Thier- und Pflanzenformen leite.

Mit mehr Consequenz haben sich allerdings deutsche Darwinisten.

die Durchführung des Darwin'schen Grundgedankens zur Aufgabe gemacht, namentlich Häckel, der als diejenigen Organismen, in und mit welchen die Urzeugung zur Descendenzzeugung umgeschlagen sei, die von ihm entdeckten Moneren betrachtet, kleine im Wasser lebende Thierchen von so primitiver Gestaltung, daß sie nur aus formlosen, unbestimmten Schleimklümpchen bestehen, gleichwohl aber mit Hülfe von strahlig aus ihnen sich vorstreckenden Schleimfäden sich zu bewegen, durch Assimilation zufällig mit ihrer Schleimmasse in Berührung gekommener Körperchen sich zu ernähren und durch Theilung in zwei, vier oder mehr Theile sich zu vermehren und dadurch fortzupflanzen vermögen. In der That wird man alle höheren Gebilde der Thier- und Pflanzenwelt in ihrer ganzen Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit aus diesen gallertartigen Schleimklümpchen oder aus Geschöpfen von gleich elementarischer Beschaffenheit (z. B. dem von Hurley entdeckten Bathybius und anderen in der Meerestiefe oder in stagnirenden Gewässern vorkommenden Organismen der zwischen dem Thier- und Pflanzenreich noch unbestimmt schwankenden Protistengruppe) ableiten müssen, wenn sich das Princip des Darwinismus bewähren soll, und daher verdienen die wissenschaftlichen Bestrebungen, die in so principieller Weise diese dunkelen Probleme zu lösen versuchen, alle Beachtung. Gleichwohl müssen wir bekennen, daß uns eine Durchführung dieser kühnen Idee auf wirklich exactem Wege von vorn herein unmöglich scheint, da dies nur durch eine künstlich bewerkstelligte Wiederholung des natürlichen Entwicklungsprocesses, wie er dem Darwin'schen Princip entsprechen würde, von den Protisten durch alle Classen, Gattungen und Arten hindurch bis zum Menschen hinauf zu erreichen sein würde. Außerdem scheint uns auch eine Lösung der betreffenden Fragen gerade auf dem vom Darwinismus betretenen Wege nicht unbedingt nothwendig zu sein. Beruhen doch ihre Hauptvorzüge darauf, daß sie einerseits die Unterschiede der verschiedenen Organisationsstufen lediglich auf Ursachen von realem und anschaulichem Charakter zurückzuführen sucht, und andererseits zugleich bemüht ist, die Mannigfaltigkeit und Freiheit derselben aus einer ursprünglichen Einheit und Gesezmäßigkeit abzuleiten. Dies Beides läßt sich aber auch erreichen, wenn man von der oben entwickelten

Grundansicht ausgeht, daß alle Unterschiede zwischen Pflanzen, Thieren und Menschen und deren Unterarten auf denselben Größen- und Mischungsverhältnissen von Flüchtigkeit und Dichtigkeit, Activität und Passivität, Kraft und Stoff beruhen, wie die in den verschiedenen Aggregatzuständen sich ausdrückenden Abstufungen der anorganischen Substanzen selbst. Um aber diese Anschauung des substantialisirten und individualisirten Seins nicht bloß, wie hier geschehen, in ihren allgemeinsten Grundzügen aufzuzeigen, sondern im Besonderen und Einzelnen nachzuweisen, dazu bedarf es weder metaphysischer Speculationen, noch tief in die Vergangenheit zurückgreifender Hypothesen, sondern es genügen dazu vollständig diejenigen Beobachtungen und Untersuchungen, welche den exacten Wissenschaften wirklich zu Gebote stehen.

Die Philosophie allerdings darf sich auf eine weitere Verfolgung der hier niedergelegten Ideen nur im Anschluß an die Ergebnisse der Erfahrungswissenschaften einlassen. Darum brechen wir unsere Erörterung über das Sein in Form der Substanz hier ab, um uns einer allgemeinen Charakteristik des Seins in seinen compositiven Formen zuzuwenden.

6. Das Sein in Form des Lebens.

Die allgemeine Charakteristik der dritten oder compositiven Form ergiebt sich, eben weil sie die compositive Form ist, nach der Bestimmung der beiden ersten Formen von selbst: denn es leuchtet ohne Weiteres ein, daß ihr Wesen nur darin bestehen kann, die beiden ersten Formen nicht in der Isolirtheit und Selbstständigkeit, in der sie gedacht werden, wenn man sie begrifflich einander gegenüberstellt und von einander distinguirt, bestehen zu lassen, sondern sie vielmehr in unmittelbarer Beziehung aufeinander und zwar eben so sehr in ihrem Conflict wie in ihrer Harmonie zu zeigen. Ganz im Allgemeinen besteht daher ihr Wesen darin, daß sie unaufhörliche Aufeinanderbeziehung oder Relation, beständige Differenzirung des Allgemeinen und des Einzelnen, des Totalen und Particulären, des Möglichen und des Verwirklichten, des Idealen und des Realen, des Qualitativen und Substantiellen, des Ununter

schiedenen und Unterschiedenen, der Bewegung und des theils Bewegenden, theils Bewegten, der Zahl und des Zuzählenden, des Raumes und des Räumlichen, der Zeit und des Zeitlichen, des Unendlichen und des Endlichen, kurz des Seins und des Seienden ist.

In diesem nimmer ruhenden, eben so sehr auf jedem einzelnen Punkte und in jedem einzelnen Momente, wie im Gesammtumfange des Seins vor sich gehenden Selbstpositions-, Selbstdispositions- und Selbstcompositionsprocesse des Seins besteht erst das Sein in der vollen Bedeutung des Worts, das nicht bloß allgemeine oder einzelne, bloß mögliche oder wirkliche, bloß ideale oder reale u. s. w., sondern das fort und fort sich mit Eins specificirende und generalisirende, sich verwirklichende und der Wirklichkeit entziehende, sich realisirende und idealisirende, kurz das sich fort und fort bethätigende und darum am kürzesten als actuell zu bezeichnende Sein, das Sein, welches nicht bloß Sein als Sein, noch auch bloß Sein als Erscheinen, sonders beides zugleich und als solches wirkliches Geschehen, mithin der Inbegriff alles scheinbaren Entstehens und Vergehens, der unendliche Proceß aller Veränderungen und Umgestaltungen, kurz, das in der Natur- und Menschengeschichte sich darstellende Leben ist.

In der Form des Lebens erweist sich somit das Sein weder als ein in sich unterschiedsloses Eins, noch als ein System vieler einzelner, für sich bestehender Seiender, sondern vielmehr als ein im lebendigen Fluß befindliches, continuirliches Wogen und Weben von Relationen und Combinationen, deren jede bereits ein Ineinanderzucken eines Seienden mit dem allgemeinen Sein, zugleich aber auch mit anderen Seienden ist. Denn ein Einzelnes kann sich nicht in Correlation mit dem Allgemeinen zeigen, ohne zugleich zu anderem außer ihm seienden Einzelnen in Beziehung zu treten, eben so wenig wie eine Wechselbeziehung zwischen verschiedenen Einzeldingen Statt finden kann, ohne daß mit ihr zugleich eine Beziehung des Einzelnen mit dem Allgemeinen verknüpft ist. Ist also das Sein in compositiver Form seinem allgemeinen Charakter nach Relation, so lassen sich in ihm zufolge dieses Charakters zunächst zwei verschiedene Arten der Relation, die wir in ihrer Eigenthümlichkeit Verhältnisse nennen können, unterscheiden, nämlich einerseits das Verhältniß

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