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Von nun an war Bugenhagen nicht wieder auf längere Zeit von seinem Wittenberg entfernt. Ununterbrochen seßte er die amtliche Thätigkeit, welche ihm hier oblag, fort, als Pfarrer in Predigt und Seelsorge, als Professor in Vorlesungen und anderen akademischen Funktionen, 1) als GeneralSuperintendent durch Prüfung und Ordination der Geistlichen, Geschäfte im Consistorium, Inspection der Kirchen, Einwirkung auf die Pastoren; 2) ununterbrochen durfte er auch an dem Segen des Verkehrs mit seinen theologischen Amtsgenossen sich freuen, den er so hoch anschlug, daß er ihn nimmer entbehren und gegen keinen anderen Vortheil vertauschen mochte. Da fand er jenen fördernden Gedankenaustausch in amtlichen Besprechungen und Berathungen, deren Früchte uns zum Theil in den zahlreichen Gutachten und Rathschlägen erhalten sind, die von ihm mit Luther, Melanthon u. A. ausgestellt wurden, 3) da Anregung und Gewinn in gemeinsamen Studien, wie bei jenen Zusammenkünften, welche Luther mit ihm, Melanthon, Jonas, Cruciger zur Revision der Bibelüberseßung_veranstaltete, 4)

1) S. seine Programme zu Doctor-Promotionen in: Scripta publice proposita in Acad. Vitebergensi ab ao. 1540-1553. p. 312 f. 322.

2) Hierher gehören auch seine Hirtenbriefe, wie der auf Verlangen des Churfürsten gemeinsam mit Luther erlassene, vom Jahre 1543, in dem aufgefordert wird zu Buße und Gebet wider die Ruthe Gottes, die Türken, auch des Reichstages zu Nürnberg nicht zu vergessen, daß Gott wolle der Fürsten Herzen erleuchten und neigen, daß sie einmal mit Ernst ihre Uneinigkeit lassen; ein ähnlicher 1544 im Hinblick auf den Reichstag zu Speier; andere werden wir später zu erwähnen haben.

3) Viele derselben finden sich in Luthers Briefen von de Wette, und im Corpus Reformatorum von Bretschneider, einige auch bei Burkhardt. Dr. Martin Luthers Briefwechsel. Leipzig, 1866; in Kappens kl. Nachlese 2c. 2c. Leipzig, 1721. Th. I. und a. a. D.

*) Matthesius Predigten über Luthers Leben, 13. Predigt. „D. Martin kam in dies Consistorium mit seiner alten lateinischen und neuen deutschen Biblia, dabei er auch stetig den hebräischen Tert hatte. Herr Philippus brachte mit Bogt, Bugenhagen.

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deren Vollendung Bugenhagen später noch jährlich durch ein festum translationis bibliorum feierte, das er in seinem Hause mit seinen Freunden durch eine gemeinsame Andacht und Mahlzeit beging. In jenem Kreise von Collegen ward ihm auch die Erquickung und Stärkung durch brüderlichen Umgang, in welchem sie größere und kleinere Sorgen und Freuden mit einander theilten und nicht ungeachtet des Ernstes ihres GlaubensLebens, sondern weil sie durch dasselbe innerlich fest und froh in Gott und frei geworden waren, auch unbefangen dem Scherze und Humor Raum gaben; und für solchen fehlte auch bei Bugenhagen nicht Anlage und Neigung, wie sich in seinen Briefen viele Aeußerungen derselben finden, in denen er sich hie und da selbst des Breiteren ergeht. Einige Bugenhagen betreffende Züge aus dem geselligen Umgang der Wittenberger Freunde hat Cramer (Kirchenchronik, B. 3, Kap. 53) aufbewahrt, um anschaulich zu machen, wie Bugenhagen „im gemeinen Wandel liberalischen, fröhlichen und fertigen Gemüths" gewesen. Als Bugenhagen von Dänemark zurückkam, fragten ihn seine Collegen nach der Landesart und Sitte; Bugenhagen erzählte ihnen zu ihrer Verwunderung, er käme aus einem Lande, wo die Leute eitel Del tränken und Schmeer äßen; sie erfuhren erst nachher, daß im Dänischen Bier und Butter so heißen. — Sehr gern redete er in seiner Muttersprache, und Melanthon begehrte scherzend, er möge ihn doch dieselbe lehren und kurze Regeln dafür geben. Bugenhagen sagte ihm, das, was der Hochdeutsche durch S redet, das spreche der Niedersachse und Pommer durch T, also für das, dat, für was, wat. Darauf wollte Melanthon sich sogleich im Sprechen versuchen und trank ihm zu mit dem Wort: Ed gelt euch dat Glat; das gab ein Gelächter, da er Glaß hätte sagen müssen und Bugenhagen erwiederte: Nulla regula est tam firma, quin habeat exceptionem! Da die Freunde einmal bei Joachim Camerarius zu Tisch waren, forderte Luther sie auf, sie wollten sehen, wer das kürzeste Tischgebet machen könne und fing an: Dominus Jesus sit potus et esus (der Herr Jesus sei Speise und Trank). Bugenhagen fuhr fort: dit und dat, drocken und natt, gesegne uns Gad. 1) Melanthon aber wußte es in zwei Worte zu fassen: Benedictus benedicat (der Gesegnete segn' es).

