Den Sänger, den er früh vernommen, Wie geht es Euch? Wie fangt Ihr's an? Sagt, wie viel bringt sie Euch im Jahre ?“ " ,Im Jahre, Herr? Mir fällt nicht bei, Wie groß im Jahr mein Vorteil sei. So rechn' ich nicht! Ein Tag bescheret, „Ganz recht! Doch könnt Ihr mir's nicht sagen, Was pflegt ein Tag wohl einzutragen?" ,, Mein Herr, Ihr forschet allzusehr; Der eine wenig, mancher mehr, So wie's dann fällt. Mich zwingt zur Klage Nichts als die vielen Feiertage! Und wer sie alle rot gefärbt, Der hatte wohl wie Ihr geerbt, Dies schien den Reichen zu erfreun. „Hans," spricht er, „du sollst glücklich sein. Nur unterlasse den Gesang, Das Geld hat einen bessern Klang." Er dankt und schleicht mit scheuem Blicke, Und zählt und wägt und schwenkt das Geld, Es wird mit stummer Lust beschaut Den Band und starke Schlösser hüten, Er lernt zuletzt, je mehr er spart, Dem Nachbar, den er stets gewecket, Den vollen Beutel wieder zu Und spricht: „Herr, lehrt mich beßre Sachen. Als, statt des Singens, Geld bewachen. 20 Nehmt immer Euren Beutel hin Christian Fürchtegott Gellert Der Zeisig 1715-69 in Zeifig war's und eine Nachtigall Ein Die einst zu gleicher Zeit vor Damons Fenster hingen. Die Nachtigall fing an ihr göttlich Lied zu singen, Und Damons kleinem Sohn gefiel der süße Schall. " Ach, welcher singt von beiden doch so schön? Den Vogel möcht' ich wirklich sehn!“ Der Vater macht ihm diese Freude, Er nimmt die Vögel gleich herein. Hier", spricht er,,, sind sie alle beide; Doch welcher wird der schöne Sänger sein? Getraust du dich, mir das zu sagen ?" Der ", spricht er,,, muß es sein, so wahr ich ehrlich bin. Wie schön und gelb ist sein Gefieder! Dem andern sieht man's gleich an seinen Federn an, 21 Ein Der Tanzbär in Bär, der lange Zeit sein Brot ertanzen müssen, Entrann und wählte sich den ersten Aufenthalt. Die Bären grüßten ihn mit brüderlichen Küssen Und brummten freudig durch den Wald. Und wo ein Bär den andern sah, So hieß es: Pez ist wieder da! Der Bär erzählte drauf, was er in fremden Landen Für Abenteuer ausgestanden, Was er gesehn, gehört, getan, Und fing, da er vom Tanzen red'te, Als ging er noch an seiner Kette, So konnten sie kaum aufrecht stehn, Und mancher fiel die Länge lang danieder. Doch seine Kunst verdroß den ganzen Haufen. " Fort," schrieen alle,,, fort mit dir! Du Narr willst klüger sein als wir?" 22 Der Maler in kluger Maler in Athen, Ein Der minder, weil man ihn bezahlte, Als, weil er Ehre suchte, malte, Ließ einen Kenner einst den Mars im Bilde sehn Und bat sich seine Meinung aus. Der Kenner sagt' ihm frei heraus, Daß ihm das Bild nicht ganz gefallen wollte, Und daß es, um recht schön zu sein, Weit minder Kunst verraten sollte. Der Kenner stritt mit ihm aus Gründen, Gleich trat ein junger Geck herein Der Maler ward beschämt gerühret, |