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hat. Bei der Unvollkommenheit der arabischen Schrift ist es jedoch sehr schwierig, das Lautbild, das sich der Verfasser vorstellte, zu reproduciren und zu fixiren; schon die blosse Volkssprache an und für sich mit ihren vielen örtlichen, ja persönlichen Nuancen ist ja 5 ein wahrer Proteus. Wie oft habe ich mit Prym über die Auffassung einzelner Laute und Formen disputirt, die wir im Orient gemeinschaftlich durch Transscription zu fixiren suchten!

In sprachlichem Interesse also legte ich mir obige Frage vor: ich suchte den Vollers'schen Text zunächst mit meiner eigenen 10 Auffassung des Aegypto-Arabischen in Einklang zu bringen.

Bei der Correctur fiel mir sofort die äussere Form des Stückes auf; sehr bald bemerkte ich, dass die Verse ein bestimmtes Metrum haben. Mit dem Metrum stehen natürlich aber auch die Reime im engsten Zusammenhang; von diesen mag hier zunächst die Rede 15 sein. Im Grossen hat der Bearbeiter auch in dieser Beziehung durchaus das französische Original nachgeahmt. Jedenfalls ist in den riwājāt das Princip des altarabischen Reimes, der nur am Ende jedes zweiten Halbverses eintritt, durchaus fallen gelassen. Dichtungen, in denen jeder Vers einen Reim hat, kennt ja schon das 20 Altarabische; Dichtungen, in denen je zwei Vershälften unter einander reimen und in denen der Reim fortwährend wechselt, weist die Volksliteratur, z. B. in den Stücken der bani hilal auf. Ueber derartige Vorbilder ist aber Mohammed el-Wanai um ein gutes Stück hinausgegangen, indem er einfach das französische Original 25 nachahmte. Unter diesen Umständen kann auch von Vershälften im Sinne des Altarabischen nicht mehr die Rede sein. Nur in einem Stück ist er hinter seiner Vorlage zurückgeblieben: den Wechsel männlicher und weiblicher Reime konnte er nicht nachbilden. Mit verschwindenden Ausnahmen sind seine Reime alle 30 männlich; nur im Anfang des šeḥ matluf hat er einigemal weibliche Reime, respective katalektische Verse, die dann also zwei Silben weniger haben, als die französischen (mit stummem e am Schluss). Zu diesen Versen sind zu rechnen 31, 32; 39-46; 49-52; 59, 60; 65, 66. In den anderen Lustspielen kommen 35 derartige Reime, so viel ich mich erinnere, nicht vor.

Im Ganzen sind seine Reime durchaus regelrecht; die auffallendsten Einzelheiten mögen unten im Zusammenhang der Emendationen ihre Stelle finden. Bisweilen sind die in der Transscription anzubringenden Aenderungen sehr leichte; ob V. 419 und 420, wo 40 jetzt kidä und zeï-di steht, entweder kidā und zeiji-dā oder kidi und zeiji-di zu lesen ist, mag dem Leser überlassen werden, ebenso V. 431 und 432. Natürlich sind ebenso zu verwerfen Reime, wie V. 992 dih auf das kide von V. 991; vgl. V. 1509 und 1510. In gewissen Fällen mag der Zusatz eines him Reime anzunehmen 45 sein; so bietet die Transscription richtig V. 165 dawah (Heilmittel, ohne Suffix) im Reim zu ilāh (s. u.); V. 1549 ḥajah (Scham, Bescheidenheit) im Reim mit ma'ah (mit ihm); so vielleicht auch

V. 1801. Richtiger wäre das Wort salu (Gebet) im Reim mit miah V. 293 mit h zu schreiben, da dieses h (wenigstens in gewissen Gegenden) lautbar ist; wahrscheinlich sind die obigen Wörter Analogiebildungen dazu. V. 1791 steht im Reim zu tūāh (er hat geirrt) nyjah (seine Absicht), dabei ist die gewöhnliche Feminin- 5 endung als elif makṣura behandelt. Nicht ganz selten scheinen die Vocale und zu reimen, vgl. das im Reime mit ☺ (von sl⇒) Les femmes savantes V. 368. Für še (Sache) ist die ebenfalls gebräuchliche Form si im Reim zu jihtiši V. 343 und šiftisi V. 1452 zu setzen.