sich den griechischen Text, Dr. Cruciger neben der hebräischen die chaldäische Bibel. D. Pommer hatte auch einen lateinischen Text für sich, darinnen er sehr wohl bekannt war. Zuvor hatte sich ein Jeder auf den Text gerüstet, davon man rathschlagen wollte, griechische und lateinische neben den jüdischen Auslegungen übersehen. Darauf proponirte dieser Präsident einen Text und ließ die Stimmen herumgehen und hörte, was ein jeder dazu zu reden hatte, nach Eigenschaft der Sprache und nach der alten Doctoren Auslegung.“

1) Sonst pflegte er wohl zu seinem Tischgebet die Worte zu fügen: Amen, daß es wohl schmecke und wohl bekomme: Ein trockener Bissen mit Freud' und Ruh, ist besser als eine gebratene Kuh, wobei man hadert immerzu.

Doch blieb auch jezt Bugenhagens Wirksamkeit nicht auf Wittenberg beschränkt; noch immerfort war er mit Herz und Sinn den Ländern und Städten zugewendet, in denen er sein Evangelisten-Werk ausgerichtet hatte, er blieb ihnen durch Gebet, Berathung, Liebesdienst verbunden. Anhaltend und lebhaft war insbesondere sein Verkehr mit dem Könige von Dänemark, Christian III. Dieser wie er von Herzen der Sache des Evangeliums anhing und sich um den gedeihlichen Fortgang derselben bemühte, war ebenso den Reformatoren persönlich zugethan und dankbar, und pflegte die Verbindung mit ihnen, erfreute sie gern mit Geschenken, sezte auch für Luther, Melanthon, wie für Bugenhagen ein Jahrgehalt aus, welches er nach Luthers Tode der Wittwe desselben auf Bugenhagens Verwendung zufließen ließ. Unterhalten wurde aber dieser Verkehr namentlich durch Bugenhagen, der dem König am nächsten stand und fleißig nach des Königs Wunsch Briefe mit ihm wechselte. 1) In diesen Briefen machte Bugenhagen dem Könige Mittheilungen über Zeit-Ereignisse und Verhältnisse, an Scherzen fehlt es dabei nicht, aber auch nicht an Herzensergießungen, die manchmal zu innigen Gebeten werden. Er berichtet über einzelne Studirende aus Dänemark, ihre Studien, Führung und Bedürfnisse aufs sorgfältigste, giebt Anregung und Rath in Angelegenheit der dänischen Kirchen und Universität, sendet dem König und der Königin und ihren Kindern Bücher, die ihnen werth sein können, zu, bespricht Angelegenheiten der Königlichen Familie, zu der er, wie sich dabei zeigt, in einem innigen Verhältniß steht, so daß er selbst wohl merken lassen kann, wie es ihm empfindlich ist, daß die dänische Prinzessin, die dem sächsischen Herzog August (nachmaligem Churfürsten) vermählt war, ihm nicht Veranlassung gegeben, ihr zu nahen. Er darf aber ebenso von seiner eigenen Familie Freuden und Sorgen zu dem König reden, und trägt dem Willen des Königs gemäß ihm viele große und kleine Anliegen, die er auf dem Herzen hat, vor; er thut dies mehr für Andere als für sich; doch spricht er, wie der König ihn wiederholt dazu auffordert, seine eigenen Wünsche unbefangen und zutraulich aus. So in einem späteren Lebensjahre (1554): „Weil E. K. M. meine Bitte gnädiglich gerne hat, so bitte ich unterthänig E. K. M. wolle mir gnädiglich schenken gute Schwedische Füchse zum Futter unter einen langen Rock und unter einen Leibrock, damit ich möge diesen alten Bugenhagen warm halten im Dienste Christi, so lange als Gott will, es wird vielleicht meine lezte Kleidung sein in diesem Jammerleben.“ (Schum. p. 203.) — Kurz es giebt sich hier ein solches Verhältniß des dankbarsten Wohlwollens von der einen, der herzlichen Ergebenheit von der anderen, des Vertrauens von beiden

