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gute Meynung von uns äussert, den Weg zu un: serm Herzen verschliessen; und können wir ihn anders verschliessen, als durch diese edle Wahrheitsliebe? Ist es uns darum zu thun, unsre Obliegenheiten zu erfüllen, verstehen wir unsern eignen Vortheil, so werden wir die allzugute Meynung, die Andre von uns gefaßt haben, nicht vorsäßlich unterhalten.

Noch weit weniger aber werden wir sie zum Schaden Andrer mißbrauchen. Johannes hatte es in seiner Gewalt, seine Mitbürger, die in ihrer Bewunderung so weit giengen, ihn für den Mesfias selber zu halten, zu täuschen, wie er wollte; er hätte, wenn er weniger groß und edel gewesen wäre, aus ihrem Irrthum die größten Vortheile ziehen können. Aber wie vergißt er seinen eignen Nußen um der Wahrheit willen wie arbeitet er der hohen Meynung seiner Mitbürger entgegen, um sie vor allem Schaden zu bewahren! Möchten wirs doch bedenken, M. Br., wie sehr auch wir verbunden sind, so zu denken und zu handeln! Kann etwas, urtheilet selbst, kann etwas schändlicher und für einen Christen unanständiger seyn, als die allzugute Meynung Andrer von uns, die so oft eine Folge ihrer Schwachheit, und ihres gutmeynenden Herzens ist, zu ihrem Schaden, zu mißbrauchen? Und wie häufig sind die Fälle, wo dieß geschieht! Wahrlich, M. 3., wir würden im gemeinen Leben nicht so oft betrogen werden, nicht so oft in die Hände von Stümpern aller Art fallen, wenn diese Elenden, die allzugute Meynung, die wir von ihnen haben, nicht zu unserm Schäden mißbrauchten. Ein großer Theil der öffentlichen Aemter würde nicht so schlecht besezt seyn, nicht so elend verwaltet werden, wenn es nicht so viel unwürdige Menschen gäbe, die die allzugute Meynung, welche man von ihnen gefaßt hatte, dazu mißbrauchten, sich in Pläße einzudrängen, die sie nicht ausfüllen können. Viele Ehen würden nicht so mißvergnügt, nicht so unglücklich und traurig

seyn, wenn beide Theile aufrichtig genug gewesen wäs ren, sich deutlich gegen einander zu erklären, che sie dieses innige Band knüpften, wenn sie nicht den Feh ler gemacht hätten, die allzugute Meynung, die sie von einander hatten, zu mißbrauchen, und sich einander zu täuschen. - Nein, M. Br., ferne sey es von uns, den, der so günstig von uns denkt, Schaden zu thun! Wir wollen handeln, wie Johannes. Sehen uns Andre für weiser, für wichtiger, für reicher, ́für geschickter an, als wir sind: lasset uns antworten, wie er: ich bins nicht. Es ist Pflicht, die allzugroße Meynung, die Andre von uns haben, nicht zu ihrem Schaden zu mißbrauchen.

Doch eben diese allzugute Meynung Andrer von uns sen endlich ein mächtiger Antrieb für ans, das wirklich zu werden, wofür man uns hält. Dieß ist der einzige, rechtmässige Vortheil, den wir aus diesem Irrthum Andrer ziehen können; wir wollen ihre allzuhohe Meynung als einen Ausspruch betrachten, der uns sagt, nicht was wir sind, sondern was wir seyn sollten. Ist es uns möglich gewesen, ben Andern ein günstiges Vorurtheil für uns zu erwecken, so müssen wir gewisse Eigenschaften, gewisse Gaben und Fähigkeiten besißen, die es verdienen, geschäzt zu werden. Diese lasset uns aufsuchen und ausbilden, lasset uns unermüdet daran arbeiten, ihnen alle die Vollkommenheit zu geben, die sie erhalten können, lasset uns des Beyfalls, den man uns unverdienter Weise geben wollte, in jeder Rücksicht würdig zu werden suchen. Gott aber, der nach der Wahrheit richtet, und bey dem kein Ansehen der Person gilt, mache uns immer weiser, besser, und vollkommner durch seinen Geist, um Jesu Christi willen; Amen.

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73.

Amersten Weihnachtsfeyertage.