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Vollers hat nun durch den ganzen Transscriptionstext in höchst dankenswerther Weise unsere deutsche Interpunction durchzuführen gesucht; er kommt dadurch dem Verständniss wesentlich entgegen. Prym und ich haben bei unseren Transscriptionstexten ein ähnliches System befolgt; vielleicht hat Vollers nur etwas zu viel Zeichen 15 gesetzt; doch mag das Zuviel besser sein als das Zuwenig. Einigermassen befremdlich ist, dass am Schluss der Verse die Interpunction so spärlich ist; Vollers mag sie hier für selbstverständlich gehalten haben. Nach meiner Ansicht wirkt aber die Interpunction innerhalb von Versen überhaupt leicht irreführend; sie beeinträchtigt 20 den Eindruck, den principiell jeder Vers machen muss, nämlich dass die Worte desselben noch in viel höherem Grade ein zusammenhängendes Ganzes bilden, als ein prosaischer Satz. Die Interpunction mag in Versen höchstens bei der Caesur in Frage kommen. Ganz dasselbe gilt von den von Vollers angewandten 25 Strichen zwischen einzelnen Wörtern: sie sind allerdings für das Verständniss besonders derjenigen Leser, die den Originaldruck nicht vor sich haben, ausserordentlich nützlich, ja geradezu unentbehrlich; sonst würde man die Verse nur schwer in die einzelnen Worte zerlegen können. Man hat sich nur immer wieder daran 30 zu erinnern, dass diese Striche keine Bindestriche, sondern de facto Trennungs striche sind, wie wir dies schon Der neu-aramäische Dialekt des Tür 'Abdin 1, S. XXX scharf ausgesprochen haben; ebenso Kurdische Texte a XII, 15 ff. Ausgehend von diesem Standpunkt setze ich im Folgenden den Trennungsstrich 35 beim arabischen Artikel und bei Präfixen, die in der arabischen Schrift schon unmittelbar mit dem folgenden Worte verbunden sind, nicht; Vollers hat ihn in diesen Fällen dem Leser zulieb gesetzt. Für mich ist also zunächst jeder Vers ein zusammenhängendes, wenn auch theilbares Ganze, z. B. V. 5

kutrelkalammalõšenafjallābinā 1).

1) Ueber den Charakter dieses hinter loš eingeschobenen, mit einem Ringelchen bezeichneten Zwischenvokals wird später gehandelt werden.

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Gegen diese Anschauung kann nun der Einwand erhoben werden, dass ja bisweilen inmitten eines Verses die Rede auf andere Personen übergehe und so die Einheit des Verses durchbrochen sei Derartige Uebergänge mitten im Verse sind jedoch in vielen Dramen 5 vorhanden; man denke an Sophokles, wo ja oft, wie auch beim natürlichen Sprechen, die Gegenrede, häufig die Antwort auf eine Frage oder die Weiterführung des Gedankens durch eine andere Person sich ganz unmittelbar an das Vorhergehende anschliesst. Auch in den französischen Dramen, vor Allem auch im Tartuffe, 10 ist dies häufig und so nun auch in der arabischen Bearbeitung. Auch zwei durch den Reim verbundene Verse gehören ja der Natur der Sache nach eng zusammen und werden dadurch, dass sie zwei verschiedenen Personen in den Mund gelegt sind, zunächst durchaus nicht auseinandergerissen. Wenn allerdings, wie es S. If, 15 Z. 10-11 und 18 der riwājāt vorkommt, zwei Verse (mit dem Reime ab) durch einen eingeschobenen Prosatext (die Dame liest dazwischen einen Brief) von einander getrennt sind, so ist eben das ursprüngliche Verhältniss der Zusammengehörigkeit stark beeinträchtigt. Dies ist jedoch nur ausnahmsweise der Fall; häufig 20 läuft der Gedanke des ersten Verses in dem zweiten weiter, doch nur seltener so, dass der zweite erst ein nothwendiges Complement des ersten sei es das Verbum oder Object - bringt, sondern so, dass er den ersten Satz durch einen parallelen ergänzt oder auch die Rede in engem Anschluss an das Vorhergehende weiterführt. 25 So bildet nun also doch jeder Vers auch insofern ein Ganzes, als er einen Gedanken, einen abgeschlossenen Satz enthält.

