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Deine Tugenden halte für allgemeine des Menschen, Deine Fehler jedoch für dein besonderes Teil.

iii

Was du teurer bezahlst, die Lüge oder die Wahrheit ? Jene kostet dein Ich, diese doch höchstens dein Glück!

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Emanuel Geibel

Der Mai ist gekommen

1815-84

er Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus! Wie die Wolken wandern am himmlischen Zelt, So steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.

Herr Vater, Frau Mutter, daß Gott euch behüt' !
Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht.
Es gibt so manche Straße, da nimmer ich marschiert,
Es gibt so manchen Wein, den ich nimmer noch probiert.

Frisch auf drum, frisch auf im hellen Sonnenstrahl!
Wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Tal!
Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all,
Mein Herz ist wie 'ne Lerche und stimmet ein mit Schall.

Und abends im Städtlein, da kehr' ich durstig ein:
,,Herr Wirt, Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein!
Ergreife die Fiedel, du lust'ger Spielmann du!
Von meinem Schatz das Liedel, das sing' ich dazu.“

Und find' ich keine Herberg, so lieg' ich zu Nacht
Wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht;
Im Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach,
Es küsset in der Früh' das Morgenrot mich wach.

O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust!
Da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust,
Da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!

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Morgenwanderung

er recht in Freuden wandern will,
Der geh' der Sonn' entgegen;

Da ist der Wald so kirchenstill,
Kein Lüftchen mag sich regen;

Noch sind nicht die Lerchen wach,
Nur im hohen Gras der Bach

Singt leise den Morgensegen.

Die ganze Welt ist wie ein Buch,
Darin uns aufgeschrieben

In bunten Zeilen manch ein Spruch,
Wie Gott uns treu geblieben;

203

Wald und Blumen nah und fern
Und der helle Morgenstern
Sind Zeugen von seinem Lieben.

Da zieht die Andacht wie ein Hauch
Durch alle Sinnen leise,

Da pocht ans Herz die Liebe auch
In ihrer stillen Weise,

Pocht und pocht, bis sich's erschließt
Und die Lippe überfließt

Von lautem, jubelndem Preise.

Und plöglich läßt die Nachtigall
Im Busch ihr Lied erklingen,
In Berg und Tal erwacht der Schall
Und will sich aufwärts schwingen,
Und der Morgenröte Schein

Stimmt in lichter Glut mit ein:
Laßt uns dem Herrn lobsingen!"

Hoffnung

Und dräut der Winter noch so sehr

Mit trozigen Gebärden,

Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muß doch Frühling werden.

Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.

Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen;
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.

Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,

Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
Und möchte vor Lust vergehen.

Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.

Drum still! Und wie es frieren mag,

Herz, gib dich zufrieden;

Es ist ein großer Maientag

Der ganzen Welt beschieden.

Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll' auf Erden,

Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß doch Frühling werden.

204

Mittagszauber

Im Garten wandelt hohe Mittagszeit,

Der Rasen glänzt, die Wipfel schatten breit; Von oben sieht, getaucht in Sonnenschein Und leuchtend Blau, der alte Dom herein.

Am Birnbaum sigt mein Töchterchen im Gras; Die Märchen liest sie, die als Kind ich las; Ihr Antlitz glüht, es ziehn durch ihren Sinn Schneewittchen, Däumling, Schlangenkönigin.

Kein Laut von außen stört; 's ist Feiertag
Nur dann und wann vom Turm ein Glockenschlag !
Nur dann und wann der mattgedämpfte Schall
Im hohen Gras von eines Apfels Fall!

Da kommt auf mich ein Dämmern wunderbar;
Gleichwie im Traum verschmilzt, was ist und war:
Die Seele löst sich und verliert sich weit
Ins Märchenreich der eignen Kinderzeit.

205

Ostseelieder
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Wie lieb' ich dann, ins Element
Befreit hinabzutauchen!

enn überm Meer das Frührot brennt Und alle Küsten rauchen,

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