1) Schumacher: Gelehrter Männer Briefe an die Könige in Dänemark. Kopenh. und Leipzig, 1858. Th. I. p. 1–226,

Seiten kund, daß wir es gewiß als eine aufrichtige Versicherung anzusehen haben, wenn Bugenhagen, da er die Einladung des Königs bei Gelegenheit der zu erwartenden Taufe eines Prinzen wieder zu ihm zu kommen, ablehnen mußte, sagte: „ich habe es ja E. M. zugesagt, daß ich noch einmal gern wolle zu E. M. kommen, auch in diesem meinem Alter, sollte ich auch durch mehr Mähare oder Wasser reisen, denn vorhin, doch will ichs treulich halten, so ich lebendig und gesund bleibe und ich da nüße sein kann, denn ohne das wäre es nicht gut, so fern und gefährlich spazieren zu fahren und wäre auch Kost und Mühe verloren. 1)

Auch mit einem anderen bei der Entwickelung der Reformation eingreifenden Fürsten, dem Herzog Albrecht von Preußen, trat Bugenhagen in anhaltenden schriftlichen Verkehr. Dem Herzog und seiner Gemahlin war Bugenhagen bei der Krönungsfeier zu Kopenhagen bekannt und lieb geworden. Das Vertrauen zu dem Herzog „als einem der nicht vielen Fürsten, denen Gott seine Gnade dazu gegeben, daß sie das Reich Gottes bauen helfen, wie die Propheten geweissagt“ sowie der Eifer, mit welchem Bugenhagen bemüht war, zu helfen, daß die Kirchen Christi mit guten Predigern bestellt werden und die Fürsorge, welche er deshalb auch den Preußen widmete, gab zunächst die Veranlassung zu der Correspondenz; der Herzog, welcher den Verkehr mit Gelehrten, besonders mit Theologen liebte, nahm sie gern auf; durch einen Besuch desselben in Wittenberg (1545), bei welchem er wie gegen Luther und Melanthon so auch Bugenhagen viele Güte erwies, wurde sie noch mehr angeregt und herzlich, vertraulich. Auch die Herzogin betheiligte sich dabei, so daß Bugenhagen über einen Brief derselben, in welchem sie sich „mit angenehmen heiligen Scherzen so lie benswürdig erwiesen habe" auf verbindliche Weise seine Freude bezeugt. Doch der Kern war auch hier ein Gedankenaustausch über die Sache des Reichs Gottes, in welchem Bugenhagen sich angelegen sein läßt, den Herzog in seinen edlen Bestrebungen zu berathen und zu unterstüßen, insbesondere auch zu ermuntern, daß er in der Fürsorge für seine Hochschule troß mancher Widerwärtigkeit und Undankbarkeit, die er erfahren muß, nicht ermüde und dadurch helfe, daß das Wort Gottes gegen die greulichen Unterdrückungsversuche der Papisten aufrecht erhalten werde. Eine öffentliche Kundgebung dieser Gesinnung gegen den Herzog war die Vorrede zu dem Commentar über den Propheten Jeremias. 2) Dieser Prophet, meint Bugenhagen, paßt ganz besonders für diese unsere Zeit, denn, wie er, weil

1) 12. April 1545 bei Schumacher S. 35 f.