Ein unvollständiger Vers kommt im šēḥ matlūf bloss einmal vor, nämlich S. 60, Z. 2 der Transscription. Wenn man aber die bloss nach der zweiten Auflage eingesetzten und eingeklammerten 30 Worte ādīni gēt Z. 4 streicht, so erhält man den vollständigen Vers: t'á já nebíh u-bésse má-lik 'áuzä ēh.

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Dem entsprechend habe ich bei der Zählung (S. 333) diesen Vers auch bloss als einen berücksichtigt, wie überhaupt jeden dieser getheilten Verse.

Untersucht man nun das Versmass näher, so leuchtet sofort ein, dass Mohammed el-Wanai in allen Dramen, die er bearbeitet hat, auch das Metrum des Originals, den Alexandriner, angewendet hat. Ein Blick auf die erste Seite des Textes genügt, um zu zeigen, dass eine Reihe von Versen, nämlich V. 3, 6, 40 13-16, regelrecht die zwölf Silben, sowie auch im Grossen und Ganzen den Tonfall jenes Versmasses aufweisen. Allerdings enthalten nach der Transscription manche Verse mehr, manche auch weniger als zwölf Silben; die Untersuchung wird ergeben, ob eine solche Verminderung oder Vermehrung der Silbenzahl über15 haupt anzunehmen ist oder nicht.

Mit dem Metrum hat der Verfasser nach meiner Ansicht aber

auch die Caesur übernommen; diese Frage mag jetzt schon erledigt werden, bevor der Beweis erbracht wird, dass wirklich der Alexandriner in allen Versen durchgeht. Ob der Bearbeiter der Molière'schen Stücke die Regeln der Caesur gekannt hat oder nicht, ist hierbei ziemlich gleichgiltig: ein zwölfsilbiges Versmass ist über- 5 haupt zu lang, als dass es ohne Caesur denkbar wäre. Man kann auch nicht behaupten, dass sich für jeden einzelnen Vers die Caesur nachweisen lasse. Nach reiflicher Ueberlegung halte ich mich aber für berechtigt, folgende zwei Hauptarten von Caesur im šēḥ matlūf

anzunehmen:

1) Die Caesur () in der Mitte des Verses, also nach der sechsten Silbe. Hier ist im Transscriptionstext in vielen Fällen ein Einschnitt, ein Absatz des Gedankens durch ein Komma bezeichnet, z. B.

V. 92 wiзul sala-dduġri | зawāmak tikrahūh.

Bloss als Unterarten dieser Caesur betrachte ich diejenige, welche nicht absolut in die Mitte des Verses fällt, sondern entweder a) nach der fünften oder b) nach der siebenten Silbe eintritt, z. B.

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Diese Art ist relativ selten; viel häufiger tritt die Caesur b) ein, 20 besonders wenn die siebente Silbe aus einem Consonanten mit einem ganz kurzen, Zwischenvokal" (s. unten) besteht. Beispiele dafür sind zwar im jetzigen Transscriptionstexte schwer zu finden, da diese Zwischenvokale", wie unten bewiesen werden wird, nicht regelmässig bezeichnet sind; vgl. jedoch

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V. 2 dōlä gama'a-lkulle | mã fihumse her.

(wobei bloss Verbindungselif beim Artikel angenommen ist) und V. 166 jemut atil-elkufrę ma ji'raf dawāh.

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2) Die Doppelcaesur, die zunächst nach der vierten und achten Silbe eintritt, vgl. V. 1, wo in der Transscription mit Recht Kom- 30. mata stehen:

jalla bina neruh sawām | ja Ka'b el-Her.