Unendlicher, Unbegreiflicher und Unsichtbarer, der du, ewig dir selbst genug, in einem Lichte wohnest, das kein sterbliches Auge verträgt, du bist hervorges treten aus deiner stillen Verborgenheit, du hast den Glanz deiner Herrlichkeit zum_sanftesten Schimmer gemildert, um deinen Geschöpfen, um unter denselben auch uns, uns schwachen Bewohnern dieses Erdkreises, dich offenbaren zu können. Ueberall um uns her erblicken wir Beweise deiner Gröffe, Meisters stücke deiner Weisheit, Wohlthaten deiner Güte; die Himmel erzählen deine Ehre, und die Veste vers. kündigt deiner Hände Werk. Aber o wie hast du insonderheit diesen Erdkreis ausgezeichnet; zu welchem Schauplah deiner Offenbarungen hast du ihn gemacht! Mit tiefer Bewunderung, mit bebender Freude erfüllt dieser festliche Tag, der dem Andenken deiner größten, deiner wundervollsten, deiner herablassendften Offenbarung geweiht ist, mein Herz; denn ich soll sie jezt verkündigen, diese Offenbarung; ich soll jezt davon reden, daß du, den kein Endlicher faßt, und kein Sinn erreicht, uns deinen Eingebornen gesandt hast; daß du, du Unsichtbarer, in einem aus unserm Geschlechte gleichsam anschaulich für unser blödes Auge geworden bist; ich soll es jest laut rühmen, daß du den Glanz deiner Herrlichkeit und das Ebenbild deines Wesens mit unfrer Natur be

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kleidet, und uns den geschenkt hast, der von sich sagen konnte: Wer mich siehet, der sieht den Vater.

Denn so wichtig, so erhaben, so wohlthätig ist. die grosse Begebenheit, geliebte Brüder, der die Lage gewidmet sind, welche wir heute zu feyern anfangen. Es ist wahr, die Einrichtungen sind unzählbar, durch die sich Gott vor unsern Augen gleichsam enthüllet, Durch die er die Erkenntniß seiner Grösse und seines Willens bey seinen Geschöpfen veranlaßt und beför dert. Die ganze Natur um uns her ist ein grosser prachtvoller Tempel, wo seine Herrlichkeit sich bald in gewaltigen, alles erschütternden Kräften äussert, bald in der Ordnung und Schönheit eines unermeßlichen Ganzen wiederstrahlt, bald in dem milden Reichthum einer alles versorgenden Güte fühlbar wird, und jedes denkende Wesen mit Ehrfurcht, Bewunderung und Freude erfüllt. Aber heute, heute feyern wir das Andenken einer Offenbarung Gottes, die uns und unser Geschlecht weit näher und ganz besonders angeht; die sich ganz unmittelbar auf das be zieht, was uns allen das Wichtigste seyn muß, auf Sittlichkeit und Bildung; an die wir nicht denken können, ohne die Würde unsrer Natur zu fühlen, und sie mit Ehrfurcht und Bewunderung zu betrach ten; denn Gott, Gott ist offenbaret im Fleisch.

Welch ein Gedanke, M. Br., Gott ist offen: baret im Fleisch! Die Geburt Jesu, des Sohnes Gottes, an die wir uns in diesen Tagen erinnern, ist eine Anstalt, durch die uns Gott näher bekannt werden, durch die er sich zu unsrer Schwachheit herablassen, durch die er in die genaueste Verbindung mit uns treten, und uns den Weg zur höchsten Vollkommenheit öffnen wollte. Lasset uns nicht lange zweifelhaft bleiben, von welcher Seite wir diese wichtige Anstalt dießmal faffen wollen. Kann etwas unsrer Aufmerksamkeit würdiger seyn, als die Betrachtung, daß die Geburt Jesu Enthül:

lung, neue, deutliche, unaussprechlich wohl thätige Offenbarung Gottes für unser Geschlecht ist? Ja, dieß sey der Gegenstand, der uns heute und morgen beschäftigen soll. Ich werde nämlich zeigen, daß unter allen Offenbarungen Gottes die Menschwerdung seines Soh nes für unsre Schwachheit die erwünschteste sey. Aber wie viel ist hier zu überlegen, zu erläutern, zu beweisen! Lasset uns also unsre Be trachtung theilen, M. 3. Ich will den Sah, daß unter allen Offenbarungen Gottes die Menschwerdung seines Sohnes für unsre Schwachheit die erwünschteste sey, heute daraus beweisen, weil sie unserm Verstande das meiste Licht giebt; und morgen, so es Gott gefällt, werde ich zeigen, daß sie auch unserm Herzen die meiste Kraft schenkt. Doch ehe wir weiter gehen, lasset uns den, der Mensch ward, wie wir, um uns den Vater zu verkündigen, und uns zum Vater zu führen, mit vereinigter Ehrfurcht um Beystand und Segen anflehen in stiller Andacht.

Evangelium: Luc. II. v. 1 — 14.

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Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augusto ausgieng, daß alle Welt geschäßet wür de. Und diese Schahung war die allererste, und geschah-zur Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war. Und jeder mann gieng, daß er sich schäßen lieffe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land, zur Stadt David, die da heisset Bethlehem, darum, daß er von dem Hause und Geschlechte David war, auf daß er sich schäßen liesse mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß fie gebaren sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn, und wickelte ihn in Windeln, und legte ihn in eine Krippe: denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselbigen Gegend auf dem Felde bey den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Heerde. Und siehe, des Herrn En gel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um

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