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einem behaglichen Einkommen in seiner Vaterstadt und widmete seine reichlichen Mußestunden poetischen Liebhabereien. Er besang in zierlichen Versen die Freuden heiteren Lebensgenusses und erzählte in gefälligem Plaudertone launige Geschichten und Fabeln. Seine anakreontische Lyrik zog einen Schwarm von Nachahmern nach sich, während der Stil seiner erzählenden Gedichte besonders von Gellert weitergepflegt wurde.

CHRISTIAN FÜRCHTEGOTT GELLERT wirkte als Professor der Moral an der Universität Leipzig, war aber einer der wenigen damaligen Schriftsteller, die sich nicht nur an die Gebildeten wandten. Seine Fabeln und Erzählungen waren bei Hoch und Niedrig beliebt, und der leicht fließende Rhythmus seiner Verse fand selbst bei Friedrich dem Großen Gefallen, dem sonst alle deutsche Poesie für plump galt. Als Gellert ihm einst sein Gedicht Der Maler vorgetragen hatte, sagte der König: Das ist recht schön. Er hat so etwas Coulantes in seinen Versen.« Gellert besaß die Gabe des volkstümlichen Erzählers, auch einen gewissen Humor, verdarb aber, wenigstens nach modernem Empfinden, manche gute Geschichte durch die angehängte aufdringliche Moral.

Hagedorn hatte seine weltfrohen Lieder erlebt, aber bei seinen anakreontischen Nachahmern schwand jede Verbindung zwischen Erlebnis und Dichtung. Sie sangen von der Weinlaune fröhlicher Zecher, die sie im Leben sorglich vermieden, von leicht geschürzten Schäferinnen, die sie nur aus Büchern und Kupferstichen kannten. Ihre tändelnden Verse, die das Entzücken der Zeitgenossen waren, sind jetzt fast ganz vergessen, nur von LUDWIG GLEIM, dem gewandtesten Vertreter dieser modischen

Kleinkunst, leben noch einige anmutige Lieder und humoristische Erzählungen.

Einen höheren Flug nahm FRIEDRICH GOTTLIEB KLOPSTOCK. Aus seinen Oden spricht Begeisterung, starkes Empfinden und eine rege Phantasie. Er war der erste deutsche Dichter, der für das Großartige in der Natur empfänglich war, den Schauer des Erhabenen fühlte und auszusprechen verstand. Seine Sprache erhebt sich oft zu hinreißendem Schwunge, er prägt neue Wörter und Wendungen, redet in kühnen Bildern und Vergleichen. Diese Vorzüge gewannen ihm glühende Bewunderer, namentlich unter der studierenden Jugend, aber andere Eigenschaften verschlossen ihm den Weg zum Herzen des Volkes und verkürzten die Wirkung seiner Dichtungen. Er war geneigt, seine Empfindung und Ausdrucksweise zu überspannen, ihm fehlte die sichere Klarheit des Stils und der Sinn für schlichte Melodik. Seine Verachtung für die äußerliche Kunst seiner Vorgänger führte ihn zur Verschmähung des Reimes, seine klassische Bildung zu undeutschen Strophen. In seinen Versen tönen klangvolle Akkorde, aber sie verbinden sich nur selten zu einer Melodie, und die großartige Schönheit seiner Gedichte muß beinahe immer durch eine Übung der Denkkraft errungen werden «.

Klopstocks große Tat war die Befreiung des Gefühls, aber wahrhaft fördernd wurde sie erst mit der Befreiung der Form durch JOHANN GOTTFRIED HERDER. Er drängte zur Rückkehr zum Natürlichen im Anschluß an das Volkslied. Er sammelte deutsche und fremde Volkslieder und wurde nicht müde zu zeigen, mit wie einfachen Mitteln sie lyrische Stimmungen festhalten und

erzeugen. So lenkte er, ohne selbst Dichter zu sein, die deutsche Lyrik in neue Bahnen und erschloß ihr eine lange verschüttete Quelle, an der sie sich bis in unsre Tage immer wieder erfrischt und verjüngt hat.

Der erste, der wieder den rechten Volkston traf, war MATTHIAS CLAUDIUS. Bei ihm spüren wir auch zuerst den Einfluß der heimatlichen Erde und ein erwachendes Verständnis für landschaftliche Stimmung: » Der Wald steht schwarz und schweiget, Und aus den Wiesen steiget Der weiße Nebel wunderbar. « In der Stille eines norddeutschen Dorfes, im Verkehr mit dem einfachen Landvolke, aus liebevollem Versenken in die ländliche Natur entstanden seine schönsten Gedichte.

