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sondern sie gar mit so kräftigem Accent betonten, wie ihn der Franzose gar nicht kennt. Wir aber erkennen in dieser elsässischen Betonungsweise des Französischen unsern altgermanischen Accent wieder, und es erfüllt uns mit Genugthuung, daß sich in der Betonung tro sonstiger Verwälschung Jahrhunderte hindurch deutsche Art erhalten hat. --- Überhaupt will es mir scheinen, als ob die Süddeutschen die Wurzelsilben in deutschen Worten mit noch größerer Energie und Kraft betonen als die Norddeutschen, und damit erklärt sich vielleicht am besten der stärkere Schwund der End- und Endungsvokale im Süden. — Und mit dem kräftiger entwickelten Gefühl, daß die erste Silbe des deutschen Wortes den Ton tragen müsse, erklärt sich vielleicht am besten die Erscheinung, daß auf süddeutschem, namentlich füdwestdeutschem Boden in den unbetonten Vorsilben be- und ge (alt bi, gi, mit Stammabstufung gă) e namentlich vor spirantischen Lauten (S. Behaghel, Pauls Grundriß S. 576) ganz verloren gegangen ist1), so daß der Süddeutsche die Wörter Besuch, Gesicht, Geschichte, gefunden, gesehen, gehört, gesund: Bsuch, Gsicht, Gschicht, ghört, gsund, eigentlich Pßuch, Xicht, Kschicht u. s. f. ausspricht. Es war ihm unleidlich, daß der betonten Stammsilbe noch eine unbetonte Silbe vorausgehen sollte. Demselben Schicksal würden wohl die anderen unbetonten Vorsilben auch verfallen sein, wenn der Vokal nicht durch einen folgenden Konsonanten (wie in er, ver-, zer-, ent) geschüßt wäre. Man spricht ja doch auch zßamme für zusammen.

Doch zurück zu unserer Aufgabe. Da gebiert eine Frage die andere, und eine lezte Frage bleibt noch offen. Was mag der Grund sein zu dieser verschiedenen Betonung von fremden Eigennamen und Gattungsnamen im Norden und im Süden von Deutschland? Behaghel sagt in seinem Buche „Die deutsche Sprache“ S. 137: „Der Unterschied zwischen Nord und Süd beruht darauf, daß im allgemeinen der Norddeutsche mehr Wert auf richtiges Sprechen legt als der Süddeutsche und so auch den fremden Accent genauer beizubehalten strebt". Gewiß mag dem Norddeutschen eine gewisse schulmeisterlich pedantische Neigung eigen sein, Fremdwörter nach Form und Gestalt möglichst wenig zu ändern. Dann müßten wir aber annehmen, daß diese größere Gewissenhaftigkeit den niederdeutschen Stämmen schon im 11., 12. und 13. Jahrhundert angeklebt habe, denn um diese Zeit sind die biblischen und kirchlichen Namen hauptsächlich aufgenommen und zu Familiennamen umgewandelt worden. Sollte man nicht auch das Recht haben zu behaupten, daß bei den Oberdeutschen das nationale Sprachgefühl, wenigstens soweit es das germanische Betonungsprinzip angeht, viel lebendiger und kräftiger ent

1) Zum Teil schon seit alter Zeit. S. Wilmanns Deutsche Grammatik § 330.