2) In Jeremiam prophetam Commentarium Johannis Bugenhagii Pomerani, Doctoris et Pastoris Ecclesiae Witenbergensis. Nunc primum editum Anno MDXLVI. Die Vorrede hat Bugenhagen datirt vom 16. Januar 1546, 80. aetatis meae sexagesimo primo.

er das Wort Gottes predigte, von den Häuptern der Kirche seiner Zeit Verfolgung leidet, so müssen auch wir wegen des Evangeliums vom Papst und den Priestern und Sophisten Verfolgung leiden und uns als Aufrührer schelten lassen. Das Buch des Jeremias dient aber auch den Predigern des Evangeliums zum Troste und stärkt sie, ihrer Pflicht nicht untreu zu werden. Er widmete seinen Commentar, der namentlich in diesem Sinne den Propheten auslegt, dem Herzog Albrecht, auch nach dem Rathe und Wunsche seiner Oberen und Lehrer (doch wohl Luther und Melanthon) um ihm ihre Verehrung und ihren Dank dafür zu bezeugen, daß er ihnen um des Evangeliums willen so viel Liebe und Ehre erweise, während die Welt das Evangelium haffe und ausrotten möchte; denn er gehöre zu den Fürsten, die Gott (Jes. 49) der Kirche als Pfleger und Schirmer verspreche. Der Herr werde ihm aber auch thun nach der Verheißung, welche er durch den Propheten Jeremias einst dem Ebedmelech gab, der des Propheten schüßend fich angenommen (Jerem. 39, 16 ff.).

In Folge der Stellung aber, welche bei den später ausbrechenden interimistischen und Osiandrischen Händeln der Herzog zu den Wittenberger Theologen einnahm oder einzunehmen schien, und der empfindlichen und entschiedenen Weise, in welcher Bugenhagen ihm deshalb gegenübertrat, wurde ihr Verhältniß zu einander fälter. 1)

Wie lebendig die Beziehung Bugenhagens zu seinen Pommern und der Pommern zu ihm blieb, ergiebt sich aus seiner schon oben erwähnten Theilnahme an der Fortbildung der Pommerschen Kirchenordnung, 2) und seiner Fürsorge für die in Wittenberg studirenden Pommern; besonders aber wird es sichtbar in den Ansprüchen, welche 1544 von dort aus an ihn gemacht wurden und in der Unruhe und den inneren Kämpfen, in welche er dadurch versezt ward. Nachdem der Bischof von Cammin, Erasmus von Manteuffel am 27. Januar 1544 gestorben war, entstand wegen der Wiederbesetzung seiner Stelle zwischen den Pommerschen Fürsten Barnim IX. von Stettin und Philipp I. von Wolgast ein heftiger und gefahrdrohender Streit. Jeder von beiden wollte die Ernennung seines Candidaten durchsezen, Barnim hatte sogar einen unmündigen Jüngling, den siebzehnjährigen Ludwig von Eberstein erkoren. Bei der Wichtigkeit, welche dieser Streit nicht nur für das Wohl der Kirche Pommerns, sondern für die Ehre und Ordnung der evangelischen Kirche überhaupt hatte, fühlten sich die Wittenberger Theologen gedrungen, schon am 14. Mai 1544 ein Sendschreiben an die beiden Fürsten zu erlassen, in welchem sie dieselben eindringlich an

1) Johannes Voigt, Briefwechsel der berühmtesten Gelehrten des Zeitalters der Reformation mit Herzog Albrecht von Preußen. Königsberg, 1841. p. 72–109. 2) S. oben S. 350 Anm. 1.

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