Was Herder deutlich aussprach, hatte GOTTFRIED AUGUST BÜRGER schon lange dunkel gefühlt, und bald erfüllte er die Forderungen des Theoretikers durch eine glänzende dichterische Leistung. Die altenglischen und schottischen Balladen in Bischof Percy's Sammlung entzündeten seine Phantasie und drängten ihn zu ähnlichen Versuchen. Er fand einen packenden Sagenstoff, und in glücklichem Wurfe gelang ihm die erste großzügige deutsche Ballade, die Lenore, die seinen Ruhm durch ganz Europa trug.

Claudius und Bürger standen in nahen Beziehungen zu einer Gruppe von jungen Lyrikern, die sich an der Universität Göttingen zusammengefunden und mit studentischer Begeisterung einen Dichterbund, den sogenannten Hain, gegründet hatten. Sie begannen als Nachahmer Klopstocks, den sie schwärmerisch verehrten, wurden aber bald von der volkstümlichen Strömung ergriffen und auf das eigentliche Gebiet ihrer Beanlagung,

das singbare Lied, geführt. Der begabteste unter ihnen war der früh verstorbene LUDWIG HÖLTY. Obwohl fortwährend kränkelnd, bewahrte er sich eine heitere Dankbarkeit für jede Gabe des Lebens, suchte die bangen Todesgedanken mutig zu verscheuchen-> Rosen auf den Weg gestreut Und des Harms vergessen! Eine kleine Spanne Zeit Ward uns zugemessen « und schrieb noch am Rande des Grabes die rührende Aufmunterung zur Freude: »O wunderschön ist Gottes Erde Und wert darauf vergnügt zu sein; Drum will ich, bis ich Asche werde, Mich dieser schönen Erde freun. «

Von gleichen Einflüssen berührt und gefördert, aber alle Mitstrebenden an Begabung und Eigenart weit überragend, führte JOHANN WOLFGANG GOETHE die deutsche Lyrik zur höchsten Vollendung. Erst ihm gelang die völlige Befreiung von den Fesseln herkömmlicher Theorien und Muster, die Vereinigung von Kunst und Natur. Er besaß in einem Maße wie keiner vor ihm die Eigenschaften, die er selbst als die wesentlichsten für den Dichter bezeichnet hat: lebendiges Gefühl der Zustände und Fähigkeit, es auszudrücken«. Wie keiner vor ihm vermochte er jede Stimmung der Natur nachzufühlen und in Worte zu fassen, jede Regung des eigenen Herzens festzuhalten und anderen mitzuteilen. Was ihn erfreute oder quälte in Liedern auszusprechen, war ihm nicht nur leicht und natürlich, sondern unwiderstehliches Bedürfnis, eine notwendige Befreiung von der Gewalt der Empfindung. Jedes bedeutende Erlebnis wandelte sich ihm in ein Gedicht, und fast jedes seiner Gedichte wurzelt in einem Erlebnis. Daher die unmittelbare Wahrheit und der persönliche Reiz seiner lyrischen Schöpfungen. Er hat

oft selbst über diese Seite seiner Begabung und seines Schaffens gesprochen. Ich empfing in meinem Innern Eindrücke hundertfältiger Art, und ich hatte als Poet weiter nichts zu tun, als solche Eindrücke in mir künstlerisch zu runden und auszubilden und durch eine lebendige Darstellung so zum Vorschein zu bringen, daß andere dieselbigen Eindrücke erhielten, wenn sie mein Dargestelltes hörten oder lasen. « » Alles, was von mir bekannt geworden, sind nur Bruchstücke einer großen Konfession. Alle meine Gedichte sind Gelegenheitsgedichte, sie sind durch die Wirklichkeit angeregt und haben darin Grund und Boden. Von Gedichten, aus der Luft gegriffen, halte ich nichts. << »Ich habe in meiner Poesie nie affektiert. Was ich nicht lebte, habe ich auch nicht gedichtet und ausgesprochen.« Eindrücke, die Goethe seelisch beschäftigten, gestalteten sich ihm oft ungewollt, ja wider seinen Willen, zu einem Gedicht. Einige seiner schönsten Lieder waren nach seinem eigenen Zeugnis unwillkürliche Eingebungen des Augenblickes. Sie kamen über ihn auf einsamen Wanderungen durch Feld und Wald, aber auch mitten im Drange der Geschäfte oder im Kreise fröhlicher Gesellschaft. Er erzählt auch, daß er zuweilen des Nachts darüber aufwachte und erst wieder Ruhe fand, wenn er das Gedicht niedergeschrieben hatte. Ebenso wunderbar wie diese natürliche Leichtigkeit seines Schaffens ist die Mannigfaltigkeit seiner Schöpfungen. Während man andere Dichter schon durch Angabe ihres besonderen Stoffbereiches und ihrer besonderen Ausdrucksformen charakterisieren kann, muß jeder Versuch dieser Art bei Goethe scheitern. Natur und Leben in allen ihren Erscheinungen waren sein Gebiet, und unbe

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