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stets als integrirende und nothwendige Momente eines allgemeinen Entwicklungsganges, der im Großen und Ganzen entschieden als ein Fortschritt anerkannt werden muß.

Obschon daher das Leben aus einem unaufhörlichen Wechsel, einem rastlosen Auf und Ab und Hin und Fer besteht, so ist es doch keineswegs ein bloßes Schwanken und Oscilliren um einen und denselben Punkt, sondern zugleich eine allseitig und beharrlich fortschreitende Bewegung. Was sich momentan als eine Reaction darstellt, offenbart sich später als Sammlung oder Impuls zu einer gesteigerten Action; was ein Kreislauf zu sein scheint, ist in der That eine sich fort und fort erweiternde Spirale. Demgemäß enthüllt sich dem tieferschauenden Blick auch das Lügenhafte, Häßliche und Böse als Sporn oder Folie für das Wahre, Schöne und Gute; Noth und Elend als der kategorische Hinweis auf jenes, gemeinnügige Zusammenwirken, das allein Rettung und Heil zu bringen vermag, und selbst der Tod als der Beginn und die unerläßliche Vorbedingung eines neues Lebens eines neues Lebens, wie es nicht bloß der aus dem unerschöpflichen Mutterschooß des Allgemeinen fort und fort neu auftauchenden, sondern auch der unabänderlich in ihn zurücksinkenden Wesen harrt. Denn Leben, ewiges, unzerstörbares Leben ist ja eben das Sein, in welchem sich das Allgemeine mit dem Einzelnen und dieses mit dem Allgemeinen in stets neuer Form vereinigt, das Sein als die nimmer ruhende Metamorphose, in welcher es durch wechselnde Segung und Aufhebung seiner Formen sein ewiges, unvergängliches Wesen offenbart.

Hiemit haben wir die Principien der philosophischen Weltanschauung, durch welche wir die oben gegebene naturwissenschaftliche Weltanschauung erweitern und ergänzen zu müssen glaubten, wenn eine Verständigung zwischen der wissenschaftlichen und religiösen Vorstellungsweise möglich sein soll, wenigstens ihrer allgemeinen Bedeutung nach dargelegt. Vom Standpunkt der Empirie, hoff' ich, wird man derselben das Zugeständniß machen müssen, daß in derselben, obschon sie vom Allgemeinen zum Besondern fortschreitet und nur von der Begriffswelt aus die Erscheinungswelt zu erfassen sucht,

doch nichts enthalten ist, was sich mit den positiven Resultaten der exacten Wissenschaften in Widerspruch befände; daß sie sich vielmehr, indem sie vom Begriff der universellen Bewegung ausgeht, von vornherein auf ein Princip stüßt, welches auch für die Naturwissenschaften die Bedeutung eines solchen besigt, und es ihr möglich ge= macht hat, aus diesem Princip ohne Zuhülfenahme irgend welcher aparter Principien (z. B. einer besonderen Lebenskraft oder einer rein spiritualistischen Seelensubstanz) ausnahmslos alle Erschei= nungen, die geistigen wie die natürlichen, abzuleiten. Außerdem wird man, wie ich hoffe, auch nichts in dieser Weltanschauung zu finden vermögen, was zu der Annahme berechtigte, als sei dieselbe aus einer vorgefaßten Tendenz hervorgegangen und von Anbeginn auf die Erzielung eines Compromisses mit den religiösen Vorstellungen angelegt, vielmehr einräumen müssen, daß sie sich streng in den Gränzen einer Bestimmung und Zergliederung des allgemeinsten aller Begriffe, wie eine solche vom logischen, metaphysischen und sprachwissenschaftlichen Standpunkte aus möglich ist, bewegt und namentlich jeden maaßgebenden Einfluß aus den Regionen des Gemüthslebens von sich fern gehalten hat. In der That verdankt sie auch gar nicht dem Zwecke, dem sie in dieser Schrift zu dienen bestimmt ist, ihre erste Entstehung, sondern ist die Frucht vieljähriger lediglich im Interesse der Wissenschaft gepflegter Studien und durchaus ein Product nüchternster Denkoperationen; ja möglicherweise verräth sie dies in der von ihr gegebenen Skizze so sehr, daß die Kluft zwischen ihr und der religiösen Auffassung des Seins manchem meiner Leser größer erscheinen mag, als die zwischen dieser und der naturwissenschaftlichen Weltanschauung.

In einem Betracht ist dies auch wirklich der Fall, insofern nämlich, als es in der Natur der philosophischen Denkweise liegt, dem Anschauungsbedürfniß des religiösen Gefühls ungleich weniger entgegenzukommen, als die selbst auf Anschauungen und Beobachtungen sich stützende Untersuchungs- und Darstellungsweise der Naturwissenschaften. Dagegen tritt die Philosophie zur Religion in sofern in ein weit näheres Verhältniß, als sie sich nicht in dem Grade wie die Naturwissenschaften auf die Betrachtung des sinnlich Wahrnehmbaren beschränkt, sondern im Gegentheil das wahre und

wesentliche Sein der Welt in einem Uebersinnlichen, rein-geistig zu Erfassenden erblickt und sich demgemäß, ähnlich wie das religiöse Gefühl, wenn auch aus anderen Gründen und in ganz anderer Weise, mit besonderer Hingebung gerade in diese Regionen des Daseins vertieft. Wie abweichend daher auch die Wege sind, auf denen das philosophische Denken einerseits und das religiöse Sinnen andererseits zur Erfassung des Uebersinnlichen zu gelangen suchen, und wie weit auseinander selbst die Punkte liegen mögen, die für sie die meiste Anziehungskraft besizen: im Großen und Ganzen be= wegen sich beide dennoch auf demselben Gebiet; es muß daher zwischen ihnen auch manche Berührungs- und Kreuzungspunkte geben, ja es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie sich trotz aller vorangegangnen Digressionen schließlich um einen gemeinsamen Mittelpunkt vereinigen.

