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Im Elsaß führt der Haushahn drei verschiedene Namen: Håhn (Håhne), Goggel (Guggel, Güggel, Giggel, Gogger) und Güller (Guller, Gülli). Håhn oder Håhne ist natürlich das schriftdeutsche Wort. Nur hat es ein dunkles a, das in einigen Gegenden sogar in offenes o übergeht, und in dem mittleren und südlichen Teile des Oberelsasses besißt es mit der früheren Endung (ahd. hano, mhd. hane, han) auch noch die alte schwache Biegung. Hier in Rufach sagt man z. B.: da Håhne isch feist dieser Hahn ist fett, der Hund hett im Håhne der Wådel üssgrisse1) — der Hund hat dem Hahn den Schwanz ausgerissen, mer wann morn der Håhne metzghe - wir wollen morgen den Hahn schlachten, d'jungi Hahne kenne nå nit so güet krāje åss d'ålti – die jungen Hähne können noch nicht so gut krähen als die alten.

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Verbreiteter als das Wort Håhn ist im Elsaß der Ausdruck Goggel (Guggel, Güggel, Giggel, Gogger) besonders im Unterelsaß und im Sundgau. Manchmal wird das Wort Hahn noch erklärend daran gefügt, so sagt man z. B. in meiner Heimat im Kreise Weißenburg Güggelhåhn. Was bedeutet nun Goggel (Guggel, Güggel, Giggel, Gogger)? In seinem deutschen Wörterbuche (1 739) leitet es Weigand vom frz. coq = Hahn ab (oder vom engl. cock Hahn). Nach Dieß ist aber das frz. coq ein Naturlaut, der den Lockruf des Vogels nachahmt. Demnach wäre auch Goggel u. s. w. ein schallnachahmendes Wort ohne Grundbedeutung.

Mir will diese Ableitung vom Französischen nicht zusagen. Einleuchtend wäre sie wohl, wenn das Wort Goggel u. s. w. nur im Elsaß vorkäme. Dann ließe sie sich durch die Nähe des französischen Sprachgebiets erklären. Aber man findet den Ausdruck auch in der Schweiz, in Tyrol, durch ganz Mittel- und Süddeutschland bis nach Böhmen hinein, allerdings mit verschiedenen Formen: Goggel (= hahn), Güggel (= hahn), Guggel (— hahn), Giggel (= hahn), Goggeler, Güggeler, Güggler, Gögger, Gügger, Gigger, böhmisch Gäugsch, Goggosch, Goggesch, Gogsch (Frommanns deutsche Mundarten I96, II 190, V 125, VI 272). Hier kann doch nicht mehr von der Herkunft aus dem Französischen die Rede sein. Und dann, wenn das frz. coq wirklich ein Naturlaut ist, sollten ihn bloß die Franzosen aufgefangen haben? Der Hahn lockt den Hühnern in Deutschland doch gerade so wie in Frankreich, und die Deutschen haben doch denselben Sinn und dieselbe Gabe zur Auffassung dieses Naturlauts. Wie sollten Deutsche den Namen

1) Das n der Endsilbe en fällt hier, wie im ganzen Elsaß, aus; einen Genitiv giebt es im Elsässischen nur noch selten in alten Formeln; der Dativ wird meistens durch Vorsehung des Verhältniswortes in gebildet; der Akkusativ lautet in Rufach dem Nominativ auch bei den Maskulina in der Einzahl gleich.