Böhmen die Heimat Walthers von der Vogelweide? Von Adolf Hausenblas. 191

wickelt gewesen ist und noch ist als bei den Niederdeutschen? Fragen wir uns, wie das gekommen sein soll, so möchten wir um die Antwort verlegen sein. Aber es ist vielleicht nicht unangebracht, darauf hinzuweisen, daß die Gegenden, wo das Ausländische so kräftig in deutsche Formen geschmiedet wird, viel eher und viel länger und ununterbrochen der Wohnsiz germanischer Völkerstämme gewesen ist, als ein großer Teil der norddeutschen Lande. Handelt es sich doch um die Gebiete der Alemannen, Baiern, Rheinfranken und Thüringer! Die enge Vermischung der germanischen Stämme, die sich östlich der Elbe angesiedelt haben, mit den Slaven fann immerhin das Sprachgefühl nach gewissen Richtungen abgeschwächt haben. Sie mußten sich an zahllose Eigennamen mit fremdländischer Betonung gewöhnen. Ich erinnere nur an die vielen slavischen Ortsnamen auf in, wie Berlin, Schwerin, Nebelin, die noch jezt auf der letzten Silbe betont werden; an die vielen Personennamen auf -in, die von diesen Ortsnamen hergenommen sind. Wie dem aber auch sei, wir müssen der süddeutschen Art und Weise den Preis geben und könnten nur wünschen, daß auch die Norddeutschen sich ebenso deutschtümlich fremden Namen und Wörtern gegenüber verhielten wie die Süddeutschen.

Böhmen die Heimat Walthers von der Vogelweide?
Von Adolf Hausenblas in Reichenberg i. B.

Die litterarhistorische Forschung schien sich eben erst damit beruhigt zu haben, Tirol als die Heimat Walthers zu betrachten. Diese Annahme 1) fand einen äußeren Ausdruck in der Errichtung des prächtigen Walther-Denkmales in Bozen. Da überrascht nun Dr. Hermann Hallwich die litterarische Welt durch einen Aufsat), welcher geeignet erscheint, den kaum gewonnenen Glauben gründlich zu erschüttern und die WaltherFrage von neuem aufzurollen. Ist es doch, als ob das Andenken des großen Sängers auch nicht zur Ruhe kommen sollte, wie er selbst ruhelos durch die Welt irrte. Ich betone im voraus, daß wir es bei dem genannten Aufsatz nicht etwa mit einer leichtfertigen Hypothesen-Reiterei zu thun haben, sondern mit einem Auffaze, bei dem die Thatsachen selbst

1) Noch in neuester Zeit hat Domanig durch die Deutung des bekannten Waltherschen Klôsenaere als „,Klausener“ d. i. „Bewohner von Klausen in Südtirol" sie zu stüßen gesucht. Hallwich nimmt auf diesen Versuch nicht Bezug.

2) Böhmen die Heimat Walthers von der Vogelweide? Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. XXXII. Jahrgang, S. 93–140. Soeben im Einzeldruck unter demselben Titel erschienen: Prag, Dominicus M. 1.20.

sprechen; er möge an dieser Stelle gebührende Erwähnung finden, damit er in weiteren Schul- und Fachkreisen bekannt werde. Sache der WaltherKenner wird es sein, die von Hallwich angeführten Thatsachen zu be urteilen. Jedenfalls darf man an ihnen nicht vorübergehen.

Hallwich giebt zunächst eine kurze, recht übersichtliche Darstellung der bisherigen litterarischen Untersuchungen über,, die Heimatfrage Walthers" und schließt diesen ersten Teil seiner Ausführungen mit der Aufzählung jener Punkte, die P. Patrik Anzoletti in seiner Schrift „Zur Heimatfrage Walthers von der Vogelweide" gleichsam als endgiltige Glaubensartikel für die Tiroler Heimatangehörigkeit des Dichters aufgestellt hat:

„1. Keine andere vorgebliche Heimat Walthers kann sich mehr halten, seit auf den Schrotthof am Layener Ried hingewiesen ward; es streitet auch keine andere mehr um die Ehre, sein Geburtsort zu sein; keine liegt seinen bekannten Wanderungen und Aufenthaltsorten so ferne, daß er sie nicht öfters ohne Mühe hätte besuchen können; keine liegt so hart am Wege der Kreuzfahrer, die nach Italien ziehen.

2. Die Hypothese hat keine bedeutenden Gegner mehr aufzuweisen; die Gründe der Gegner ließen sich alle unschwer widerlegen.