Ob derjenige Standpunkt, von welchem die vorstehende Weltanschauung gewonnen ist, irgend welche Aussicht hat, zu einem solchen Vereinigungspunkt -wenn auch zunächst nur für geistesverwandte Naturen zu werden, darüber vermag allein der Erfolg zu entscheiden. Von Seiten Derer, welche die Ansprüche des religiösen Gefühls möglichst unmittelbar befriedigt haben wollen, hör' ich mir zurufen, daran sei gar nicht zu denken. In dieser ganzen Weltanschauung sei ja von dem, was Herz und Gemüth zu befriedigen vermöge, kaum eine Spur vorhanden. Drehe sich doch dieselbe immer nur um Sein und Bewegung, um Qualität und Substanz, um Kraft und Stoff, um Geist und Materie, kurz lauter Dinge, die mehr für den zweifelnden, atheistischen Verstand als für das gläubige, gottergebene Gemüth von Interesse seien; sei doch darin nichts zu finden, was dem Herzen Erbauung und Erhebung, Trost und Erquickung zu geben vermöge, ja komme doch darin von Gott, der doch der Kern- und Mittelpunkt aller Religion, das A und O des religiösen Bedürfnisses sei, kaum beiläufig einmal der Name vor, und von Christus, vom heiligen Geist, vom ewigen Leben, von Himmel und Hölle, von Glauben und frommen Werken, von Sünden und Sündenvergebung und Allem was sonst noch zur Religion gehöre, sei darin nie und nirgends die Rede.

Ich muß dies zugeben, ja ich räume auch rückhaltslos ein, daß die gegebene Weltanschauung in derjenigen Form, in welcher sie

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und zwar geflissentlich im Bisherigen geboten ist, selbst wohlberechtigten Forderungen des religiösen Gefühls nicht zu genügen vermag. Gleichwohl glaube ich behaupten zu dürfen, daß in ihr alle die Grundwahrheiten und Ideen enthalten sind, welche den wesentlichen Gehalt der Religion überhaupt (und des Christenthums insbesondere bilden, und daß es nur einer etwas näheren Hinweisung auf die religiöse Bedeutung ihres Inhalts, ja für Manchen kaumt mehr als einer anderen Bezeichnung des in ihr dargelegten Fundamentalbegriffes bedarf, um sich von ihr aus gerade diejenigen Fragen, welche für das religiöse Gefühl von besonderer Wichtigkeit sind, in einer seinen berechtigten Wünschen bestentsprechenden Weise beantworten zu können.

Dies nachzuweisen ist unsere nächste Aufgabe. Daher möge von den hiebei zu berücksichtigenden Fragen zunächst die über den Gottesbegriff, in dem auch wir den Ur- und Cardinalbegriff der religiösen Weltanschauung erblicken, zur Erörterung gelangen.

VII.

Religiöse Bedeutung der wissenschaftlichen Weltanschauung.

1. Der Gottesbegriff.

In den vorstehenden Untersuchungen ist als der höchste aller Begriffe der Begriff des Seins dargelegt worden und zugleich nachgewiesen, daß dieser Begriff in seiner Allgemeinheit wie in seinen einzelnen Formen gleichbedeutend ist mit dem Begriff der universalen Selbstbewegung. Daß der Begriff des Seins als der alle übrigen Begriffe umfassende Begriff wirklich die Bedeutung des höchsten Begriffes besitzt, ergiebt sich uns hauptsächlich vom Standpunkt unserer erkennenden Geistesthätigkeit und daher sind es besonders die Sprache und die Wissenschaft, welche vorzugsweise dazu nöthigen, den höchsten Begriff mit diesem Namen zu bezeichnen und auf die mannigfachen Bedeutungen und Formen des Wortes,,Sein" im allgemeinen und wissenschaftlichen Sprachgebrauch die Bestimmung und Analyse dieses Begriffes zu gründen.

Neben der erkennenden giebt es nun aber im Bewußtsein auch noch eine fühlende und wollende Thätigkeit, welche zwar beide ihrem ursprünglichen Wesen nach mit jener eins sind, in ihren einzelnen Entwicklungsmomenten aber häufig von ihr abweichen. Auch diese haben das Bedürfniß, sich von dem, was ihnen als das Höchste, Allumfassende, Absolute gilt, eine ihrer Anschauungsweise entsprechende Vorstellung zu bilden, und die Eigenthümlichkeit ihrer Natur bringt es mit sich, daß sie bei der Befriedigung dieses Bedürfnisses nicht mit derselben Nüchternheit und Klarheit wie die Erkenntniß, dagegen

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