Die gegenwärtigen Conflicte zwischen Religion und Wissenschaft, Staat und Kirche.
Zu allen Zeiten haben zwischen den Gott- und Weltanschauungen der Menschen schroffe Unterschiede und Gegensätze bestanden, aber kaum jemals hat sich ein Kampf zwischen zwei einander widerstrebenden Richtungen zu einem gleichen Grade von Feindseligkeit und Unversöhnlichkeit gesteigert, wie derjenige, welcher in unseren Tagen auf theoretischem Gebiet zwischen Religion und Wissenschaft, auf praktischem Gebiet zwischen Kirche und Staat, oder richtiger zwischen den wirklichen oder vorgeblichen Vertretern dieser einander gegenüberstehenden Lebensmächte, zum Ausbruch gekommen ist. Was von den Einen, ohne einen Widerspruch für zulässig zu halten, geglaubt oder zu glauben verlangt wird, wird von den Andern ebenso entschieden geleugnet und für schlechthin unglaublich erklärt. Was die Einen als die ewige, unantastbare Wahrheit betrachtet wissen wollen, gilt den Andern als bodenloser Irrthum oder freche Lüge. Worin die Einen das absolut Nothwendige, allein Berechtigte und Heilbringende erblicken, darin erkennen die Andern das schlechthin Unmögliche, durch und durch Widerrechtliche und höchst Verderbliche. Und Beide beharren auf ihren beiderseitigen Standpunkten mit einer Zähigkeit und Hartnäckigkeit, daß sie für einander schlechterdings kein Verständniß mehr zu haben und alle Hoffnungen auf eine gegenseitige Verständigung verschwunden zu sein scheinen.
Zeifing, Religion und Wissenschaft.