3. Es treffen auffallend viele Umstände zusammen, den Vogelweidhof unbestreitbar zur Geburtsstätte Walthers zu adeln:

Der Name Vogelweide in Weidbruck, Vogelstrich, Vogeltenne, Inner- und Außer-Vogelweide;

der Name Walther im Taufbuch Layens noch im 16. Jahrhundert, wo er sonst auch in dieser Gegend nicht mehr gefunden wird; der Innervogelweidhof als Edelsig um jene Zeit erwiesen;

das wie weiland fließende Wasser, also ein sich stets gleichbleibender größerer Fluß, die Eisack;

der ausgehauene Wald, das neu angebaute Feld" u. s. w.

In dem folgenden Abschnitte macht uns Hallwich mit seinem stärksten Beweismittel, dem „Duxer Stadtbuch von 1389") bekannt. Und hier sei denn mit aller Anerkennung gesagt, daß Hallwich den reichen Inhalt des Buches mit großem Geschick und wirksam für seinen Zweck verwertet hat. Er entwirft uns zunächst ein hübsches Kulturbild des deutschen Städchens Dur in jener Zeit. Da ist in erster Linie für unsere Frage von Bedeutung, daß unter den vielen im Stadtbuch enthaltenen

1) Fernerstehenden mag die Anmerkung nicht unwillkommen sein, daß Dux am Fuße des böhmischen Erzgebirges, also in Deutsch-Böhmen gelegen ist, nicht weit von Teplit einerseits und dem schönen Cistercienser - Kloster Ossegg andererseits. Dur ist gegenwärtig einer der Hauptpunkte der böhmischen Braunfohlenindustrie.

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von

Ruf- und Familiennamen jener Zeit der der,,Vogelweyder" und der Vogelweyde" überraschend oft wiederkehrt und zwar 1. im Jahre 1389 Merten Sneyder vogelweyders eydem; 2. im Jahre 1390 Peczolt vogelweyder; 3. im Jahre 1395 Marsche sneyder vogelweyders eydem; 4. im Jahre 1396 Walther von der Vogelweyde; 5. im Jahre 1396 Barbara vogelweyders mvme; 6. im Jahre 1398 Walther von der Vogelweyde; 7. im Jahre 1404 hannus sneyder von Brüx vogelweyders son; 8. im Jahre 1404 des vogelweyders hof.

Zum lezten Male wird der Name Vogelweider in dem Stadtbuche im Jahre 1411 genannt.

Aus diesen und anderen einschlägigen Angaben des Stadtbuches zieht nun der Verfasser in dem dritten Teile seines Artikels (,,Die Vogelweider und der Vogelweidhof in Dur") folgende Schlüsse: „Zu Ende des 14. Jahrhunderts und wie nach dem Tenor der Urkunden nicht bezweifelt werden kann - nicht erst seit kurzer, sondern vielmehr seit langer, unvordenklicher Zeit ist in der Stadtgemeinde Dur das Geschlecht der Vogelweider oder von der Vogelweide angesessen. Beide Namensformen decken sich nach Analogie unzähliger Beispiele älterer und neuerer Zeit. Durch zwei männliche Sprossen ist die Familie vertreten: Pezold Vogelweider und Walther von der Vogelweide. Jener scheint der Ältere gewesen zu sein. Pezold ist Mitglied des Schöffenstuhls und zweifellos auch Inhaber des altererbten Familiengutes, des Vogelweidhofes, unmittelbar vor der Stadt.1) Thatsächlich hat Hallwich auch sichere Spuren ,,des vogelweyders hofes" im Südoften der Stadt entdeckt. Dieser Hof war nun ursprünglich ein Riesenburger) Lehengut; aus dem Duxer Vogelweidhofe gieng mit aller Bestimmtheit der Walther von der Vogelweyde des Durer Stadtbuches hervor vielleicht auch ein Anderer, der zweihundert Jahre vor ihm denselben Namen trug und ihn zu hohen Ehren brachte vor Mit- und Nachwelt... Vielleicht!"