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eines Tieres, das sie tagtäglich vor Augen haben und dessen Stimme jedes Kind kennt, aus dem Französischen entlehnt haben! Viel wahrscheinlicher ist mir, daß das mundartliche Goggel unmittelbar der Natur abgelauscht ist und ebenso wie das frz. coq, aber unabhängig von diesem, von dem lockenden Rufe des Hahnes ausgeht. Dieser Ansicht ist auch Moriz Heyne in seinem deutschen Wörterbuche (I. Bd., Gückel). Daß Tiere nach ihrer Stimme benannt werden, ist ja allbekannt. Ein naheliegendes und passendes Beispiel ist das Wort Glucke, elsässisch Glügg oder Gluggere Bruthenne; glugg ist eben der Ton, mit dem diese die Küchlein zu sich lockt. Ich erinnere weiter an den Namen des Kuckucks und an das Sprichwort: Es flog eine Gans wohl über den Rhein und kam als Gagag wieder heim. Auch der Kindersprache sei hier gedacht, in der die Kuh Muh, das Schaf Mäh, der Hund Wauwau, das Kaninchen Minimini, der Rabe Quak heißt. Und Gückel ist nach M. Heyne ja auch, wie Kickeriki, ein Wort aus der Kinder- und Haussprache. Wie das Grimmsche Wörterbuch das süddeutsche Goggel u. s. w. erklären wird, ist noch nicht zu ersehen, da das betreffende Heft noch nicht erschienen ist. Doch scheint Rudolf Hildebrand, der den Buchstaben G ja bearbeitet, es nicht zu dem niederdeutschen Kuckelhahn und damit zu Küchlein und zu dem engl. cock stellen zu wollen, denn er sagt am Schlusse des Artikels über Küchlein (V. Bd.): „Das füddeutsche Gockel, Göcker (Hahn) freilich stört anscheinend jene Annahme (daß nämlich Küchlein ursprünglich ein Diminutiv zum ags. Cocc Hahn ist und demnach zum engl. cock gehört), aber es wird mit cock, Küchlein u. s. w. nicht unmittelbar zusammengehören."

Noch eine andere Erklärung des süddeutschen Goggel sei hier erwähnt. Sie steht in Frommanns deutschen Mundarten (I, 96). Frommann leitet den Namen nicht vom Geschrei des Hahns ab, sondern von seinem ausgelassenen, stolzen, streitsüchtigen Wesen, mit Be= ziehung auf sein in der Farbe wechselndes, buntes Gefieder. Er bringt Goggel u. s. w. in Verbindung ebenso mit dem mhd. Eigenschaftswort gickelvêch buntscheckig und mit dem fränkischen gackerig = buntschedig, wie mit unserem Zeitwort gaukeln, dem ja der Begriff der unruhigen, ausgelassenen Hin- und Herbewegung zu Grunde liegt. Dabei stüßt er sich besonders auf das mhd. Eigenschaftswort gogel gelassen, üppig, trügerisch (vergl. Mhd. Wörterb. von Müller-Zarncke I, 540), das er in diesem Sinne noch in einer Stelle bei Hans Sachs nachweist: Hünner und gens, enten vögel

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Machen die gest frölich und gögel.

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aus

Demnach würde der Hahnenname Goggel u. s. w. zu unserm gaukeln, Geck, vielleicht auch zu der neueren Bildung Gigerl gehören und auf

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das unruhige, ausgelassene, übermütige Wesen des Vogels hinweisen. Ob diese Erklärung Frommanns zutrifft, kann ich nicht beurteilen. Rudolf Hildebrand führt im D. W. unter gaukeln (I 1 e a) aus der älteren Litteratur wohl viele süddeutsche Formen an, die mit dem Namen Goggel und seinen Formen übereinstimmen, aber stets mit der Bedeutung des Gaukelns von Menschen (z. B. schwäbisch göckeler oder göckel Gaukler, bair. narrengocken = Possen, oberd. aus dem 15. Jhd. gockler — Gaukler, frankfurt. gockeln und guckeln — gaufeln, göckelmann Schauspieler, schweiz. gögel Laffe, gögeln läppisch thun, henneberg. göckeln mit Feuer gaukeln, throl gögern herumfuchteln, u. s. w.); das Wort Goggel als Name des Haushahns erwähnt er dabei aber nicht. Nun bleibt uns noch der dritte elsässische Name des Haushahns zu besprechen: Güller. Er ist besonders im südlichen Teil des Unterelsasses und im nördlichen Teil des Oberelsasses gebräuchlich. W. Mankel erwähnt ihn zwar auf S. 187 seiner Arbeit über die Mundart des Münsterthales im Oberelsaß (Straßburger Studien von E. Martin und E. Wiegand, 1884, II. Bd. 2. u. 3. Heft); aber er erklärt ihn nicht. Doch die Verbindung, in der er das Wort Güller bringt, läßt mich annehmen, daß er es von Güggel ableitet. Die durchgemachten Formen des Worts wären dann etwa: Güggel, Güggeler (Erweiterung durch er), Güggler (Ausfall des ersten e), Güller (weiterer Ausfall des g in der Wortmitte). Da die Formen Güggeler und Güggler in oberdeutschen Mundarten vorkommen, wäre dieser Lautgang nichts Auffälliges. Nur nimmt man die Möglichkeit an, daß dann an anderen Orten aus Goggel und Giggel auch die entsprechenden Formen Goller und Giller ent standen seien. Sie sind mir indessen nicht bekannt. An manchen Orten des Elsaß erscheinen die Formen Guller und Gülli. Diese Formen kommen auch in der Schweiz und in Schwaben vor. Wenn Güller von Güggel abzuleiten wäre, hätte es auch dieselbe Bedeutung wie dieses.

