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das Wesen der Volkspoesie eindrang, zeigen Gedichte wie Der Spinnerin Lied. Auch ist es bezeichnend, daß die Geschichte von der schönen Lore Lay, die uns wie ein Märchen aus uralten Zeiten anmutet, von ihm erfunden wurde.

Wenn die erste Einwirkung der Volkspoesie ihre Höhe in den Liedern Goethes erreichte, so gipfelte die zweite in der Lyrik LUDWIG UHLANDS und JOSEPH VON EICHENDORFFS. Sie haben beide den Volkston so vollkommen getroffen, daß viele ihrer Gedichte wiederum zu Volksliedern geworden sind. Beiden gemeinsam war die Liebe zur heimatlichen Erde. Die rauschenden Wälder seiner schlesischen Heimat waren Eichendorff so teuer wie Uhland die fruchtbaren Fluren und Täler, die Berge und Burgen seines Schwabenlandes. Aber bei Eichendorff gesellte sich zur Heimatliebe die Wanderlust. Die Sehnsucht trieb ihn in die Ferne. Wanderfroh durchzog er die weiten Lande und sang von den Wundern in Gottes schöner Welt. Be'den Dichtern gemeinsam war eine schlichte Frömmigkeit, die sich bei dem katholischen Eichendorff mit einer romantischen Neigung für das Ahnungsvolle und Dämmerhafte verband. In Uhlands Lyrik überwiegen die kräftigen und hellen Töne, in Eichendorffs gedämpftere und weiche. Für die Ballade fehlte es Eichendorff an dem Vermögen, Gestalten scharf zu umreißen und lebendig hervortreten zu lassen. Dagegen gebührt Uhland als Balladendichter eine Stelle unmittelbar neben Goethe und Schiller. Uhlands Schloß am Meer steht an lyrischer Stimmung nicht weit hinter Goethes König in Thule zurück, und viele seiner Balladen kommen an dramatischer Bewegung den Schöpfungen Schillers sehr nahe.

Von den Klängen des Wunder horns ebenfalls stark beeinflußt und mit Eichendorff innerlich verwandt war WILHELM MÜLLER. Er teilte dessen Wanderlust und Naturfieude, und gesellte zu den Jägern, Soldaten, vagierenden Studenten und Spielleuten, denen Eichendorff seine Lieder gern in den Mund legte, seinen reisenden Waldhornisten und wandernden Müllerburschen. Mehr an Uhland erinnert JUSTINUS KERNER, obgleich er in späteren Jahren mehr und mehr zu schwermü iger Phantasterei neigte. Auch ADALBERT VON CHAMISSO gehört durch manchen verwandten Zug in Uhlands Kreis. Obwohl in Frankreich geboren, kam er unter den Bann des deutschen Volksliedes, erneuerte in Uhlands Nibelungenstrophe deutsche Sagen und sang von seinem fernen Jugendlande mit dem starken Heimatsgefühl, dis dieser Dichtergruppe eigen war.

Die Lyrik der Befreiungskriege zeugt von der opfermutigen Begeisterung jener Tage. Unter den Tausenden, die damals als Freiwillige in das preußische Heer traten, war der junge Dichter THEODOR KÖRNER. Er fiel schon nach wenigen Monaten, kaum zweiundzwanzig Jahre alt. In der Brieftasche des Toten fand man die Lieder, die er mitten im Kriegsleben, auf Vorposten dicht vor dem Feinde, am Wachtfeuer, in Siegeshoffnung und Todesahnung vor der Schlacht gedichtet hatte.

Die Freiheitskriege gaben der Sehnsucht des Volkes ein neues Ziel. Sie galt nun nicht mehr der großen Vergangenheit, sondern einer besseren Zukunft. Immer zuversichtlicher wurde die Hoffnung, daß nach der Besiegung des Feindes die lange getrennten deutschen Stämme sich wieder zusammenschließen und in einem

freien Staatswesen den Glanz der alten Kaiserzeit erneuern würden. Der Wiener Kongreß machte der Hoffnung ein rasches Ende. Deutschland blieb zerstückelt, und in den achtunddreißig souveränen deutschen Staaten wurden die Zügel der Regierungsgewalt nur straffer als zuvor angezogen. Die patriotische Begeisterung erlosch, die patriotische Dichtung verstummte. Eine Zeit lang beugte sich das Volk unter das Joch, aber ohne die alten Ideale zu vergessen. Je rücksichtsloser die Regierungen der Einzelstaaten schalteten, um so schneller wuchs die Überzeugung, daß nur durch ihren Sturz bürgerliche Freiheit und volle Entfaltung der nationalen Kraft gewonnen werden könne. So begann eine neue Volksbewegung, die sich die Einführung liberaler Verfassungen in den Einzelstaaten und die Neugründung des Reichs zum Ziele setzte. Sie gipfelte in der Revolution von 1848. Unter ihren geistigen Führern war eine Dichtergruppe, die in politischen Liedern zum Streite rief und die Gegner der Einheit und Freiheit geißelte. Für die Geschichte ihrer Zeit werden. diese Lieder, ebenso wie die Gesänge der Freiheitskriege, bedeutsam bleiben, aber an poetischem Werte stehen sie weit zurück hinter der Lyrik, die damals unabhängig von den politischen Ereignissen entstand.