Die Frage, ob auch diese Caesuren sich verschieben können, möchte ich vorläufig bei Seite lassen. Es ist möglich, dass es auch eine Caesur giebt, die bloss nach der vierten oder bloss nach der achten 35 Silbe eintritt; doch möchte diese sehr selten sein. Eine besondere Berücksichtigung scheinen mir die Verse zu beanspruchen, welche das Relativwort elli an der Stelle der fünften und sechsten Silbe enthalten. In manchen dieser Verse kann man einfach Doppelcaesur annehmen, so z. B.

V. 1289 iggauwizi billi aulana 'aleh

(heirathe den, von dem ich es dir befehle) vgl. (nach emendirtem Text) V. 844. Doch sind die Fälle mit elli überaus zahlreich, in

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Socin, Bemerkungen zum neuarabischen Tartuffe.

welchen man nur durch Annahme einer Verschiebung die Caesur aufrecht erhalten könnte, wie z. B.

V. 547 jiba-lkalām | elli simi'to muš kalām

(sind denn die Worte, die ich gehört habe, keine Worte ?) vgl. V. 104. 5 Ich vermuthe, dass in allen diesen Versen das Relativwort zum ersten Verstheil gehört und die Caesur in der Mitte des Verses zu suchen ist; man vergleiche ausser den obigen Versen V. 527 (1. kafart und 'asṣaḥiḥ); V. 1175; V. 1237 (1. šere); V. 1714; V. 1807: V. 1874 (1. awāmr-); sodann auch V. 391; 614 (1. abūk10 illi); 1563 (vgl. das Verzeichniss am Schluss der Abhandlung). Es dürfte auch für die Grammatik nicht ohne Belang sein, dass elli sich dem übergeordneten" Worte eng anschliesst.

"

Kehren wir von dieser Abschweifung wieder zu der Frage nach dem metrischen Aufbau der Verse zurück. Dieselbe 15 ist deshalb von grosser Wichtigkeit, weil von vornherein anzunehmen ist, dass die Sprache der Poesie und darunter sind ja eben Verse in einem bestimmten Metrum zu verstehen sich mit der der Prosa nicht deckt. Dies zu beweisen, bildet den Kernpunkt meiner Studie.

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Man wird auch hier sofort die Einwendung erheben: Ist anzunehmen, dass Mohammed el-Wanai's französische Bildung (S. 37) soweit reichte, dass er in die Gesetze der französischen Metrik, speciell des Alexandriners, überhaupt eingeweiht war? Ferner: Kann man voraussetzen, dass er auch das Arabische in eine ent25 sprechende metrische Form zu bringen verstand? Ich habe im Orient recht schlimme Erfahrungen in Bezug auf die Kenntniss der Metrik gemacht: ich erinnere mich, wie Prym und ich unseren Cairenser Schech, mit welchem wir den Diwan der Hudail lasen, in beständige Verlegenheit brachten, sobald wir ihn über die Metra 30 ausfragten. Vollers theilte mir jedoch im letzten Sommer mit, dass es mit der Kenntniss der altarabischen Metrik nicht bei allen so schlimm stehe. Meine Rawis aus dem Negd freilich dictirten mir die Gedichte natürlich durchgängig mit prosaischem Tonfall; die Metrik kam nicht zur Geltung. Da jetzt über diesen 35 Gegenstand Sachau in einer Weise gehandelt hat, mit der ich fast durchweg einverstanden bin 1), kann ich mir weitere Erörterungen ersparen; in solche werde ich mich bei der Herausgabe meines Negddiwāns binnen Kurzem einzulassen haben. Hauptsächlich bin ich Sachau dafür dankbar, dass er scharf betont hat, wie überall, 40 auch bei Volksgedichten, die Frage des Metrums im Vordergrund steht; dies gilt meiner Ansicht nach durchweg auch für die vorliegenden riwājāt.

1) Arabische Volkslieder aus Mesopotamien. Aus den Abhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften in Berlin vom Jahre 1889; bes. S. 15 des Separatabdrucks.

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