Vielleicht kommt aber eine andere Erklärung des Wortes Güller der Richtigkeit näher. Sie ergiebt sich durch die folgende Erwägung. In manchen Gegenden des Oberelsasses, und oft da, wo man den Haushahn Håhne nennt, führt der Truthahn den Namen Güller, z. B. in Rufach.1) Hier ist Güller wahrscheinlich ein lautmalendes Wort, das vom kollernden Geschrei des Vogels kommt. Im Elsaß heißt nämlich das Kollern des erregten Truthahns an vielen Orten güllere (an anderen gluggse); vom kollernden Truthahne sagt der Vater wohl zu seinem Buben: Heersch,

1) Die anderen elsässischen Bezeichnungen für den Truthahn sind: Gülli (Mülhausen), Bülli (Colmar), Welschhahn oder welscher Hahn (Weißenburg), welscher Güller (oft da, wo der Haushahn den Namen Güller trägt, z. B. in Kaysersberg), welscher Guggel (Hegenheim im Sundgau).

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wie er widder güllert Hörst du, wie er wieder tollert? Nun ist das Kollern des Truthahns nebst dem großen Fleischlappen am Halse (im Elsaß Rutznås oder Schnōdernås genannt) für das Volk ein kennzeichnendes Merkmal des Vogels. Und es ist für mich sehr wahrscheinlich, daß er gerade vom Zeitwort güllere den Namen Güller erhalten hat. Wie ich einmal gelesen habe, trägt der Truthahn auch in Koburg seinen Namen nach seinem Geschrei; er heißt nämlich Hauderhauder. Nun fragt es sich, was das Wort güllere (schriftdeutsch kollern) bedeute. In seinem deutschen Wörterbuche (II, 422) stellt Moriz Heyne das Wort kollern in dieser Bedeutung nicht zu dem Lehnwort Koller = Wut, sondern betrachtet es als schallnachahmendes Zeitwort. Auch Rudolf Hildebrand giebt im D. W. (V, 1619) diese Erklärung zu. Er sagt beim ersten Zeitwort kollern (4 f): „Es bleibt möglich, daß hier (nämlich beim Kollern des Truthahns, der wilden Tauben, in den Eingeweiden u. f. w.) ein eigenes, heimisches Klangwort vorliege, das mit dem vorigen (kollern - unsinnige Wut haben) sich vermischte. Da aber der Klang fast immer ein rollender ist, kommt eine Herkunft vom folgenden kollern (— rollen, kugeln) in Frage, wie man vom rollenden Donner spricht." Wenn aber das Wort Güller als Name des Truthahns ein schallnachahmendes Wort ist, so wird es doch als Name des Haushahns dasselbe sein. Und es sind dann zwei Fälle denkbar: entweder hat der Haushahn den Namen Güller gleichfalls von seinem ähnlich klingenden Lockruf erhalten, oder der Name Güller ist vom Truthahn auf den Haushahn übertragen worden.