FRIEDRICH RÜCKERT trat zuerst mit patriotischen Gedichten hervor. In Geharnischten Sonetten feuerte er zum Kampfe gegen Napoleon an, im Barbarossaliede sang er von des alten Reiches Herrlichkeit und ihrer erhofften Wiederkehr. Wertvoller aber sind seine Natur- und Liebeslieder, von denen einige den besten Schöpfungen Chamissos und Eichendorffs nahe kommen, seine Vers'erzählungen, für die er mit Vorliebe morgenländische Sagen

wählte, und seine gedankenvollen Spruchgedichte. Durch zahlreiche Übersetzungen aus dem Sanskrit, dem Persischen und Arabischen eröffnete er neue Stoffgebiete. Auch vermehrte er den Formenschatz der deutschen Literatur durch geschickte Nachbildungen orientalischer Reimverse. AUGUST GRAF VON PLATEN begann als Schüler Rückerts mit Nachahmungen persischer Gedichte. Dann suchte er seine Vorbilder unter den antiken und romanischen Dichtern und schulte sich im Gebrauche ihrer schwierigen Strophen, bis er darin eine Vollendung erreichte, die ihn den größten Formkünstlern deutscher Zunge anreiht. Seine vorzüglichsten Leistungen sind neben einzelnen Balladen die Sonette aus Venedig, die er während eines Aufenthalts in der schönen Lagunenstadt schrieb. Sie gehören zu den formvollendetsten, die in deutscher Sprache gedichtet worden sind, und dürfen den besten der Weltliteratur zugezählt werden. Das oft gehörte Urteil, Platens Dichtung sei marmorglatt und marmorkalt, mag durch die Spärlichkeit seiner Liebeslyrik begünstigt worden sein. Es wird widerlegt durch die lodernde Glut seiner Polenlieder und die zahlreichen Gedichte, in denen er persönlichste Stimmungen, ungestillte Sehnsucht, getäuschte Hoffnung, bange Zweifel und Seelenkämpfe ergreifend ausspricht.

HEINRICH HEINE besaß mindestens ebenso großes Formtalent wie Platen, entwickelte es aber nach einer ganz anderen Richtung. Er bestrebte sich nicht verwickelte römische oder romanische Maße regelrecht nachzubilden, sondern im Anschluß an das deutsche Volkslied eine wirkungsvolle Einfachheit der äußeren Form zu erreichen. Abgesehen von den freien Rhythmen

der Nordseebilder und einigen Sonetten gebrauchte er in seiner Lyrik fast nur die kurzen Verse und Strophen des Volksliedes oder solche, die er mit geringen Veränderungen von ihnen ableitete. Auf Rhythmus und Sprache verwendete er die größte Sorgfalt. Die erhaltenen Handschriften seiner Lieder zeigen, wie unermüdlich er besserte und feilte, jedes Wort, jede Wendung immer wieder prüfend und wägend, bis der bezeichnendste Ausdruck des Gedankens, der melodischste Tonfall der Silben gewonnen war. Die anmutige Beweglichkeit, der leichte Fluß und bestrickende Wohllaut seiner Verse sind die Frucht sorglichster Überlegung und feinster Berechnung; aber mit bewundernswerter Kunst verwischte er jede Spur der aufgewandten Arbeit und gab seinen Schöpfungen den täuschenden Anschein völliger Natürlichkeit. Eichendorff und Uhland fanden in den schlichten Volksweisen eine ihrem innersten Wesen entsprechende Ausdrucksform. Heine, dem jede tiefere Verwandtschaft mit dem naiven Charakter des Volkes abging, benützte sie zur Wiedergabe von Gedanken und Empfindungen, die überwiegend der modernen gebildeten Gesellschaft angehören. Dieser von ihm selbst betonte Unterschied zwischen der Form und dem Inhalte seiner Lieder wird von vielen als ein störendes Mißverhältnis, von andern als ein reizvoller Kontrast empfunden, und erklärt zu einem großen Teile das schwankende Urteil über seine Dichtungen.

Charakteristisch für Heines Stil ist die Häufung und Steigerung fast aller Darstellungsmittel der älteren Lyrik. Hierher gehört vor allem die Belebung des Unbelebten und die Verbindung gleicher Stimmungen in der Natur und im Gemüte des Dichters. Beispiele finden sich

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