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Um dieses,, Vielleicht“ zu erhärten, wirft unser Gewährsmann zunächst einen Blick auf die Kolonisation und auf die älteste Geschichte der Gegend um die Stadt Dux. Er findet dabei, daß,,Slawko der Große aus dem Hause der Hrabieschißer in Ossegg, der Stifter des Offegger Klosters und muthmaßliche eigentliche Gründer der festen Riesenburg, ein älterer Zeitgenosse Walthers von der Vogelweide, des großen Sängers,

1) Die auf den genannten Walther von der Vogelweide bezügliche Eintragung im Stadtbuch berechtigt vollkommen zu diesem Schlusse.

2) Das Geschlecht hatte in der Nähe der Stadt Dux seine Burg, von der heute noch eine schöne Ruine erhalten ist. Im Jahre 1398 verließen die Riesenburger,,,verarmt und verschuldet", ihren Besitz.

war.

Slawko starb 1226 oder bald darauf." Hallwich fährt fort: „Ist ,,Ist es ein Ding der Unmöglichkeit, und hier soll ja vorerst nur von rein äußerlicher Möglichkeit oder Unmöglichkeit die Rede sein — daß, wenn nicht schon einer seiner Ahnen, dieser Slawko der Stifter, dessen Grundbesig sich von Ossegg weit über das nachmalige Dur hinaus erstreckte, eben dort, kaum eine halbe Wegstunde von seiner Burg entfernt, am Ufer eines der sich dort hinbreitenden Seen, am Saume des Waldes, auf lichter, grüner Haide nach deutscher Sitte, wie sie Heinrich der Finkler und andere vor ihm gepflegt ein aviarium, ein Vogelgehege, eine Vogelweide angelegt und zu Schuß und Schirm dieser Weide einen Hof erbaut, einen Vogelweidhof, der dann nothwendig nach gutem Land- und Lehensrecht einem seiner weidwerkkundigen Mannen, einem Vogelweider dem Stammvater der urkundlich ge= nannten Duyer Vogelweider des vierzehnten Jahrhunderts

wurde?"

verliehen

In dem Schlußteile seines Artikels (,,Böhmen die Heimat Walthers?") bringt der Verfasser weitere interessante Belege für die Wahrscheinlichkeit seiner Vermutung. Er erblickt in der Duxer Gegend der damaligen Zeit die Vorlage zu jenen Landschaftsbildern, wie sie, mit wenigen Strichen gezeichnet, in Walthers Liedern an verschiedenen Stellen auftauchen. Man muß gestehen, daß gerade die besonders charakteristischen Ortsangaben Walthers auf die Duxer Gegend passen, so die bekannte Stelle:

,,Ich saz ûf eime grüenen lê

da entsprungen bluomen unde klê
zwischen mir und eime sê“,

während bekanntlich gerade die Erwähnung des Sees nicht zur Hypothese der Tiroler Heimat stimmen will. Man nimmt ferner nach des Dichters eigener Andeutung an, daß seine Heimat in einer einsamen Waldgegend lag, aber auch zugleich in einer sehr belebten Landschaft, in der es herrlich gekleidete Frauen und stolze Ritter gab. Auch dieser Umstand würde auf die Duyer Heimat sich beziehen lassen. Mit Recht hebt Hallwich hervor, daß wohl nicht selten, herrlich gekleidete Frauen und stolze Ritter" aus dem Hofstaate Slawkos des Großen auf dem einsamen Vogelweider Hof am See erscheinen mochten. „Vieleicht schon Königin Judith sie hatte seit etwa 1151 vorübergehend, vom Jahre 1174 bis zu ihrem Tode den bleibenden Aufenthalt in Teplig — kam mit noch prächtigerem Gefolge dahin, dem staunenden Knaben eine unvergeßliche Erscheinung." Fragt man aber, wie etwa das in dem Knaben schlummernde Talent geweckt worden sein dürfte, so fällt auch hier die Antwort unserem geschichtskundigen Gewährsmann nicht schwer: Leicht brachte der damals lebhafte Verkehr der Riesen

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