Zum Schlusse sei noch einer anderen Vermutung Raum gegeben, die aber nur als das aufgenommen sein will, was sie ist, als bloßer Einfall von mir. Könnte der Name Güller für den Haushahn nicht vom Zeitworte gellen kommen? Gellen wurde früher bekanntlich stark gebeugt und hatte im Imperfekt, wie viele andere Zeitwörter, einen doppelten Stammvokal, in der Einzahl a, in der Mehrzahl u: er gall, sie gullen. Nun find gerade aus den Imperfektsformen starker Zeitwörter viele Hauptwörter hervorgegangen, und zwar sowohl aus der Mehr wie aus der Einzahl, z. B. Klang aus der Einzahl des Imperfekts von klingen, Fund aus der früheren Mehrzahlform des Imperfekts von finden (wir funden). So könnte ja auch die Form Gul aus der früheren Imperfektsform gullen abgeleitet sein. Sie ist in Schwaben und in der Schweiz im Volksmunde noch lebendig. Hebel bringt sie bekanntlich auch in seinem alemannischen Gedichte,,Sonntagsfrühe":

Er (der Sunntig) chunnt ins Dorf mit stillem Tritt

Und winkt im Gul: „Verrot mi nit!"

Und aus Gul wären dann die erweiterten Formen Guller, Güller, Gulli, Gülli entstanden. Wenn das elsässische Wort Güller daher käme, so

bedeutete es: der Geller, der Gellende. Diese Bedeutung würde der Stimme des Hahns entsprechen: denn sein Kickeriki ist kein Gesang, sondern ein gellendes Geschrei, ein lauter, durchdringender Ruf. Und da gellen und das alte galan singen, das in Nachtigall enthalten ist, nahe verwandt sind, hätten wir auch zwischen Güller und Nachtigall eine Verwandtschaft, freilich eine solche, die unserer Anschauung besser entspricht als die zwischen Hahn und Nachtigall.

Doch ich gebe dies, wie gesagt, nur als meine unmaßgebliche Vermutung. Meine Ausführungen erheben überhaupt keinen Anspruch auf allgemeine Anerkennung; sie wollen nur zu weiteren Mitteilungen anregen. Wenn ich auch dazu neige, die Ausdrücke Goggel und Güller als Naturlaute aufzufassen, so will ich doch diese Meinung niemand aufdrängen. Vielleicht kommt ein Berufenerer als ich, der die Sache klar macht und jene zwei Wörter ins rechte Licht stellt, wie es in dieser Zeitschrift ja mit manchem Ausdrucke schon geschehen ist.

Bur niederdeutschen Litteratur im 19. Jahrhundert.

Von O. Glöde in Wismar i. Metl.

In dieser Zeitschrift VII, Heft 3 giebt A. Dühr Proben einer Überseßung der Jlias ins Niederdeutsche. Die Arbeit ist unter dem Einfluß der Gedanken entstanden, die der Verfasser von ,,Rembrandt als Erzieher" über das Wesen des niederdeutschen Volksstammes und seiner Sprache ausgesprochen hat. Ich habe Dührs Arbeit in Herrigs Archiv (XCI Heft 2 u. 3 S. 293-297) eingehend besprochen. Der Verfasser von „Rembrandt als Erzieher" fordert gleichsam einen plattdeutschen Homer, sucht ihn allerdings in den Regionen des Unbewußten. Dühr hat diese Forderung mit großer Geschicklichkeit zu erfüllen gesucht. Mit Recht sind das trochäische Versmaß und die Folgereime für die Übersetzung gewählt, und in retardierenden Momenten schlägt der Trochäus in einen Jambus um. Daß der griechische Hexameter für die niederdeutsche Sprache ebensowenig wie für das Hochdeutsche paßt, glaube ich mit Dühr auch heute noch. Ich halte an dieser Ansicht fest, troßdem uns Hildebrand (Zeitschr. VIII, S. 1-6: Zum Daktylus, dem deutschen und lateinischen, auch vom Hexameter) in so feiner und treffender Weise gezeigt hat, wie schön und musikalisch von einem wahren Künstler gebaute Daktylen klingen. Nicht jedes Kunstwerk hat wie das schöne Lied Freudvoll und leidvoll, gedankenvoll sein" einen Goethe zum Verfasser und einen Beethoven zum Komponisten. Selbst Goethe hat lange nicht immer in dunklem Kunstgefühl seine Daktylen in dieser feinen rhythmischen Weise gebaut. So ganz Unrecht hat also doch wohl W. Wackernagel nicht, wenn er in seiner

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